Historische Lieblingsfilme

Fairerweise sollte ich erwähnen, dass „Seabiscuit“ ein Flop in den deutschen Kinos war – was mir völlig unverständlich ist.

Also ich persönlich kann das verstehen. Ich fand den Film auch nicht besonders gut und historisch schon gar nicht. :still:
Naja, Geschmäcker sind verschieden.
 
Mich würde schon interessieren, weshalb du den Film nicht gut fandest, dann könnte ich vielleicht die – offenbar dominierende – Meinung der Kinobesucher nachvollziehen.
Der Film hat meiner Ansicht nach Tendenzen, die ihn angreifbar machen. Er transportiert eine Botschaft, eine gute Absicht. Einem Kunstwerk, welches das tut, haftet heutzutage etwas Problematisches an.
Die Botschaft, die „Seabiscuit“ vermittelt, ist gut und richtig – das spricht jedoch nicht für den künstlerischen Wert des Filmes, eher dagegen. Dass der Film meiner Meinung nach dennoch gut und gelungen ist, ergibt sich aus dem Wie. Ein bisschen nervig, teilweise befremdend war für mich stellenweise die Darstellung des amerikanischen Traumes. Das ist jedoch Bestandteil des Themas und unverzichtbar. Entscheidend ist die Umsetzung. Das Thema wird hin und wieder im Dialog etwas überstrapaziert, wofür ich mich normalerweise auch nicht gerade begeistere. (Die Frage ist, ob ein Film, der ein breites Publikum ansprechen will – in den USA war der Film erfolgreich - auf so deutliche Fingerzeige verzichten kann. Ich weiß es nicht.)
Das Thema des Filmes wird durch viele konkrete Szenen getragen, es ergibt sich aus der Darstellung selbst, und dass es hin und wieder den Figuren (teils abgewandelt) in den Mund gelegt wird, tut der Qualität keinen Abbruch, das heißt, es kann dem Film nicht wirklich schaden. Wenn ich die Beschreibung der wirklichen Ereignisse, die dem Film zugrunde liegen, weshalb er historisch ist, mit der Filmhandlung vergleiche, ergibt sich die eine oder andere Straffung und Vereinfachung der Übersichtlichkeit und Wirkung wegen, was aber kaum zu vermeiden ist.
„Seabiscuit“ ist ein moralischer Film. Im Film wird genau und konkret erzählt, aber zugunsten der Authentizität auf Überraschungsmomente und andere Taschenspielertricks verzichtet. Das kann bemängelt werden, ist für mein Empfinden jedoch ein Plus. Ich fand den Film – ich habe ihn schon mehrmals gesehen – immer wieder packend und bewegend. Packend vor allem wegen der Pferderennszenen, auch das ist vielleicht nicht jedermanns Sache.
Dass der Film eine sehr amerikanische Geschichte erzählt, stört mich nicht. Die Geschichte muss mich überzeugen, und das tut sie.

Aber ich verfolge mit diesem Beitrag keine moralischen Absichten, will auch niemandem seinen Filmgeschmack diktieren, sondern freue mich auf den Fernsehabend.:)
 
Zu King Arthur

Stimmt, King Arthur hatte Schwächen, dennoch: Es war ein Film, der die Spätantike lebendig werden ließ, ich fand das ganz beeindruckend. Vielleicht habe ich mir was schön geguckt, aber in Aspekten hatte es was, muss ich sagen.
Thorwald
 
King Arthur war der Film, in dem
- Reiter über die Wiese rennen
- Reiter durch den Wald rennen
- Reiter über Sachsen rennen.
Wenn ich die Spätantike sehen will, dann denke ich eher an Städte. Wenn ein film eine Zeit lebendig lassen werden will, dann braucht es viele Figuren unterschiedlicher sozialer Herkunft. Aber das ist ja nicht das Hauptproblem von KA, sondern die fehlende Logik der Handlung.

PS: ich fand es beeindrucken wie Gwenhyfar (oder so) in etwas peplosähnlichen durch das Schneegestöber läuft. Könnt ich nicht
 
aw

Themistokles schrieb:
- Reiter über die Wiese rennen
- Reiter durch den Wald rennen
- Reiter über Sachsen rennen.
Ich dachte, sie reiten?

Jedenfalls wird ein breiteres Publikum mit Problematiken der Spätantike bekannt gemacht:

Christentum, Rückzug Roms, Völkerwanderungen etc.

