Landwirtschaft 1880 - 1920

Ich habe ja nicht behauptet, dass das normal wäre, aber heute dürftest du tatsächlich mehr Straußenfarmen finden, als Arbeitspferde.

Kann durchaus so sein, hab ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht.
Soviel ich weiß ist der Landkreis Marburg-Biedenkopf Straußen frei.
Und im Nachbarort gibt es noch zwei Arbeitspferde, aber das ist auch ne Ausnahme.

en hesse
 
Gehört zwar nicht zu Thema, aber die Gedanken kamen an früher hoch:
Als ich noch klein war, oh ist das lange her, hatten wir einen Traktor mit sage und schreibe 16 PS, Marke IHC. 6 bis 7 Kühe im Stall, Kälber wurden bis auf 2 weibliche (zur Nachzucht) verkauft und meist 2 einjährige Rinder. Die 16 Schweine und die Hühner nicht zu vergessen, dies alles im Nebenerwerb.
Da das eigene Land nicht ausreichte wurde noch hinzu gepachtet, zu der Zeit wurden auch noch die Wegeränder der Feldwege von der Gemeinde verpachte, prima war das, Vater mähte und ich dürfte rechen und dann zusammen das Gras auf den Wagen.
Rechen war so zu sagen mein Spezialgebiet, im Sommer zog ich dann mit meinem Opa los, Rechen auf der Schulter, und ab zum wenden oder das Heu auf zusammen zurechen. Konnte ja keiner von uns Traktor fahren (lach). Wenn Vater von der Arbeit kam ging es mit dem Gummiwagen mit Aufsätzen auf die Wiese und es wurde das Heu verladen. Als technisch Fortschritt hatten wir schon einen Greifer, prima das Heu auf die Straße, kam ja nur selten eine Auto und mit Greifer ab in die Scheune. Das Stroh wurde schon vom Mähdrescher gebunden, da ging es schon etwas einfacher. Danach die der nächste technische Fortschritt, ein Ladewagen wurde mit dem Nachbar zusammen angeschafft. Dasselbe Spiel nur schneller. Nachher im Verbund auch noch eine Presse. Ich dürfte dann schon Traktor fahren, nur auf der Wiese oder Acker, hier jetzt schon ein 43er Ford, Vater gabelte und Opa stapelte. Seufz, nachher fuhr meine Schwester ich gabelte und Vater stapelte und danach zum Nachbar und dasselbe Spiel.
Die Kartoffeldämpfmaschine war am Anfang auch noch bei uns auf dem Hof, Kartoffel und Rüben, der Schrecken meiner Kindheit, tagelang Kartoffel ausgemacht, mit dem Roder drei Reihen ausgemacht, abrechen und lesen. Das Ganze mit 6 bis 8 Personen, essen auf dem Acker, was für ein Spaß. Gegen Abend die Säcke auflanden und ab nach Hause zum abladen. Rüben nein danke, hacken, vereinzeln, wieder hacken, ausreißen in Reihe legen, mit dem Fichtenschäler die das Kraut von den Rüben trennen, Kraut für die Kühe und die Rüben ab in den Keller und das auch tagelang.
Ab Mai kamen die Rinder auf die Weide, auch ein Spaß ohne Ende, die Weide war ca. 1,5 km entfernt aber mit fliesend Wasser. Hier hatte ich meine erste Erfahrung mit einem „sturen Rind“, laut Meinung meines Vaters war ich alt genug ein Rind zuführen. Ich bekam das Kleinste, Strick als Halfter, das Ende in meiner Hand und los ging es. Ich lag mehr auf dem Boden und wurde gezogen wohin das Rind wollte, nach einem halben km wurde mir dann diese Aufgabe entzogen. Ein Jahr später hatte ich dann den Dreh raus und das Rind folgte mir.
Heute, lach, mit meinem Sohn bewirtschafte ich den Nebenbetrieb, die Heu- und Getreideernte ein Spaß zu früher und dreimal soviel Fläche und hier liegen mal 40 Jahre dazwischen. Kartoffelfelder, Rübenfelder alles Vergangenheit. Hier im Dorf keine einzige Milchkuh oder Schwein mehr, dafür stehen dann bei meinem Kumpel 200 Kühe.

en hesse in seiner Vergangenheit
 
Na, da ist ja einer ganz in seinem Element!:) Aber schon interessant, wie rasant die Entwicklung in den paar Jahrzehnten war. Glaubt man kaum.
 
