Italien im Ersten Weltkrieg

Dieses Thema im Forum "Der Erste Weltkrieg" wurde erstellt von fuuutz, 18. Juni 2014.

  1. Shinigami

    Shinigami Aktives Mitglied

    Das würde ich für eine massive Überbetonung halten.
    Denn dass das Osmanische Reich nicht in der Verfassung war, sich einen potentiellen 2-Fronten-Krieg mit Italien und mindestens 2 Balkanstaaten (Mit dem "Balkanbund" war natürlich noch nicht zu rechnen, aber mit Griechenland und mindestens einem aus Serbien/Bulgarien doch) zu leisten, konnte sich eigentlich auch jeder denken.

    Was genau gab es da zu beweisen?
     
  2. andreassolar

    andreassolar Aktives Mitglied

    Gerade die drei genannten Staaten standen im Spannungsverhältnis untereinander, aufgrund der eigenen Propaganda und Idee eines jeweiligen Großreiches - welches eben auch die Gebiete des Nachbarn umfasste und von einer Primärstellung auch über die Nachbarstaaten ausging. Bulgarien als Musterbeispiel. Der zweite Balkankrieg zeigte ja genau dieses. Und die drei genannten hatten anfangs keinerlei Zusammenarbeit, im Gegenteil; die Kooperation in der Balkanliga war eine überraschende Wendung, die erst während des Ausgreifens, der weiteren Verwicklungen im Rahmen des ital.-türkischen Krieges frühestens Ende Januar/Februar 1912 einsetzte. Und erst der gemeinsame Angriff der Balkanliga war militärisch relevant, natürlich, nachdem das Osmanische Reich militärisch durch den lange währenden Krieg mit Italien in verschiedenen Regionen soweit geschwächt worden war.

    Das jungtürkische geprägte Regime wiederum war eine ganz andere Art von Regime wie jenes noch zu Abdülhamids Zeiten. Deutlich nationaler, deutlich mehr auf Ehre bedacht, moderner, weswegen eben auch nicht ein jungtürkisches Regime den Friedensvertrag im Oktober 1912 unterschrieben hatte, sondern eine neue liberal-konservative Regierung, die seit Juli 1912 herrschte, nachdem die Weigerung der jungtürkisch geprägten Regierung, irgendeine Art von Waffenstillstand und Friedensvertrag mit Italien zu akzeptieren, im Frühjahr/Sommer zu den bekannten Folgen und schließlich zum Machtverlust geführt hatte.
     
  3. Turgot

    Turgot Aktives Mitglied

    So, ich habe eine Quelle für meine Behauptung. (falls von Interesse)

    Bei Afflerbach, Der Dreibund, steht auf S.694 das Folgende zu lesen:

    "Die Türkei lebte in einen Gefühl trügerischer Sicherheit, weil sie sich unter deutscher und österreichisch-ungarischer Protektion wähnte. Schon seit Jahren hatten sich Wien und Berlin bei italienisch-türkischen Streitigkeiten um Vermittlung bemüht."
     
  4. andreassolar

    andreassolar Aktives Mitglied

    Die Sache liest sich eine Nuance anders in der Aufzeichnung des Vortragenden Rates im dt. AA, von Rosenberg, vom 8.10.1911 in Verbindung mit dem Bundesratsausschuss für auswärtige Angelegenheiten. Er notiert u.a.:

    Seitdem hat Italien wiederholt, unter anderem am Vorabend der Algeciraskonferenz und anläßlich der Annexion Bosniens und der Herzegowina, Anstalten gemacht, seine Anwartschaft auf Tripolis zu realisieren. Wenn es auch den vereinigten Bemühungen der Mächte gelang, Italien zur Vertagung seiner Aktion zu bewegen, so wachten doch die Regierung und die öffentliche Meinung in Rom mit Eifersucht darüber, daß die italienische Vorzugsstellung in Tripoli unangetastet blieb. Dies führte zu unausgesetzten Reibungen mit der türkischen Regierung, die von Italien Vorzugsstellung (begreiflicherweise) nichts wissen wollte und durch Anwendung kleinlicher Abwehrmittel die Nervosität der Italiener nur noch erhöhte. Wir haben es uns angelegen sein lassen, in Konstantinopel sowohl wie in Rom zur Mäßigung und Ruhe zu mahnen, und haben erreicht, daß zahlreiche Zwischenfälle in friedlicher Weise erledigt wurden. Seit Jahresfrist jedoch war nicht mehr zu verkennen, daß Italien eine endgültige Auseinandersetzung wollte.
    Frankreichs Vorgehen in Marokko gab den Anstoß.
    [...]​
    Q: GP 30, 1, S. 99 f., Nr. 10880.

