"Amazing Grace" kam mir selber zwar von den Hauptdarstellern gut gespielt vor, aber das Leben von Wilberforce wurde m.E. zu langweilig erzählt. Auch wurde zuviel vermengt. Es wäre sympathischer gewesen, wenn man auch negative Seiten an ihm gefunden hätte. So erschien er mir doch arg moralisch clean. Die Höhepunkte des Films waren für mich vor allem die launigen Momente, wo Wilberforce auf den zusehends dahinsiechenden alkoholkranken Pitt d.J. trifft.
Ich glaube, Haleys "Queen" würde dir gefallen, wenn die Familiensaga auch nicht ganz an "Roots" herankommt. "A Woman called Moses" ist online verfügbar und allemal gut für einen Fernseh, pardon Internetabend.
Ich mag übrigens "Gone with the Wind" durchaus gerne, nicht nur wegen Clark Gable und Vivien Leigh, sondern vor allem wegen Hattie McDaniel, die für ihre Darstellung der Mammy als erste Afroamerikanerin mit einem Oscar für die beste Nebenrolle ausgezeichnet wurde.
Bei "Gone with the Wind" wurde die Vorlage etwas geglättet, im Roman sind Ashley Wilkes, Dr. Meade und die Honorationen von Atlanta Mitglieder des Ku Klux Klan, weil sie ihre Frauen vor lüsternen Schwarzen beschützen müssen, und Rhett Butler sitzt kurzzeitig im Spritzenhaus von Atlanta gefangen, weil er einen Schwarzen erschießen musste, weil er "unverschämt" gegenüber einer Dame war. Nach dem Skandal von Griffith "Birth of a Nation" wollten die Produzenten keine Kinoboykotte riskieren.
Beide sind handwerklich gute Filme, auch wenn "Birth of a Nation" streckenweise unfreiwillig komisch wirkt. Mitchells Südstaatenepos hat leider aber die Wahrnehmung und die Rezeption des "Grand Old South" nachhaltig geprägt, und es gibt heute noch viele, die es für ein authentisches Bild halten.
In diesem Zusammenhang fällt mir aber noch eine andere Produktion ein, die das Bild des idyllischen Südens total gegen den Strich bürstet.
Goodby Uncle Tom von 1970 nimmt das Thema in der Form des (Pseudo)Dokumentarfilms auf Korn, und zitiert zeitgenössische Schriftstücke und Autoren aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, u. a. Harriet Beecher Stowe und William Makepeace Thackery Der Streifen ist streckenweise schwer zu ertragen. Gedreht wurde er auf Haiti mit Unterstützung von "Papa Doc" Duvalier. Der Ku Klux Klan nannte ihn eine "Jüdische Verschwörung", die dazu aufrufe, Weiße zu töten. Es ist einer der ersten "Mockumentary Filme"