C
Cherusker
Gast
Ich hab schon längere Zeit nicht mehr hier reingeschaut denn sonst hätte ich mich schon früher zu diesem Thema gemeldet....
Dem stimme ich zu. Hier wird auch meine Meinung weitestgehend vertreten.
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Ich hab schon längere Zeit nicht mehr hier reingeschaut denn sonst hätte ich mich schon früher zu diesem Thema gemeldet....
Keine Sorge, es wurde zur Kenntnis genommen. Es ist ein möglicher und durch die Datierung sehr starker Hinweis auf die Pontes longi-Hypothese, der aber die Varusschlacht-Hypothese nicht unbedingt schlägt. Die Pontes longi müssen schließlich im weiteren Umfeld des Varusschlachtfeldes gelegen haben. Wolters [schlagt mich nicht tot, wenn er es nicht war] liest Tacitus z.B. so, dass dieser die clades variana und die Schlacht bei den pontes longi, als Gegenmodelle zueinander - so macht man's und so macht man's nicht - aufbaut.Zu Bohlenwege:
Bohlenwege sind weder eine römische noch eine germanische Erfindung. In der Dümmer Geestniederung wurden welche gefunden, die eine Breite von 4m aufwiesen und 4.750v.Chr. errichtet wurden. Seit 5000 v.Chr. sind menschliche Einflüsse in Moorgegenden nachweisbar.
Aber in ca. 10km Entfernung von Kalkriese hat man einen Bohlenweg gefunden, der nach dendrochronologischer Untersuchung in das Jahr 15 n.Chr. datiert werden kann. Dort fand man auch germanische Waffen mit Kampfspuren. (Aber das habe ich schon zigmal geschrieben...)
Erst nach der Clades Variana war es möglich dass sich dem römischen Heer ein germanisches Heer mit vorwiegend römischer Ausrüstung entgegenstellte.
Quellenkritik hin oder her, aber die fast identischen Schilderungen dieses Sachverhaltes bei drei verschiedenen Autoren lässt doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Gebeine der Gefallenen Römer in einem einzigen Tumulus bestattet wurden, geradezu in die Höhe schnellen.
Sollte bei Kalkriese tatsächlich das Zentrum der Varusschlacht gewesen sein, dann kann der Tumulus nicht sehr weit von diesem Ort entfernt gewesen sein. So wären dann wahrscheinlich gerade hier an diesem Brennpunkt des Geschehens, mit sicherlich vielen Opfern, die Gebeine aufgesammelt und in den Grabhügel verbracht worden. Will man den einen Tumulus jedoch immer noch ablehnen, so müsste im Gegenzug die Niewedder Senke bei einer Opferzahl von 15000 – 20000 gefallenen Legionären mit Knochengruben übersäht sein.
Auch die Bestattungen in den Knochengruben an sich passen nicht für eine würdevolle Grablegung von Legionär zu Legionär. Menschliche Gebeine gemeinsam mit Maultierknochen zu begraben entsprach meines Wissens nicht dem römischen Bestattungsritus für einen gefallenen Legionär. Das Argument der Verwechslung kann nicht ziehen, denn der antike Mensch war mehr als heute mit einem Elementarwissen ausgestattet, welches ihn in die Lage versetzte menschliche von tierischen Knochen zu unterscheiden. Ich habe den Eindruck dass es sich bei den Knochengruben nicht um eine ehrenvolle Bestattung von menschlichen Gebeinen handelt, sondern dass wir es hier mit einer Beseitigung von störenden Skelettresten zu tun haben.
Ich habe mir diesen sogenannten Wall sehr genau angeschaut.
Richtig, der Boden vor dem Wall wurde in einem kleinen, von Spundwänden eingefassten Bereich auf sein Niveau vor 2000 Jahren zurückgeführt. Über die ursprüngliche Höhe des Walls ist damit keine Aussage gemacht.Dieser Wall wurde so freigelegt, dass die Höhe mit der Zeit der Fertigstellung lag. Das heißt, der Boden vor dem Wall wurde, laut Wilbers-Rost, im Original hergestellt.
dann käme man derzeit zu der Schlussfolgerung, dass hier römische Legionäre gegen ihresgleichen gekämpft haben müssen.
Es legt einen solchen Schluß zumindest nahe. Es gibt auch andere Theorien, über deren Wahrscheinlichkeit man allerdings dann streiten kann.Dieses Ausgrabungsergebnis kann eigentlich nur den Rückschluss zulassen, dass hier zwei Heere mit identischer Bewaffnung und Ausrüstung aufeinander getroffen sind.