Ich habe ja nicht behauptet, dass das normal wäre, aber heute dürftest du tatsächlich mehr Straußenfarmen finden, als Arbeitspferde.

Kann durchaus so sein, hab ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht.
Soviel ich weiß ist der Landkreis Marburg-Biedenkopf Straußen frei.
Und im Nachbarort gibt es noch zwei Arbeitspferde, aber das ist auch ne Ausnahme. en hesse

es scheint so, als hättet ihr beide Recht:

Die Meinung von ElQ wird hier bestätigt:
Deutschlandkarte: Straußenfarmen | ZEIT ONLINE

aber es steht auch im Text: "Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein tun sich bis heute schwer, die Farmen zu genehmigen."

Was dann ja wieder letztergisone Recht gibt.
 
morchen,

beetle, die Zeiten haben sich geändert. Kann durchaus sein das es heut mehr Strauße als Arbeitspferde gibt. Habe aber nicht den Zugriff auf die HIT-Datenbank um diese Daten abzurufen. Da steht alles genau drin wer was und wie viel hat.

en hesse mit Kopfweh
 
Nun als Kind hab ich noch Arbeitspferde im Alltagseinsatz gesehen. Die zogen Kohle- und Erntewagen und einer hatte sogar noch ein Ochsengespann im Ernteeinsatz.
Aber Großvieh und Arbeitstiere konnten sich nur die Handvoll größerer Bauern halten,die Vollerwerbslandwirschaft betriebend Da gibt es im Dialekt übrigens eine Interessante Abstufung: Bei uns unterscheidet man zwischen Gailsbaure,Kihbaure und Gaaßebaure(Pferde-, Kuh-, Ziegenbauern) was den Besitz-und Viehbestand des Bauern anzeigt.
Bei uns gab es aber jede Menge Nebenerwerbslandwirte, die sich meistens auf Kleinviehhaltung(Schweine,Ziegen Geflügel) und Sonderkulturen und hier besonders auf den Spargelanbau verlegt hatten und ansonsten in der Industrie arbeiteten.
Aus diesem Grund gab es relativ früh (so um 1905) bereits Absatzgenossenschaften die die Erträge zentral vermarkteten .
Die flächendeckende Motorisierung in der Landwirtschaft setzte bei uns Ende der 50er-Anfang der 60er Jahre ein, wobei mir da der gute Lanz Bulldog und riesige Mähdrescher in Erinnerung sind .Die Traktoren waren meistens Privateigentum,die Mähdrescher wurden zunächst über den Maschinenring betrieben. Vor und kurz nach dem Krieg gab es auch sogenannte Lohndreschmaschinen.
Interessant ist,daß die Großbauern zunächst kaum Sonderkulturen pflegten sondern den klassischen Getreideanbau betrieben und erst in den siebziger Jahren auf Sonderkulturbau,hier besonders Spargel und Gemüse umschwenkten,nachdem dieser durch steigende Löhne in der Industrie im Nebenerwerbsbereich fast zum Erliegen gekommen war.
 
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Nun als Kind hab ich noch Arbeitspferde im Alltagseinsatz gesehen. Die zogen Kohle- und Erntewagen und einer hatte sogar noch ein Ochsengespann im Ernteeinsatz.

Dabei fallen mir neben den Kohlewagen auch die Brauereipferde ein, die wohl zu Präsentationszwecken noch eine Weile im Einsatz waren. Außerdem gab es vor 1945 auch Grubenpferde, zB im Kalibergbau.
 
Dabei fallen mir neben den Kohlewagen auch die Brauereipferde ein, die wohl zu Präsentationszwecken noch eine Weile im Einsatz waren. Außerdem gab es vor 1945 auch Grubenpferde, zB im Kalibergbau.

im südbayerischen Raum sind diese Brauerei-Pferde noch im Einsatz, z.B. beim Umzug vom Herbstfest und dann während der 2 Wochen, die das Fest dauert, zum Transport der Fässer.
 

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Dann dürfen in der Aufzählung der Arbeitsgäule auch die Holzrücke-Pferde nicht fehlen. In einem nahen Dorf gibt es noch jemanden, der ein kleines Sägewerk betreibt und das Holz (aus idealistischen und ökologischen Gründen) noch mit seinen Kaltblütern aus dem Wald holt. Die Holzrücke-"Ausbildung" seiner Pferde war aber, glaub ich, viel Arbeit.
 
