@ El Quijote
Mal sehen:
1. Ziel/Weg: Zur übertragenen Bedeutung komme ich, wie dargestellt auch.
2. Caecina hat auf dem Weg zum Treffen natürlich nur den Teil des Bruktererlandes verwüstet, den er durchquert hat.
3. Aliso III/Denkmal/Schlachtfeld: Ich sage nur, dass Tacitus den Eindruck erweckt. Wir reden schließlich von einem Autor, der sehr auf die Wirkung seiner Worte achtete.
4. Tacitus nutzt unbewußt einen Ausdruck, den er für höchstens 20 km verwendet, während er in einer ganz anderen Gegend ist. Die Entscheidung des Germanicus wird also nicht zwischen Ems und Lippe gefallen sein, sondern näher am Schlachtfeld. Sei es, dass etwas verschwiegen werden sollte, oder die Darstellung so an Eleganz gewinnen sollte. Die andere Stelle muss man schon zweimal lesen, damit auffällt, dass die Orte nicht beieinander liegen müssen. Und es ist nicht die einzige Stelle, in der Tacitus uns nicht die ganze Geschichte erzählt und dadurch die Gedanken in eine bestimmte Richtung lenkt. Das geschieht auch an der 'haud procul'-Stelle, allerdings in der Hinsicht, dass die Unbestatteten nach einer Reaktion schreien. Daher hätte auch hier der Leser die Nähe herausgelesen. Damit ist das 'haud procul' sinnvoll, wenn man von einer Verkürzung von Tacitus ausgeht. Nochmal eine Verwüstung zu erwähnen, wäre nicht elegant. Das bringt uns zur Vermutung, dass Tacitus den korrekten Ort der Entscheidung im Kopf hatte. Ja, dass ist nur eine mögliche Erklärung, aber eine solche Fehlleistung ist vergleichsweise einfach.
5. Else: Johann-Sebastian Kühlboxen, Oberaden, Stadt Bergkamen, Kreis Unna, und Beckinghausen, Stadt Lünen, Kreis Unna (= Römerlager in Westfalen 3) zitiert S. 2 Franz Hülsenbeck, Das römische Kastell Aliso an der Lippe, nachgewiesen und aufgefunden von Fr. Hülsenbeck, Paderborn 1873: Die kleine Bauerschaft in der sie liegt, heißt Else, in einer Urkunde vom J. 1226 Elseie; von den drei Bauernhöfen, die sie bilden, heißt der eine Schulze-Else, ein anderer Elsemann." Die alten Namen kleiner Bauerschaften und die alten Ortsgrenzen werden heute meist nicht berücksichtigt. Bei Lippstadt liegt noch ein Else oder so ähnlich an der Lippe. Elsen bei Paderborn ist zuerst allerdings als 'Ilasan' erwähnt.
6. Mündung: Kühlborn, wie oben, S.1: "Von allen Seiten wird die Erhebung geschützt durch Wasserläufe und Sumpfgebiet. Im Süden und Osten ist es die Seseke mit dem Kuhbach, im Westen und Norden die Lippe mit dem Roten Bach." Zudem ist fraglich, wo Seseke oder Roter Bach vor 2000 Jahren mündeten.
7. Zeitliche Einordnung: Da gibt es keinerlei Widerspruch aus den Quellen. Der Name wurde mit der Funktion auf Haltern übertragen. Solch ein Umzug ist naheliegend, kommt in der Geschichte mitunter vor. Es ist zudem klar bezeugt, dass Aliso im Winter 9 auf 10 aufgegeben wurde. Damit braucht auch das Aliso des Germanicus nicht in Haltern liegen. (Ganz abgesehen davon, dass das Lager an der Lippe und Aliso nicht identisch sein müssen.)
8. Die Dendrochronologie soll ja inzwischen anders begründet sein. Daher ist die Datierung nicht von der Hand zu weisen. Damit ist Oberaden das 11 vor Christus von Drusus bei der Mündung des Elison errichtete Kastell. (Obwohl ich nicht gerne so argumentiere.) Nimmt man die Bezeichnung Kastell ernst, wurde die Anlage des castrum von der Besatzung des castellum vorbereitet.
9. Wer das Kastell des Drusus nicht mit Aliso gleichsetzt, hat das Problem, dass die Gleichsetzung von Haltern mit Aliso nur aufgrund der Einbildungskraft erfolgt. Ich würde dann wegen des Ellerbachs, des Elsener Bachs und der Stemmecke Anreppen zu Aliso erklären und hätte mit dem Ellerbachs, der bei der nahen Furt mündet und mit der Stemmecke, die direkt beim Lager mündet und im Süden und Westen einen natürlichen dritten Graben bildet, sogar Argumente jenseits des Wunsches.
10. Nimm bitte zur Kenntnis, dass ich von der Übertragung des Namens schreibe und schrieb. In der Entdeckungsgeschichte häufig. Für die Römer fallen mir verlegte Etruskischen Städte ein. Dunkel erinnere ich mich an ein oder zwei römische Beispiele, die nicht so weit verlegt wurden.