Das ist ein Missverständnis: Die Behandlung der Gallier durch die Römer war ein Beispiel, wie mit Gewalt eine zahlenmäßig überlegenes Volk dazu gebracht wird, die Sprache und Kultur der Minderheit anzunehmen – es reicht ein besonders grausames Exempel zu statuieren und die restlichen sehen ein, dass es keinen Zweck hat, noch Widerstand zu leisten. Siehe auch Karl der Große und die Christianisierung der Sachsen.
Okay. Trotzdem sehe ich nicht, dass dies Argument wirklich schlägt. Demnach hätten die Gallier quasi direkt nach dem Gallischen Krieg Lateinisch sprechen müssen. Tatsächlich dauerte es aber einige Jahrhunderte, bis die Latinisierung Galliens vollzogen war.
Von den Vertretern der Gimbutas‘ Hypotese wird gesagt, die [FONT="]Kurganvölker hätten bessere Waffen und Reiterei gehabt, deswegen konnten sie, obwohl zahlenmäßig unterlegen, die fast waffen- und pferdelose Alt-Siedler beherrschen und ihnen sowohl die (indogermanische) Sprache als auch (Urnenfeld) Religion aufdrücken. [/FONT]
Das können sie natürlich sagen; das Problem ist, dass sich das kaum be- oder widerlegen lässt und somit wissenschaftlich gesehen wenig Wert hat.
Was mich allerdings am meisten daran stört, das ist die Ideologisierung dieser These. Die pösen Indoeuropäer fielen über die armen unschuldigen Alteuropäer her. Tatsächlich können wir kriegerische Auseinandersetzungen bis in das Neolithikum, also vor der Datierung der Indoeuropäisierung nach Gimbutas archäologisch nachweisen.
Von Seiten der Archäologie gibt es insofern Widerspruch an Gimbutas, als dass viele Archäologen gerade in der Bronzezeit eher eine Sesshaftigkeit in den fraglichen Gebieten der angeblich nomadischen Ur-Indoeuropäer sehen.
Kelten waren ja schon Indogermanen.
Selbstverständlich. Wobei ich ausdrücklich vor der Gleichsetzung der archäologischen Kulturen, die wir als keltisch auffassen und der Sprachgruppe warnen möchte.
Auf jeden Fall stimmen die Grenzen der UFK und der indogermanischen Sprache ziemlich überein – siehe die beiden Grafiken in meinem Beitrag gestern, 18:24.
Ich weiß nicht, welche der beiden Karten du genau meinst, aber das müsstest du genauer ausführen:
Auf der ersten Karte wird doch nur die Urnenfelderkultur mit den benachbarten archäologischen Kulturen gezeigt, auf der zweiten die Urnenfelderkultur als winzig kleine Teilmenge verschiedener bronzezeitlicher archäologischer Kulturen:
Sprache ist auch Kulturträgerin, daher können physische Überbleibsel einer Kultur schon Indizien auf die Sprache liefern oder zumindest dokumentieren, dass da ein kultureller Austausch stattgefunden hat, was ohne sprachliche Verständigung weniger möglich ist. Ich meine: Wenn man seine Toten plötzlich nicht mehr begräbt, sondern verbrennt, ist das eine so gravierende Änderung, dass es schon gewichtige Gründe dahinter stehen müssen. Und wie erfährt man von diesen Gründen? Verbale Erklärung bietet sich hier an, die aber nur möglich ist, wenn man die gleiche Sprache spricht.
Selbstverständlich ist Sprache eine Kulturträgerin, wenn nicht sogar die Hauptkulturträgerin.
Interaktionen zwischen Personen verschiedener Sprachgruppen sind aber durch die Geschichte durchweg bekannt. Ob es nun Herodot ist, der überliefert, wie die Phoinikier mit "Wilden" ganz ohne Sprache Handel trieben, ob es Koiné-Sprachen, Linguae francae oder oder Pidgin sind, die Menschen haben immer einen Weg gefunden miteinander zu kommunizieren. So konnten beispielsweise christliche Mönche aus Peking im 12. Jahrhundert sich mit Aramäisch bis ans Mittelmeer durchschlagen, einer wurde sogar Bischof in Bagdad.
Pidgin-Sprachen basieren im Prinzip darauf, dass zwei Sprecher, die sich gegenseitig nicht verstehen, Konrekta nennen, diese Konkreta werden vom Gegenüber aufgenommen und im Rahmen der eigenen, wohl aber aus Kulanz zum Gegenüber reduzierten Grammatik verwendet. Manchmal entstehen daraus dann Kreolsprachen, die meist mehr Komplexität als das Pidgin entwickeln, welches aus der Situation heraus entsteht und i.d.R. nicht dauerhaft ist oder doch zumindest nur in bestimmten Situationen gesprochen wird.
Reine Imitation hingegen bedarf im Grunde genommen überhaupt keiner sprachlichen Interaktion.