Dann gibt es in Berlin noch die „Antibolschewistische Liga“, ab ca. 1921 die „Liga zum Schutze der deutschen Kultur“. Die laut Wiki: […] bis Ende 1922 in 80 deutschen Städten Ausstellungen organisiert, die von etwa 800.000 Menschen besucht worden waren, darüber hinaus etwa 8.600 Vorträge und rund 400 mehrwöchige Schulungskurse mit in der Regel 120 bis 150 Teilnehmern. […]“.
Stand jetzt scheint mir diese „Liga zum Schutze der deutschen Kultur“ der wahrscheinlichste Auftraggeber zu sein. Thematisch passt das mehr oder weniger zu den Aktivitäten der Liga. Möglicherweise erschien der volle Name als zu lang für das Plakat und wenn 800.000 in deren Ausstellungen waren, muss die damals sehr bekannt gewesen sein, so dass man vielleicht davon ausging, dass jeder weiß, was mit "Kultur Liga" gemeint ist.
 
Auf dem Plakat steht Kultur Liga oder Kultur-Liga (beim DHM ist der Ausschnitt leider sehr verpixelt, wenn man ihn zoomt):

in Wiki-Media findet man das Plakat in besserer Auflösung:


Und da steht es ohne Bindestrich:

1726054423993.jpeg
 
Ich hatte das Plakat ja schon ohne verzerrung in hoher Auflösung verlinkt, da ist nur der Stempel der Druckerei anders.

Was mir noch schleierhaft ist:

Die Schornsteine durchbohren blutig die Hände der Frau, die für mich eine hässliche Version der bekannten Dame ist, die man von diesem Bild der Revolution kennt (mit entblößtem Busen auf der Barikade). der gefallene Adrian-Helm stellt die Besatzungstruppe dar, die wohl vernichtet wurde.

Was genau hat jetzt die französische Frau als Feindbild auf sich? Oder soll sie allgemein das Volk darstellen?
 
in Wiki-Media findet man das Plakat in besserer Auflösung:


Und da steht es ohne Bindestrich:

Anhang anzeigen 23748
Ist ein anderes Plakat (also natürlich dasselbe Motiv), aber in dier Wikimedia-Version steht Kultur Liga unter Hände weg, in der Version vom Plakatmuseum und DHM steht es links davon.

Ich hatte das Plakat ja schon ohne verzerrung in hoher Auflösung verlinkt, da ist nur der Stempel der Druckerei anders.

Was mir noch schleierhaft ist:

Die Schornsteine durchbohren blutig die Hände der Frau, die für mich eine hässliche Version der bekannten Dame ist, die man von diesem Bild der Revolution kennt (mit entblößtem Busen auf der Barikade). der gefallene Adrian-Helm stellt die Besatzungstruppe dar, die wohl vernichtet wurde.

Was genau hat jetzt die französische Frau als Feindbild auf sich? Oder soll sie allgemein das Volk darstellen?
Marianne ist ja eine Allegorie. Ich würde hier eine antifranzösische UND antidemokratische (Matejko hat ja wohl, obwohl selbst 1919/20 demokratisch gesinnt, bereits 1920 für jeden gezeichnet, auch für Antidemokraten) Haltung des Herausgebers herauslesen. Das mit der durchbohrten Hand habe ich zunächst nicht gesehen. Das ändert natürlich auch die Sache mit dem Helm. Das Plakat ist somit gewissermaßen eine Warnung: Wer sich am Ruhrgebiet vergreift, der wird Schmerzen erleiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also entweder war die Fähigkeit der damaligen Bevölkerung, solche Plakate in ihrer Aussage zu begreife wesentlich höher als heute selbst unter Interessierten, oder diese Symbole waren absolut jedem geläufig. Oder die meisten haben damals die Plakate auch nicht verstanden :D
 
Falls du mich meinst: Ich habe schlicht in der schlechteren Plakataulösung nicht gesehen, dass die Hand von Fabrikschloten durchbohrt ist. Ich habe gesehen, dass Marianne nach dem Ruhrgebiet greift. Nicht, dass sie Schaden erleidet.
 
Mit Bergbau wird das wohl nichts zu tun haben, ging ja um Industrie im Ruhrgebiet. Seltsam.
Es ging bei der Ruhrbesetzung auch ganz dezidiert um Reparationsleitungen in Form von Steinkohle, an der man von französischer und belgischer Seite interessiert war.
Das war eigentlich für die Franzosen interessanter als ein Großteil der übrigen Industrie, Industrie hatten sie selbst, was fehlte, waren nach den Zerstörungen, die der Krieg in den französischen Revieren angerichtet hatte vor allem Brennstoffe.
 
