Konnten das denn die meisten Legionäre lesen?
Ja, und die wirklichen Analphabeten im Heer dürften es durchaus verstanden haben, spätestens durch die Kameraden und den Vergleich.
Ich sehe allerdings schon einen Unterschied, ob man seinen Staatsführer kennt oder ob man ihn auch (auf Münzen) erkennt! So fotorealistisch waren die Abbildungen ja nun auch nicht!
Eben. Augustus selbst dürften im ersten Jahrzehnt des ersten Jahrunderts nur wenige Soldaten wirklich "hautnah" erlebt haben. Aber sein idealisiertes Konterfei, wie etwa die wirklich berühmte Statue vom Typ Primaporta, hatten sie ständig vor der Nase. Andersrum wird also eher ein Schuh draus. Die Meisten Soldaten hätten den alten Mann nicht erkannt, wenn sie ihn in angerempelt hätten, aber sein idealisiertes, ewig jung und damit gleich bleibendes Konterfei kannten sie.
Klar waren die Legionäre öfter unzufrieden, doch gibt es halt verschiedene Ursachen für Unzufriedenheit.
So viele sind es i.d.R. auch nicht. Meist geht es um Geld, Dienstzeiten und Arbeitsbedingungen oder alles zusammen. Die Ernährung ist nur selten ein Grund. Und, mit Verlaub, man muss schon wirklich zu den Waffen greifen wollen, wenn man sich mit der "Obrigkeit" als solche anlegt, und das war in Pannonien offensichtlich nicht der Fall und auch in Germanien kam es nicht zur vollkommenen Abspaltung.
Wenn ich zu meiner BW-Zeit mit dem Spieß oder Kompaniechef unzufrieden war, habe ich ja nicht gleich auf den Staat geschimpft. Wenn die mich damals nach Afghanistan geschickt hätten, sähe es schon anders aus.
So? Und wenn du freiwillig einen Vertrag unterschrieben hättest, unter vorheriger Belehrung, dass du dich nur mit diesem Vertrag auch für Auslandseinsätze verpflichtest? Natürlich gegen mehr Geld?
Ähnlich war es nunmal 14 n.Chr. Der alte Kaiser, auf den man sich eingeschworen hatte und dem man sich verpflichtet gefühlt hatte starb.
Deinem Vergleich folgend wäre das so, als hättest du unter Scharping deinen Dienst angetreten und als Struck zum Minister wurde hast du deinen Vertrag in Frage gestellt (ob zu Recht oder zu Unrecht sei mal dahin gestellt).
Die Soldaten leisteten jedes Jahr Anfang Jänner den Diensteid neu, auf den Kaiser.
Abe alle Diskussion dahingestellt, die Quellen (Tacitus und Cassius Dio) berichten, dass es gegen TIBERIUS ging, nicht gegen Augustus. Das man die Münzen nun versucht so zu interpretieren ist also eine Theorie die gegen Quellenaussage steht.
Und was die Beliebtheit eines Kaisers angeht, so kann sich diese gerade bei einem gesteigerten Personenkult auch sehr schnell umkehren. Aktuelle Beispiele gibt es ja reichlich.
Richtig. Ist uns aber im Falle des Augustus eben genau nicht bekannt. Bei anderen Kaisern ist das wohl eher der Fall gewesen. Und wenn man dann noch ungeliebt als Kaiser startet brauchen wir nicht einen eher beliebten als Stellvertreter zu erwarten.
Es hat schon seinen Grund warum Tiberius eher zurückhaltend auftritt (neben seinem mutmaßlichen Charakter).