Menschenbild im Kommunismus und in der Sowjetunion

Was ich jetzt schreibe, gehört hier auch nicht her.

Einen Traum werde ich mir nochmal erfüllen.
Von Moskau bis Wladiwostok mit der Transsibirischen fahren und nur aus dem Fenster gucken.
 
Niemand ist frei von Vorurteilen, da nehme ich mich selbst nicht von aus. Das einzige, was man tun kann, ist sich einzugestehen, dass es Vorurteile sind.
......
Ich stimme durchaus in vielem mit dir überein, was Vorurteile gegenüber Russland und Russen betrifft. Du beklagst dich über Vorurteile, greifst dabei aber selbst auf Vorurteile zurück. Die oben stehende Aussage, dass die Deutschen Weltmeister darin sind, Vorurteile zu pflegen ist jedenfalls auch leichter zu behaupten, als zu beweisen.

Zum Thema Vorurteile auch und gerade der Franzosen gegenüber Deuschen ist nett zu lesen: Napoleon und die Deutschen von E. Kleßmann und da beschreibt er as dem Tagebuch von Beyle (1808) die Sicht eines Fanzosen auf die Deutschen.

Und eine nette andere Stelle, die das völlig unterschiedliche Vorhandensien von Stereotypen beleget ist Bismarck (Gespräche Bd. 3, . 199):

"Zwischen Russen und Polen besteht vo Natur aus ein fundamentaler Unterschied. Der Russe ist im Grunde seines Gemütes ein Träumer, Schwärmer, wenn Sie wollen, ein stiller Romantiker; der Pole ist Intrigant, Heuchler, unwahrhaftig und unzuverlässig, zur Erhaltung eines Staatswesens gänzlich unfähig."

Insgesamt hat Bismarck gerade den Russen gegenüber nahezu überhaupt keine Berührungsängste. Es ist vermutlich deshalb, auch angesichts der vielfältigen Verbindung der ostprußischen Junker zu den russischen Adeligen, auch ein Vorurteil, dass Russland aus der Sicht Deutschlands als etwas bedrohliches wahrgenommen wurde.

In diesem Zusammenhang halte ich es persönlch auch für eine reine Zwecklüge, das insbesondere Moltke jun. von alptraumhaften Vorstellungen über die Dimension der russischen Dampfwalze geplagt worden sei soll.

Betrachtet man die Fakten, dann sind beispielsweise zwei Aspekte im Vorfeld des WW I von Bedeutung:
1. Es waren die Konservativen (die ostelbischen Junger und die Groß-Agrarier), die gerne die Aufrüstung gefordert haben. Aber so wichtig schien es ihnen denn doch nicht gewesen zu sein, da sie nicht bereit waren, im Rahmen der fiskalischen Finanzierung ihren Beitrag zu leisten, sondern es im Rahmen von indirekten Steuern auf die Masse der anderen Bevölkerungsschichten abgewälzt haben.
2. Zur Sicherung der aristokratischen Privilegien und um den Einsatz der Armee als innenpolitisches Stabilisierungselement im Rahmen von bürgerkriegsähnlichen Situationen sicher zu stellen, wurde die notwendige Vergrößerung der Deutschen Armee und die Aufnahme von Bürgerlichen in die Offiziersränge lange hinaus geschoben (einer der Gründe waru Tirpit überhaupt seine Flott bauen konnte). Wenn die Bedrohung wirklich so virulent gewese war, warum dann bitte erst so spät der entsprechende Ausbau der Armee??

Die Innenpolitische Bedrohung durch die Arbeiterschaft war denn wohl bedrohlicher als die angeblich so bedrohliche "russische Dampfwalze".

Und dass die "asiatischen Horden" im dritten Reich instrumentalisiert wurden und ein Bedrohungsszenario aufgebaut wurde ist auch ausreichend dokumentiert.

Im Kalten Krieg wirkte diese Szenario, gut geflegt durch die entsprechende konservative Presse, fort und es gab sicherlich nicht wenig "Kalte Krieger", die Morgens in den Garten geschaut haben und nachgesehen haben, ob nicht schon ein russischer Panzer zwischen den Hecken parkt.

