Ich setze verschiedene Herrscher gleich?
Tut mir Leid aber ist ganz schön einfach das so runterzuziehen und dann sagen ist doch Mist. Der Autor hat offensichtlich beträchlich mehr Überlegungen angestellt als das. Wenn du die selben Bücherwände gelesen hast, wenn du seine Gesamtarbeit gelesen hast, wenn du selbst so viel darüber geschrieben hast, dann kannst du das so salopp für nichtswürdig erklären und selbst dann ist es noch ein schwaches Herunterziehen.
Im übrigen werden eine Reihe Könige von Israel und Juda ebenso mit einander identifiziert, ohne, dass es dafür zwingende Beweise gibt. Das natürlich weil die Namen z.T. identisch oder sehr ähnlich sind und es dort noch eher naheliegt.
Streng genommen haben wir überhaupt keinen Beleg, dass es sich bei Mose um eine historische Person handelt. Versuche ihn mit verschiedenen Persönlichkeiten zu identifizieren sind nicht befriedigend, etwa einem Hebräer aus dem Ostjordanland, der am ägyptischen Hof als Ramsesemperre Karriere machte. Da er allerdings noch unter den Nachfolgern Ramses II., Merenptah und Ramses III. dort zu verfolgen ist, lässt sich das nicht mit dem biblischen Bericht in Einklang bringen.
Dabei muss man sich aber vor Augen halten, dass eine bruchstückhafte Überlieferung alle Jahrzehnte oder Jahrhunderte wirklich wenig konkretes Wissen aus der Zeit ist. Sicher ist, dass er nicht der Autor der Bücher Mose ist, ebenso, dass Abraham und die Erzeltern nicht um 1800 v. Chr. oder noch früher auszogen so sie es denn überhaupt taten. Die Erzählung berichtet von Kamelen die je nach Region zwischen 9. und 7. Jh. domestiziert wurden.
Im Neuen Reich schwoll der ägyptische Hof rapide an, mit der hethitischen Prinzessin kamen etwa mehr als 300 Gespielinnen in den Harem. Dass sich da jemand eine hohe Position erschleichen oder erreichen konnte und sich dann womöglich davon machte, vielleicht auch ein sich in seinen Ansprüchen betrogen fühlender Stief-/Sohn, ist nicht unplausibel, es gibt aber auch keine Evidenz.
Dass die Assyrer und Babylonier sich des Wissens, der Überlieferung der Bevölkerung Israels und Juda im Exil bemächtigten und ihnen nach eigenem Ermessen aufzwangen, davon bin ich sogar überzeugt. Auf vielen Textebenen der Tora findet sich jedoch keine Spur einer Bedrohung durch die Assyrer/Babylonier und sind daher mit hoher Wahrscheinlichkeit älter. Das sind insbesondere der Jahwist und Elohist im Pentateuch-Modell.
Barbara Schmitz Geschichte Israels schrieb:
Interessanterweise finden sich die wahrscheinlich ältesten literarischen Belege nicht im Buch Exodus, sondern im Zwölfprophetenbuch und zudem in Israel (Hos 8,11−13; 9,3−4; 11,1−6; 12,8−14 vgl. Am 2,10; 3,1, 9,7). Dabei wird vorausgesetzt, dass sich die Zuhörer und Leser etwas unter der Chiffre „Ägypten“ vorstellen können. Zugleich fällt auf, dass in diesen Texten „Ägypten“ oftmals in Parallele zu „Assur“ steht. Daraus ist zu schließen, dass nicht Erfahrungen aus Ägypten, sondern solche aus der Zeit Hoseas mit den Assyrern und der imperialen Politik von Sargon II. (722−705), Sanherib (705−681) und Asarhaddon (681−669) Anstoß und Motor waren.
