Die Texte die in diese Gruppe zu passen scheinen und die den oben herausgestellten Grundvoraussetzungen am ehesten entsprechen sind meiner Meinung nach die "Annales regni Francorum" und innerhalb dieser Dokumente die Ausführungen über die Sachsenkriege.
Es ist sicherlich keine Besitzurkunde im eigentlichen Sinne, trotzdem traue ich diesem Dokument zu, bei der Durchsetzung von Besitz-/Herrschaftsansprüchen in Norddeutschland eine Rolle gespielt zu haben.
Nein, ein Privileg oder eine Schenkung stellen sie tatsächlich nicht da. Wie sollen die AARRFF bei den Besitz- oder Privilegienansprüchen denn eine Rolle gespielt haben?
Parallelität
Isoliert man aus den Annales die Erzählungen über die Sachsenkriege von KdG und stellt sie den Geschehnissen der Germanenkriege gegenüber ergeben sich folgende Parallelen.
- Die Dauer der Auseinandersetzungen ist zeitlich ähnlich, Sachsenkriege 32 Jahre
Germanenkriege von Drusus bis Germanicus 27 Jahre
Das hieße dann ja konkret, du zweifelst an der Geschichte zwischen der fränkischen Landnahme westlich des Rheins im Zuge der Völkerwanderung und der karolingischen Eroberung des Sachsengebietes einige Zeit später.Die Ausgangsbasen/Siedlungsräume der Kontrahenten sind identisch:
Norddeutschland für die Sachsen/Germanen
Das linksrheinische Gebiet für die Römer/Franken
Das ist weder besonders ungewöhnlich noch auffällig.Der Verlauf des Krieges ist in beiden Auseinandersetzungen gleich und folgt dem Muster: Unterwerfung und Stellung von Geiseln -> Abfall ->Erneute Unterwerfung -> Abfall ...
Ist auch nicht weiter verwunderlich, dass in sich überlappenden Konflikträumen dieselben Aufmarschwege verwendet wurden. Manche Römerstraßen werden bis heute verwendet. Aber dir könnte z.B. aufgefallen sein, dass der Schreiber der taciteischen Annalen Luppia nicht zu Lippia korrigiert, wohingegen der Schreiber der AARRFF schon den heutigen Vokal verwendet.Die Lippelinie wird in beiden Fällen als Vormarschtrasse genutzt.
Dazu eine Frage: Die Reichsannalen berichten ja, dass die Sachsen alle zur Lippequelle kamen und dort getauft wurden. Haben die Römer die Cherusker, Marser etc. in Anreppen auch getauft?Die Quellen der Lippe werden als Platz zum Überwintern und zum Abhalten von Reichstagen (für Anreppen von mir vermutet) gewählt.
Wie Parallel sind denn die Verluste wirklich zu setzen? Bei Germanicus ist es die Unkenntnis des Wattenmeers und eine auflaufende Sturmflut, bei den Karolingern wurden die Soldaten aufgehalten und ausgelöscht ("interceptas et deletas"). Da würde eher die Parallele zu Varus als zu Germanicus bestehen. Ganz neue Hypothese, Varus wurde in der Wesermündung überfallen... Auch das karl als Folge davon folgendes macht:Verlust eines fränkischen Heeres bei Rüstringen (Wesermündung) Grosse Verluste des Germanicus in der Wesermündung durch Unwetter
Karl bricht wegen der Niedermetzelung eines fränkischen Heeres durch aufständische Sachsen seinen Pannonienfeldzug ab.
Nur ist hier wieder ein eklatanter Unterschied: Tiberius ist in Pannonien nach Jahren des Krieges erfolgreicher Sieger als die Nachricht von der Varusniederlage in Rom eintrifft. Karl will zwar nach Pannonien, kommt da aber wegen der Niederlage des Theoderich gar nicht erst hin.
Karl zerstört das sächsiche Irminsul Heiligtum
Die Römer zerstören das germanische Tamfana Heiligtum
Allerdings zumindest teilweise aus unterschiedlichen Motiven. Motiv N. 1 bei Germanicus ist vor allem die verbrannte Erde im Marserland. Das mag bei Karl auch ein Motiv gewesen sein. Ein zweites ist aber sicher auch dass im Namen es Christentums eine heidnische Kultstätte zu zerstören. Es ist aber übliche Kriegspraxis in Antike und Mittelalter das Land des Gegners zu verheeren, verbrannte Erde zu hinterlassen. Josephus Flavius beschriebt z.B. wie im Judaischen Krieg die Pflaumenbäume um Jerusalem auf Titus' Befehl vernichtet wurden.
Tatsächlich mal eine echte Parallele.Die Franken stellen und schlagen fliehende Sachsen an der Adrana
Germanicus schlägt die Chatten an der Adrana die über den Fluss fliehen.
Und die Parallele ist?Germanicus läßt wegen der Trockenheit die Brücken bei den Chatten vorsorglich über die ausgetrockneten Flussbetten bauen.
Den Franken geschieht ein Wasserwunder nach Trockenheit im Gebiet der Chatten.
Mindestens Vouilleé ist keine karolingische Schlacht, aber egal. Es ist kein besonderes Wunder, dass Schlachten immer wieder an Orten geschlagen werden, wo schon einmal Schlachten geschlagen wurden oder in der Nähe davon. Hasdrubal Barkas schlug sich bei Baecula mit den Römern, 1400 Jahre später (1212) schlugen sich ganz in der Nähe die spanischen Christen mit den Almohaden und noch ein paar Jahrhunderte später (1808) die französischen Truppen Napoleons mit den Spaniern (Schlacht von Bailén).(Es gibt seltsamerweise weitere karolingische Schlachten die man geographisch mit früheren (spät)antiken Schlachten in Verbindung bringen kann. Z.B. die Schlacht bei Poitiers und die frühere Schlacht bei vouille.)
Ein Zufall ist das nicht, sondern Folge der Infrastruktur.
Karl der Grosse schlug selbst zwei Schlachten gegen die Sachsen. In Detmold und an der Hase (nahe Osnabrück) Hier könnte also die Schlacht aus dem Notlager des Caecina gemeint sein, dass dann westlich von Kalkriese zu vermuten ist.
Wobei nun zu fragen ist, woher der hypothetische Fuldarer Geschichtsfälscher wusste, dass es an der Hase eine römisch-germanische Schacht gegeben hatte, die er nun als fränkisch-sächsische Schlacht verwursten konnte. Denn die Hase kommt in den römischen Quellen nicht vor.