Friedrich Wilhelm I. erscheint mir immer wieder als sehr zwiespältig. Zerrissen zwischen Herzensgüte und zärtlicher Behandlung seiner Kinder und wohl auch Liebe gegenüber seiner Gemahlin und brutalster Misshandlungen gegen seine Kinder, dabei fast noch mehr gegenüber Wilhelmine als gegen Friedrich. Dabei darf man aber auch seine Geisteskrankheit nicht vergessen.
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Karl VI. und Friedrich Wilhelm I. sind sicherlich ganz entgegen gesetzte Charaktere, der eine musikalisch veranlagt, der andere alles Musische verachtend bis hassend, wobei letzteres scheinbar aus dem bloßen Hass gegen alles, was seinen Vater betraf zusammenhängt. Der eine (FW I.) hatte eine Stellung die gerade durch seinen Vater nicht nur gefestigt sondern auch noch entscheidend für die Zukunft ausgebaut worden war, während der andere (Karl VI.) in einen Krieg geworfen wurde, den er zum Ende führen musste. Derweil standen FW I. alle Optionen hinsichtlich seiner außenpolitischen Aktivitäten offen, während Karl VI. sein politischer Weg vorgezeichnet war (durch den Krieg) oder durch seine unglücklich dynastische Situation erzwungen wurde.
Hatte aber Karl VI. in der Hauptsache die Mittel auch die Gefolgsmänner seines Vorgängers übernommen und ging mehr als bedächtig an Reformen etc., so berief FW I. als erstes den Danckelmann wieder in Amt und Würden und schlug einen neuen Weg in eine „modern“ Bürokratie und effiziente Verwaltung ein, was für einen neuzeitlichen Fürstenstaat unerlässlich war. Erst
nach Karl VI. wurden die entscheidenden Reformen angefasst, aber das dann auch nach preußischem Vorbild. Auch die Militärverwaltung des verdienstvollen aber ergrauten Prinzen Eugen schaffte nicht die entscheidenden Schritte.
Der Vergleich muss natürlich mit Vorsicht genossen werden, da Preußen nun einmal Vorreiter war, wobei ich gerne zustimme, dass Wien nun einmal ein kulturelles Zentrum ersten Ranges war, was Berlin erst (wieder ?) werden musste.
@
Rovere
Da Du schon mal mit Vereinfachungen angefangen hast. FW I. würde ich halt als einen der ersten „arbeitenden“ Monarchen ansehen. In der Richtung sehe ich natürlich auch Friedrich II. in Preußen, Maximilian III. Joseph von Bayern und eingeschränkt Carl Theodor; bei den Österreichern kann ich in Kaiser Joseph II. auch ein Exemplar par excelence erkennen.
Ich weiß, das erscheint sehr, sehr vereinfacht… (mir ist bewusst, dass Arbeit zum Alltag des Herrschers auch schon zuvor gehörte)