Lager der Römer in Thüringen

Die fragliche Gegend ist ja nun nicht gerade fundleer. Anbei der passende Ausschnitt aus einer größeren Übersichtskarte in "Archäologie der Schweiz" 26/2003, S. 23. Entlang Deiner postulierten Route böten sich da etliche Stationen an, die aber natürlich nicht so schön ins 10-Leugen-Raster passen würden wie der "weiße Fleck" Mettmenstetten.

Wie sagte der große Bassist Donald 'Duck' Dunn: "If the shit fits, wear it!"

Aber ich bin froh, dass es die Skeptiker gibt. Und extra für die ganz Skeptischen präsentiere ich jetzt einen perfekt geschlossenen Rundkurs:

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Dietikon (Villa Rustica)

22,2 km

Mettmenstetten

20,0 km

Küssnacht (Gut des Cossinius)

22,2 km

Malters (wichtiges Straßen-T)

22,2 km

Alberswil (wichtige Straßenkreuzung)

22,0 km

Oftringen (Mansio)

22,2 km

Lenzburg (Vicus mit Theater)

22,2 km

Dietikon
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Es gibt auch noch eine Abkürzung:

Lenzburg

20,6 km

Menziken (Villa Rustica)

22,2 km

Alberswil



Wen das nicht überzeugt, ich habe noch viele andere Straßen auf Lager. ;)
 
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Breaking News: Mettmenstetten doch römische Villa!

Asche auf mein Haupt, normalerweise lese ich immer zuerst den Wikipedia-Eintrag über einen Ort und in der Schweiz dann (leider nur fast) immer den Eintrag im Historischen Lexikon. Im Fall Mettmenstetten habe ich es wohl in der Aufregung wie schön es passt, auch mit dem Wikipedia-Artikel, versäumt.

Da lese ich nun halb erfreut und halb beschämt:

"Röm. Villa sowie vorröm. und frühma. Gräber."
 
Zurück nach Thüringen - Teil 1

Was, fragt sich der verärgerte Forumsleser, hat das ganze Alpenglühen auf Raststätten mit dem Thema, dem neu entdeckten Römerlager in Thüringen zu tun?

Eine kleine, frei erfundene Rahmenhandlung soll uns wieder zurück an den Harz bringen.

Nehmen wir an, wir sind beim römischen Militär und befinden uns also immer noch im längst befriedeten Helvetien, irgendwann im 1. oder 2. Jahrhundert. Seit der Verlegung nach Vindonissa schiebt unsere Legion eine ruhige Kugel und genießt die Annehmlichkeiten der gallo-römischen Kultur.

Damit ist es jetzt vorbei, die Truppen sind in Alarmbereitschaft versetzt und abmarschbereit. Nach Germanien soll es gehen, so viel ist schon durchgesickert, und vom herzynischen Wald ist die Rede. Ein älterer Veteran weiß vom dort lebenden Volk der Hermunduren zu berichten, das, zivilisierter als die übrigen Germanen, den Römern freundlich gesonnen ist, und eifrig mit dem Imperium Handel treibt.

Doch diese Handelswege sind unsicher geworden, immer wieder werden wertvolle Transporte auf dem Wege nach Mainz von feindlichen Kräften abgefangen, die Truppen am Limes sind mit der brenzligen Situation überfordert. Also hat der Kaiser entschieden, zu zeigen wo der Gladius hängt und Nägel mit Köpfen zu machen.

Unsere Legion wird, so wurde es entschieden, vom Standlager in Vindonissa (Windisch) über die Rheinbrücke bei Augst hinüber ins Dekumatland und dort zunächst über die neue rechtsrheinische Straße direkt zu dem Ort vorstoßen der heute Frankfurt genannt wird, um dann von hier aus in das Land der Hermunduren zu gelangen.

Wir starten unsere Reise nach erfolgter Rheinquerung auf germanischer Seite in Grenzach:
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Grenzach (Villa Rustica)

22,6 km

Landhaus Ettenbühl (Das nenne ich Kontinuität!)

22,2 km

Heitersheim-Gallenweiler (Villa Urbana)

22,2 km

Wasenweiler

20,0 km

Kenzingen, Altstadt

22,2 km

Friesenheim (Mansio)

23,3 km

Appenweier (?)