Falls du mich meinst: Ich habe schlicht in der schlechteren Plakataulösung nicht gesehen, dass die Hand von Fabrikschloten durchbohrt ist. Ich habe gesehen, dass Marianne nach dem Ruhrgebiet greift. Nicht, dass sie Schaden erleidet.

Alles gut, ich meinte niemanden direkt.
Ich finde es nur immer interessant das man damals diese Plakate klebte um die einfachen Leute zu beeinflussen und hier heute sehr belesene und gebildete Leute rätseln was da gemeint ist.
Daher meine Folgerung: entweder waren die Leute damals geübter solche Bilder zu entschlüsseln oder die Plakate waren nicht allzu wirksam.
 
Ich finde es nur immer interessant das man damals diese Plakate klebte um die einfachen Leute zu beeinflussen und hier heute sehr belesene und gebildete Leute rätseln was da gemeint ist.
Daher meine Folgerung: entweder waren die Leute damals geübter solche Bilder zu entschlüsseln oder die Plakate waren nicht allzu wirksam.
Ist halt die Frage, wer im Einzelnen Adressat der Plakate war. Ich würde aber meinen, dass die Leute damals nicht grundsätzlich geübter waren, sondern vielmehr die zeitgenössischen Codes eher verstanden. Bedenke mal, wenn ein Liebespaar sich am Telefon gegenseitig ins Ohr säuselt "Leg du auf"- "nein, du" - "nein, du" - "nein, du legst zuerst auf", das ist veraltete Sprache, weil schon lange kaum noch jemand einen Telefonhörer im wörtlichen Sinne auflegt oder gar aufhängt. Und so geht es mit vielen Begriffen. Manche bleiben, obwohl überholt, (teil)entsemantisiert in der Sprache als Sprachbild erhalten, andere verschwinden mit den letzten Nutzern aus dem Sprachgebrauch. Und so ist das eben mit allen Semen, ob sie nun Worte oder Bilder sind. Manche erhalten sich, werden weiter gebraucht, obwohl man (der Nutzer) den Ursprung nicht mehr kennt, andere sterben aus.
 
Rätselhaft ist für mich auch ein weiteres Plakat von Matejko aus dem Jahr 1923 zum Thema. Es trägt den Text "Deutsch bleibt der Rhein".
Es zeigt einen nackten Mann, der zwei Stichwaffen zerquetscht und eine böse schauende Frau.
Darauf steht unten Kultur-Liga mit Bindestrich und vermutlich ist auch das Logo oben rechts von der Druckerei Eckert.
Ich verlinke es mal lieber nicht. Interessierte werden es mit dem Titel schon finden.

Die "Liga zum Schutze der deutschen Kultur" veröffentlichte ihre Hefte beim "Verlag der Kulturliga G.m.b.H.", was darauf schließen lässt, dass diese Liga kurz als "Kulturliga" bekannt war.
Was selbstverständlich kein Beweis dafür ist, dass es sich dabei um die Urheberin der Plakate handelte.
 
Rätselhaft ist für mich auch ein weiteres Plakat von Matejko aus dem Jahr 1923 zum Thema. Es trägt den Text "Deutsch bleibt der Rhein".
Es zeigt einen nackten Mann, der zwei Stichwaffen zerquetscht und eine böse schauende Frau.
Ich habe noch eine Beschreibung für das Bild gefunden:

"a naked, muscular man struggles to bend two bayonet blades entering the picture left, while protecting a woman and child who cower lower right. In the background a valley through which a river is running stretches out into the distance"

(sollte ein Link ohne Bild sein)

Danach beschützt der nackte Mann, der herkulesgleich unbewaffnet die französischen Bajonette abwehrt also die Frau und ihr Kind. Und natürlich den Rhein.

Was selbstverständlich kein Beweis dafür ist, dass es sich dabei um die Urheberin der Plakate handelte.
Es erscheint jetzt aber sehr wahrscheinlich.
 
Ja, man denkt bei dem nackten blonden Mann gleich an Germanentümelei, aber da gibt es dann von Matejko auch ein martialisches Plakat für die DDP - Säubert das Reich -, worauf ein nackter Mann mit einem Schild in den Farben der Weimarer Republik - schwarz - rot - gold Hakenkreuze und Soldatenhelme sowie Kommunistensterne abwehrt, die wie Würmer aus den Löchern kriechen.

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