Historizität Jesu von Nazareth

EQ, ich denke, mit folgenden Sätzen
Riothamus;699231 Da muss ich der historisch-kritischen Forschung zustimmen schrieb:
meint Riothamus, dass eine Schule als Urheber, die nicht aus Anhängern des Johannes bestanden hätte, zwangsläufig aus Gegnern hätte bestehen müssen. Davon gab es ja reichlich, da man sich das Judentum auch zur Zeit Jesu nicht als geschlossene zentralistisch geregelte Gemeinschaft wie beispielsweise die spätere Una sancta vorstellen darf.
 
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Dass Paulus beim Gegensatz "Fleisch-Geist" ganz sicher keine himmlischen Sphären meint, merkt man an vielen Stellen, z. B. Römer 2:


Da ist "Fleisch" sogar ganz wörtlich zu nehmen...

Es geht darum, was Paulus mit "en sarki / kata sarka" meint.
Die Interpretation "himmlische Sphäre" für "Fleisch" ist jedenfalls extrem weit hergeholt.

Also in den Sprachen mit denen ich mich auskenne (was zugegebenermaßen alles andere als viele sind) haben etliche Worte, wenn man sie in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt oft auch eine unterschiedliche bzw. abweichende Bedeutung. Zum Bsp. (um mal beim Thema Fleisch zu bleiben) hat das Wort Fleischbeschau im Kontext eines Schlachthofs nicht exakt die selbe Bedeutung wie im Zusammenhang mit einer Miss-Wahl. :D
Ich weis nicht wie gut Dein altgriechisch ist, aber falls Du Dich in dieser Sprache nicht bestens auskennst, wäre die Behauptung "en sarki / kata sarka" würde in allen Kontexten immer genau die selbe Bedeutung haben, reichlich gewagt.

Wie das?
Ein vor ein paar Jahrzehnten verstorbener Bauarbeiter aus einem jüdischen Kaff?
Was daran soll attraktiver gewesen sein als bei der mythischen Figur?

Und wenn das für die Heiden damals attraktiv gewesen wäre: Warum ist bei den konkurrierenden Kulten niemand auf diese tolle Idee gekommen?

Durch die Verschmelzung des mythischen Jesus mit dem Jesus der Q-Gemeinde wurde die Figur des Gottessohnes, und damit auch die gesamte christliche Religion weit komplexer und vielschichtiger und somit auch interessanter. Es war sozusagen ab da für jeden etwas dabei mit dem er sich identifizieren konnte, was ja wohl auch eine Voraussetzung für den späteren Erfolg als Weltreligion war.
 
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EQ, ich denke, mit folgenden Sätzen
Da muss ich der historisch-kritischen Forschung zustimmen, dass eine Schule um den Jünger oder den Apostel der wahrscheinlichste Urheber ist. Denn sonst wäre es eine Schule gewesen, die denselben ablehnt.
meint Riothamus, dass eine Schule als Urheber, die nicht aus Anhängern des Johannes bestanden hätte, zwangsläufig aus Gegnern hätte bestehen müssen.

Genauso hatte ich ihn verstanden und das erschloss und erschließt sich mir nicht.
 
Genauso hatte ich ihn verstanden und das erschloss und erschließt sich mir nicht.
Ich habe es so verstanden, dass bei Urhebern aus der Gegnerschaft die Darstellung des Johannes auch negativ gewesen wäre. Ich werde aber gerade bei dem ganzen Gewusel ganz konfus, weiß auch nicht mehr, was ich wie verstehen soll und überlege, ob ich mein 2010 für diesen speziellen Thread abgelegtes Schweigegelübde erneuern soll :still:. Und das, obwohl die Mitdiskutanten so nett sind.
Meines Erachtens kann es nicht so schwierig sein mit dem historischen Jesus. Ich glaube kaum, dass 2000 Jahre lang eine "Qinte" Gesprächsthema, Lebensinhalt etc. hätte sein können. Um den theologischen Gehalt der Lehre soll sich ein Theologieforum kümmern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe es so verstanden, dass bei Urhebern aus der Gegnerschaft die Darstellung des Johannes auch negativ gewesen wäre.

Äh, hast Du den Post 1353 schon gelesen?

Es ging darum, ob Johannes für das nach ihm benannte Evangelium als Zeitzeuge gelten kann, der die Historizität Jesu bestätigt.

