Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Zu Bohlenwege:
Bohlenwege sind weder eine römische noch eine germanische Erfindung. In der Dümmer Geestniederung wurden welche gefunden, die eine Breite von 4m aufwiesen und 4.750v.Chr. errichtet wurden. Seit 5000 v.Chr. sind menschliche Einflüsse in Moorgegenden nachweisbar.
Aber in ca. 10km Entfernung von Kalkriese hat man einen Bohlenweg gefunden, der nach dendrochronologischer Untersuchung in das Jahr 15 n.Chr. datiert werden kann. Dort fand man auch germanische Waffen mit Kampfspuren. (Aber das habe ich schon zigmal geschrieben...)
Keine Sorge, es wurde zur Kenntnis genommen. Es ist ein möglicher und durch die Datierung sehr starker Hinweis auf die Pontes longi-Hypothese, der aber die Varusschlacht-Hypothese nicht unbedingt schlägt. Die Pontes longi müssen schließlich im weiteren Umfeld des Varusschlachtfeldes gelegen haben. Wolters [schlagt mich nicht tot, wenn er es nicht war] liest Tacitus z.B. so, dass dieser die clades variana und die Schlacht bei den pontes longi, als Gegenmodelle zueinander - so macht man's und so macht man's nicht - aufbaut.

Erst nach der Clades Variana war es möglich dass sich dem römischen Heer ein germanisches Heer mit vorwiegend römischer Ausrüstung entgegenstellte.

Möglich. Das lässt aber außer Acht, dass die germanischen Kontingente der clades variana vielleicht römische Hilfstruppen waren und als solche entsprechend ausgerüstet.

Quellenkritik hin oder her, aber die fast identischen Schilderungen dieses Sachverhaltes bei drei verschiedenen Autoren lässt doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Gebeine der Gefallenen Römer in einem einzigen Tumulus bestattet wurden, geradezu in die Höhe schnellen.

Fast identische Schilderungen eines Sachverhaltes deuten zunächst einmal auf eine gemeinsame Quelle - sofern es sich nicht um Zeitzeugenberichte handelt.

Sollte bei Kalkriese tatsächlich das Zentrum der Varusschlacht gewesen sein, dann kann der Tumulus nicht sehr weit von diesem Ort entfernt gewesen sein. So wären dann wahrscheinlich gerade hier an diesem Brennpunkt des Geschehens, mit sicherlich vielen Opfern, die Gebeine aufgesammelt und in den Grabhügel verbracht worden. Will man den einen Tumulus jedoch immer noch ablehnen, so müsste im Gegenzug die Niewedder Senke bei einer Opferzahl von 15000 – 20000 gefallenen Legionären mit Knochengruben übersäht sein.

Auch die Bestattungen in den Knochengruben an sich passen nicht für eine würdevolle Grablegung von Legionär zu Legionär. Menschliche Gebeine gemeinsam mit Maultierknochen zu begraben entsprach meines Wissens nicht dem römischen Bestattungsritus für einen gefallenen Legionär. Das Argument der Verwechslung kann nicht ziehen, denn der antike Mensch war mehr als heute mit einem Elementarwissen ausgestattet, welches ihn in die Lage versetzte menschliche von tierischen Knochen zu unterscheiden. Ich habe den Eindruck dass es sich bei den Knochengruben nicht um eine ehrenvolle Bestattung von menschlichen Gebeinen handelt, sondern dass wir es hier mit einer Beseitigung von störenden Skelettresten zu tun haben.

Das alles ist in diesem (und anderen) Thread(s) schon hin und herdiskutiert worden, auf einen gemeinsamen Nenner sind wir bisher nicht gekommen.

Ich habe mir diesen sogenannten Wall sehr genau angeschaut.

Der Wall ist ein Wall, warum "sogenannt"?