Nun Holzrückpferde sind wieder im kommen,weil dadurch der Wald gegenüber dem Einsatz von Mascinen geschohnt wird. Ein Freund von mir ist Förster in der Eifel-dort wurden die vor 10 Jahren wieder eingeführt.
 
Da kam ja jetzt sehr viel zu dem Thema. Was mir völlig unklar ist, wann begann denn die Elektifizierung auf den Höfen (also elektrisches Licht, Dreschmaschinen usw und auch fließendes Wasser- dafür braucht man ja Pumptechnik)?

Das müßte doch auch in dem von Andrea angegebenen Zeitraum zwischen 1880 und 1920 passiert sein?
 
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Elektrifizierung wurde in der Breite eher in den 20er und 30er Jahren voran getrieben. In einigen Gebieten auch erst nach dem 2. Weltkrieg. So um 1890 begann man erst mit der Elektrifizierung der Großstädte und Industrie (mitauslöser der 2. Phase der Industrialisierung um 1900) und nach dem ersten Weltkrieg dann mit der Breitenversorgung. Bis die abgelegenene Gebiete dann versorgt waren vergingen noch mal einige Jahre.
 
Elektrifizierung wurde in der Breite eher in den 20er und 30er Jahren voran getrieben.
das betrifft jetzt nicht direkt das Landleben (sorry) - in genau dieser Zeit sah sich ein Urgroßonkel von mir gezwungen, sein Gaslampen Unternehmen (vornehmlich Straßenlaternen) zu liquidieren (noch rechtzeitig, um es als Privatier bequem zu haben) Er hatte auf das falsche Pferd gesetzt, hatte geglaubt, dass sich die elektrischen Lampen nicht durchsetzen würde. Das war in bzw. bei Dresden.
 
Gibt es da Unterlagen/Karten/Pläne drüber, wie diese Elektrifizierung in der Weimarer Republik vor sich ging?
Das hat ja das Leben am Land noch grundlegender geändert, als das in der Stadt...
Ich denke nur an Dreschmaschinen - obwohl, die waren wahrscheinlich mit einem Ottomotor betrieben ...
 
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das betrifft jetzt nicht direkt das Landleben (sorry) - in genau dieser Zeit sah sich ein Urgroßonkel von mir gezwungen, sein Gaslampen Unternehmen (vornehmlich Straßenlaternen) zu liquidieren (noch rechtzeitig, um es als Privatier bequem zu haben) Er hatte auf das falsche Pferd gesetzt, hatte geglaubt, dass sich die elektrischen Lampen nicht durchsetzen würde. Das war in bzw. bei Dresden.

Wäre er mal rechtzeitig nach Berlin umgesiedelt. Da hat man die Gasbeleuchtung zum Teil beibehalten und 1948 wieder viele Strassen auf Gas zurückgerüstet um Strom zu sparen und diese Beleuchtung wird bis heute betrieben (wobei das nun endgültig zu Ende gehen soll).
 
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Da kam ja jetzt sehr viel zu dem Thema. Was mir völlig unklar ist, wann begann denn die Elektifizierung auf den Höfen (also elektrisches Licht, Dreschmaschinen usw und auch fließendes Wasser- dafür braucht man ja Pumptechnik)?

Das müßte doch auch in dem von Andrea angegebenen Zeitraum zwischen 1880 und 1920 passiert sein?

Zum dreschen wurde in der angegebenen Zeit entweder der Dreschflegel benutzt, oder eine Dreschmaschine, welche über Transmission (Riementrieb) durch eine Lokomobile angetrieben wurde. Lokomobile sind Straßengängige Dampfmaschinen. Die wurden von Hof zu Hof gebracht. War wohl ein frühes Geschäft für Lohnunternehmer.

Riemengetriebe ? Wikipedia
Lokomobile ? Wikipedia

http://en.wikipedia.org/wiki/Traction_engine

Apvar
 
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Frohes Neues,

hier war es die gute alte Raiffeisenbank (Genossenschaft), die diese Geräte kaufte und den Orten zur Verfügung stellte.
 
vielen dank für die antworten !
werde jedoch nicht die tiere den gebieten zuordnen, sondern einen groben überblick machen .
ich versuche noch genauer auf den getreide- und gemüseanbau einzugehen und auf die anbaumethoden.
weiß da zufällig jemand besser bescheid ?
vielen vielen dank ! :)
 
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