Bedrückend empfinde ich es persönlich, wenn man diesen dümmlichen Klischees insbesondere im Bereich der Revisionisten immer wieder begegnet (man möge sich als triviales Beispiel mal nur Rezensionen und die Kommentare bei amazon ansehen). Und noch heute ist für diese Leute ja klar, das Hitler uns vor den asiatischen Horden gerettet hat.
 
So, habe jetzt was geschrieben:
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Karl Marx’ Menschenbild...!


Ist zwar Schnee von gestern, habe aber eben festgestellt, dass weite Teile deiner "Arbeit" eher heissen sollte:

"So, habe jetzt was copy-pasted:"

Für jeden Copy-Paste-Satz hätte ich dir als Lehrer 2% der Note reduziert. Zum Schluss bleibt vielleicht nur noch ne 6 übrig... :devil:

Aber zurück zum Thema...

:winke:
 
Die Fehldeutung des russischen Wesens als "asiatisch" ist in großen Teilen der westlichen Geisteswelt zu finden - auch heute noch. Auch Marx, der in Russland ja immer den Hauptfeind sah, hatte damit argumentiert. Nach dem Sieg der Bolschewiki hatte man sich freilich bemüht, diese Tatsache vor den Russen geheim zu halten und ging daher dazu über, diese Schriften aus dem offiziellen Marx/Engels-Kanon zu eleminieren. Nachlesen kann man das in der Doktorarbeit Rudi Dutschkes. Wer sich vorurteils- und ideologiefrei mit dem russischen Wesen auseinandersetzen mag, dem würde ich Wesen und Eigenart der russischen Kultur von Iwan Iljin ans Herz legen.

Von Iljin stammt auch die Schrift Welt vor dem Abgrund, auf deren Basis man einen Eindruck vom Menschenbild im Kommunismus machen kann, wie er in der Sowjetunion verstanden wurde. Iljins Sicht ist insofern interessant, als man ihm im heutigen Russland doch einiges an Beachtung schenkt.
 
@ Haiduk:
mmm....da muss ich doch ein wenig widersprechen. Das erscheint mir doch ein wenig stark simplifiziert.

zu 1. Marx und Engels hatten vor allem ein Probem mit dem reaktionären zaristischen Regime, das jegliche Form von Reformen sehr hart unterdrückt hat und nicht so sehr mit den Russen als Ethnie. Es war eine politische Analyse bzw. Kritik, die auf der Analyse der unterschiedlichen Entwicklung der Produktivkräfte in Mitteleuropa und in Russalnd basierte und die die Andersartigkeit der beiden Kulturkreise begründetete. Und keine primär ethnologisch begründete Distanz! Dieses zur ersten Richtigstellung.

Zudem sollte man berücksichtigen, dass beide Herren mangels Reisemöglichkeiten und Fernsehberichterstattung doch ein leicht subjektives Bild Russlands hatten.

zu 2. Frage an Haiduk: Was haben die Bolschewiki denn angeblich konkret versucht vor den Russen zu verheimlichen und wie schreibt und belegt das Dutschke angeblich?

zu 3. Iwan Iljins Sichtweise, als ausgewiesener zaristischer Anhänger, als vorurteilsfreie und ideologiefreie Sichtweise zu präsentieren, halte ich ein wenig übertrieben. Seine Sicht ist sicherlich legitim, aber sicherlich nicht ideologiefrei.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Haiduk:
mmm....da muss ich doch ein wenig widersprechen. Das erscheint mir doch ein wenig stark simplifiziert.

zu 1. Marx und Engels hatten vor allem ein Probem mit dem reaktionären zaristischen Regime, das jegliche Form von Reformen sehr hart unterdrückt hat und nicht so sehr mit den Russen als Ethnie. Es war eine politische Analyse bzw. Kritik, die auf der Analyse der unterschiedlichen Entwicklung der Produktivkräfte in Mitteleuropa und in Russalnd basierte und die die Andersartigkeit der beiden Kulturkreise begründetete. Und keine primär ethnologisch begründete Distanz! Dieses zur ersten Richtigstellung.