Dieser Wall wurde so freigelegt, dass die Höhe mit der Zeit der Fertigstellung lag. Das heißt, der Boden vor dem Wall wurde, laut Wilbers-Rost, im Original hergestellt.
Richtig, der Boden vor dem Wall wurde in einem kleinen, von Spundwänden eingefassten Bereich auf sein Niveau vor 2000 Jahren zurückgeführt. Über die ursprüngliche Höhe des Walls ist damit keine Aussage gemacht.

Von der Seite der Uni Osnabrück habe ich einige Darstellungen kopiert, welche das Gelände Oberesch schematisch darstellen. Darauf ist zu erkennen, wie der Wall zunächst erodierte und später noch zusätzlich plattgepflügt wurde. Der heutige Wall in Kalkriese ist eine Rekonstruktion, nicht das Original.
Oberesch vor Errichtung des Walls
Wall in seinem ursprünglichen Zustand
Wall erodiert
Beginn der landwirtschaftlichen Nutzung des Geländes
Zustand vor der Grabung
 
Zuletzt bearbeitet:
Es stehen noch einige Fragen im Raum. Die von Hyokkose erbetenen Hinweise auf den Richtungswechsel der Kalkrieser Archäologen bspw. wären wirklich hilfreich.

dann käme man derzeit zu der Schlussfolgerung, dass hier römische Legionäre gegen ihresgleichen gekämpft haben müssen.

Das nennt sich argumentum ex silentio und wird in der Regel als wenig aussagekräftig gewertet. Das wir etwas nicht haben, bedeutet nicht, dass es nicht da war oder ist. In der Tat ist aber, und das hielten wir ja bereits fest, der Mangel an germanischem Fundgut bemerkenswert.

Dieses Ausgrabungsergebnis kann eigentlich nur den Rückschluss zulassen, dass hier zwei Heere mit identischer Bewaffnung und Ausrüstung aufeinander getroffen sind.
Es legt einen solchen Schluß zumindest nahe. Es gibt auch andere Theorien, über deren Wahrscheinlichkeit man allerdings dann streiten kann.

Die Streitmacht des Arminius vor der Varusschlacht benutzte sicherlich zum überwiegenden Teil ihre, im Gegensatz zur römischen Ausrüstung, minderwertigere traditionelle Bewaffnung. Sollte es sich bei Kalkriese um den Ort der Varusschlacht handeln, dann müssten sich auch massenweise Kleinteile dieser germanischen Ausstattung im Grabungshorizont wieder finden. Das trifft in Kalkriese nicht zu. Nach der Varusschlacht fielen den Germanen unvorstellbare Mengen römischer Waffen und Rüstungen in die Hände. Ein einfacher germanischer Krieger wird bestimmt seine Ausstattung mit den römischen Beutestücken ergänzt haben, wenn er sie nicht gar gänzlich ersetzt hat.
Diese "minderwertigere" Bewaffnung hat immerhin eine ganze Reihe von germanischen Siegen in den vorhergehenden 130 Jahren Geschichte ermöglicht. Ich sehe zwar ebenfalls den materiellen Wert dieser Ausrüstung, allerdings sehe ich keinen Hinweis, dass die Germanen dieser Zeit ihre Taktik verändert hätten um den römischen Waffen in diesem von dir angesprochenen Maßstab zu entsprechen.
Der Fehlbestand würde sich auf diese Weise nur durch einen nahezu ausschließlichen Einsatz römischer Waffen auf germanischer Seite erklären lassen. Das hätte wie gesagt als Konsequenz, dass die für den Formationskampf ausgelegte Bewaffnung der Römer die Germanen in ihrer uns bekannten Kampfweise behindert hätten.
Was nicht heißen soll, dass Beutewaffen nicht benutzt wurden, aber der Maßstab erscheint mir fragwürdig. Mal ganz abgesehen, dass der Bestand in germanischen Arsenalen bereits mit Lollius angelegt worden sein müßte. Wir wissen leider zu wenig über den Umgang mit Beutewaffen. Was wir wissen ist die Tradition, Teile davon in Mooren zu versenken.
Es ist ein interessanter Ansatz, der einige weitere Fragen aufwirft.

