Aus dem Mundblech zum Beispiel geht nicht hervor, in welchem Verhältnis der vermutlich bei Kalkriese gefallene Besitzer zu dem (möglicherweise) in Spanien stationierten Legionär stand, der die Schwertscheide um 20 v.Chr. gekauft hat (immer unter der Voraussetzung, dass die Deutung von "LPA" richtig ist). Geben andere Inschriften hier mehr Aufschluss? Mir ist davon nichts bekannt.
In einigen Fällen kann man aufgrund der Nennung des kommandierenden Offiziers die gefundenen Stücke mit Grabsteinen identifizieren und so bestimmte Einheiten bestimmen.
Im Fall des Mundbleches ist das aufgrund des Fundstückes selbst und der genannten Probleme mit der "Augusta" nicht möglich.
Was "verfrühtes Ableben" angeht, hast Du sicher recht. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Legionäre nicht "verfrüht abgelebt" sind (abgelebt haben? egal). Sie bekamen als Belohnung Land zugewiesen, ihre bis dahin illegitimen Ehen und Kinder wurden offiziell anerkannt und sie wurden, wenn Not am Mann war, als Veteranen wieder zu den Legionen eingezogen.
Die Statistiken sprechen etwas anderes. Um genau zu sein, können wir erstmal nur schwer von "die Meisten" sprechen. Wie viele nun genau ihre Dienstzeit überlebt haben schwankt in den Schätzungen zwischen 4 und 7 von 10, was zudem stark vom Zeitraum abhängig ist, von dem wir reden. In Zeiten vieler Feldzüge, schlechter Versorgung, Seuchen oder heftigen Angriffen auf das Reich sinkt die Zahl. In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts gehen manche davon aus, dass nur jeder 3. sein Dienstzeitende wirklich erlebte.
Der evocati-Status ist ein zusätzliches, schwer greifbares Problem
Also besaßen sie noch ihre Ausrüstung und ihre Waffen. Nach menschlichem Ermessen wird diese Ausrüstung erst dann weitergegeben worden sein, wenn die Leute zu alt wurden, um noch zu kämpfen.
Die Quellen sprechen dagegen. Erstmal ist zwischen Besitz und Eigentum zu unterscheiden.
Ich gehe, wie oben beschrieben von Ratenzahlungen aus, Leihgebühren oder eine Pauschale für Nutzung und Wartung aber sind bspw. ebenfalls nicht völlig abwegig.
Ich gehe wegen einer Beschwerde der Soldaten an Tiberius, überliefert durch Tacitus nicht davon aus, in der diese sich eben beschweren (!), dass sie die Ausrüstung bezahlen müssen. Dies würde aber gegen den Status des Eigentümers sprechen sondern nur für den des Besitzers.
Was die Verweildauer, die du gerne als lebenslang ansehen würdest angeht, so sprechen auch hier die Quellen deutlich dagegen. Angefangen mit einem eques, der seinen pugio in Ägypten verpfändet und dieses Geschäft auf einem Papyrus der uns erhalten blieb verzeichnen läßt.
Ein Mitglied der ala veterana gallica borgte sich, mit Brief, 50 Denare zur Anschaffung von Waffen. Er war zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile im Dienst und auch bei seinen Kameraden bekannt, es wird von fratres gesprochen. Also wenigstens ein Teil der Bewaffnung wurde ausgetauscht.
Ulpian schließlich behandelt in seinen juristischen Schriften den möglichen Fall, dass ein Soldat mit vererbten Geld sich eigene Ausrüstung kaufte. Das impliziert, das sich Soldaten "eigene" Ausrüstung kaufen konnten, aber nicht mußten, und das sie dies durchaus in fortgeschrittenem Dienst taten.
Es wäre aber auch nicht überraschend, wenn die Waffen dann als "Reliquie" in der Familie behalten worden wären. Man denke an Gräber germanischer Auxiliarsoldaten, in denen Waffen als Grabbeigabe lagen
Da schmeißt du allerdings Begräbnissitten anderer Kulturen und ästethische oder sentimentale Tradition durcheinander. Die hier implizierte Grundhaltung müßte dann auch die römische Bewaffnung in deren Gräbern, nicht an deren Söhnen wiederfinden, und das ist nicht der Fall. Wie gesagt gibt es bislang keinen archäologischen Hinweis auf intergentile Vererbung von Waffen.
Darauf wollte ich hinaus, als ich schrieb, dass Waffen für Soldaten auch hohen emotionalen Wert hatten/haben.
Und wie gesagt halte ich dies für nicht richtig. "Das ist mein stolz und das mein Gewehr" ist eine zutiefst aufgesetzte Haltung und vor allem in der Neuzeit zu finden. Bundeswehrsoldaten lernen bspw. ihre Waffe und Ausrüstung zu wertschätzen, sie lieben sie aber nicht und tauschen sie bei defekt oder besserem Ersatz bedenkenlos aus.
Wir kennen genug Quellen die beweisen, dass röm. Soldaten ihre Waffen versetzten, verspielten, im Gefecht austauschten und von Caear wissen wir, dass er als "Belohnung" die Waffen seiner Soldaten mit Edelmetallen versehen ließ, mit dem Hintergedanken, dass sie bei gestiegenem Wert besser aufpassen und pflegen würden (was wohl nicht der Fall war).
Also, die Quellen sprechen dagegen.
Spekulieren wir ruhig. Ich glaube nicht, dass ein Gladius regelmäßig so häufig und so massiv beansprucht wurde, dass es unbrauchbar wurde.
Die metallurgischen Untersuchungen kennen gladii von höchster bis niedrigster Qualität. Auch wenn man damit nicht "auf Stein einprügelt" nutzt sich jede Klinge ab und muß gepflegt sein. Die antike Kampfweise, mit diversen Begegnungen der Klingen mit Schildkanten und Schildoberflächen ist durchaus nicht zu verachten. Sollte also jemand bspw. an den Daker- UND Partherkriegen beteiligt gewesen sein, dürfte die Waffe gelitten haben. Genaue Untersuchungen dazu gibt es leider noch nicht.
Wenn unsere Deutung stimmt, war es zum Zeitpunkt des Verlusts 30 Jahre alt oder älter.
Mit dem Unterschied, dass solche Gegenstände keiner Abnutzung im Kampf wie eine Schwertklinge unterlagen...
Sicher wird es einen "zentralen Einkauf" gegeben haben
Aus dem Legionskontext kennen wir hastilarii, gladiarii, scutarii usw. aus den fabricae arcuariae usw.
Deutet darauf hin, dass sie zu einem bestimmten Teil sich selbst versorgen konnten.