22,6 km

Bühl

20,3 km

Rastatt

22,2 km

Mühlburg

20,0 km

Graben (befestigtes Römerlager an der Straße)

22,4 km

Walldorf (Villa Rustica)

22,0 km

Schriesheim

22,2 km

Heppenheim (Hembsberg, Villa Rustica)

22,2 km

Darmstadt, Heidelberger Straße

21,8 km

Götzenhain (sic!)

20,1 km

Frankfurt, Lohrberg (Villa Rustica u.v.m.)

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Darauf erst mal einen Äppelwoi, Teil 2 folgt demnächst...
 
Zuletzt bearbeitet:
Also gibts rund 20 - 22 km immer mal wieder eine römische Villa. Aber offenbar auch nicht an jedem Ort? So hab ich z.B. für Wasenweiler keine römischen Reste gefunden. Außerdem scheint mir der Ort etwas außerhalb der Route zu liegen, warum sollte man von Süden kommend etwas abbiegen, um direkt auf den Kaiserstuhl zuzugehen, und dann doch wieder irgendwie rechts daran vorbei zu kommen.

Und wenn in Wasenweiler römische Funde fehlen sollten, so haben wir aber welche in Merdingen.

Und was ist mit Riegel? Hier haben wir ja sogar nachweislich römisches Militär zu bestimmten Zeiten vor Ort gehabt!

In Friesenheim gibts eine Straßenstation, richtig. Und wenige Kilometer nördlich davon in Niederschopfheim noch eine Raststation.

Insgesamt erschließt sich mir nicht, was römische villae rusticae für einen Beweiswert für mögliche Aufmarschwege römischer Legionen gehabt haben sollen? Die Leute, die diese Villen gebaut haben, werden doch sicher nicht hergegangen sein, und gesagt haben: "Hier ist ein toller Platz, hier haben vor einigen Jahren mal Legionäre ein Marschlager errichtet. Lasst uns hier unsere Villa erbauen!"

Es scheint also möglich zu sein, innerhalb von ca. 20 km römische Fundplätze zu finden - manchmal wenigstens, denn du gibts ja nicht bei jedem deiner Orte in BaWü einen Fundplatz an. Lässt sich eine ähnlich hohe Trefferquote auch mit anderen Intervallen erzielen?
 
Zurück nach Thüringen - Teil 2

Der weitere Weg unserer Legion verläuft auf der alten Straße, die heute als Antsanvia bekannt ist:

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Frankfurt, Lohrberg (Villa Rustica u.v.m.)

22,4 km

Marköbel (Limeskastell)

22,4 km

Rinderbügen/Leisenwald

22,2 km

Freiensteinau/Salz

22,4 km

Großenlüder-Bimbach

22,2 km

Hünfeld

23,3 km

Sünna

22,4 km

Marksuhl

22,2 km

Kahlenberg

22,3 km

Gotha, Weimarer Str.

22,2 km

Erfurt [Gera → Unstrut → Saale → Elbe]

22,5 km

Schwerstedt

22,5 km

Auerstedt

21,9 km

Freyburg-Nissmitz [Unstrut → Saale → Elbe]

22,2 km

Großkorbetha (Saalefurt) [Saale → Elbe]

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Großkorbetha? Wir wollten doch nach Hachelbich!

Dazu hätte man in Erfurt links abbiegen müssen:

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Erfurt

22,6 km

Straußfurt

22,8 km

Hachelbich

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Schönes Wochenende allerseits!
 
Zuletzt bearbeitet:
Also gibts rund 20 - 22 km immer mal wieder eine römische Villa. Aber offenbar auch nicht an jedem Ort? So hab ich z.B. für Wasenweiler keine römischen Reste gefunden. Außerdem scheint mir der Ort etwas außerhalb der Route zu liegen, warum sollte man von Süden kommend etwas abbiegen, um direkt auf den Kaiserstuhl zuzugehen, und dann doch wieder irgendwie rechts daran vorbei zu kommen.

In solchen Fällen musste ich mich halt provisorisch für einen Ort entscheiden. Und hier erschien mir Wasenweiler wegen des Namens und der passenden Entfernungen als am besten geeignet.

Insgesamt erschließt sich mir nicht, was römische villae rusticae für einen Beweiswert für mögliche Aufmarschwege römischer Legionen gehabt haben sollen?

Da diese definierten Entfernungen schon in den jeweiligen Okkupationsphasen in Gallien, Belgica, Rätien und Germanien massiv auftreten, vermute ich derzeit einen ursprünglich militärischen Hintergrund des Phänomens. Nämlich im Sinne einer Postenkette zur Nachrichtenübermittlung entlang der Anmarschwege, im Idealfall mit angeschlossener Villa zur Selbstversorgung und Versorgung kurzzeitig anbei lagernder Truppen. Außerdem wäre die Besatzung für den Polizeidienst an der Straße zuständig gewesen.