Wenn er zur Zeit der Abfassung des Evangeliums noch lebte, wie es überliefert ist, wird er sicherlich befragt worden sein, wenn er der Schule/Gemeinde in Ephesos noch nahestand. Somit hätten wir - zumindest bezüglich der historischen Existenz - das Zeugnis eines Schülers/Jüngers Jesu vorliegen.

Der einzige Fall, für den ich mir eine gänzlich fehlende Befragung vorstellen kann, ist das Szenario einer vom Lehrer entfremdeten Schule. Da ich redlich argumentieren wollte, musste ich das doch erwähnen.

Dabei hätte das Evangelium durchaus den 'alten' Johannes gut darstellen können, während der Autor den 'aktuellen' Johannes negativ betrachtete.
 
Ich weis nicht wie gut Dein altgriechisch ist, aber falls Du Dich in dieser Sprache nicht bestens auskennst, wäre die Behauptung "en sarki / kata sarka" würde in allen Kontexten immer genau die selbe Bedeutung haben, reichlich gewagt.

Diese Behauptung hat niemand aufgestellt.

Doherty behauptet, dass die Wendung "en sarki / kata sarka" ("im Fleisch / nach dem Fleisch") als "untere himmlische Sphäre" zu deuten sei.

Das ist in diesem Zusammenhang die einzige gewagte Behauptung, die im Raum steht.

Wenn ich eine so weit hergeholte Interpretation ernst nehmen soll, muss auch eine sehr gute Begründung auf dem Tisch.

Bisher sehe ich keine Begründung.



Durch die Verschmelzung des mythischen Jesus mit dem Jesus der Q-Gemeinde wurde die Figur des Gottessohnes, und damit auch die gesamte christliche Religion weit komplexer und vielschichtiger und somit auch interessanter.
Das verstehe ich jetzt nicht.

Der Jesus der Q-Gemeinde war Deiner Meinung doch auch eine fiktive Figur, richtig?

Mit welcher Logik folgt aus der Verschmelzung zweier fiktiver Figuren der Glaube an einen historischen Menschen?
Z. B. einen vor ein paar Jahrzehnten verstorbener Bauarbeiter aus einem jüdischen Kaff?

Und nochmal: Wenn das für die Heiden damals attraktiv gewesen wäre: Warum ist bei den konkurrierenden Kulten niemand auf diese tolle Idee gekommen?
 
Also in den Sprachen mit denen ich mich auskenne (was zugegebenermaßen alles andere als viele sind) haben etliche Worte, wenn man sie in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt oft auch eine unterschiedliche bzw. abweichende Bedeutung. Zum Bsp. (um mal beim Thema Fleisch zu bleiben) hat das Wort Fleischbeschau im Kontext eines Schlachthofs nicht exakt die selbe Bedeutung wie im Zusammenhang mit einer Miss-Wahl. :D
Schlechtes Beispiel, denn beide Male geht es um ganz handfestes Fleisch;).

Ich weis nicht wie gut Dein altgriechisch ist, aber falls Du Dich in dieser Sprache nicht bestens auskennst, wäre die Behauptung "en sarki / kata sarka" würde in allen Kontexten immer genau die selbe Bedeutung haben, reichlich gewagt.

Ausgangslage: Röm. 1, 3: Christus Jesus „aus der Nachkommenschaft Davids dem Fleisch nach (κατὰ σάρκα)“.
Das klingt nach leiblicher Abstammung. Es soll aber laut Doherty was anderes bedeuten?

Man nimmt sich eine Bibel-Konkordanz zur Hand und findet außer Röm. 1, 3 eine Menge Stellen in den Paulusbriefen, an denen κατὰ σάρκα („nach dem Fleisch/ dem Fleisch gemäß“) steht.


Eine dieser weiteren Stellen kann ich überhaupt gar nicht anders verstehen als im „Abstammungs-Sinne“:
Röm. 9, 3: „für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch, die Israeliten sind […] und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist“ (Der Jude Paulus spricht hier von den Israeliten/ Juden als Abstammungsgemeinschaft, der Paulus selbst angehört und der auch Christus entstammte)


Zwei weitere könnten ebenfalls in diesem Sinne gemeint sein – sind aber vielleicht in dieser Hinsicht nicht ganz so eindeutig wie Röm. 9, 3:

Röm. 4, 1: „Abraham, unser Vater nach dem Fleisch“ (Das „unser Vater“ dürfte Paulus im Textzusammenhang – Juden u. Nationen, Gesetz, Beschneidung, Glauben, Rechtfertigung - als gebürtiger Jude sagen; dann ginge es wieder um eine leibliche Abstammung von Abraham)