zu 2. Frage an Haiduk: Was haben die Bolschewiki denn angeblich konkret versucht vor den Russen zu verheimlichen und wie schreibt und belegt das Dutschke angeblich?

zu 3. Iwan Iljins Sichtweise, als ausgewiesener zaristischer Anhänger, als vorurteilsfreie und ideologiefreie Sichtweise zu präsentieren, halte ich ein wenig übertrieben. Seine Sicht ist sicherlich legitim, aber sicherlich nicht ideologiefrei.
1. Diese "Analyse bzw. Kritik" basierte darauf, daß Russland als Folge des Tatarenherrschaft angeblich eine "halb-asiatische Produktionsweise" hätte. Diese spezielle Produktionsweise sollte sich dadurch auszeichnen, daß der Reisanbau wegen der Notwendigkeit Wasser umzuleiten ein höheres Maß an gesellschaftlicher Organisation bedarf, als das beim Getreideanbau der Fall ist. Das mag wohl richtig sein, aber daß Russen und Tartaren keine Reisbauern waren, mußte Marx doch gewußt haben! Deshalb kann man das, was Marx da fabriziert hatte auch nicht als "Analyse" gelten lassen. Die ethnologische Grundierung springt einem ja förmlich ins Auge.

2. Auswendig kann ich Dir das nicht mehr sagen. Soweit ich mich erinnere, wurden die Schriften zur "halbasiatischen Produktionsweise" nicht in die offiziellen Ausgaben der MEWs aufgenommen, so daß gerade mal Archivare etwas davon wußten. Bezüglich harter Fakten müßte ich Dich allerdings an Dutschke verweisen, weil ich mir seine Arbeit damals nur ausgeliehen hatte.

3. Gibt es eine Sichtweise, der man das Etikett "ideologisch" nicht anheften könnte? Die Frage müßte hier doch lauten, inwieweit das auch tatsächlich berechtigt ist. Als Rechtshegelianer vertrat Iljin freilich gewisse Positionen und er war natürlich auch Monarchist. Nur ist das ja kein Beleg für ideologisches Denken. Seine Professur am Russischen Wissenschaftsinstitut in Berlin hatte er 1934 ja gerade verloren, weil er für ideologisches Denken nicht empfänglich war. Vergleicht man Ilin mit Marx/Engels, dann darf man ihn wohl als ideologiefrei bezeichnen. Und Fakt ist eben, daß Iljins Werk auch heute noch geschätzt ist, weil sich seine Arbeit überaus angenehm von den in den 30er Jahren üblichen antibolschewistischen Propagandaschriften abhob.
 
1856/57 schrieb Karl Marx "Revelation of the diplomatic history of the 18th century", auf deutsch "Die Geschichte der Geheimdiplomatie des 18. Jahrhunderts - über den asiatischen Ursprung der russischen Despotie".
Dort erklärt Marx u.a., dass Russland eine Gründung archaisch-räuberischer Wikinger sei.
Dutschke spricht übrigens von Orientalisierung im 19. Jahrhundert, als die Leibeigenschaft in Russland aufgehoben wurde.

Marx konnte im 19. Jahrhundert nicht ahnen, dass es in Russland im frühen 20. Jahrhundert zur Machtübernahme von Kommunisten kommen wird.
Marx ging von der Gesellschaft getragenden umfassenden Revolution aus, nicht von Putsch einer Handvoll Kommunisten.
 
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Der Tod eines Einzelnen ist eine Tragödie, der Tod von Millionen eine Statistik.
Die Masse der Einzelnen muss in dieser Beziehung den individuellen Tod akzeptieren. Es nützt nichts, wenn dann doch alle das Weglaufen oder Aufgeben dem Tod vorziehen. Das war nicht nur Stalin, auch wenn sein Terror ein nicht zu unterschätzender Term in der Rechnung war.
 
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