Es gab und gibt für den Krieg bestimmte Regeln.
Der Zynismus der Militaristen
Es mag ja sein, dass der Krieg ein einziges Morden ist. Dass der Krieg die dunklen und niederträchtigen Seiten der Menschheit entfesselt, und es mag auch sein, dass jeder Versuch, den Krieg einzuhegen, ihn "humaner" zu machen ein Anachronismus, ein Widerspruch ist.
Diesem Grundsatz mag man vielleicht sogar ein Stück weit zustimmen. Was wurde nicht alles in der Menschheitsgeschichte als "humane Waffe" eingeschätzt.
Selbst eine der heimtückischsten Waffen, Giftgas wurde von seinem Erfinder Fritz Haber als Mittel betrachtet, den Krieg zu verkürzen- und damit letztlich als "humane Waffe".
Seit Kriege geführt wurden, hat die Menschheit versucht, Kriege an Regeln zu binden. Versucht, Regeln durchzusetzen, um die Schwächsten: Frauen, Kinder und Alte zu schützen, um Kriege, so furchtbar sie auch sein mögen, zu deeskalieren, um Nichtkombattanten zu schützen, um zu verhindern, dass im Krieg das Gesetz des Dschungels überhand nimmt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg hatten alle Seiten kapiert, dass eine solche Katastrophe sich nicht wieder ereignen darf.
Im 18. Jahrhundert gelang es zumindest, den Krieg einzuhegen, einen solchen "Krieg gegen Land und Leute, als marodierende Söldnerbanden ganze Landstriche unsicher machten- das gab es im 18. Jahrhundert nicht mehr, auch wenn große Kriege eine Verwilderung der Kriegsbräuche mit sich brachten.
Wenn man Kriege schon nicht ganz verhindern kann, so macht es doch absolut Sinn, Kriege stärker an Regeln zu binden, zu versuchen, sie einzuhegen, zu verhindern, dass sie zu totalen Kriegen eskalierten, in denen dann gar keine Regeln mehr eingehalten werden.
Es macht Sinn, Zivilisten nicht zu gestatten, einen Privatkrieg anzuzetteln.
-Es machte Sinn, Mühlen oder Hospitäler zu schonen
Es macht Sinn, nicht auf Ärzte und Sanitäter zu schießen.
Es macht Sinn, Soldaten nicht zu gestatten, sich Frauen und Mädchen mit dem Recht des Siegers zu nehmen.
Es machte Sinn, nicht zu gestatten, Wasser oder Lebensmittel zu vergiften.
Es mag ja sein, dass auch ein "zivilisierter Krieg" äußerst grausam ist, dass der Krieg die übelsten Instinkte entfesselt und es ein Stück weit eine Illusion ist, wenn man glaubt, den Krieg "humaner" machen zu können, und es mag auch sein, dass es so etwas wie eine "humane Waffe" gar nicht gibt. Es mag auch sein, dass trotz aller Versuche der Einhegung- die Erfolge Krieg dauerhaft zu deeskalieren recht bescheiden sind.
Trotzdem macht es unbedingt Sinn, dem Gesetz des Dschungels nicht nachzugeben. Sun Tzus "Die Kunst des Krieges" ist ein Handbuch, das häufig Vorschläge macht, Krieg einzuhegen. Sun Tzu betont immer wieder, dass lange Kriege verderblich sind, dass Krieg das Volk verarmen lässt. Er fordert, Kriegsgefangene human und freundlich zu behandeln. Sun Tzus Handbuch ist auch ein frühes Dokument für den Versuch, Krieg weniger grausam zu machen und an Regeln zu binden.
Sun Tzus Handbuch "Die Kunst des Krieges" ist nicht nur ein Handbuch wie man Krieg und Soldaten führt, sondern auch wie man die "Bosheiten des Krieges" (Sun Tzu) einhegt. Sun Tzus Handbuch ist daher durchaus auch eine Anleitung zu Humanität, Humanität dort, wo man sie am geringsten vermutet: auf dem Schlachtfeld.