Wenn sie nicht versagt hat, dann ist auch die Sorge, die Leute könnten einen Film wie „Triumpf des Willens“ nicht richtig einordnen, obsolet.
40 Wochen á 135 Minuten bedeuten 5400 Minuten Geschichtsunterricht. Diese aufgeteilt auf die 10 von dir aufgeführten Gegenstandskomplexe, verbleiben für jeden 540 Minuten. 540 Minuten, um Nationalsozialismus/Machtergreifung/Gleichschaltung/politische Verfolgung/Entrechtung der Juden bis zur Reichspogromnacht/Zweiter Weltkrieg/Holocuast zu behandeln, sind rein rechnerisch betrachtet eine Menge Holz. Natürlich weiß ich auch, dass man das nicht so sehen kann, aber die Fakten sind so, und so rechnen auch Bildungsministerien, wenn es darum geht, zu begründen, warum einem Unterrichtsfach „nur“ so wenig – oder so viel! – Stunden zugebilligt werden.
Eine ganze Menge Holz, tatsächlich? 540 Minuten sind gerade einmal 9 vollständige Stunden. Du bist der Meinung einer Klasse in 9 Stunden vermitteln zu können:
- Grundzüge der nationalsozialistischen Weltanschauung
- Krise der Weimarer Demokratie, die Feinheiten des politischen Werdegangs der NSDAP, das Anreißen von Fragekomplexen wie "Machtergreifung vs. Machtübertragung", die verschiedenen Ebenen der Gleichschaltung, sowohl der politischen Parteien bis zu deren Verbot, als auch der Gewerkschaften und der Länder, nebst Feinheiten wie der Reichstagsbrandverordnung, dem Ermächtigungsgesetz und der Verschiebungen, die sich durch das Ableben Hindenburgs ergaben?
- Hitlers Revisionspolitik, im Hinblick auf Anschluss Österreichs, Sudetenkrise, Hitler-Stalinpakt etc. lässt du vorsichtshalber völlig unter den Tisch fallen?
Dir ist natürlich auch Klar das Unterricht gemäß Lehrplan keinesfalls bloßer Frontalunterricht ist, sondern auch dazu gehört, das methodische Sachkompetenz im Bezug auf die Erschließung von Material zu vermitteln ist, dass ferner gegebenenfalls auf schriftliche Überprüfungen vorbreitet werden muss, die selbst auch Zeit in Anspruch nehmen und dass es so etwas wie Ausfallzeiten durch zusätzliche Feiertage und Krankheitsfälle bei den Lehrkräften gibt, die aufgefangen werden können müssen?
Das ist alles andere als eine Menge Holz und zeigt einfach nur, dass du dir um didaktische Probleme und Zeitplanung wenig Gedanken machst. Sollte eigenlich nicht so schwer sein, man könnte meinen du wärst auch mal Schüler gewesen und hättest dich mit den Realitäten schulischen Unterrichts konfrontiert gesehen?
Ich würde die Zwischenkriegszeit inkl. Zweiter Weltkrieg als eine Einheit betrachten. Somit hätte ich rein rechnerisch 1080 Minuten zur Verfügung, um eine Zeit zu behandeln, die zwar nur 26 Jahre dauerte, aber die nachfolgenden 75 Jahre entscheidend prägte.
Mit anderen Worten du bist der Meinung man sollte die Weimarer Republik einfach aussparen um die Zeit dem NS-Staat zuzuschlagen, denn sonst wüde bei einer Subsummierung beider Themenkomplexe unter einen ja nicht mehr Zeit herausspringen.
Erklärst du uns dann auch, wie die Schüler was vom NS-Staat verstehen sollen, wenn sie die unmittelbare Vorgeschichte nicht kennen?
Konkret: Man müsste den Film in Häppchen behandeln, schließlich ist der Film aus vielen einzelnen Szenen montiert, die man gezielt auch einzeln kommentieren könnte, d.h. den Film immer wieder anhalten und das Gezeigte sofort kommentieren. Auf dieser Weise wäre es auch nicht nötig, den ganzen Film zu zeigen. Dazu reichten 2 Wochen, also 2 Doppelstunden vermutlich aus, die restlichen 2 Stunden könnte man zur Überprüfung des gewonnenen Wissens verwenden.
Wenn du einen solchen Film wirklich sauber auseinander nimmst und durchdiskutierst, dauert das allein 540 Minuten. Wenn nicht, hast du bei über einer Stunde Material das es da zu sezieren, einzuordnen und zu besprechen gilt in extremer Weise geschlampt und kannst es auch lassen.
Ich kann in dem Sinne
@El Quijote nur beipfichten. Ich habe für meinen Teil für ein Didaktikseminar im Rahmen des Geschichtsstudiums mal den bereits angesprochenen Peters-Film auseinander ganommen.
Will heißen ich habe mir den Schinken zunächst 4-5 mal angesehen, mit entsprechenden Pausierungen um mir die Szenen einzeln anzusehen, zu entscheiden, was plakativ und präsentabel ist und es verdiehnt näher besprochen zu werden. Der Vortrag war auf 30 oder 40 Minuten angelegt, die vorbereitung dafür hat alle Arbeitsschritte eingeschlossen mehr als 10 Stunden in Anspruch genommen
Eine Alternative wäre, den ganzen Film an einem Vormittag zu behandeln, natürlich unter der Voraussetzung, dass an dem Tag nur das behandelt würde. Ich meine, wenn es heute möglich ist, ganze Schultage für Ausflüge zu „opfern“, dann müsste auch das möglich sein.
Auf die anderen Beiträge werde ich noch eingehen.
Wie schong gesagt. Bei tatsächlich vernünftiger Bearbeitung wirst du mit einem Vormittag nicht hinkommen. Plan mal lieber 2-3 komplette Schultage mit ein, die zudem vollkommen verschwendet wären, weil spätestens nach der 2. Stunde jeder die Augen verdreht und niemand mehr zuhört.