Zur Jungfräulichkeit nochmal die bekannten Annahmen
Hierogamie ? Wikipedia, hilft bei der Suche nach der Begründung vielleicht weiter.
Eine meiner Ideen wäre noch die Überbevölkerungskontrolle. Um gebärfähige Frauen durch eine neue Sinnstiftung von der Fortpflanzung abzuhalten, erhielten sie andere Aufgaben als Heilerinnen, dem Göttlichen dienende usw., da diese Aufgaben eine vollständige Hinwendung erforderten, wurde sexuelle Enthaltsamkeit propagiert.
Auf jeden Fall bringt mich das auf neue Ideen!:winke:
1. Der zitierte Artikel geht zunächst mal in die "Gegenrichtung". Das an ein göttliches Vorbild, an einen Mythos andockende Ritual besteht in der "vorbildgerechten" geschlechtlichen Vereinigung von Menschen mit dem Ziel, "Fruchtbarkeit" zu sichern, d. h. das Ritual ist auf die Förderung von Fertilität angelegt.
Siehe zu Fruchtbarkeitsriten etwa das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 3, Sp. 147 ff. [149]: "Frauen umwandeln - oft nackt - die Felder, Mädchen werfen sich gegenseitig in die Kohlbeete, wälzen sich im Flachs oder schlagen Purzelbäume, wodurch der Acker befruchtet wird. [...] Das stärkste magisch-kultliche Mittel dieser Art ist aber zweifellos auf gewissen Kulturstufen der Coitus selbst."
2. Das Ritual wird also ausgeübt von Personen, die selbst fruchtbar sind, erwiesenermaßen (Frauen, die Kinder geboren haben) oder potentiell (Mädchen). Um das Gegenteil zu erreichen, also Unfruchtbarkeit, müsste man sich lediglich solcher Rituale und insbesondere des Coitus enthalten; ein offizielles "Unfruchtbarkeitsritual" - etwa im Dienste der Bevölkerungskontrolle - ist denkmöglich, mir aber nicht bekannt. (Ein Ritual, das z. B. auf einen geringeren Ernte-Eintrag abzielt, dürfte es kaum gegeben haben.)
3. Wo ist nun der "missing link" in dieser Argumentation? Die Frage, inwiefern der Verzicht auf die erwähnten Rituale (bzw. auf das "gewöhnliche" Ausüben des Geschlechterverkehrs) die Götter günstig stimmen könnte, ist ja mit dem Bisherigen noch nicht beantwortet.
Hypothese 1: Das Ritual ist so wichtig, dass es nur von solchen Menschen ausgeführt werden darf, die dazu in besonderer Weise beschaffen und geeignet sind. (Wer ungelenk ist oder dabei lacht usw., erzürnt die Götter, d. h. das Ritual muss professionalisiert werden, Zugangsberechtigung Abitur usw.)
Hypothese 2: Die Menschen sind Eigentum der Götter, und die (männlichen) Götter sind grundsätzlich eifersüchtig. Um letztere gnädig zu stimmen, muss man ihnen ein gewisses Quantum an Frauen zusprechen/vorbehalten, die ergo auch von keinem sterblichen Manne angerührt werden dürfen.
Mehr bekomme ich nicht zusammen - die Erbsündenlehre lasse ich mal zunächst außen vor.