Karl VI. Reanimierung des Kaisertums oder Totengräber desselben?

Das Bild ist von 1721 (oder davor). Wenn ich irgendwann mal wieder Zeit hab (im Moment bauen wir wie verrückt im Museumsdorf) such ich die anderen Bilder raus und scann sie ein. Oder ich kauf eines der wissenschaftlichen Bände zu Schönbrunn und schenks dir bei Gelegenheit....
 
Viele seiner Zeitgenossen bescheinigen Friedrich II. seine Schwäche dafür, andere der Lächerlichkeit preis zu geben. Wie aber ist seine Einschätzung über Karl VI. einzuordnen? Ist sie sachlich oder polemisch?
Friedrich an Voltaire:
"Der Kaiser ist tot.

Privatmann war er erst, und ward
ein König, ward ein Kaiser dann;
Eugen erwarb ihm seinen Ruhm,
doch leider! ist er nun befleckt.
Er macht im Tode Bankerott."
*

Weniger hart resümierte Bartenstein, der leitende Minister, über die letzten Jahre der Herrschaft seines Kaisers, muss aber auch eingestehen:

"Zwei schwere blutige Kriege waren kurz vorhergegangen. Beede seind so unglücklich als möglich geführet worden, in beeden hat der Staat namhaft eingebüßet. Die übrigverbliebenen Erbkönigreiche und Länder waren also an Geld und Volk nicht wenig erschöpfet ..."
**

Ich denke, man kann die Herrschaft von Karl VI. in zwei Teile unterscheiden. Einmal haben wir den Spanischen Erbfolgekrieg und den erfolgreichen Türkenkrieg (1716-18). Dann war seine Herrschaft primär von den Bemühungen um die Pragmatische Sanktion geprägt. Bartenstein schrieb sie sich zwar z.T. mit auf die Fahne, er war es ja auch, der um diese Regelung willen Lothringen geopfert hatte, aber er war es auch, der letztlich eingestehen musste, dass die vielen Zugeständnisse in den Verhandlungen letztlich verschenkt waren, weil sich Kursachsen, Bayern, Frankreich und Preußen dann allesamt als agressive Nachbarn offenbarten.

Die desaströse Finanzlage erwähnen beide. Sie stellte natürlich für jeden Nachfolger eine schwere Belastung da.

Im Reich war es ihm gelungen, auch wenn er die Macht der Funktion des Kaisers nicht ausbauen konnte, die reichstreuen Stände erfolgreich im Schach zu halten. Selbst wenn er dauernd befürchten musste, dass viele Stände der von ihm vorgespannten Kreisassoziationen aufmüpfig wurden, um so deutlicher sich die Schwäche des Hauses Österreich abzeichnete, vermochte er immer wieder seine Trumpfkarten auszuspielen. Geradezu meisterlich spielte er beispielsweise die beiden Kreisauschreibenden Fürsten im Schwäbischen Kreis gegeneinander aus. Mit der Übernahme Württembergs durch einen treuen katholischen Herzog, galt vorerst dieser Kreis als für den Kaiser gewonnen.

* Hans Jessen (Hrsg.): "Friedrich der Große und Maria Theresia in Augenzeugenberichten" Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2012 S. 120
** Ebenda S. 96
 
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