    Afflerbach überinterpretiert und verallgemeinert ein bisschen, was sich nur auf Tripolitanien bezogen hatte. Darauf lässt sich schwerlich eine haltbare, substanzielle und gut abgesicherte Aussage aufbauen. Und das jungtürkisch geprägte Regime seit 1908 war gewiss weniger romantisch oder naiv, was Macht, Gewalt, Machtkonstellationen und internationale (Großmacht-) Politik anging. So erfolgte die ÖU-Annexion Bosniens nach Machtübernahme des jungtürkischen Regimes unter Ausnutzung seiner noch ungesicherten Position. Kreta und Bulgarien sagten sich ebenfalls noch 1908 und nach der jungtürkischen Machtübernahme von der (formalen) Oberherrschaft des Osmanischen Reiches los.
     
  5. Turgot

    Turgot Aktives Mitglied

    Premierminister Asquith hatte eine unmissverständlich Meinung zu der italienischen Aggression:

    Asquith betrachte den Angriff als noch nicht dagewesene Friedensstörung und Aggression, er wundere sich, dass der König von Italien Sanktion dazu erteilte.Italiens Veröffentlichung zur Rechtfertigung des Angriffes türkischen Territoriums sei so schwach, das es nicht der Mühe wert sei, sie zu lesen. Er befürchte, dass trotz der in England bestehenden starken Sympathien für Italien sich hier in der Öffentlichkeit sehr starke Entrüstung manifestieren wird.

    Auch in Wien, St.Petersburg und Berlin hielt sich die "Begeisterung" über den italienischen Angriff in sehr überschaubaren Grenzen. Die gemeinsame Befürchtung war, dass das Feuer auf dem Balkan überspringen könnte.

    Eine sehr berechtigte Befürchtung. Bereits am 04.Oktober diente sich Montenegro Italien zwecks eines Angriffs auf Albanien an. San Giuliano wies das Ansinnen zurück, aber wir wissen wo die Entwicklung hingeführt hatte.

    Österreich-Ungarns Außenpolitik, Band 3, Dokument 2698
     
    Zuletzt bearbeitet: 13. Juli 2022
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  6. Kaisersuntertan00

    Kaisersuntertan00 Neues Mitglied

    ist es wahr. und das ist heute so und wer versucht, der Nation etwas Gutes zu tun, muss ins Ausland gehen

    Korruption ist ein Krebsgeschwür.

    wahrscheinlich das einzig gute im WK1 traf Norden und Süden und so konnte ein sizilianer kaum mit einem mailänder sprechen, aber sie fühlten sich in der gleichen situation.
     
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  7. Kaisersuntertan00

    Kaisersuntertan00 Neues Mitglied

    Infanterie-Brigade wurde von jedem Bürger zusammengestellt, wobei einzelne Regionen in einer ganzen Einheit vermieden wurden

    Die Sassari-Brigade war einzigartig, aber die anderen waren gemischt, zum Beispiel wurde die Roma-Brigade nicht von Männern aus Rom zusammengestellt

    Offiziere konnten oft turinesisch oder neapolitanisch sein die brigade Catanzaro bestand aus Sizilianern, und aus Angst, dass sie desertieren, vermied sie ihnen die Ruhezeit

    Also gab es einen Aufstand und mit "decimazione" erschossen sie einige von ihnen, sogar Rekruten kamen Tage nach dem gescheiterten Aufstand an die Front
     
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  8. Kaisersuntertan00

    Kaisersuntertan00 Neues Mitglied

    Südtirol ist Österreich, ich war dort und wir sind umsonst gestorben, besonders Bozen gestohlen, 98% deutschsprachig im Jahr 1918

    Offensichtlich starben meine Vorfahren, arme Bauern, Salandra und andere Politiker, die unterzeichneten, aber den einfachen Bürger nach vorne schickten
     
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