Seit Jahren schon bin ich begeisteter Leser von Historienromanen. Besonders Geschichten aus dem Mittelalter haben es mir angetan.
Es fing mit einem Roman über Jeanne d´Arc an, der wundervoll war, aber, wie ich schon bald merkte, nicht gerade historisch koreckt war. Doch darauf lege ich besonders viel wert.
Weiter ging es mit Rebecca Gablé, "das zweite Königreich" und "das Lächeln der Fortuna". Wow was für Schmöcker. Ich habe sie verschlungen wie Wassermelonen.
Dann kam Ken Folletts "die Säulen der Erde" dran. Ein Tipp meiner Mutter

Seitdem hab ich vollstes Vertrauen in ihrem Geschmack was gute Bücher angeht.
Doch das spielte alles keine Rolle mehr, als ich Peter Berlings Buch "die Kinder des Grals" in den Händen hielt.
Zuerst schreckte es mich ab. Nicht wegen der Seitenzahl (770), sondern die unglaublich große Anzahl von Figuren die in diesem Buch eine Rolle spielen.
Dazu noch mit so "exotisch" klingenden Namen wie Loba "die Wölfin", Laurence de Belgrave ("Die Ketzerin"

), Sigbert von Öxfelden, Xacbert de Barbera oder Jean de Joinville.
Trotzdem kaufte ich es mit gemischten Gefühlen.
Die hätte ich sicher nicht gehabt, wenn ich gewusst hätte wie sehr mich die mittelalterliche Welt in die mich Berling entführt hat gefangen halten wird. Und vor allem so lang (mindestens ein halbes Jahr). Den mit "die Kinder des Grals" war die ganze Geschichte längst nicht erzählt. Sie fing gerade erst an.
"die Kinder des Gral" :
Montségur, 1244. Der dicke Franzikanermönch, Wilhelm von Roebruck ist nicht mit viel Begeisterung dabei, die Belagerung der Ketzerfeste für seinen Herren, dem König von Frankreich, zu dokumentieren. Lieber wäre er in Paris bei seinem Bier und denn Waschweibern geblieben.
Als er am Vorabend der Aufgabe der Burg einem geheimnisvollen Tempelritter nachspioniert wird sich sein faules Leben jedoch um 180° wenden.
Den der Templer ist Mitglied einer kleinen bunten Truppe bestehend aus einem Deutschritter, groß und stark wie eine Eiche und einem jungen, edel aussehenden ägyptischen Mameluken. Sowie zwei kleinen Kindern, einem Jungen und ein Mädchen, "Roc" und "Yeza" genannt, die offenbar von der Ketzerburg heimlich in Sicherheit gebracht wurden. Da der Templer dem armen, dicken Mönch gern sein Leben lassen will, beschließt er Wilhelm zu einem, wenn auch unfreiwilligen, Teil der Truppe werden zu lassen.
Und sofort beginnt die Flucht zur Rettung der Kinder, um die ein großes Geheimnis gemacht wird. Gejagt werden sie von Vitus von Viterbo. Einem Häscher des "grauen Kardinals" der römischen Kirche. Wärend der gefahrvollen Reise durch das mittelalterliche Langue´doc entwickelt Wilhelm fast schon mütterliche Gefühle zu denn zwei Waisen. Doch schon bald werden sie voneinander getrennt. Anstatt zu seinem König zurück zukehren, beschliest Wilhelm den Kindern nach Italien hinterher zu reisen. Dabei wird er Zeuge von Intrigen der Kurie, die es auf die Kinder abgesehen hat.
Während Roc und Yeza in denn schützenden Mauern der Gräfin von Otranto (Laurence de Belgrave) einen sicheren Hafen gefunden haben, verirrt sich Wilhelm in die Berge der Alpen zu dem Bergvolk der Saratzen. Obwohl sich ihm dort ein Paradies auf Erden anbietet, entscheidet er sich doch für "seine" Kinder. Und die sind in Otranto nicht mehr sicher.
Zugegeben, Peter Berling ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein schwieriger Autor. Er besitz ein unglaublich hohes Wissen um das Mittelalter, was der Leser seiner Bücher auch haben sollte (ein Freund hat nach der Hälfte aufgegeben). Mal eben kurz vorm einschlafen ein Paar Seiten lesen ist nicht drin. Man muss sich schon sehr auf die Geschichte konzentrieren und man brauch ein langes Gedächtnis.
Dazu kommen die detailierten Beschreibungen der vielen Persönlichkeiten, egal ob "gut" oder "böse". Jeder hat dort Ecken und Kanten. Selbst die kleineren Figuren sollte man sich merken, da sie in den späteren Büchern noch eine gewichtige Rolle spielen werden (Yves "der Bretone", Jean de Joinville, Clarion von Salentin oder Hamo L´Estrange).
Das Besondere an Berlings Romanen ist die dichte Verwebung von historischen Tatsachen und Fiktion. Bei mir ist es schon fast eine Wissenschaft geworden, heraus zufinden was wahr und was Erfindung des Autors ist.
Einige der Figuren, selbst bei denen man es nicht glauben mag, haben tatsächlich gelebt. Allen voran Wilhelm von Roebruck, aber auch Yves "der Bretone", Joinville, de Barbera oder Elias von Cotrona und viele andere mehr.
Sie alle spannt Berling in seine Geschichte ein, ohne dabei die historischen Vorbilder und ihr Wirken zu verfälschen.
Seine Bücher haben mich in jedem Fall dazu animiert mich tiefer mit der mittelalterlichen Geschichte zu befassen.
Ich hab jetzt fast alle seine Bücher, bis auf "Franziskus oder Das zweite Memorandum".
Im Gegensatz zu ihm schreibt die Gablé eher bessere Kinderbücher.
"Der Hüter der Rose" war einfach nur mieserabel. Eine schlechte Kopie von "das Lächeln der Fortuna".
Vor ein Paar Tagen hab ich Tilman Röhrigs "Ein Sturm wird kommen von Mitternacht" angefangen.
Und der schreibt auch ganz gut ("Wie ein Lamm unter Löwen", "Solang es Unrecht giebt", Wir sind das Salz von Florenz").