1. Kor. 10, 18: „Seht auf Israel nach dem Fleisch!“


Dann gibt es eine große Gruppe von Stellen, an denen das κατὰ σάρκα auch meiner Meinung nach im übertragenden Sinne gemeint ist, allerdings schlecht eine Bedeutung haben kann wie „in den unteren himmlischen Spären“ oder „in den Sphären des Fleisches“.
Sondern an diesen Paulus-Stellen wird mit „Leben nach dem Fleisch“ ein Gegensatz zum „Leben nach dem Geist“ hergestellt. Paulus meint an diesen Stellen m. E. mit „nach dem Fleisch“ eine menschlich-irdische, nicht auf Gott ausgerichtete Gesinnung, die sich an leiblich-weltlichen Begierden und Leidenschaften orientiert, nicht an der göttlichen Wahrheit. In diesem Sinne fasse ich z. B. auf:
Röm. 8, 4-5. 12-13
Das mit „nach dem Fleisch“ angesprochene Sichtbare/ Irdische muss nicht immer unbedingt explizit als sündig oder negativ bewertet werden, sondern kann auch einfach nur auf relativ Belangloses oder Bedeutungsloses im Vergleich mit dem 'Geistigen' hinweisen:
2. Kor. 10, 2-3
Gal. 4, 23. 29

Quasi eine Untergruppe bilden Stellen, die mit „nach dem Fleisch“ den sichtbaren, öffentlichen Menschen ansprechen bzw. das Eitle im Menschen, das nach irdischem Ruhm und Ansehen strebt:
1. Kor. 1, 26
Gal. 6, 12
2. Kor. 5, 16
... bzw. auf Vorteil bedachte oder auf Täuschung angelegte Doppelzüngigkeit, Falschheit oder Verschlagenheit:
2. Kor. 1, 17

2. Kor. 5, 16 ist schwierig einer bestimmten dieser Gruppen zuzuordnen; steckt von allem etwas drin.


Ich habe keine Stelle extra od. bewusst ausgelassen. Wenn eine fehlt, ist sie mir durch die Lappen gegangen. Jedenfalls dürfte deutlich geworden sein, dass Paulus die Wendung κατὰ σάρκα zum einen häufig gebraucht, um menschlich-irdisch-weltliche Gesinnung oder das Idrisch-Weltliche an sich zu beschreiben, zum anderen manchmal auch um leibliche Herkunft oder Abstammung auszudrücken.
Röm. 1, 3 und 9, 3 wollen in meinen Augen zweifellos leibliche Herkunft bzw. Abstammung aussagen. Häufiger bei Paulus ist κατὰ σάρκα negativ gemeint und beschreibt das Gegenteil von einer Ausrichtung auf Gottes Wahrheit. An den wenigen Stellen, wo es nicht explizit negativ gemeint ist, sondern nur etwas im Vergleich mit „dem Geistigen“ Zweitrangiges ausdrückt (am ehesten eben in Gal. 4, 23. 29 u. 2. Kor. 10, 2f), könnte man κατὰ σάρκα zwar mit „in den Sphären des Fleisches“ übersetzen, aber dann im Sinne von „im irdisch-weltlichen Bereich“/ „mit irdisch-weltlichen Mitteln“. In Röm. 1, 3 kann ich aber beileibe nichts anderes herauslesen, als dass der Mensch Jesus Christus laut Paulus ein leiblicher Nachkomme Davids ist.

Es wäre sinnvoll die Untersuchung auf alle Stellen, an denen die Briefe das Wort „Fleisch“ gebrauchen, auszudehnen. Aber ich schätze mal, das Ergebnis würde kein wesentlich anderes werden.
An welchen Paulus-Briefstellen möchtest Du, BZwo, oder möchte Doherty denn sonst noch gerne „in den Sphären des Fleisches“ für κατὰ σάρκα lesen?
 
Diese Behauptung hat niemand aufgestellt.

Richtig, direkt behauptet hast Du das nicht, aber für mich kam das halt zwischen den Zeilen so rüber, da das von Dir gebrachte Zitat aus Römer 2 in diesem Zusammenhang sonst wenig Sinn ergibt.

Doherty behauptet, dass die Wendung "en sarki / kata sarka" ("im Fleisch / nach dem Fleisch") als "untere himmlische Sphäre" zu deuten sei.

Das ist in diesem Zusammenhang die einzige gewagte Behauptung, die im Raum steht.