Es gibt von drei verschiedenen Quellen Aussagen über die Bestattung der Varuslegionen. (...)

Quellenkritik hin oder her, aber die fast identischen Schilderungen dieses Sachverhaltes bei drei verschiedenen Autoren lässt doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Gebeine der Gefallenen Römer in einem einzigen Tumulus bestattet wurden, geradezu in die Höhe schnellen.

Sehr gut aufgepaßt. Ich muß zugeben, ich mußte in den lateinischen Texten des Tacitus und des Suetonius nochmal nachschauen, diese Zahlwörter waren mir durch die Lappen gegangen.
Was aber die gescholtene Quellenkritik angeht, so kann sie auch hier die Lesart durchaus erweitern.
Sueton informiert sich weitgehend aus Quellen, die das jeweils der Nachwelt überlieferte konventionelle Kaiserbild bestimmt haben. Darin stimmt er mit Tacitus (Annales, De vita et moribus Iulii Agricolae, Historiae) überein. Es handelt sich ofensichtlich um Geschichtsdarstellungen aus Kreisen des Senatsadels. (...) Es hatten sich anscheinend kanonisierte Kaiserbilder entwickelt, die den Historikern und Biographen als mehr oder weniger verbindlich vorlagen.
(R. Nickel, Lexikon der antiken Literatur)
Deutlicher gesagt, man geht davon aus, dass die kurz hintereinander entstandenen Werke des Tacitus und des Suetonius zumindest in Teilen auf den gleichen Quellen beruhen, die bereits eine bestimmte Kaiserdarstellung festgelegt hatten. Dazu gehört die Umzeichnung des Kaiserbildes.
Zum Anspruch des Realismus bei Tacitus denn auch:
Daß er dabei ... weniger Wert auf die Aufdeckung faktischer Kausalketten als auf die psychologische Begründung und Motivierung des Geschehens legt, (...) Verschiedentlich ist zu beobachten, daß psychologische Überlegungen bei ihm (sc. Tacitus) geradezu das Übergewicht über die Erzählung der Ereignisse selbst gewinnen und das historische Ereignisse noch Hilfsfunktion bei der Interpretation der Charaktere besitzt...
(W. Kissel, RLTD 4)

Kurzum, was diese Quellen nach der angelegten Kritik
1. beweisen: meine Einwurf, Tacitus könnte von seiner Zeit beeinflußt sein wegen der tumuli ist verworfen.
2. nahelegen, sind zwei Möglichkeiten. Entweder gab es einen Tumulus, und dieser wurde zerstört, lange bevor ein moderner Archäologe nach Kalkriese kam, womit also auch keine Knochen mehr gefunden werden konnten bzw. nur wenige, über den die Autoren dann berichteten, oder es handelt sich um einen Topos in einer früheren Quelle auf die Suetonius und Tacitus zurückgriffen und der ob der Verbreitung dann auch beim später schreibenden Cassius Dio Einzug hielt.
Warum Topos? Über Germanicus und seine Frau finden wir einige solcher Gemeinplätze, die beschreiben, wie sie dem einfachen Soldaten bei seinem Mahl beiwohnen, die verwundeten Flüchtlinge (sic!) empfangen und versorgen oder wie hier Gebeine einsammeln und Hand anlegen bei Bauarbeiten.

Sollte bei Kalkriese tatsächlich das Zentrum der Varusschlacht gewesen sein, dann kann der Tumulus nicht sehr weit von diesem Ort entfernt gewesen sein.

Gerade eben zitiertest du eine Stelle, in der die Germanen diesen Tumulus zerstörten und entweihten (also plünderten).