Es scheint also möglich zu sein, innerhalb von ca. 20 km römische Fundplätze zu finden - manchmal wenigstens, denn du gibts ja nicht bei jedem deiner Orte in BaWü einen Fundplatz an. Lässt sich eine ähnlich hohe Trefferquote auch mit anderen Intervallen erzielen?

Du könntest es ja einmal auf den Straßen nach Rottweil probieren. Allerdings habe ich auch dort schon das 9/10-Leugen-Muster nachweisen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
In solchen Fällen musste ich mich halt provisorisch für einen Ort entscheiden. Und hier erschien mir Wasenweiler wegen des Namens und der passenden Entfernungen als am besten.

Warum der Name? Und war Wasenweiler der einzige Ort in der passenden Entfernung, so dass es eben der sein musste? Ohne römische Funde....

Und wie sieht es bei all den anderen Orten in passender Entfernung ohne Angabe eines römischen Bauwerkes aus? Auch dort überall keine römischen Funde?

Dann lieferst du im Prinzip nur eine Liste von Orten, die ca. 20 - 22 km entfernt sind und von denen manche eben römische Überreste haben. In der ersten Etappe bei 17 Orten sind es 9, also ca. 50%.

Da diese definierten Entfernungen schon in den jeweiligen Okkupationsphasen in Gallien, Belgica, Rätien und Germanien massiv auftreten, vermute ich derzeit einen ursprünglich militärischen Hintergrund des Phänomens. Nämlich im Sinne einer Postenkette zur Nachrichtenübermittlung entlang der Anmarschwege, im Idealfall mit angeschlossener Villa zur Selbstversorgung und Versorgung kurzzeitig anbei lagernder Truppen. Außerdem wäre die Besatzung für den Polizeidienst an der Straße zuständig gewesen.

Jetzt müsse man nur noch schauen, aus welchen Zeiten die vorhandenen Ruinen stammen - wenn es denn welche gibt, was ja offenbar nicht bei jedem Ort der Fall zu sein scheint.

Friesenheim scheint ab der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. bestanden zu haben, also deutlich später als die Germanienfeldzüge.
Heitersheim könnte vielleicht aus tiberischer Zeit stammen, ist aber auch unsicher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum der Name? Und war Wasenweiler der einzige Ort in der passenden Entfernung, so dass es eben der sein musste? Ohne römische Funde....

In der Schweiz sind sehr viele Orte mit -weiler, -wiler, -wyler auf oder neben römischen Gutshöfen errichtet. Der alte Nachbarort der ehemaligen Villa Grenzach heißt z.B. Wyhlen, also "bei der Villa".

Friesenheim scheint ab der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. bestanden zu haben, also deutlich später als die Germanienfeldzüge.
Heitersheim könnte vielleicht aus tiberischer Zeit stammen, ist aber auch unsicher.

Klar, diese spezielle Straße wurde ja erst in dieser Zeit gebaut, dann passt es doch. Und wahrscheinlich wurde sie gebaut, damit Truppen aus Italien, Rätien und Helvetien schnell ins germanische Kerngebiet vorrücken konnten, möglicherweise in Zusammenhang mit den Chattenkriegen.
 
Dennoch liegt Wasenweiler nicht wirklich auf dem sinnvollsten Weg von Basel nach Frankfurt. Und ihn ohne römische Funde zu einem möglichen römischen Lager zu machen, nur weil er ca. 22 km von einer Römischen Villa entfernt liegt, erscheint mir dann doch nicht sinnvoll.

Vor allem, wenn sichere römische Orte offenbar keine Rolle spielen, weil sie nicht in das ca. 22 km - Raster passen, so wie Riegel. Dafür dann aber wieder Kenzingen eine Rolle spielt - weil es ca. 22 km vom letzten 22 km Ort entfernt liegt.
 
Schauen wir uns dann mal die Strecke vom Hochrhein an die Donau/Neckar an:

Windisch - Zurzach: 16,3 km

Windisch - Dangstetten: 20,4 km

Dangstetten - Schleitheim: 23,6 km zum Römerbad und der späteren Zivilsiedlung aber noch gut 1 km weiter, also rund 25 km

Zurzach - Schleitheim: 27,1 km zur späteren Siedlung rund 28,5 - 29 km.