Wenn ich eine so weit hergeholte Interpretation ernst nehmen soll, muss auch eine sehr gute Begründung auf dem Tisch.

Bisher sehe ich keine Begründung.

Ja diese Behauptung ist sicher gewagt, aber nicht absurd. Das trifft im übrigen auch auf einige andere Details in Dohertys These zu. Trotzdem finde ich seine Argumentation zum paulinischen Jesusbild insgesamt durchaus nachvollziehbar und schlüssig.
Eine bessere Begründung kann ich Dir allerdings nicht liefern, bin schließlich im Gegensatz zu Doherty kein Experte.

Das verstehe ich jetzt nicht.

Der Jesus der Q-Gemeinde war Deiner Meinung doch auch eine fiktive Figur, richtig?

Nein, falsch. Doherty behauptet das, aber meiner Meinung nach geht er da ein bisschen zu weit. Da als einzige Quelle zur Q-Gemeinde nur ein rekonstruiertes Dokument zur Verfügung steht (also eine äußerst dürftige Quellenlage), würde ich einen galiläischen Wanderprediger als Gründer der Q-Gemeinde nicht ausschließen.

Mit welcher Logik folgt aus der Verschmelzung zweier fiktiver Figuren der Glaube an einen historischen Menschen?

Es geht um hier um religiösen Glauben. Das hat nur selten etwas mit Logik zutun. :D

Was die anderen Kulte der damaligen Zeit betrifft. Damit kenn ich mich leider zu wenig aus um Dir diese Frage zu beantworten.
 
Ausgangslage: Röm. 1, 3: Christus Jesus „aus der Nachkommenschaft Davids dem Fleisch nach (κατὰ σάρκα)“.
Das klingt nach leiblicher Abstammung. Es soll aber laut Doherty was anderes bedeuten?

Hab' hier auf die Schnelle mal rausgesucht was Doherty zu dem Thema schreibt:

For the average pagan and Jew, the bulk of the workings of the universe went on in the vast unseen spiritual realm (the "genuine" part of the universe) which began at the lowest level of the "air" and extended ever upward through the various layers of heaven. Here a savior god like Mithras could slay a bull, Attis could be castrated, and Christ could be hung on a tree by "the god of that world," meaning Satan (see the Ascension of Isaiah 9:14). The plainest interpretation of the Epistle to the Hebrews 9:11-14 is that Christ's sacrifice took place in a non-earthly setting and a spiritual time; 8:4 virtually tells us that he had never been on earth. Paul in 1 Corinthians 15:44-49 and elsewhere can speak of Christ as "man" (anthropos), but he is the ideal, heavenly man (a widespread type of idea in the ancient world, including Philo: see Supplementary Article No. 8: Christ As "Man": Does Paul Speak of Jesus as an Historical Person?), whose spiritual "body" provides the prototype for the heavenly body Christians will receive at their resurrection. For minds like Paul's, such higher world counterparts had as real an existence as the flesh and blood human beings around them on earth.
It is in much the same sense that Paul, in Romans 1 and Galatians 4, declares Christ to have been "of David's stock," born under the Law. The source of such statements is scripture, not historical tradition. The sacred writings were seen as providing a picture of the spiritual world, the realities in heaven. Since the spiritual Christ was now identified with the Messiah, all scriptural passages presumed to be about the Messiah had to be applied to him, even if understood in a mythical or Platonic sense. Several references predicted that the Messiah would be descended from David: thus Romans 1:3 (and elsewhere). Note that 1:2 points unequivocally to scripture as the source of this doctrine. (As does 1 Corinthians 15:3-4 for the source of Jesus' death and resurrection.) Isaiah 7:14, to give another example, supposedly spoke of the Messiah as born of a young woman, and so Paul in Galatians 4:4 tells us that Christ was "born of woman". (Note that he never gives the name of Mary, or anything about this "woman." Nor does he identify the time or place of this "birth".) The mysteries may not have had the same range of sacred writings to supply their own details, but the savior god myths contained equally human-like elements which were understood entirely in a mythical setting. Dionysos too had been born in a cave of a woman.
"Born of woman" is a lot like another phrase used almost universally of the activities of Christ: "in flesh" (en sarki, kata sarka). It may actually mean little more than "in the sphere of the flesh" or "in relation to the flesh." In his divine form and habitat a god could not suffer, and so he had to take on some semblance to humanity (eg, Philippians 2:8, Romans 8:3); his saving act had to be a "blood" sacrifice (e.g., Hebrews 9:22) because the ancient world saw this as the basic means of communion between man and Deity; and it all had to be done within humanity's territory. But the latter could still be within those lower spiritual dimensions above the earth which acted upon the material world. And in fact this is precisely what Paul reveals. In 1 Corinthians 2:8 he tells us who crucified Jesus. Is it Pilate, the Romans, the Jews? No, it is "the rulers of this age (who) crucified the Lord of glory." Many scholars agree that he is referring not to temporal rulers but to the spirit and demonic forces—"powers and authorities" was the standard term— which inhabited the lower celestial spheres, part of the territory of "flesh." (See Paul Ellingworth, A Translator's Handbook for 1 Corinthians, p.46: "A majority of scholars think that supernatural powers are intended here." These include S. G. F. Brandon, C. K. Barrett, Jean Hering, Paula Fredriksen, S. D. F. Salmond, and it also included Ignatius and Marcion.) Colossians 2:15 can hardly refer to any historical event on Calvary.
It was in such spiritual, mythological dimensions that Paul's Christ Jesus had been 'taken on a body' (cf. Hebrews 10:5) and performed his act of redemption. Such was the timeless secret which God had hidden for long ages and only recently revealed to visionaries like Paul. And it was all to be discovered in scripture, or at least in the new way of reading it. It is very difficult for us to get our minds around this kind of "mythical thinking," because in our scientific and literal age we simply have no equivalent. This is perhaps the major stumbling block to an understanding and acceptance of the Jesus-as-myth theory. (For a comprehensive discussion of this area, including a detailed examination of passages like Romans 1:1-4 and Galatians 4:4-6, see Supplementary Article No. 8, Christ As "Man": Does Paul Speak of Jesus as an Historical Person?.)
 