Diese "minderwertigere" Bewaffnung hat immerhin eine ganze Reihe von germanischen Siegen in den vorhergehenden 130 Jahren Geschichte ermöglicht. Ich sehe zwar ebenfalls den materiellen Wert dieser Ausrüstung, allerdings sehe ich keinen Hinweis, dass die Germanen dieser Zeit ihre Taktik verändert hätten um den römischen Waffen in diesem von dir angesprochenen Maßstab zu entsprechen.Die Streitmacht des Arminius vor der Varusschlacht benutzte sicherlich zum überwiegenden Teil ihre, im Gegensatz zur römischen Ausrüstung, minderwertigere traditionelle Bewaffnung. Sollte es sich bei Kalkriese um den Ort der Varusschlacht handeln, dann müssten sich auch massenweise Kleinteile dieser germanischen Ausstattung im Grabungshorizont wieder finden. Das trifft in Kalkriese nicht zu. Nach der Varusschlacht fielen den Germanen unvorstellbare Mengen römischer Waffen und Rüstungen in die Hände. Ein einfacher germanischer Krieger wird bestimmt seine Ausstattung mit den römischen Beutestücken ergänzt haben, wenn er sie nicht gar gänzlich ersetzt hat.
Es gibt von drei verschiedenen Quellen Aussagen über die Bestattung der Varuslegionen. (...)
Quellenkritik hin oder her, aber die fast identischen Schilderungen dieses Sachverhaltes bei drei verschiedenen Autoren lässt doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Gebeine der Gefallenen Römer in einem einzigen Tumulus bestattet wurden, geradezu in die Höhe schnellen.
(R. Nickel, Lexikon der antiken Literatur)Sueton informiert sich weitgehend aus Quellen, die das jeweils der Nachwelt überlieferte konventionelle Kaiserbild bestimmt haben. Darin stimmt er mit Tacitus (Annales, De vita et moribus Iulii Agricolae, Historiae) überein. Es handelt sich ofensichtlich um Geschichtsdarstellungen aus Kreisen des Senatsadels. (...) Es hatten sich anscheinend kanonisierte Kaiserbilder entwickelt, die den Historikern und Biographen als mehr oder weniger verbindlich vorlagen.
(W. Kissel, RLTD 4)Daß er dabei ... weniger Wert auf die Aufdeckung faktischer Kausalketten als auf die psychologische Begründung und Motivierung des Geschehens legt, (...) Verschiedentlich ist zu beobachten, daß psychologische Überlegungen bei ihm (sc. Tacitus) geradezu das Übergewicht über die Erzählung der Ereignisse selbst gewinnen und das historische Ereignisse noch Hilfsfunktion bei der Interpretation der Charaktere besitzt...
Sollte bei Kalkriese tatsächlich das Zentrum der Varusschlacht gewesen sein, dann kann der Tumulus nicht sehr weit von diesem Ort entfernt gewesen sein.
Es steht zwar in den Quellen, dass er die Gebeine sammeln und bestatten ließ, nach wie vor bestehen aber allein schon architektonische Zweifel an einem solchen Bauwerk. Die Dimensionen einen solchen Tumulus anzulegen sprengen die Bauerfahrungen jedes Soldaten und provinzialen Architekten bei weitem. Die üblichen Dimensionen für einen (!) geehrten Toten habe ich vor einigen Postings vorgelegt. Hochgerechnet und den Umständen angepaßt kommt dort noch immer ein Bau von geradezu monumentalsten Ausmaßen zustande. Außer man hat eben doch nur eine bestimmte, kleinere Zahl zusammengetragen.So wären dann wahrscheinlich gerade hier an diesem Brennpunkt des Geschehens, mit sicherlich vielen Opfern, die Gebeine aufgesammelt und in den Grabhügel verbracht worden. Will man den einen Tumulus jedoch immer noch ablehnen, so müsste im Gegenzug die Niewedder Senke bei einer Opferzahl von 15000 – 20000 gefallenen Legionären mit Knochengruben übersäht sein.
Auch die Bestattungen in den Knochengruben an sich passen nicht für eine würdevolle Grablegung von Legionär zu Legionär.
Wie gesagt haben wir keine Vergleichsmöglichkeiten, da es sonst keine Massengräber römischer Soldaten von Schlachtfeldern gibt. Fakt ist, es gibt Massengräber aus späterer Zeit, bei dem römische Bürger vermutlich von den Überlebenden an der Stelle ihres gewaltsamen Todes, etwa in einem Mithräum, bestattet wurden, wo sie waren. Sehr pietätslos, und im Falle des Mithräumsbeispieles das Cherusker sicherlich ebenfalls kennt inklusive der dort getöteten Tiere.Menschliche Gebeine gemeinsam mit Maultierknochen zu begraben entsprach meines Wissens nicht dem römischen Bestattungsritus für einen gefallenen Legionär.
Worauf stützt sich diese Behauptung?Das Argument der Verwechslung kann nicht ziehen, denn der antike Mensch war mehr als heute mit einem Elementarwissen ausgestattet, welches ihn in die Lage versetzte menschliche von tierischen Knochen zu unterscheiden.
