Ist die Bibel verfälscht worden?

Die Gebote richteten sich nach alttestamentarischem Verständnis ohnehin nur an die Israeliten, schließlich waren nur sie sein auserwähltes Volk. Jahwe galt ursprünglich auch noch nicht als einziger Gott, sondern nur als spezieller Gott der Israeliten, während die Götter der anderen Völker auch noch als real galten. Daher richteten sich seine Anweisungen auch nur an sie.
 
richtig. Der Dekalog war ja weder neu, noch nur in Israel gebräuchlich. Viele entscheidende Texte stammen ja von anderen Völkern, so auch der Bund zwischen Jahwe und seinem auserwählten volk. Das dort verwendete Formular findet man in älteren völkerrechtlichen Verträgen in Keilschrifttexten. Das Neue war nicht der Inhalt, sondern die Motivation: Gutsein aus Dankbarkeit, oder die Beziehung zwischen Gott und Volk auf vertraglicher Grundlage.
 
Der Unterschied zwischen morden und töten ist der Vorsatz. Das Gebot hat mit dem Vorsatz aber erst mal nichts zu tun. Es geht hier nur um das Töten ansich. An mehreren Stellen im Gesetz dagegen wird dann noch mal unterschieden zwischen Tötung aus Versehen oder Tot nach dem getrachtet wurde. Es ist auch nicht so, dass ein Versehen völlig frei gesprochen wird. Nur wird das eben völlig anders gehandhabt, als wenn der Tot eines anderen, als Begehr im Herzen eines Menschen ist, egal ob ausgübt oder nicht. Das Töten aus Versehen hingegen, zählt immer, je nach Fall, unter mehr oder weniger grobe Fahrlässigkeit. Und so weit her geholt ist das ja nicht. Beim Tod eines Menschen entsteht auch immer irgendjemandem ein Schaden, und dafür wiederum muss auch irgendjemand aufkommen. Wer sollte das anderes sein, als der jenige, der am unmittelbarsten mit dem Tod desjenigen zu tun hatte ?
 
Der Unterschied zwischen morden und töten ist der Vorsatz.

Nur um's richtig zu stellen. Vorsatz ist der Unterschied zwischen Totschlag (§ 212 StGB) und fahrlässiger Tötung (§ 222 StGB). Beim Mord kommt zur vorsätzlichen Tötung noch ein Mordmerkmal hinzu, wie z.B. Heimtücke oder niedrige Beweggründe.
 
Nach Tukulti wäre die Vollsteckung der Todesstrafe auch "Mord" im bibl. Sinne.
Jetzt sind die 10 Gebote aber in dem gleichen Textabschnitt wie viele Todesstrafen, ergo passt das nicht.

Das "du tötest nicht" in der Bibel meint wohl am ehesten "du tötest nicht wider dem Gesetz", ob dann konkret das mosaische Gesetz oder im allgemeinen gerade gültige Gesetze gemeint waren - keine Ahnung.
 
Das Gesetz Mose unterscheidet nur zwischen Tod der gewollt ist, und Tod der nicht gewollt ist. Ein Grundgedanke der in unserer Gesetzgebung völlig fehlt, ist, dass es einen Gott gibt, der alles sieht und dem kein Gedanke verborgen ist. Diese Vorstellung muss man beim Gesetz Mose aber mit einbeziehen.

Die Vollstreckung der Todesstrafe ist tatsächlich Mord, so wie auch das Opfern von Tieren. Das Gesetz ist aber kein starrer Überbau, sondern dehnbar, und die die Vernunft und Gerechtigkeit soll entscheiden, wo dann die Prioritäten liegen müssen.

Da Menschen ja grundsätzlich unvernünftig sind, und von niederen Instinkten getrieben, wird immer wieder gefordert, dass bei Problemen Gott befragt wird, und er der König Israels sein soll.

Naja, die Israeliten entfernten sich immer mehr von der Forderung des Gesetzes, stellten menschliche Könige über sich, die das Volk dann zu schlimmsten Sünden verführten, und darauf hin folgte dann, dass Gott die Gerichte in Form der Zerstörung Jerusalems und der Deportierung über sie sendete.
So beschreibt es jedenfalls die Bibel.
 
Wo bitte steht im AT etwas das zu

" Das Gesetz ist aber kein starrer Überbau, sondern dehnbar, und die die Vernunft und Gerechtigkeit soll entscheiden, wo dann die Prioritäten liegen müssen."

passen würde?
 
Um auf die ursprüngliche Fragestellung zurückzukommen....
Natürlich ist die Biebel verfälscht worden...
Es sind immerhin Jahrhunderte vergangen seit die ersten sammlungen (lange nach christus tod) aufgezeichnet wurden
und dann ... die Luthersche übersetzung....
schon allein als ich damals in sehr jungen jahren seine übersetzung von ...ihr söhne der schlange.. was damals eine Bezeichnung für hohe Eingeweihte war mit ..ihr schlangen und ottergezücht übersetzt hatte , hatte ich schon meine zweifel an der heutigen Biebel...
 
