sehr pointiert!
ich muss gestehen, dass ich gar nicht weiß, ob und wann und welcher Rabbiner gegen Jesus bzw. den christlichen Glauben argumentiert hat (ja, eine Schande, diese Bildungslücke... ich kenn da nur Heines satirische "Disputation")
...aber dann... die altvorderen Kirchenväter, die u.a. auch mit der Missionierung der heidnischen Horden befasst waren, hatten nie Zweifel an der Existenz von Wodan, Thor, Freia etc. geäußert, sondern diese vielmehr zu bösen Dämonen degradiert, denen man abschwören müsse (forsahhitu uuodan uws. im sächsischen Taufgelöbnis) -- wenn nun aber die altvorderen Kirchenväter nie gesagt haben, dass Wodan nicht gäbe, ist das dann streng genommen wirklich ein Beweis für die Existenz Wodans?
Biblisch sind Rabbis zwar seit dem Babylonischen Exil belegbar, zuerst bei Esra 7 (Angabe ohne Gewähr), und auch Jesus wird als Rabbi angeredet. Das rabbinische Judentum im eigentlichen sinne ist aber aus der Pharisäerbewgung erst nach Zerstörung des Tempels 70 hervorgegangen. Im NT erscheinen die Pharisäer oft als Gegner Jesu, aber Kranke am Sabbat zu heilen und andere Taten Jesus von Nazaret widersprachen eigentlich nicht pharisäischen Traditionen. die ersten Christen waren Juden, und Titel, die Jesus gegeben wurden, sind nur im jüdischen Kontext verständlich.
als Rabbi reden ihn auch Pharisäer an.
Als Prophet bezeichnet sich Jesus selbst.
Falschen Propheten nannten ihn die Sadduzäer.
Als Elias oder wiedergeborener Elias,
als Sohn Davids.
Grundbegriffe der Lehre wie Nächstenliebe, Vergebung, Sühne, Gerechtigkeit stammen aus dem Tanach.
Als sich das Christentum nach 70 immer stärker auf Mission von Nichtjuden konzentrierte und jüdische Reinheits- und Speisegebote aufgab (in der Apg wird ein Traum des Petrus erwähnt, der Spanferkel erlaubt und Beschneidung nicht fordert) wurde das Christentum 95 auf dem Sanhedrin von Jamnia für unvereinbar mit jüdischen Traditionen erklärt.
Im babylonischen Talmud von 200 wird Jesus gar nicht erst namentlich genannt von "diesem Mann" heißt es nur, er sei ein unehelicher Sohn eines Legionärs gewesen, ein falscher Prophet der vor dem Pessach gehängt wurde und nur wenige Anhänger hatte und Zauberei praktizierte, womit klar war, dass er kein Prophet sein konnte.
Von Origines hat sich eine Streitschrift "Contra Celsus" erhalten, der als Jesus Vater einen Legionär Panthera angibt. Jesus habe auch starke Neigung zu Prostituierten gehabt, und als Prasser und Trinker wurden er und seine Jünger auch zuweilen von Gegnern in den Evangelien angefeindet.
Von den Kirchenvätern des 3. -8. Jahrhunderts ist mir keiner bekannt, der bis in nordische Nebel vorgedrungen ist. Augustinus musste allerdings erleben, dass die Vandalen seinen Bischofssitz Hippo Regius belagerten.
Wenn Thor Wodan und Konsorten sich in einer Götterdämmerung den Tod holen und dahingerafft werden, braucht man ihnen auch nicht abzuschwören, und wenn ein irischer Mönch wie Bonifatius die Donareiche bei Fritzlar fällen konnte, ohne vom Blitz oder Thors Hammer erschlagen zu werden, ist das zwar kein Gottesbeweis, aber zumindest ein Argument, dass die monotheistische Importgottheit dauerhafter sein könnte. Manche wikinger ließen sich ganz gerne taufen, denn da gab es meist etwas von einem Bischof als Paten geschenkt.