Messen wir nun von Dangstetten oder von Zurzach aus? Beides sind um die Zeitenwende offenbar nachweislich Römerlager gewesen.

Schleitheim - Hüfingen: 25,5 km

Hüfingen - Rottweil: 31,7 km, egal, was man da dazwischen noch für Villen finden sollte, mit zweimal ca. 22 km kommt man da nicht weiter.

Also so richtig scheint mir das ca. 22 km-System auf dem Weg von Windisch nach Rottweil nicht zu passen.

Und schauen wir noch kurz die Donau abwärts. In Hüfingen und in Mengen haben wir nachweislich Römer. Die Entfernung: 73,6 km

Auch das bekommen wir nicht mit mehreren Etappen von ca. 22 km auf die Reihe.
 
Dennoch liegt Wasenweiler nicht wirklich auf dem sinnvollsten Weg von Basel nach Frankfurt.

Du hast völlig Recht, da habe ich geschlafen. Über Gottenheim läuft die Strecke wesentlich geschmeidiger und dazu noch rund 2 km kürzer.

Schauen wir uns dann mal die Strecke vom Hochrhein an die Donau/Neckar an:

Windisch - Dangstetten: 20,4 km

Ohne Deine zweifache Aarequerung komme ich hier auf 22,2 km.


Messen wir nun von Dangstetten oder von Zurzach aus?

Ich habe von Dangstetten aus gemessen, und bei mir geht es so weiter:


Dangstetten

20,0 km

Neunkirch

22,2 km

Zollhaus (Blumberg)

21,8 km

Sunthausen (?)

21,8 km

Rottweil

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Augst - Rottweil

Dann hätte ich noch diese Straße von Augst (Augusta Raurica) nach Rottweil:


Augst

22,3 km

Hausen

22,1 km

Todtnau

20,0 km

Titisee

20,0 km

Hammereisenbach

20,4 km

Königsfeld

22,2 km

Rottweil

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Kein Wunder, dass Rottweil zeitweise zur Eidgenossenschaft gehörte, bei der guten Anbindung an die Schweiz!
 
Ich habe von Dangstetten aus gemessen, und bei mir geht es so weiter:
Womit wir konsequent jedem nachgewiesenen Anwesenheitsort der Römer aus dem Weg gehen, oder ist an einem deiner Orte mit der "richtigen" Entfernung die Anwesenheit der Römer durch irgendwelche Funde belegt?

Bei meiner Route sind es die Entfernungen zwischen nachweisbaren Römerstandorten und - bis auf Schleitheim - auch eindeutig militärische Anwesenheiten, sprich Lager und Militärstützpunkte. Nur liegen die nicht in der geforderten 22 km Entfernung zueinander. Gehören aber dennoch alle ungefähr in die gleiche Zeit (abgesehen von Rottweil, das ist da etwas weiter weg).

Deine Orte liegen alle in ca. 22 km Entfernung, nur haben sie außer Dangstetten und Rottweil für mich erkennbar keinen Bezug zu den Römern, keine nachgewiesene Anwesenheit.

Was hat jetzt höheren Beweiswert? Die richtige Entfernung oder vorhandene archäologische Funde und Befunde? :grübel:
 
Dann hätte ich noch diese Straße von Augst (Augusta Raurica) nach Rottweil:
Abgesehen von Augst auch wieder ohne irgendwelche römischen Funde.

In der Gegend gabs aber wohl einen römischen Weg über den Schwarzwald, nämlich diesen hier:

Hüfingen - Riegel: 71,3 km mit nachgewiesenen Resten in der Nähe von Bräunlingen und Eisenbach.

Passt aber wieder nicht ins Raster. Vor allem fehlt jede Spur von irgendwelchen Villen, Straßenstationen und ähnlichem. Weswegen die Straße lange Zeit heftig umstritten war.
 
Abgesehen von Augst auch wieder ohne irgendwelche römischen Funde.

Nachtrag zu Neunkirch:

In Rietwiesen stand ein röm. Gutshof. Ein alemann. Friedhof fand sich beim Kirchhügel, die karoling. Kirche stellte vermutlich den Kern einer früheren Siedlung auf dem Hügel dar. (HistLex)

Titisee - Der seltsame Name könnte auf Titus zurückgehen.


Möglicherweise bietet ja meine Methode eine Hilfe, um mehr zu finden, gerade in Verbindung mit Lidar.