Ich halte es zwar auch für einen Hinweis, aber nicht für ein so schweres Argument.Keine Sorge, es wurde zur Kenntnis genommen. Es ist ein möglicher und durch die Datierung sehr starker Hinweis auf die Pontes longi-Hypothese, der aber die Varusschlacht-Hypothese nicht unbedingt schlägt.
praemisso Caecina ut occulta saltuum scrutaretur pontesque et aggeres umido paludum et fallacibus campis inponeret, incedunt maestos locos visuque ac memoria deformis.
Dazu ein kleiner Einwand, das hatten wir ebenfalls bereits. Eine solch starke Romanisierung zu dem Zeitpunkt wäre ebenso erstaunlich, wie eine "Romanisierung" germanischer Truppen nach Varus.Das lässt aber außer Acht, dass die germanischen Kontingente der clades variana vielleicht römische Hilfstruppen waren und als solche entsprechend ausgerüstet.
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Das sehe ich nicht als Argument. Da muss man keinen Nachbau der Cheops-Pyramide erwarten, sondern eher einen (zerstörten) Grabhügel in der bescheidenen Dimension eines Einfamilienhauses. Auch bei den verstreuten Resten vieler Tausend.@Tib. Gabinius: Hochgerechnet und den Umständen angepaßt kommt dort noch immer ein Bau von geradezu monumentalsten Ausmaßen zustande.
Ich schrieb "geradezu monumentalsten" Ausmaßen. Das ist mißverständlich, trotzdem müßte, allein um die Gebeine in den geforderten pietätvollen Kontexten darin beizusetzen der Bau mächtig aufgebaut werden. Ein Tumulus gibt nunmal nicht nur eine äußere Form sondern auch einen inneren Aufbau vor. Ganz zu schweigen vom Raum, den die Gebeine von sagen wir mal grob gerundet (grusselig, es handelt sich um tausende Menschen) 15 000 Menschen einnehmen müssen!Das sehe ich nicht als Argument. Da muss man keinen Nachbau der Cheops-Pyramide erwarten, sondern eher einen (zerstörten) Grabhügel in der bescheidenen Dimension eines Einfamilienhauses. Auch bei den verstreuten Resten vieler Tausend.
Wur sprechen aber über römishe tumuli. Und die Begründung zum Bau für diesen war die Definition als würdevolle Bestattung bzw. die Kritik an den Gruben war die "Pietätlosigkeit" solcher Methoden.
Und Hühnengräber und römische tumuli sind zwei verschiedene Dinger, s. meinen Literaturverweis mit Beispiel von der Gestaltung.
Und um Deine ewige Nachfrage nach dem Meinungswandel in Kalkriese zu beantworten
Definitiv zu wenig. Das hat dann die Kalkrieser Archäologen auch zu einer Meinungsänderung veranlaßt.
Meine Frage nach dem Meinungswandel bezog sich auf die Menge der Knochenreste, die zu erwarten gewesen wären.
Und um Deine ewige Nachfrage nach dem Meinungswandel in Kalkriese zu beantworten (das habe ich schon einmal beantwortet): wenn man die jährlichen Vorträge der Kalkrieser Archäologen (Fr. Wilbers-Rost, Herr Moosbauer,...) sich anhört und ansieht und dann die veröffentlichten Berichte zu grunde legt, dann ist dieser Meinungswandel zu erkennen.
Bsp: Die Kunde, Band 54, 2003, Fr. Wilbers-Rost:"So wurde auch der schon nach wenigen Wochen in Schnitt 7 erkennbare Wall, der sich im Profil als flache, knapp 15m breit auseinander geflossene Erhebung abzeichnete, zunächst als Teil einer römischen Anlage aufgefasst."
Das kann ich Dir beantworten.
Kannst Du die mal zitieren oder verlinken?
Bisher hast Du nicht viel Literatur genannt, interessant wäre es wohl zwei sich widersprechende Äußerungen der Kalkrieser zu haben, ergo zwei Literaturangaben von der gleichen Person.
Sorry mir, der überwiegend gespannt mitgelesen hat, nicht.Reicht Euch diese Antwort aus?
Danke, Rechtschreibfehler, gut aufgepaßt. :yes:Meinst Du jetzt Hünengräber oder Hühnergräber? Das sind auch zwei verschiedene Dinge.
Nein, reicht sie nicht. Darin wird nicht geäußert ob man sich irrte oder nicht, ob man umdenkt oder dergleichen mehr.NDZ, März 2005
Fr. Dr. Wilbers-Rost: "Wir wollen nicht mehr die Varusschlacht beweisen, sondern herausfinden, was an diesem Ort vor 2000 Jahren wirklich geschah."
@ Tib. GabiniusDanke, Rechtschreibfehler, gut aufgepaßt. :yes:
Das die Kalkrieser zuerst selbst von pietätvoll gesprochen hatten und bei genauerer Auswertung davon abrücken mußten ist eine interessante Information, tut aber nicht zur Sache, da, soweit ich das sehen kann, nur ein unwesentlicher Bestandteil der Argumentation, eine durchaus zu hinterfragende Interpretation der Darstellung der Abläufe, darauf fußte.
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