So wären dann wahrscheinlich gerade hier an diesem Brennpunkt des Geschehens, mit sicherlich vielen Opfern, die Gebeine aufgesammelt und in den Grabhügel verbracht worden. Will man den einen Tumulus jedoch immer noch ablehnen, so müsste im Gegenzug die Niewedder Senke bei einer Opferzahl von 15000 – 20000 gefallenen Legionären mit Knochengruben übersäht sein.
Es steht zwar in den Quellen, dass er die Gebeine sammeln und bestatten ließ, nach wie vor bestehen aber allein schon architektonische Zweifel an einem solchen Bauwerk. Die Dimensionen einen solchen Tumulus anzulegen sprengen die Bauerfahrungen jedes Soldaten und provinzialen Architekten bei weitem. Die üblichen Dimensionen für einen (!) geehrten Toten habe ich vor einigen Postings vorgelegt. Hochgerechnet und den Umständen angepaßt kommt dort noch immer ein Bau von geradezu monumentalsten Ausmaßen zustande. Außer man hat eben doch nur eine bestimmte, kleinere Zahl zusammengetragen.
Zweifel sind also weiterhin erlaubt.

Auch die Bestattungen in den Knochengruben an sich passen nicht für eine würdevolle Grablegung von Legionär zu Legionär.

Die uns bekannten Bestattungen in denen Soldaten einen frater begruben laßen keinen Vergleich oder Schluß zu den Pietätsgedanken auf einem Schlachtfeld zu. Eine Bestattung nach Sitte wie sie sich aus diesem archäologischen Bild ergibt sähe das Erinnerungsmoment vor. Dieses ist auf dem Schlachtfeld ohnehin nicht gegeben. Auch sind Massengräber nicht usus für die sorgsame Bestattung. Insofern widerspricht die Situation ohnehin nicht Sitte und Tradition. Ich schlage vor die Diskussion um Bestattungssitten in eine externe auszulagern, es gibt eine Menge guter Arbeiten die zu zitieren viel Platz rauben wird.

Menschliche Gebeine gemeinsam mit Maultierknochen zu begraben entsprach meines Wissens nicht dem römischen Bestattungsritus für einen gefallenen Legionär.
Wie gesagt haben wir keine Vergleichsmöglichkeiten, da es sonst keine Massengräber römischer Soldaten von Schlachtfeldern gibt. Fakt ist, es gibt Massengräber aus späterer Zeit, bei dem römische Bürger vermutlich von den Überlebenden an der Stelle ihres gewaltsamen Todes,
etwa in einem Mithräum, bestattet wurden, wo sie waren. Sehr pietätslos, und im Falle des Mithräumsbeispieles das Cherusker sicherlich ebenfalls kennt inklusive der dort getöteten Tiere.
Auch gehören Tiere zu den mit verbrannten Opfergaben und gelangen so mit in die Gruben, wie gesagt von den Toten eigentlich getrennt durch deren Urnen.
Zweifel bleiben also angebracht.

Das Argument der Verwechslung kann nicht ziehen, denn der antike Mensch war mehr als heute mit einem Elementarwissen ausgestattet, welches ihn in die Lage versetzte menschliche von tierischen Knochen zu unterscheiden.
Worauf stützt sich diese Behauptung?

 
Keine Sorge, es wurde zur Kenntnis genommen. Es ist ein möglicher und durch die Datierung sehr starker Hinweis auf die Pontes longi-Hypothese, der aber die Varusschlacht-Hypothese nicht unbedingt schlägt.
Ich halte es zwar auch für einen Hinweis, aber nicht für ein so schweres Argument.
Ich habe es schon zitiert und Cherusker vor wenigen Postings ebenfalls, dass Tacitus beschreibt, wie Caecina, als "Vorhut" erstmal einen Bohlenweg zum Ort der Schlacht anlegen mußte. Das auftauchen eines solchen Bohlenweges in der Nähe eines möglichen Varusschlachtortes ist also wenig erstaunlich.
Tac. Ann. 1,61,2
praemisso Caecina ut occulta saltuum scrutaretur pontesque et aggeres umido paludum et fallacibus campis inponeret, incedunt maestos locos visuque ac memoria deformis.