Thorwald
 
Zu "King Arthur" fällt mir nur eines ein:

"Wir mischen und nicht mit ihrem Blut!"
Film-Cerdic der die Vergewaltigung einer Keltin durch einen seiner Handlanger verhindert. Selbsverständlich tötet er die Frau trotzdem.
:rofl: :rofl:
 
Zuletzt bearbeitet:
Joinville schrieb:
Zu "King Arthur" fällt mir nur eines ein:

"Wir mischen und nicht mit ihrem Blut!"
Film-Cerdic der die Vergewaltigung einer Keltin durch einen seiner Handlanger verhindert. Selbsverständlich tötet er die Frau trotzdem.
:rofl: :rofl:

Tut mir leid, auch das, wie den ganzen Film, der eine abstruse und bemühte Action-Achterbahnfahrt durch sämtliche auch nur denkbar möglichen Klischees des 90er-Actionkinos war, fand ich nicht witzig.

:nono:
 
Mummius Picius schrieb:
Tut mir leid, auch das, wie den ganzen Film, der eine abstruse und bemühte Action-Achterbahnfahrt durch sämtliche auch nur denkbar möglichen Klischees des 90er-Actionkinos war, fand ich nicht witzig.

:nono:

Ich auch nicht. Eher unfreiwillig komisch.
Vor allem das der Regiesseur des Filmes, der für das Werk angeblich ausgiebige Nachforschungen betrieben haben soll, wohl angenommen hat, dass der Held gegen germanische Rassisten noch viel besser aussieht.
 
Beide Filme haben ihr Vor- und Nachteile, aber da ist die Storie von Gladiator doch wesentlich leiser und etwas weniger pathetisch. Aber über Geschmack läßt sich ja streiten *g*

Was mich persönlich anwiedert ist, dass uns in diesem Film das amerikanische Wertesystem eingetrichtert werden soll (Monarch böse-Republik gut).

Dieses Thema wird in dem Film oft breitgetreten. Achtet darauf wenn ihr ihn anschaut.

Um was zum Thema beizutragen:
Mein persönlicher Lieblingsfilm ist der "Radetzkymarsch", nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth.
Ein sehr gelungener Film bei der, genau wie der Roman, sehr leise und vor allem melancholisch ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich der "Gladiator" sehe, kann ich kaum noch glauben, dass der Regisseur ein filmisches Kleinod wie "Die Duellisten" schuf, das neben tollen Bildern auch super aufgelegte Schauspieler bot.
(Leider gibt es historische Patzer, die aber auch von der Romanvorlage herrühren können, die kenne ich aber nicht.)
Ganz nett:
- Das Mädchen mit den Perlenohringen (mmh Scarlett J. u. wie immer der coole Colin Firth, der Film wurde von der Kritik ofmals garnicht kapiert)
- Pride and Prejudice (1995, mit Colin Firth, Jennifer Ehle ..., super Plot, Kostüme, Spielorte, Stimmigkeit)
- Der Kaufmann von Venedig (sehr atmosphärisch, Al Pacino und ein Staraufgebot echt guter Mimen)
- Master and Commander (in der Hauptrolle: Das Schiff, die Musik von Corelli bis Bach ist wunderbar, auch wenn für die Handlungszeit nicht ganz einleuchtend, einen vergleichbaren Film zur Navy hat es noch nicht gegeben, obwohl "Rebellion" mit Alec Guiness auch klasse ist von seiner Leistung her)
- Revolution (zwar teilweise ungenau, aber beklemmend realistisch, zeigt den Krieg aus ungewöhnlicher Perspektive)
- Spartacus (trotz Fehler merkt man das Regiewerk des Meisters Kubrick!, Ustinov macht sich hier für mich zur Legende)
- Barry Lyndon (dito, die Bilder sind ein Augenschmaus, Kubrick denkt sich zwar zum Teil sein 18.Jh. aus, aber das mit viel Fantasie und Geschmack, Bilder wie Gemälde! Kubrick bleibt der Künstler unter den Regisseuren, klasse Romanvorlage, viel schwarzer Humor)
- Oliver Twist (Roman Polanski hat sich durchaus wie bei "Piraten" um viel Atmosphäre bemüht, man kann nur hoffen, dass er sich mal der großen historischen Themen annimmt, bevor Mel Gibson das tut)
- King George - ein Königreich für mehr Verstand (göttliche Kostüme, Schauspieler (Rupert Everett als Prinzregent hervorragend!), Bilder, Bauten, Musik (Händel))
- Der Kontrakt des Zeichners (eher ein Krimi, spielt aber im 17.Jh. und ist ein bisschen surreal, Mein Lieblingsdialog:
Der Zeichner: ...der Patrick, der Irland von der Schlange gesäubert hat.
Ein Adeliger: Die letzte sinnvolle Säuberung in Irland fand vor ein par Jahren durch Wiliam of Orange statt.
(oder so ähnlich))
- Molière (ein Zweiteiler aus den 1970ern, der zwar kostümlich nicht ganz korrekt, aber auch wieder atmosphärisch ist)
- Massada (muss ich mal wieder sehen, Peter O'Toole überstrahlt allerdings alle übrigen)
 
Zuletzt bearbeitet:
Möchte mich an dieser Stelle mal HERZLICH bedanken!