Übersetzungsfehler und absichtliche Verfälschungen sind allerdings zweierlei Paar Schuhe und die Ausgangsfrage bezieht sich eindeutig auf absichtliche Verfälschungen.
 
Natürlich ist die Biebel verfälscht worden...
"Natürlich" ist da nichts.

Eine Bibelübersetzung hat aber nur am Rande mit einer Verfälschung zu tun. Natürlich kann auch eine Übersetzung (bewusst) den Sinn entstellen, aber in erster Linie geht es darum, ob das, was wir heute als hebräischen/aramäischen/griechischen "Originaltext" vorliegen haben, verfälscht wurde.
 
Um auf die ursprüngliche Fragestellung zurückzukommen....
Natürlich ist die Biebel verfälscht worden...

Wieso "natürlich"?

Es sind immerhin Jahrhunderte vergangen seit die ersten sammlungen (lange nach christus tod) aufgezeichnet wurden

Schlicht falsch. Allenfalls kann man sagen, dass Jahrhunderte vergangen waren, bis die Texte kanonisiert waren. Und da haben die Christen der Spätantike eigentlich gar nicht mal so schlechte Arbeit geleistet, die fast an die moderne Textkritik erinnert.
 
Wieso "natürlich"?



Schlicht falsch. Allenfalls kann man sagen, dass Jahrhunderte vergangen waren, bis die Texte kanonisiert waren. Und da haben die Christen der Spätantike eigentlich gar nicht mal so schlechte Arbeit geleistet, die fast an die moderne Textkritik erinnert.
Anwort:
Indem Bücher aufgestellt wurden und diejenigen die dann umfielen aussortiert wurden???
 
Was hat die Kanonisierung mit Verfälschung zu tun? Durch die Kanonisierung wurden die Bücher ja nicht umgeschrieben.
 
Anwort:
Indem Bücher aufgestellt wurden und diejenigen die dann umfielen aussortiert wurden???

Aber eine "Verfälschung" wäre es dann doch nur nur, wenn alle Texte der Bibel sowie die apokryphen Schriften zu dem Sinn und Zweck geschrieben wurden "Bibel zu sein". Sind sie aber nicht. Dies ist ganz offensichtlich bei den Briefen so - sie sind an die Mitglieder der jungen Christengemeinden geschrieben worden, damit praktisch auftretende Probleme gelöst werden konnten. Die spätere Absicht einige dieser Texte zu kanonisieren ist eher pragmatisch zu sehen: Welche der vielen existierenden Texte besitzen soviel Informationsgehalt, dass sie in allen Gemeinden Gültigkeit besitzen und daher im Gottesdienst verwendet werden sollten.
 
Bei der Kanonisierung des NT versuchte man in erster Linie, all jene Schriften aufzunehmen, von denen man damals annahm, dass sie von den Aposteln, sonstigen Zeitzeugen Jesu, Apostelschülern oder von Paulus stammten. Daher mussten z. B. die Clemens-Briefe trotz ihres hohen Ansehens bei den frühen Christen nach intensiver Diskussion draußenbleiben.
 
Alle Beiträge in diesem Thread habe ich noch nicht gelesen, deshalb möge man mir verzeihen, wenn ich zufällig etwas wiederhole, das schon abgehandelt ist: Der Ägypter Origenes behandelte zum Beispiel auch in einer Vielzahl seiner 6000 Schriften, die mittlerweile im Großen und Ganzen verschollen sind (bis auf ein paar schlechte Übersetzungen) die Präexistenz der menschlichen Seele, sozusagen die Wiedergeburt. Sophronius Eusebius Hieronymus, der Vulgata-Spezialist, musste sowohl diese Texte als auch die über das Verbot des Fleischverzehrs auf Befehl des Siricus, des ersten Bischofs von Rom, der sich Papst nennen ließ - einem eifrigen Verfechter des Konzils zu Nicäa - bei seinen Übersetzungen weglassen. Dass diese Texte zuvor existiert haben müssen, ist an folgenden Hieronymus-Worten zu erkennen:
  • Der Gebrauch des Weines [also der ganze Alkoholismus] hat mit dem Fleischessen angefangen nach der Sintflut. Der Genuss des Tierfleisches war bis zur Sintflut unbekannt - aber seit der Sintflut hat man uns die Fasern und die übelriechenden Säfte des Tierfleisches in den Mund gestopft, wie man in der Wüste dem murrenden, sinnlichen Volke Wachteln zuwarf. Jesus Christus, welcher erschien, als die Zeit erfüllt war, hat das Ende wieder mit dem Anfang [Genesis 1:29] verknüpft, so dass es uns jetzt nicht mehr erlaubt ist, Tierfleisch zu essen,...
  • cibi innocentes, unschuldige Speisen, sind Speisen, die ohne Blutvergiessen gewonnen werden.
Also hat der Schöpfer der Vulgata noch Wesentliches gewusst, was in heutigen Bibelausgaben, gleich welcher Herkunft und welcher Übersetzung, nicht mehr bekannt ist. Das war m. E. wohl eine erste entscheidene Verfälschung zumindest des Neuen Testamentes.
 
