Lieber Swantewit,
besten Dank für Deine umfangreichen Beiträge.
Na ja, auf die Varusschlacht haben sich bereits Heerscharen von Historikern und Hobby-Forschern gestürzt. Es ist ein absolutes Fokus- und Kernthema des Mainstreams und wird so derartig intensiv beackert, dass es aus meiner Sicht schon gar nicht mehr interessant ist, da da Heerscharen herumwuseln.
Daher sollten man sich aus meiner Sicht eher um den
Alltag und die Lebensumstände eines germanischen Stammes kümmern und alles zusammentragen, was dazu bekannt ist.
Ich glaube aber, dass diese Abschweifungen zu Wildtieren und was A-Kuh, B-Kuh oder C-Kuh gibt, oder welche X-Sippe mit Y-Sippe usw. ... wird wohl nicht so interressant sein. Entschuldigung, meine ehrliche Meinung.
Also für mich ist das um Zehnerpotenzen spannender als die ewigen Streitereien, ob die Varusschlacht bei Kalkriese stattgefunden hat oder wo auch immer, ob es Berufskrieger oder Bauernmilizen waren, denn da dreht man sich nur im Kreis.
Na ja, vielleicht stehe ich da ja allein auf weiter Flur, vielleicht ist es ja nur mein eigenes privates Randgruppeninteresse, wie man sich den germanischen Alltag vorstellen soll.
Die Sippen von Segestes und Sigimer nur germanische Warlords? Und noch ein paar provokante Thesen: Cherusker = Hirschleute, Chatten = Hasenleute ... Lege ich jetzt die Hasenpfote ab und hänge mir ein Messer mit Hirschhorn an und bin dann Cherusker?
Nein aber Du bist ein
Cherusker, wenn Du z.B. im Jahre 12 v.Chr. in das Langhaus/Wohnstall eines Adeligen|Edlen, Hörigen|Knechtes im Weser- oder Leinetal
hineingeboren wirst. Definition über Blutsverwandtschaft bzw. Verschwägerung. Daran wirst Du wenig ändern können. Eigentlich ganz einfach.
Die
Stammeszugehörigkeit habe ich doch bereits versucht zu erklären. Familie A/Sippe A + Familie B/Sippe B = Dorfgemeinschaft 1 mit Sprachdialekt 11 ...
Und wenn man ihre Lebensrealität verstehen will, dann muss man von Ereignissen wie der Varusschlacht weg, sondern ins
Dorfleben hinein. Das habe ich mittlerweile verstanden. Wie waren sie organisiert? Und das ist bei weitem noch nicht geklärt.
Was hat sie geeinigt? Sippe A und Sippe B aus Dorf 1 gehen zusammen mit Dorf 2 zum Thing, welches im Wehrdorf (Wehrdorf da Belagerung Arminius - Thusnelda) des Fürsten Segestes stattfindet oder in einem heiligen Hain, einer Quelle oder was auch immer.
Absprachen der Dorfgemeinschaften 1,2,3, ... für eine Feldzugssaison etc.
Und natürlich gehört das alles zusammen, um ihre Welt zu verstehen.
Ihre Lebensgrundlagen, die Erträge ihres Viehs, ihrer Felder. Wie sah ihr lw. Arbeitsjahr aus, wie sah ihre extensive Weidehaltung aus, Hudewälder etc.
Lebten sie in größeren Siedlungskammern (fruchtbare Flußtäler) oder in isolierten Einzelgehöften (Norddeutschland)?
Wie sah die Religion der Rhein-Weser-Germanen aus? Welche Tätigkeiten übten ihre Priester und Seherinnen aus? Warum opferten sie Pferde? Die Rückführung auf eine Stammesgottheit ist durchaus plausibel, warum nicht?
Erst wenn Du hier alles zusammengetragen hast, was bekannt ist, ein einigermaßen gutes Bild oder zumindest Arbeitshypothesen hast, erst dann sollte man sich an die Makrothemen wagen.
Wie war das Leben der Germanen vor dem Einmarsch des Drusus? Und was kam nach der Zeitenwende?
Grüße