Ich bin hier zwar nicht angesprochen, aber ich versuche es:
zu 1:
Diese Frage verstehe ich nicht so ganz...:rotwerd:
Befund Wall Kalkriese: Nach Süden (Bergseite) ein schmaler und flacher, als Hindernis nicht taugender Graben, kaum römische Funde.
Nach Norden (Moorseite) abgestochenes Wallvorfeld (glitschiger Untergrund) und an den Wallenden vorgelagerte Gräben. Die Masse der römischen Funde stammt von hier. Wenn die Römer den Wall angelegt hätten, wären die als Annäherungshindernisse angelegten Gräben gegen die eigenen Truppen angelegt gewesen - taktischer Unsinn.
zu 2:
Der Wall befindet sich an einer ungewöhnlichen Stelle, nämlich an einem Hang. Außerdem standen die Römer unter einem permanten Druck. Sie waren ständigen Angriffen ausgesetzt. Vielleicht haben aber auch Hilfstruppen diesen Wall angelegt.
Und deshalb macht der Wall Schlangenlinien? Um mal zu verdeutlichen, wie Römer in Gefechtssituationen Wälle anlegten: Legionäre rammten
pila muralia in den Boden. Dahinter positionierte sich die kämpfende Truppe, dahinter wiederum befand sich die arbeitende Truppe, welche den Graben aushob und das Material zum Wall aufhäufte. Dann wurden die
pila muralia aus dem Boden gezogen und die Wallkrone damit bestückt.
Wenn also die Linie der Verteidiger zusammenbricht, dann kann der Wall nicht mehr zurückweichen, Schlangenlinien erklären sich durch das Hin und Her eines Gefechts nicht wirklich.
zu 3:
Sie benötigten Grassoden. Vielleicht konnten solche nur in ausreichender Anzahl auf der nördlichen Wallseite gestochen werden.
Kalkriese war ein Hudewald. Und den Marschweg des eigenen Trosses behindern? Nicht sehr wahrscheinlich, oder?
zu 5:
Auch hier wohl keine wirklich befriedigende Erklärung. Vielleicht müßte man die Glaubwürdigkeit bzw. die Genauigkeit des Tacitus-Berichtes hier anzweifeln.
Rekapitulieren wir: Germancius zieht mit acht leidgeprüften Legionen von der Weser Richtung Ems, um dort seine Truppen einzuschiffen. An der Ems gibt er Caecina den Befehl, mit seinen Truppen, die aufgrund der Anzahl der Schiffe (man war ja auch getrennt gekommen) nicht eingeschifft werden können, weiterzumarschieren. Es ist unwahrscheinlich, dass man sich schon nach Idistaviso getrennt hat, denn immerhin hat Arminius den Römern in zwei Schlachten gezeigt, wo der Hammer hängt. Zwar stellt Tacitus beide Schlachten (Angrivarierwall, Idistaviso) als Niederlagen der Germanen dar, aber es ist doch bezeichnend, dass die Germanen offensichtlich immer noch fähig waren, Caecina die Schlacht an den
pontes longi zu liefern. Germancius und Caecina wussten, dass Angrivarierall und Idistaviso keine schweren Niederlagen für die Germanen bedeuteten (wenn es überhaupt Niederlagen für die Germanen waren) sie waren ja dabei. Entsprechend vorsichtig werden sie agiert haben und sich erst getrennt haben, als sie sich einigermaßen sicher fühlten. d.h. Caecina hat die Einschiffung des Germanicus gedeckt und ist dann erst alleine weiterarschiert. Das ist logisch, das deckt sich mit der chronologischen Anordnung des Tacitus. Dagegen zu argumentieren bedarf es sehr guter Argumente (und keiner Zirkelschlüsse).