Leningrad

florian17160

unvergessen
Eine Frage von meinem Freund, der gerade neben mir sitzt.
Warum wurde Leningrad nicht eingenommen. Ein, ein halb Jahre standen die Truppen 6 km vor der Stadt
 
Was viele nicht wissen, ist das in der Stadt noch über 50.000 Leningrader lebten die deutscher Abstammung waren, die traf es doppelt hart, erst der kampf gegen die Eroberer und danach zum Dank eine längere Reise nach Sibirien.
 
florian17160 schrieb:
Eine Frage von meinem Freund, der gerade neben mir sitzt.
Warum wurde Leningrad nicht eingenommen. Ein, ein halb Jahre standen die Truppen 6 km vor der Stadt

Lieber Florian, weil Hitler sonst die Bevölkerung dieser Stadt hätte ernähren müssen. So menschenverachtend wie dieses Regime war, sahen sie dafür keinen Anlaß. Deshalb wollten die Nazis Leningrad aushungern. :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lieber Florian, weil Hitler sonst die Bevölkerung dieser Stadt hätte ernähren müssen. So menschenverachtend wie dieses Regime war, sahen sie dafür keinen Anlaß. Deshalb wollten die Nazis Leningrad aushungern. :rolleyes:


Ganz schlüssig ist das allerdings nicht. Wenn das Regime menschenverachtend war (zweifelsohne), dann dürfte auch die Skrupel nicht sonderlich hoch gewesen sein, die Leute nach einer Eroberung schlicht nicht zu verpflegen.
Das ist schlicht ein Genozid gewesen und nichts anderes. Geplant und wie du richtig sagst menschenverachtend durchgeführt.
 
Ich habe mal ein Zitat von AH gelesen, indem er meinte: er habe für die Grossiedlung Leningrad und deren Bevölkerung keine Verwendung. Man kann jetzt viel interpretieren, was er damit sagen wollte.
 
Um diese Frage richtig zu beantworten, muß man mal einen Blick auf den Verlauf des Ostfeldzuges/Vaterländischer Krieg werfen. Die Deutschen Heeresgruppen erreichten in den ersten Wochen und Monaten gewaltige Geländegewinne. Aber je weiter man vorankam, desto länger wurden auch die Versorgungswege für die deutschen Armeen. Logischerweise zerstörten die zurückweichenden Sowjettruppen die dafür notwendige Infrastruktur, wie Bahngleise, Straße und Verkehrsknotenpunkte, die von den Deutschen erst wieder instandgesetzt werden mußten. Deshalb verlor der deutschen Vormarsches immer mehr an Schwung. Als die deutschen Spitzen die Stadtgrenze von Leningrad erreichten, hielten sie an, um sich auf die Einnahme der Stadt vorzubereiten. Inzwischen hatten aber die Spitzen der Wehrmachtsführung beschlossen, daß es zunächst wichtiger war, die Ukraine zu erobern, anschließend lag der Hauptschwerpunkt vor Moskau. Nach dem Winter und vor allem nach der Niederlage vor Moskau beschloss der Gröfaz, mit aller Macht Richtung Süden anzugreifen. Leningrad war strategisch zu unwichtig, um hier die immer knapper werdenden militärischen Ressourcen zu verschwenden. Ende 1942 hatte sich die Waagschale zugunsten der Alliierten gesenkt und von nun an war an einer Eroberung Leningrads nicht mehr zu denken.
 
Danke Waspite, deine Antwort hat meinem Freund am meisten befriedigt.
In diesem Zusammenhang. Wer weiss etwas über den General Chosin, russischer Befehlshaber vor Leningrad?
 
Warspite schrieb:
Logischerweise zerstörten die zurückweichenden Sowjettruppen die dafür notwendige Infrastruktur, wie Bahngleise, Straße und Verkehrsknotenpunkte, die von den Deutschen erst wieder instandgesetzt werden mußten.

Kleine Anmerkung dazu.
So viel ich weiß, brauchten die sowjetischen Truppen ihre Gleisanlagen garnicht zerstören, da diese von den deutschen auch garnicht ohne weiteres genutzt werden konnten.
Dies ist dadurch zu erklären das das sowjetische Schienennetz einen breiteren abstand zueinander hatte wodurch kein deutscher zug diese benutzen konnte.
Natürlich hat sich die Rote Armee darum bemüht ihre eigenen Züge entweder rechtzeitig in Sicherheit zu bringen oder sie zu zerstören.