So ganz verstehe ich Deine Ausführungen nicht. Was hat Origenes mit der Bibel zu tun? Er verfasste ja keine biblischen Texte, deren (Nicht-)Übersetzung hat also nichts mit einer Verfälschung der Bibel zu tun. (Im Übrigen bedeutet eine Präexistenz der menschlichen Seele nicht zwangsläufig auch die Existenz von Wiedergeburt, da die Seele ja nicht unbedingt inkarniert werden muss.)

Im Übrigen kann ich nur immer und immer wieder darauf hinweisen, dass die beiden ältesten erhaltenen Bibelhandschriften (Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus) sowie auch einige nur einzelne Bücher und Abschnitte enthaltende Handschriften aus der Zeit VOR Hieronymus und Siricius stammen, man also einen Vergleich hat zwischen der Vulgata und den Bibelfassungen in der Zeit davor - und siehe da, keine Spur von den trotzdem immer wieder behaupteten Umschreibungen und Verfälschungen.
 
@ Ravenik: Selbstverständlich hat der vielsprachige Kirchenschriftsteller, Theologe und Gelehrte Origenes (*185 in Alexandria, + ca. 253 in Tyros oder Alexandria), der Sohn eines christlichen Märtyrers, mit der Bibel resp. dem NT zu tun. Bekannt waren seine Kommentare zum Matthäus- und Johannesevangelium. Es stimmt auch nicht, dass die von Dir genannten Codices vor Siricus und Hieronymus entstanden sind (Hieronymus * 347 in Stridon/Dalmatien, + 420 in Bethlehem), man schätzt ihre Entstehungszeit in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts. Dabei ist zu bemerken, dass dem besser erhaltenen Codex Vaticanus "zufällig" einige Seiten fehlen. Für mich ist das Nicht-Feststellen von Auslassungen im Vergleich zur Vulgata kein Beweis für eine "unverfälschte Bibel". Leider sind die zahllosen Schriften des Origenes u. a. auch seine Streitgespräche nicht mehr erhalten. Man darf nur vermuten, warum.
 
Selbstverständlich hat der vielsprachige Kirchenschriftsteller, Theologe und Gelehrte Origenes (*185 in Alexandria, + ca. 253 in Tyros oder Alexandria), der Sohn eines christlichen Märtyrers, mit der Bibel resp. dem NT zu tun. Bekannt waren seine Kommentare zum Matthäus- und Johannesevangelium.
Das stimmt ja, aber inwieweit soll deren Nichtübersetzung eine Verfälschung der Bibel darstellen?

Es stimmt auch nicht, dass die von Dir genannten Codices vor Siricus und Hieronymus entstanden sind (Hieronymus * 347 in Stridon/Dalmatien, + 420 in Bethlehem), man schätzt ihre Entstehungszeit in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts.
Siricius amtierte 384-399. Hieronymus begann Mitte der 380er mit der Arbeit an der Vulgata.
Der Codex Sinaiticus und der Codex Vaticanus werden auf erste Hälfte bis Mitte des 4. Jhdts. datiert.

Dabei ist zu bemerken, dass dem besser erhaltenen Codex Vaticanus "zufällig" einige Seiten fehlen.
Bei der "Offenbarung" war im 4. Jhdt. noch umstritten, ob man sie überhaupt in die Bibel aufnehmen soll. Sie ist aber im Codex Sinaticus enthalten. Ansonsten fehlen im NT Teile der Apostelbriefe, die aber ebenfalls im Codex Sinaiticus enthalten sind.

Für mich ist das Nicht-Feststellen von Auslassungen im Vergleich zur Vulgata kein Beweis für eine "unverfälschte Bibel".
Es beweist aber, dass Hieronymus nicht auf Befehl von Siricius die Bibel umgeschrieben hat, wie von Dir behauptet.

Leider sind die zahllosen Schriften des Origenes u. a. auch seine Streitgespräche nicht mehr erhalten. Man darf nur vermuten, warum.
Ja, warum wohl? Immerhin sind auch zahlreiche Werke anderer christlicher und heidnischer Autoren verlorengegangen.
Und immerhin ist von Origenes auch einiges erhalten, da haben die Verschwörer also schlechte Arbeit geleistet ...
 
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