Das lässt aber außer Acht, dass die germanischen Kontingente der clades variana vielleicht römische Hilfstruppen waren und als solche entsprechend ausgerüstet.
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Dazu ein kleiner Einwand, das hatten wir ebenfalls bereits. Eine solch starke Romanisierung zu dem Zeitpunkt wäre ebenso erstaunlich, wie eine "Romanisierung" germanischer Truppen nach Varus.
 
@Tib. Gabinius: Hochgerechnet und den Umständen angepaßt kommt dort noch immer ein Bau von geradezu monumentalsten Ausmaßen zustande.
Das sehe ich nicht als Argument. Da muss man keinen Nachbau der Cheops-Pyramide erwarten, sondern eher einen (zerstörten) Grabhügel in der bescheidenen Dimension eines Einfamilienhauses. Auch bei den verstreuten Resten vieler Tausend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da inzwischen in fast jedem Beitrag Polemik vermutet oder geschrieben wird und die Moderatorentätigkeit als unzureichend eingeschätzt wird (wer konkrete Probleme hat, darf die übrigens gerne melden. Das hilft uns sehr die persönlichen Knackpunkte der Mitglieder zu erkennen), werden wir zu etwas härteren Maßnahmen greifen und eine allgemeine Pause von etwa 24 Stunden für diesen Thread verhängen. Nutzt sie.
Ich hoffe, zum letzten Mal hier tätig werden zu müssen.
 
Das sehe ich nicht als Argument. Da muss man keinen Nachbau der Cheops-Pyramide erwarten, sondern eher einen (zerstörten) Grabhügel in der bescheidenen Dimension eines Einfamilienhauses. Auch bei den verstreuten Resten vieler Tausend.
Ich schrieb "geradezu monumentalsten" Ausmaßen. Das ist mißverständlich, trotzdem müßte, allein um die Gebeine in den geforderten pietätvollen Kontexten darin beizusetzen der Bau mächtig aufgebaut werden. Ein Tumulus gibt nunmal nicht nur eine äußere Form sondern auch einen inneren Aufbau vor. Ganz zu schweigen vom Raum, den die Gebeine von sagen wir mal grob gerundet (grusselig, es handelt sich um tausende Menschen) 15 000 Menschen einnehmen müssen!

Anders gesagt, definiert jemand ein würdevolles und pietätvolles Bestatten mit einer 2m tiefen Grube, einem Holzsarg, dem darin in würdevoller Haltung azurechtgelegten Toten und wenigstens einem namennennenden Kreuz (aber eher einem Stein mit Daten und vollem Namen) oben drauf ist eine 20 cm tiefe Grube, in die man den Leichnam in einem Plastiksack oder direkt und nackt hineinstößt und mit Kalk und einer abschließenden Schicht Erde bedeckt sowie ein aus zwei Ästen zusammengebundenes krummes Kreuz oder sogar nur ein dicker Stein am Kopfende kein pietätvolles Grab.

Noch anders gesagt, in der Cheopspyramide findet man diverse Kammern und Gänge, die Grabkammer und die dazugehörigen Räume für die Gerätschaften haben bestimmte Dimensionen, wie auch der Sarkophag selbst.
Ein Pharao, der sich eine solche Pyramide mit den Maßen der Cheopspyramide bauen ließ, aber nur einen Gang und seinen Leichnam bloß zwischen zwei Steine klemmen ließ würde in diesem Kontext nicht von angemessen sprechen.

Wie gesagt, wir sollten die Thematik Bestattungsriten der Römer, Pietät und Sitte auslagern. Dazu gibt es viel zu sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Angemessen hin, angemessen her: Die Knochen eines Menschen lassen sich gut in 1 Kubikmeter verpacken; 10.000 Menschen = ca 15 m Kugelradius. Also z.B. eine runde Grube mit 30 m Durchmesser, 15 m Tiefe und darauf ein 15 hoher "Tumulus" aus Knochen und Sand: Nicht direkt "monumental", aber auch nicht zu übersehen....