Ansonsten stimme ich deine ausführungen zu.

Anhang:
zum Vergleich der abstand einer europäischen Schiene
1435mm
zur russischen Schiene
1542 mm
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Hau-Schild, dass mit der unterschiedlichen Spurbreite stimmt. Ich nehme aber an, dass die sonstigen Resourcen von den abrückenden Sowjettruppen zerstört wurden. :rolleyes:
 
Es stimmt natürlich, dass das russische Schienennetz eine breitere Spur hat, dies allein hätte die Deutschen aber vermutlich kaum aufgehalten. Die deutsche Armee nutzte regelmäßig erbeutete Waffen und Fahrzeuge, wozu sicherlich auch Züge gehört haben. Gerade in den ersten Kriegswochen ging der Vormarsch doch so schnell voran, dass die Russen nicht alle ihre Züge schnell genug in Sicherheit bringen konnten.
 
Die russische Eisenbahn ist zum großen Teil von den Deutschen auf die in Westeuropa übliche Schienenbreite umgerüstet worden. Das dauerte natürlich ohnehin eine ganze Zeit, verzögerte sich jedoch noch erheblich mehr, wenn die Schwellen der entsprechenden Bahnstrecken (z.B. mit einem Schienenwolf) zerstört worden waren.

Damals war in Rußland das Schienennetz besser ausgebaut, als das Staßennetz. Daher war es auch für den Nachschub von großer Bedeutung.
 
Es bleibt die Frage zu stellen, wielange die Umrüstung der Eisenbahn auf die europäische Schienenbreite den Vormarsch behindert hat? :confused:
 
heinz schrieb:
Es bleibt die Frage zu stellen, wielange die Umrüstung der Eisenbahn auf die europäische Schienenbreite den Vormarsch behindert hat? :confused:

Überhaupt nicht! Schließlich gab es auch vor dem Krieg Zugverbindungen in beide Richtungen und entweder wurde wie heute im Grenzgebiet einfach der Radsatz gewechselt (in Brest) oder auf komplette russische Züge umgeschlagen.

Die Antwort von Warspite mit den Nachschubwegen, der Priorität auf die südrussischen Industriegebiete etc. in Kombination mit der Unterbindung der Versorgung der Leningrader Bevölkerung erscheint mir auch am schlüssigsten.
 
Züge hat man relativ wenige erbeutet (u.A. weil man sie erst einmal selbst zerschossen und zerbombt hat!)

Den Radsatz auszutauschen war jedesmal sehr zeitaufwendig ( ich kenne das noch aus Spanien, die hatten auch eine breitere Spurweite) und bei dem riesen Transportbedarf auf Dauer nicht praktisch.

Es wurde einfach die Spurweite geändert in dem eine Schiene gelöst und näher an die andere genagelt wurde. Das geht relativ schnell und ist in auch Handarbeit durch gefangene und gepresste Arbeiter realisierbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn es aber vor dem Krieg ein rationelle Maßnahme gab, den Verkehr von Ost nach West zu regeln, warum sollte man dann solche Umbaumaßnahmen vornehmen?
Sicher geht das für ein Stück relativ schnell, Rußland ist jedoch keine Legobahn im Vorgarten und bei den riesigen Entfernungen sicher ne langwierige Prozedur, denn es gab ja auch nicht nur eine Strecke.

Auch heute wird der Radsatz noch im Grenzgebietsbahnhof getauscht, was wenn ich mich nicht irre für einen normalen Personenzug 2 Stunden dauern soll. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher.
 
Speaker schrieb:
Wenn es aber vor dem Krieg ein rationelle Maßnahme gab, den Verkehr von Ost nach West zu regeln, warum sollte man dann solche Umbaumaßnahmen vornehmen?
Sicher geht das für ein Stück relativ schnell, Rußland ist jedoch keine Legobahn im Vorgarten und bei den riesigen Entfernungen sicher ne langwierige Prozedur, denn es gab ja auch nicht nur eine Strecke.

Auch heute wird der Radsatz noch im Grenzgebietsbahnhof getauscht, was wenn ich mich nicht irre für einen normalen Personenzug 2 Stunden dauern soll. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher.

ich spekuliere nicht darüber wie es gewesen sein könnte, ich erzähle wie es gemacht wurde, zumindest gemäß den Büchern die ich darüber gelesen habe.
 
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