So wie Sepiola seine Frage formuliert hat müsste man sie ja eigentlich nicht Doherty sondern vielmehr den Evangelisten stellen, denn schließlich haben sie diese Verschmelzung vollzogen.

Hast du die Wörter "möglicherweise", "vielleicht" oder "nach der These von Herrn Doherty".

Selbst wenn du mit der These sympathisierst, musst schon sagen es ist sehr weit hergeholt.
 
Hab' hier auf die Schnelle mal rausgesucht was Doherty zu dem Thema schreibt:

Vielen Dank für's Raussuchen. Kommt einem Faulpelz wie mir sehr entgegen.:still:

Doherty stellt sich die „Sphären des Fleisches“ also tatsächlich als eine der Himmel-Sphären vor, die den unteren (materiellen) Kosmos umschließen. In der Antike lehrte man zugegeben solche unterschiedlichen, abgestuften Himmel. Die Gnostiker lehrten dies laut den großkirchlichen Apologeten und Gnosis-Bekämpfern, Irenaeus von Lyon ging sogar selbst (gemäß den sieben Engelchören) von sieben Himmeln aus, Paulus ist (meine ich zumindest) laut eigener Aussage bis in den dritten Himmel entrückt worden und ich glaube, auch bei den Heiden und in heidnischen Philosophen-Schulen gab es solche Modelle von mehreren Himmeln, welche die Welt umschließen.

In einem unteren Himmel dieser spirituellen Himmel (also nicht auf der Erde) soll sich alles abgespielt haben, was Paulus über Jesus sagt, so dass Christus in Röm. 1, 3 so ne Art messianischer Nachkomme Davids im rein spirituellen Sinne sein müsste.

Dass Röm. 1, 3 in solchem Sinne zu verstehen ist, ist im Kontext des von Dir gebotenen Doherty-Zitates eine bloße Vermutung bzw. Behauptung. Doherty stellt dort keine einzige Überlegung zum sonstigen Gebrauch der Wendung κατὰ σάρκα durch Paulus an – vermutlich weil er bei Paulus keinen verwandten Gebrauch dieser Wendung findet. Scheint mir schon ziemlich aus der Luft gegriffen, aber ich will nicht zu früh urteilen, es ist ja in dem Zitat mittels Link noch auf ein anderes Kapitel verwiesen, was ich mir morgen mal zu Gemüte führen muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja diese Behauptung ist sicher gewagt
Dann sind wir uns soweit einig.

Eine bessere Begründung kann ich Dir allerdings nicht liefern, bin schließlich im Gegensatz zu Doherty kein Experte.
Doherty stellt diese Behauptung auf.
Eine Begründung liefert er nicht. Stattdessen nur luftige Assoziationen ("in flesh" - "in the sphere of flesh" - "lower celestial sphere").
Wenn ein Experte nicht mehr aufzubieten hat, ist das extrem schwach.