Hier ein Foto eines bronzezeitliches Grabhügels ähnlicher Größe (55 m Durchmesser, 6 m hoch)
Bild:Gotland-Grabhuegel Bjaer.jpg ? Wikipedia
 
Wur sprechen aber über römishe tumuli. Und die Begründung zum Bau für diesen war die Definition als würdevolle Bestattung bzw. die Kritik an den Gruben war die "Pietätlosigkeit" solcher Methoden.

Die Knochen zusammenzuschütten und einzubuddeln entspräche dann nicht dem geforderten passenden Begräbnis.
Dann hätte man sie auch an Ort und Stelle verscharren können.

Und Hühnengräber und römische tumuli sind zwei verschiedene Dinger, s. meinen Literaturverweis mit Beispiel von der Gestaltung.
 
Wur sprechen aber über römishe tumuli. Und die Begründung zum Bau für diesen war die Definition als würdevolle Bestattung bzw. die Kritik an den Gruben war die "Pietätlosigkeit" solcher Methoden.

Wie schon bereits geschrieben....hatten die Kalkrieser Archäologen bei der Beisetzung der Knochen in Gruben von einer PIETÄTVOLLEN Bestattung gesprochen. Erst als sie bemerkten, daß Wasser für eine systematische Anordnung der Knochen in den Gruben verantwortlich war, ist das Thema einer PIETÄTVOLLEN Bestattung vom Tisch. Somit hat man in den Gruben die Knochen verscharrt.

Und um Deine ewige Nachfrage nach dem Meinungswandel in Kalkriese zu beantworten (das habe ich schon einmal beantwortet): wenn man die jährlichen Vorträge der Kalkrieser Archäologen (Fr. Wilbers-Rost, Herr Moosbauer,...) sich anhört und ansieht und dann die veröffentlichten Berichte zu grunde legt, dann ist dieser Meinungswandel zu erkennen.
Bsp: Die Kunde, Band 54, 2003, Fr. Wilbers-Rost:"So wurde auch der schon nach wenigen Wochen in Schnitt 7 erkennbare Wall, der sich im Profil als flache, knapp 15m breit auseinander geflossene Erhebung abzeichnete, zunächst als Teil einer römischen Anlage aufgefasst."

Aber es ist ja auch nicht verwerflich seine Meinung nach neuestem Erkenntnisstand zu revidieren. Bloß die Schlußfolgerungen der Kalkrieser Archäologen aus den Funden stelle ich in Frage.....

Und Hühnengräber und römische tumuli sind zwei verschiedene Dinger, s. meinen Literaturverweis mit Beispiel von der Gestaltung.

Meinst Du jetzt Hünengräber oder Hühnergräber? Das sind auch zwei verschiedene Dinge.
 
Meine Frage nach dem Meinungswandel bezog sich auf die Menge der Knochenreste, die zu erwarten gewesen wären.

Das kann ich Dir beantworten. Früher ging man in Kalkriese von dem Ort der Vernichtungsschlacht aus. Herr Rost hat dann mit amerikanischen Militärhistorikern und Wissenschaftlern gesprochen. Diese bestätigten ihm, daß dort keine Vernichtungsschlacht stattgefunden haben kann. Ab dem Zeitpunkt war dann nur noch die Rede vom Beginn der Schlacht und von einem Weitermarsch (das Fundspektrum zeichnete sich weiterhin nach Westen aus).
Schon vorher hatte ich bei einem Vortrag gehört, daß in Kalkriese ein römisches Heer durchgezogen ist und dort nicht vernichtet wurde. Bislang wurde erklärt, daß vielleicht die 3 Legionen "unterbesetzt" waren und das Varusheer war somit gar nicht so groß. Sollte das Heer passend zur Kalkrieser Umgebung gemacht werden?
 