Zu der Zeit und noch für sehr lange wussten die allerwenigsten ihr eigenes Alter geschweige denn ein Geburtsdatum. "40 Jahre" steht einfach für eine lange Zeit, dass da komplett unsinnige Zahlen und Jahresangaben berichtet werden sollte einen nicht wundern, das stammt insbesondere aus der Übersetzung ins Griechische die schon Wert auf genaue Zahlenangaben legten. Die Menschen hatten auch gar kein Interesse an einem wissenschaftlichen Arbeiten. Obendrein ist unsere Mathematik nun nicht bloß richtig und funktioniert auch, ebenso wie die Physik und Wissenschaft überhaupt ist sie nun tatsächlich egalitär: in unserer Mathematik zählt jeder Mensch 1, in unserer Physik ist niemand mehr oder besser.
Die Übersetzung nicht bloß in eine andere Sprache, sondern ein anderes Selbst- und Weltverständnis überhaupt bringt mit sich, dass der Exodus wie wir ihn lesen und verstehen so nicht geschehen sein kann.
600.000 Menschen die "jahrelang" durch die Wüste am Sinai wandern ist natürlich Unsinn, so viele können dort überhaupt nicht überleben und es ergibt auch keinen Sinn.
Den analytische Verstand der uns zu solchen Überlegungen befähigt haben wir über den langen Verlauf der Geschichte entwickelt, man muss versuchen die Menschen in ihrer Zeit zu verstehen.
Ohne Regalwände voll fertiger Lehrbücher, ohne Landkarten war die Welt da draußen ein finsterer und gefährlicher Ort. Die Menschen hatten den Luxus nicht sich Fantasiegeschichten hinzugeben, was für uns alberner Aberglauben sein mag war für sie bare Realität. Sie hatten keine Hirngespinste und waren auch nicht schwachsinnig, Tempel, kultische Praktiken und Tempel boten lebenswichtige Dienste. Wenn sie in der Gewissheit des Teufels aufwuchsen, dann haben sie den auch bestätigt gefunden.
Am Ende bestehen im Leben Lügen ebenso wie Fehler nicht, denn sie sind nicht wirklich richtig, darum müssen Lügner immer rennen um ihre Lügen auftecht zu erhalten.
Vor dem Hintergrund muss man verstehen, dass es sich die Menschen nicht leisten konnten irgendwelche Geschichten zu erfinden.
Wenn wir uns and die empirische Evidenz halten gibt es zu Mose nicht viel zu sagen, darum scheibt (der hoch angesehene Ägyptologe) Jan Assmann den Exodus zu einer Sinngeschichte.
Jan Assmann - Exodus Revolution der Alten Welt schrieb:
In allen drei Dimensionen bildet das Alte Ägypten die genaue Gegenwelt zu der neuen Ordnung, die das Buch Exodus entwirft. Das Prinzip des Sakralkönigtums, das auf der völligen Kongruenz von Gott und Staat und der Immanenz des Göttlichen im Herrscher beruht, ist in keinem anderen Staat der Alten Welt mit solcher Konsequenz verwirklicht worden wie in Ägypten. Das Gleiche gilt für das Prinzip des Kosmotheismus, die Kongruenz von Gott und Welt, die Immanenz des Göttlichen und Heiligen im Kosmos und in der Natur. Keine andere Religion hat dieses Prinzip in einer solchen Fülle von Texten und Bildern ausgedrückt und theologisch reflektiert, so dass es auch weit über den Untergang der altägyptischen Welt hinaus wirksam und immer mit Ägypten verbunden blieb. Keine andere Kultur schließlich hat den Zeitbegriff des mythischen Denkens, die Dominanz der zyklischen Zeit, das Ideal der Regeneration, die retrospektive Orientierung an mythischen Urmustern in ihrer Geschichte so konsequent umgesetzt wie die altägyptische. Ägypten war die klarste Ausprägung der Welt, aus der ausgezogen werden musste, um in die Welt der Bibel mit ihren vollkommen neuen Vorstellungen von Gott und Welt, Mensch und Gesellschaft, Zeit und Geschichte einziehen zu können. Und da dieses Neue in vielfacher Weise die Welt bestimmt, in der wir noch immer leben, ist auch das biblische Buch Exodus als Gründungslegende dieser unserer Welt bis heute lebendig geblieben.