Ich lese hier immer wieder, die Unterstellung homosexuell zu sein, sei üblich gewesen. Lassen sich da vielleicht Vergleiche anstellen? Obwohl natürlich viele Gerüchte immer noch Gerüchte sind.
Es gab, schon zu ihren Lebzeiten, gewisse Gerüchte über homophile, homoerotische Neigungen von Peter I. und Karl XII. kolportiert. Es gab Gerüchte über eine homosexuelle Beziehung zwischen Peter und Alexander Menschikow. Peter hatte mehrere Beziehungen mit Frauen, und mit Martha Skawronskaj, die später als Katherina I. Zarin wurde, verband Peter eine innige Beziehung. Wenn Peter ausflippte, konnte er sehr gefährlich werden. Katherina war die Einzige, die ihn dann zur Räson bringen konnte. Peter mag bisexuelle Neigungen gehabt haben, ganz sicher aber hat er für Liebesdienste keine goldenen Uhren verschenkt.
Der König von Dänemark zog ihn einmal auf, dass auch er eine Mätresse habe. Peter entgegnete ihm, dass seine Huren ihn nicht viel kosten und er für amouröse Abenteuer nicht die Staatskasse plündere.
Während es bei Peter gewisse Gerüchte gab, über die hier und da gemunkelt wurde, gab das Privatleben Karl XII. noch weit mehr Indizien her, die darauf hindeuten, dass Karl homo- oder asexuell war.
Ähnlich wie bei Friedrich gab es in Karls Jugend den ein oder anderen Flirt mit Damen, so etwas wie eine Beziehung aber hat es in Karls Leben nie gegeben. Es gab nicht eine einzige Frau in seinem Leben, mit der ihn irgendetwas verband, keine Liebesbeziehung und auch keine Indizien für oberflächliche sexuelle Kontakte.
Bevor er sich auf den Kriegspfad begab, sagte Karl, dass er während der Dauer der Feldzüge sich sexuelle Kontakte verbiete und sexuell abstinent bleiben werde. August der Starke setzte, als Karl Augusts Armeen geschlagen hatte, sozusagen als letzte Geheimwaffe seine Favoritin Aurora von Königsmark auf Karl an. Aurora sollte bei einem Ausritt Karl treffen und ihn verführen.
Es kam auch zu einer Begegnung, Karl erwies sich als höflich und galant-aber er biss nicht an. Im Gegensatz zu Friedrich gibt es bei Karl keine autobiographischen Äußerungen, die auf homoerotische Neigungen oder gar homosexuelle Handlungen hindeuten. Bei Karl XII. gibt es schon eine Reihe von Indizien, die dafür sprechen, dass er tatsächlich asexuell war.
Über die Tochter Peters, Zarin Elisabeth I. gab es zahlreiche Gerüchte über ihre Vorliebe für gutgewachsene Gardisten und Schnaps. Elisabeth sollte mit einem holsteinischen Prinzen verheiratet werden, zu dem sie eine innige Zuneigung entwickelte, es kam aber nicht zur geplanten Ehe, denn zuerst starb Elisabeths Schwiegermutter in spe, und bald darauf auch der Heiratskandidat. Daraufhin versuchte Menschikow, sie unter die Haube zu bringen, aber Elisabeth widersetzte sich und erklärte unverheiratet bleiben zu wollen.
Elisabeth verliebte sich in Alexander Borissowitsch Buturlin, einen Ukrainer aus dem niederen Adel, und sie lebte in einer festen Beziehung mit ihm-möglicherweise hat sie ihn später heimlich in morganatischer Ehe geheiratet. Als Peter II. von der Beziehung erfuhr, ließ er Buturlin nach Sibirien verbannen. Elisabeth stand aber zu ihm und weigerte sich, ihn aufzugeben.
Elisabeths Verhalten war zu ihrer Zeit ungewöhnlich, vor allem, wenn man man bedenkt, dass Russland noch sehr patriarchalisch war. Erst Peter I. hat den rechtlichen Status von Frauen verbessert. Nach seinem Tod wurde Russland von vier Zarinnen regiert. Von Katherina I,, Anna I., Elisabeth und schließlich Katherina II.
War schon Elisabeth I. reichlich unkonventionell- sie war durch einen Militärputsch an die Macht gekommen, ganz wie später die Große Kathrin- so wahrte sie noch einigermaßen den Schein der traditionellen Rollenverteilung.
Am Hof Katherinas II. war sozusagen die übliche Rollenverteilung umgekehrt, und hier war es eine Frau, eine Zarin, die sich Liebhaber und männliche Mätressen nahm, ganz wie es ihr passte.Es handelte sich dabei häufig um deutlich jüngere Männer. Ihr letzter Favorit Platon Alexandrowitsch Subow war fast 40 Jahre jünger. Ihren Aufstieg hatte sie dem Gregorij Orlow und seinen Brüdern zu verdanken, die ihr auch den Gefallen taten, sie zur Witwe zu machen.
Als Zarin nahm sich Katherina männliche Mätressen. Eine engere und tiefere Beziehung verband sie allerdings mit Potjomkin. In seinem Fall sind sich zahlreiche Historiker sicher, dass sich Katherina und Potjomkin Juli 1774 heimlich trauen ließen.
Katherina wurde in zahlreichen Anekdoten und Karikaturen als eine Art mannstolle Schwarze Witwe abgebildet, die zu monströsen Perversitäten neigte. Es wurde kolportiert, dass Katherina sich zuletzt mit einem Hengst vergnügte.
Marie Antoinette wurde in zahlreichen Pamphleten verunglimpft, als perverse Lesbierin. Ihr wurden sexuelle Beziehungen aller Art und lesbische Beziehungen u. a. zu Julie de Polignac. Die Angaben sind ohne Gewähr, aber wenn ich mich nicht sehr täusche, lässt Donatien Alphonse Marquis de Sade Marie Antoinette auch bei den surrealistischen erotischen Abenteuern der beiden Schwestern Justine und Juliette auftreten.