Und um Deine ewige Nachfrage nach dem Meinungswandel in Kalkriese zu beantworten (das habe ich schon einmal beantwortet): wenn man die jährlichen Vorträge der Kalkrieser Archäologen (Fr. Wilbers-Rost, Herr Moosbauer,...) sich anhört und ansieht und dann die veröffentlichten Berichte zu grunde legt, dann ist dieser Meinungswandel zu erkennen.
Bsp: Die Kunde, Band 54, 2003, Fr. Wilbers-Rost:"So wurde auch der schon nach wenigen Wochen in Schnitt 7 erkennbare Wall, der sich im Profil als flache, knapp 15m breit auseinander geflossene Erhebung abzeichnete, zunächst als Teil einer römischen Anlage aufgefasst."

Bisher hast Du nicht viel Literatur genannt, interessant wäre es wohl zwei sich widersprechende Äußerungen der Kalkrieser zu haben, ergo zwei Literaturangaben von der gleichen Person.
 
Bisher hast Du nicht viel Literatur genannt, interessant wäre es wohl zwei sich widersprechende Äußerungen der Kalkrieser zu haben, ergo zwei Literaturangaben von der gleichen Person.

@El Quijote und hyokkose:
Die Äußerungen sind auf öffentlichen Vorträgen im Museum von Kalkriese (2002)bzw. Osnabrück (2004), Springe (2005), Detmold (2006) erfolgt.

Es soll kein Widerspruch nachgewiesen werden (wurde von mir so auch nie behauptet), sondern Aussagen wurden revidiert.
Frau Dr. Wilbers Rost (Archäologie Niedersachsen Band6, 2003, Seite 36):
"Die Untersuchungen der letzten Jahre haben zwar eine zunehmend klarere Vorstellung vom Schlachtfeld ergeben, doch mussten inzwischen einige ursprüngliche Vermutungen korrigiert werden." ... "Da bei den Untersuchungen außerhalb des Oberesches aber auch ein erheblich geringeres Fundaufkommen festgestellt wurde, ergibt sich die Frage, ob diese Befund- und Fundsituation am Kalkrieser Berg die Reste eines weitgehend vernichteten römischen Heeres von drei Legionen einschließlich Hilfstruppen und Tross widerspiegeln kann,..."

NDZ, März 2005
Fr. Dr. Wilbers-Rost: "Wir wollen nicht mehr die Varusschlacht beweisen, sondern herausfinden, was an diesem Ort vor 2000 Jahren wirklich geschah."

Reicht Euch diese Antwort aus?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Meinst Du jetzt Hünengräber oder Hühnergräber? Das sind auch zwei verschiedene Dinge.
Danke, Rechtschreibfehler, gut aufgepaßt. :yes:

Das die Kalkrieser zuerst selbst von pietätvoll gesprochen hatten und bei genauerer Auswertung davon abrücken mußten ist eine interessante Information, tut aber nicht zur Sache, da, soweit ich das sehen kann, nur ein unwesentlicher Bestandteil der Argumentation, eine durchaus zu hinterfragende Interpretation der Darstellung der Abläufe, darauf fußte. Wie gesagt beweißt die Art der Bestattung nicht das geringste (außer wir hätten es mit einer Tradition eines bestimmten Volkes zu tun, und auch dann nur bedingt). Nur die Bestattung an sich ist von Interesse, und es findet sich eben nicht bei den pontes longi oder einer anderen Auseinandersetzung der Germanenfeldzüge, sondern nur bei der Aktion des Germanicus auf dem Schlachtfeld des Varus.
Die beackernden Germanen hätten sich wohl kaum die Mühe gemacht, sondern die Knochen einfach irgendwo "weggeworfen", sprich, entsorgt. Warum? Wir kennen ihre Grundhaltung zu den römische Gräbern ebenfalls aus den gleichen Quellen, wenn wir sie beim Wort nehmen wollen. Dort wird, wie von maelo zitiert, die Grabanlage zerstört. Ihr Nichtauffinden wäre somit sogar erklärbar. Ganz ohne zurechtbiegen.
Es war eines deiner Argumente, dass die Gräber darum nicht die des Varusschlachtfeldes sein können, weil sie nicht pietätvoll angelegt wurden und unsystematisch waren. Dagegen habe ich argumentiert, nicht gegen die endgültige Auswertung aus Kalkriese.