Bin erst ein paar Wochen im Forum und habe schon soviel geschichtliches dazugelernt und durch die vielen Anregungen zu historischen Filmen meine DVD-Ausleihliste bei (ich glaub, ich darf keine Werbung machen) beträchtlich erweitern können. Meine Lieblingsfilme (stark schauspielerabhängig) sind Henry V. , Cyrano de Bergerac und auch Rasputin mit Alan Rickman aber die wurden hier alle schon genannt und natürlich alle Jane Austen - Verfilmungen.

Also weiter so - Gruß KaSwy
 
"Des Königs Admiral" mit Gregory Peck, ebenfalls ein Muss für englisch-französische Kriegsfilm-Liebhaber. Captain Horatio Hornblower meistert all seine Aufgaben mit Bravour und wie sollte es anders sein auch die einzige Dame auf seinem Schiff.
Trotzdem fand ich ihn sehr gut und Gregory Peck sowieso für einen Ausnahme-Schauspieler.
 
Der Film mit Mr. Peck ist aber auch eine Literaturverfilmung und bei der sind die verschiedenen Romane (hauptsächlich "Captain Hornblower") recht bruchlos aneinander gefügt. Erstaunlich eigentlich wieviel Stoff der Regisseur in einen Film rein bekommen hat. Die Romane sind allesamt halt auch schonungslos überzeichnet und gerade der mit Lady Barbara recht schmalzig.
 
Das waren eben die 50er Jahre. Trotzdem finde ich diese Verfilmung besser, als Master and Commander mit Russel Crowe. Forresters Romane mag ich allerdings noch lieber als die Verfilmungen. Forrester hat wirklich sehr gut recherchiert und dann hat sein Held Hornblower eben auch sympathische menschliche Schwächen. Er verträgt keinen Alkohol, ist so unmusikalisch, daß er nicht einmal die britische Nationalhymmne erkennt, ist furchtbar schüchtern und wird vor allem immer seekrank.
 
Das waren eben die 50er Jahre. Trotzdem finde ich diese Verfilmung besser, als Master and Commander mit Russel Crowe.
Ich finde Master und Commander ist ein einigermaßen realistischer und gelungener Film für Hollywood-Verhältnisse. Klar ist er noch recht amerikanisch aufgebaut, aber nicht ganz so wie viele viel andere "Seefahrer-Filme" aus dem Hause Hollywood.
Nun gut, ich kenne leider die Verfilmung der legendären Hornblower-Bücher nicht, kann da also nicht viel zum Vergleich sagen, doch wenn einer den Master und Commander schlecht macht, wollte ich schon mein Ketchup dazugeben :)
MfG
Tokugawa
 
Panthea@ I, Claudius da stehe ich auch drauf, der Hauptdarsteller Derek Jacobi spielte übrigens Commodus senatorischen Gegenspieler Senator Grachus. An dieser Stelle will ich mal eine Lanze für den Film brechen, trotz seiner Phantastereien ist Russel Crowe der "römischste" Held aller Sandalenfilme. Mein wahrer Liebling aber, ist Proximo. Oliver Reed in seiner letzten Rolle gibt ihm eine beinahe eine physisch spürbare Präsenz. Spartacus verdient schon wegen einer der brilliantesten Tötungsszenen der Filmgeschichte genannt zu werden, außerdem war es der erste Film, der den Namen eines Autors, Dalton Trumbo, zu nennen wagte, der auf der Schwarzen Liste stand.
Ein guter Film, den ich gerne mal wiedersehen würde, war Waterloo mit Rod Steiger als Napoleon. Und immer wieder sehenswert, die Schlacht von Borodino in Krieg und Frieden (russische Produktion).
 
Und immer wieder sehenswert, die Schlacht von Borodino in Krieg und Frieden (russische Produktion).

Wobei Borodino auch in der Hollywood-Fassung gut dargestellt wurde. Besonders Henry Fonda spielte da sehr gut und überzeugend.

Auch der Kampf um die Brücke an der Beresina war gut gemacht. Wenngleich die sowjetische Verfilmung natürlich - schon aus vaterländischen Gründen heraus - wesentlich werksgetreuer war.

Gruß

Jacobum
 
@ Jacobum
Krieg und Frieden mit Henry Fonda, Mel Ferrer und Audrey Hepburn ist natürlich großartig, insgesamt gebe ich aber doch der sowjetischen Produktion den Vorrang.
Ich muß gestehen, daß ich auch eine gewisse Schwäche für die UFA Produktion "Münchhausen" mit Hans Albers, Brigitte horney, Ilse Werner, Ferdinand Marian u.a. habe. Das Drehbuch schrieb Erich Kästner und der Film enthält eine ganze Reihe von Anspielungen auf die Nazi Diktatur.
 
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