Ist die Bibel verfälscht worden?

Zitat:
urvo
Das 5. Gebot heißt ursprünglich "Du sollst nicht töten, weder Mensch noch Tier". Gefälscht auf dem Konzil zu Nizäa (im Jahr 325).
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Falsch!
Es hieß: Du sollst nicht morden!
 
aber die Tiere kamn in diesem Gebot nie vor. Weder die Biblia Hebraica noch die Septuaginta verzeichnen in ihrem Textapparat auch nur eine einzige Handschrift, die die Tiere nennt. Schlachten war schon immer erlaubt, sowohl bei Noah als auch bei Mose.
 
Da ihr ja so genau den Wortlaut diskutiert, erlaube ich mir mal folgende Frage: Mir hat mal jemand, der Hebraistik studiert, erklärt, man müßte statt "Du sollst nicht töten" eher "Du tötest nicht" schreiben.

Im Rahmen des Oberthemas wäre es doch interessant zu schauen, ob sich solche Nuancenverschiebungen, wie sie durch Übersetzungen entstehen, dann im Laufe der Zeit zu Sinnverschiebungen entwickeln, die man dann irgendwann als falsch - und unter Annahme einer bewußten Verrschiebung - als Fälschung versteht?
 
Danke für den Tip, aber auf die Schnelle mal alle 200 Beiträge dort zu erlesen, erlaubt der schreiende Säugling gerade nicht.
 
aber die Tiere kamn in diesem Gebot nie vor. Weder die Biblia Hebraica noch die Septuaginta verzeichnen in ihrem Textapparat auch nur eine einzige Handschrift, die die Tiere nennt. Schlachten war schon immer erlaubt, sowohl bei Noah als auch bei Mose.
Natürlich, es werden ja teilweise sogar Fleischopfer gefordert etc.
 
Soweit ich weiss sind die Gebote alle wie folgt aufgebaut:

Verneingung-Imperativ und ggf. Details dazu

also

Nicht du mordest!

Ob das etwas anderes ist als "Du sollst nicht morden!" .. ich denke nicht.

Interessanter ist ob "morden" oder "töten" gemeint war, da u.a. die Kirchen gerne mal mit "töten" und mal mit "morden" argumentieren, obwohl der Text der Gebote sich ja nicht nach Bedarf verändert.

Bis auf die paar Stellen, wo das hebr. Verb "thrtzch" merkwürdig benutzt wird, ist wohl eine Tötung entgegen dem Gesetz(Mose oder?) gemeint.

Ein Problem aus religionswissenschaftlicher Sicht ist dabei, dass sich die weltlichen Gesetze da ja u.U. anpassen lassen, so daß z.B. ein Völkermord dann nicht gegen die Gebote verstossen würde, Mord aus Habgier aber schon.
 
Soweit ich weiss sind die Gebote alle wie folgt aufgebaut:

Verneingung-Imperativ und ggf. Details dazu
Falls Du die Zehn Gebote meinst, trifft das doch nur auf sieben zu, die drei restlichen enthalten positive Aufforderungen ("Du sollst an einen Gott glauben", "Du sollst den Tag des Herrn heiligen", "Du sollst Vater und Mutter ehren").
 
Ich denke schon. Zwischen: "Du sollst nicht töten" und "Du tötest nicht" liegt ein gewichtiger Unterschied.
Im ersten Fall ist es eine externe Aufforderung, im zweiten eine interne Haltung.
"eine interne Haltung" ?
Das ist ein Imperativ ohne den Einsatz von einem Hilfsverb, denke ich.
 
Falls Du die Zehn Gebote meinst, trifft das doch nur auf sieben zu, die drei restlichen enthalten positive Aufforderungen ("Du sollst an einen Gott glauben", "Du sollst den Tag des Herrn heiligen", "Du sollst Vater und Mutter ehren").

Das "sollen" ist dabei allerdings eine Hinzufügung der deutschen Übersetzung.

Das steht z.B.
"Erinnere den Sabbath-Tag und halte ihn heilig"
oder
"Ehre deinen Vater und deine Mutter..."

Einfach plumper Impoerativ, kein soll, muss etc.
 
"eine interne Haltung" ?
Das ist ein Imperativ ohne den Einsatz von einem Hilfsverb, denke ich.

Grammatikalisch schon. Semantisch kann es aber einen UNterschied geben. Du tötest nicht nur nicht, weil es Dir von einer strafenden Gewalt verboten ist, sondern Du tötest nicht, weil es Dein eigener Entschluß ist, es nicht zu tun. Du tust es einfach nicht.
 
Wenn es sich im Hebräischen um einen Imperativ handelt, dann ist "Du tötest nicht" falsch übersetzt. "Töte nicht!" wäre die Imperativform. "Du tötest nicht" wäre ein Indikativ. Eine Feststellung. Es besteht also Klärungsbedarf: Welche Verbform steht im hebräischen Text?
 
Also, ichhabe das im Hebräischunterricht so gelernt, daß man es am Besten übersetzt als stünde da: Nicht töten!!!!!!! Das "du sollst" Luthers ist so nicht drin enthalten. Das klassische Hebräisch kann man in extrem vielen Punkten nicht eins zu eins übersetzen. (Schöpfungsgeschichte: es werde Licht und es ward Licht: werde und ward sind im hebräischen Text die selbe Zeitform: jehj 'or ujehj 'or, nur einmal im Narrativ verwendet).
 
Was hier völlig außer Acht gelassen wird, sind die Einleitungsworte: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus de Sklavenhaus." Diese Einleitungschildert also ein Wohltat Gottes. Der Dekalog ist also die Antwort des Menschen auf diese Wohltat, die Jahwe von ihm erwartet. Deshalb ist es angemessener zu übersetzen: "Darum wirst du dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen" usw. (Ex 20, 5 ff.)

Darin heißt es auch: "Denn ich bin ein eifersüchtiger Gott". Es geht also den Verfassern nicht um abstrakte isolierte Verhaltensbefehle, sondern um Gutsein aus Dankbarkeit.
 
D.h. dann aber auch, das diese Gebote nicht für Völker relevant sein können, die er nicht aus Ägypten geführt hat bzw. haben soll, richtig?
 
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