NDZ, März 2005
Fr. Dr. Wilbers-Rost: "Wir wollen nicht mehr die Varusschlacht beweisen, sondern herausfinden, was an diesem Ort vor 2000 Jahren wirklich geschah."
Nein, reicht sie nicht. Darin wird nicht geäußert ob man sich irrte oder nicht, ob man umdenkt oder dergleichen mehr.
Darin wird nur die Änderung der Zielsetzung bekannt gemacht.
 
Ich möchte noch etwas zum Tumulus schreiben.
1. Der Tumulus wurde nach Abzug des Germanicus von den Germanen wieder zerstört .
2. Verbrannten die Römer nicht ihre Toten?
3. Sollte man die Überreste von mehr als 15000 toten Legionären suchen müsste man nach Phosphatmengen im Boden suchen . Mehr dürfte , nach dieser Zeit , nicht übrig geblieben sein .

Ich will die archäologische Arbeit der Kalkriese-Leute nicht in Frage stellen .
Überhaupt ein römisches Schlachtfeld zu finden ist beachtenswert .
Aber es gleich als Varus-Schlachtfeld zu bezeichnen finde ich übertrieben um Touristen an zu locken .

Zu den minimalen Funden an germanischer Ausrüstung :

Arminius führte die römischen Hilfstruppen an . Diese waren wohl sicher römisch bewaffnet .

Auch konnte Arminius , sicher Waffen für die Germanen besorgen . Waffenschmuggel ist ja wohl nichts neues .
Arminius wusste , wie schwer es sein würde die röm. Legionäre zu besiegen .
Sicher hat er Mittel und Wege gefunden seine Elitetruppen mit römischen Waffen aus zu rüsten .

Das wäre als Gedankengang mal so hingestellt . Ich freue mich auf eure Antworten .

MfG Henricus
 
Danke, Rechtschreibfehler, gut aufgepaßt. :yes:
@ Tib. Gabinius
Irrtum, nicht nur ein Rechtschreibfehler. Denn „Hünengräber“ (Großsteingräber) oder „Hühnergräber“ (was auch immer Du darunter verstehen magst) wären gleichermaßen falsch. Ich nehme an, Du meintest „Hügelgräber“.




Das die Kalkrieser zuerst selbst von pietätvoll gesprochen hatten und bei genauerer Auswertung davon abrücken mußten ist eine interessante Information, tut aber nicht zur Sache, da, soweit ich das sehen kann, nur ein unwesentlicher Bestandteil der Argumentation, eine durchaus zu hinterfragende Interpretation der Darstellung der Abläufe, darauf fußte.

Man höre und staune. Da fordert Tib.Gabinius von Cherusker tagelang die Antwort einer Frage (von hyo) vehement ein und jetzt, da sie vortrefflich erbracht wurde, „tut es nicht zur Sache“.
@ Tib. Gabinius:
Es wäre schön, wenn Du Dich an diesem Beispiel Cheruskers orientieren könntest und auf meine Fragen aus Beitrag # 149 eingehst.

Gruß Cato
 
Diese Diskussion wurde bereits für 24 Stunden geschlossen, um den Dampf aus dem Kessel zu nehmen! Ich bitte daher alle Diskutierenden nochmals, auf einen moderaten Tonfall zu achten, sich Spitzen etc zu verkneifen und sachlich zu bleiben. Danke.
 
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