Warum unternimmst Du nicht morgen einen Sonntagsausflug zum Landhaus Ettenbühl und fragst an, ob Du einmal einen Blick in deren tiefsten Keller werfen darfst...
 
Nachtrag zu Neunkirch:

In Rietwiesen stand ein röm. Gutshof. Ein alemann. Friedhof fand sich beim Kirchhügel, die karoling. Kirche stellte vermutlich den Kern einer früheren Siedlung auf dem Hügel dar. (HistLex)

Schön. Ein römischer Fundort mehr auf einer Liste mit wenigen. Und wie passt das eindeutig nachgewiesene Lager in Hüfingen in das System? Dort waren immerhin sicher Römer - und sogar Soldaten.
Titisee - Der seltsame Name könnte auf Titus zurückgehen.

Eher nicht.

Möglicherweise bietet ja meine Methode eine Hilfe, um mehr zu finden, gerade in Verbindung mit Lidar.

Möglicherweise.

Ich finde es aber seltsam, dass deine Methode gekonnt römische Fundstellen ignoriert, weil sie nicht ins gewünschte System passen. Wie eben z.B. Hüfingen bei der Straße vom Rhein an den Neckar.
Warum unternimmst Du nicht morgen einen Sonntagsausflug zum Landhaus Ettenbühl und fragst an, ob Du einmal einen Blick in deren tiefsten Keller werfen darfst...

Weil ich morgen etwas anderes vorhabe... :winke:
 
Ich finde es aber seltsam, dass deine Methode gekonnt römische Fundstellen ignoriert, weil sie nicht ins gewünschte System passen. Wie eben z.B. Hüfingen bei der Straße vom Rhein an den Neckar. [...]

Und wie passt das eindeutig nachgewiesene Lager in Hüfingen in das System? Dort waren immerhin sicher Römer - und sogar Soldaten.

Du wirst lachen, Hüfingen passt ins System, es liegt nur, wie Du selber schreibst, an einer anderen Marschstrecke, die ich allerdings bislang noch nicht beackert hatte, darum nur ein kleiner Ausschnitt auf die Schnelle und wie immer unbewaffnet, d.h. ohne Gewähr: [Edit: Sorry für den Kalauer, aber ich habe gerade sowas von gute Laune..!]

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Oberwinterthur (Vitudurum)

22,3 km

Schlatt (Villa Rustica)

22,2 km

Tengen

22,4 km

Hüfingen

19,8 km

Hammereisenbach (wir erinnern uns, das hatten wir schon mal)

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Außerdem:

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Hüfingen

22,7 km

Mönchsweiler

19,3 km

Triberg

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Zuletzt bearbeitet:
villa rustica

Teils interessante Ansätze, Divico. Doch die Theorie lässt sich nicht beweisen. Es bleibt eine Hypothese, vielleicht sogar eher ein Sandkastenspiel?

...Insgesamt erschließt sich mir nicht, was römische villae rusticae für einen Beweiswert für mögliche Aufmarschwege römischer Legionen gehabt haben sollen? Die Leute, die diese Villen gebaut haben, werden doch sicher nicht hergegangen sein, und gesagt haben: "Hier ist ein toller Platz, hier haben vor einigen Jahren mal Legionäre ein Marschlager errichtet. Lasst uns hier unsere Villa erbauen!"

Wie ich es lese, [[* „Die Wirtschaft des Römischen Reiches (1.-3. Jht.)“ [S 75]] dürften villae rusticae keinen belastbaren Hinweis auf Knotenpunkte für römische Straßen sein. Im Gegenteil!



Erstens wird betont, dass die Entstehung der villae rusticae ein befriedetes Hinterland Voraussetzten, da sie in offener Landschaft relativ ungeschützt lagen. Dies war nicht vor Konsolidierung einer Eroberung möglich. Ihre Abnehmer fanden sie im Militär und deren Angehörigen – eine zahlungskräftige Kundschaft, die daraufhin nicht mehr auf Lieferungen aus Gallien (soweit es die Rheingarnisonen betrifft) angewiesen waren. (Transportkosten!). Ich frage mich, ob ein Großunternehmer zu solch weitreichenden Investitionen bereit war, bevor die Römer nach dem Scheitern des Varus in Germanien begannen, an der Nordgrenze FESTE Garnisonen anzulegen (= sichere Abnehmer, die nicht schon bald wieder abgezogen werden, wie unter Augustus üblich!).