Wie man die Sache methodisch angehen kann, hat Buschhons in Beitrag #1362 gezeigt. :respekt:
Dagegen sieht der "Experte" mit seinen sphärischen Spekulationen alt aus.



Nein, falsch. Doherty behauptet das, aber meiner Meinung nach geht er da ein bisschen zu weit.
Gut, dann sind wir uns soweit auch einig.

Da als einzige Quelle zur Q-Gemeinde nur ein rekonstruiertes Dokument zur Verfügung steht (also eine äußerst dürftige Quellenlage), würde ich einen galiläischen Wanderprediger als Gründer der Q-Gemeinde nicht ausschließen.
Nun gibt es aber bemerkenswerte Bezüge zwischen der Quelle "Q" und den Paulusbriefen. El Quijote hat darauf schon hingewiesen.
Da würde ich einen Zusammenhang zwischen dem Jesus der Paulusbriefe und dem galiläischen Wanderprediger auch nicht ausschließen.

Zwei Beispiele:
Paulus:
1 Kor 7 schrieb:
Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll - hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und dass der Mann seine Frau nicht verstoßen soll.
Q:
Lk 16 schrieb:
Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht die Ehe; und wer die von ihrem Mann Geschiedene heiratet, der bricht auch die Ehe.

Paulus:
1 Kor 9 schrieb:
So hat auch der Herr befohlen, dass, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen.
Q:
Lk 10 schrieb:
Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche und keine Schuhe ...
In demselben Haus aber bleibt, esst und trinkt, was man euch gibt; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.


Damit kenn ich mich leider zu wenig aus um Dir diese Frage zu beantworten.
Kein Problem, die Frage hast ja nicht Du in den Raum gestellt.

Die Frage stellt sich bei Dohertys Ausgangspunkt von selber:
No Greek or Roman believed that the god Mithras had lived in an identifiable period of earthly history
Für einen Griechen oder Römer wäre es absurd gewesen, einer verehrten Gottheit eine irdischen Lebenslauf anzuhängen. Warum hätte er bei Jesus eine Ausnahme machen sollen, wenn es da keinen Anhaltspunkt für einen irdischen Lebenslauf gab?
Wenn es darauf keine Antwort gibt, bleibt es absurd.

Es geht um hier um religiösen Glauben. Das hat nur selten etwas mit Logik zutun. :D
Also Dohertys These vom Zustandekommen des "historischen Jesus" enthält nicht mehr Logik als irgenein religiöser Glaube.
Darauf können wir uns auch einigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast du die Wörter "möglicherweise", "vielleicht" oder "nach der These von Herrn Doherty".

So ohne ? am Ende macht dieser Satz irgendwie keinen Sinn. Nach einigem überlegen hab ich's aber trotz :gaehn:Müdigkeit dann doch geschnallt. Hast natürlich Recht. War halt 'n bisschen 'ne Schnellschuss-Antwort und nicht so richtig wohldurchdacht.
 
Doherty stellt dort keine einzige Überlegung zum sonstigen Gebrauch der Wendung κατὰ σάρκα durch Paulus an – vermutlich weil er bei Paulus keinen verwandten Gebrauch dieser Wendung findet. Scheint mir schon ziemlich aus der Luft gegriffen, aber ich will nicht zu früh urteilen, es ist ja in dem Zitat mittels Link noch auf ein anderes Kapitel verwiesen, was ich mir morgen mal zu Gemüte führen muss.

Da kommt nicht viel.
Doherty wiederholt seine Behauptungen und bringt zwei weitere Paulus-Zitate, die seine Behauptungen noch unglaubwürdiger machen.

1 Kol 22 - da geht es um den "Tod seines sterblichen Leibes" (wörtlicher: "Tod des Fleischesleibes").
Deutlicher kann man sich eigentlich nicht ausdrücken, wenn man wirklich den biologischen, irdischen Tod meint.

1 Tim 3,16 - da behauptet Doherty: "where it says he was seen only by angels". (Unterstreichung von mir.)
Wie Doherty hier falsch zitiert, ist schon dreist. Den Satz direkt vor dem Zitat unterschlägt er (dort ist nämlich vom Geist die Rede, nicht vom Fleisch), und das "only" (die einzige Stütze für Dohertys Behauptung) steht gar nicht im Text, sondern stammt von Doherty.
 
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