Weiterhin wird [S 75*] die Zahl der villae rusticae allein im ehemals römischen, heutigen Deutschland auf bis zu 15000 beziffert. Zu viele um sie an wichtige Straßen alleine zu binden, wie auch um auszuschließen, dass sie in deren Nähe zu finden sind. Wichtig ist doch eher, dass diese Gutshöfe erst NACH Etablierung von Römerstraßen entstanden sein dürften. Gerade die wichtigen Römerstraßen wurden jedoch immer nur in einem militärischen Kontext gebaut: Sprich, es waren meist Militärstraßen.


Im Gegenteil hat ein römische Autor [?]* ausdrücklich davon abgeraten Landgüter nahe von Militärstraßen zu errichten! Eine solide Finanzplanung war durch drohende Requirierungen latent beeinträchtigt. Anders würde es mit vom Militär betriebenen oder angeregten „Überschussbetrieben“ aussehen. Die Wirtschaftsbetriebe brauchten Anschluss an Verkehrswege, möglichst ohne dabei unkontrollierbare Eingriffe durch marschierendes Militär (oder diese Straßen nutzende Plünderer & Barbaren) anzuziehen.
 
Hallo ans Forum

@Divico

schöne Planspiele und viel Stoff zum diskutieren, aber ob immer alles so stimmt, hängt von vielen Faktoren ab.
Aber bei Großkorbetha klingelt es sofort.
Cirka 1km nördlich liegt die sog. Suumeburg Wengelsdorf.
Grundriß exakt wie das späte kleinere Römerlager Eining, das in das größere frühe Lager hineingebaut wurde. Auffälligste Übereinstimmung ist das Clavicula-Tor. Dieses Lager ist von der Bauweise zeitlich eher in den Harzhornhorizont einzuordnen.

Luftbild unter:
file:///C:/Users/thomas/Downloads/Antiqua%20Strata%20(1).pdf

Leider kein Anlaß für das LDA-LSA, eine Prospektion oder Ausgrabung vorzunehmen.
Man schreibt das Lager den Karolingern zu. Wem sonst.
Aber der Chef wird schon wissen, was er macht, hat ja schließlich in Provinzialrömischer Archäologie promoviert.
Trotzdem will der Held der Himmelsscheibe sein eigenes Römerlager finden,
die bekannten Lager interessieren nicht.
Ich hoffe, wenn die bekannten Lager untersucht werden, ist noch was da zum Finden.

Schönes Wochenende

Suebe65
 
Du wirst lachen, Hüfingen passt ins System, es liegt nur, wie Du selber schreibst, an einer anderen Marschstrecke,

Da hast du ja noch einmal Glück gehabt!

Man geht aber immer davon aus, dass der Weg der Römer von Zurzach nach Hüfingen über die Route gegangen ist, wo es nicht ins System passt.
Hüfingen

19,8 km

Hammereisenbach (wir erinnern uns, das hatten wir schon mal)


Stimmt. Hammereisenbach hatten wir schon mal. Aber die nachgewiesene Straße über den Südschwarzwald verlief nicht über diesen Ort. Und die Entfernung passt ja auch nicht. Und römische Funde kenne ich da auch nicht.
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Außerdem:

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Hüfingen

22,7 km

Mönchsweiler

19,3 km

Triberg

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Einmal passt es, einmal nicht.

Eine Frage ist ja auch, ob man Entfernungen über google-maps heute so absolut nehmen darf. Gerade wenn Flüsse im Spiel waren, aber wohl auch bei Gebirgen könnten sich die Entfernungen schon signifikant von heutigen unterschieden haben.

Und ob jedes römische Lager mal irgendwann zu einem besiedelten Ort wurde oder nicht auch viele römische Lager - und gerade Marschlager - sich nicht auch irgendwo in der Pampa befunden haben, ist die nächste offene Frage. Wenn ich mir da Dangstetten anschaue, dann ist das außerhalb der Siedlung. Und Waldmössingen ist ebenfalls nicht im Ort. Ebenfalls ist das Lager in Hüfingen nicht am Standort der heutigen Siedlung zu finden. Auch bei Mengen ist dies nicht der Fall.

Wenn also heutige Ortschaften ca. 22 km auseinanderliegen, dann muss dies nicht bei den vorhandenen römischen Überresten ebenfalls der Fall sein - wenn es denn römische Überreste überhaupt gibt. Ist ja bei sehr vielen Orten offenbar nicht der Fall.
 
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