Alex74
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Hallo,
mich beschäftigt seit einiger Zeit eine Überlegung zum Verhältnis des rekrutierbaren "Menschenmaterials" im zweiten Weltkrieg, vor allem im Vergleich Deutsches Reich - Sowjetunion, aber auch das gleiche betreffend der Produktion.
Die allgemeine Lage wird nach dem Winter 1941 meistens so beschrieben, daß die Zeit für die Sowjetunion spielte, sowohl was die Produktion angeht (durch den Aufbau der grenzfernen Industrie), als auch durch die "viel größere Bevölkerungszahl", die mehr rekrutierbare Soldaten zu Folge habe.
Wenn ich mir die Zahlen ansehe, die für diesen Zeitraum existieren, dann scheint das so einfach nicht zu sein.
Beispiel Bevölkerungsresourcen;
Die Sowjetunion hatte 1939 rund 190 Millionen Einwohner.
Das Deutsche Reich zur gleichen Zeit knapp 80 Millionen.
Die mit an der Ostfront kämpfenden Staaten Ungarn, Rumänien, Finnland und Slowakei dürften zusammen relativ geschätzt nochmal rund 40 Millionen Einwohner gehabt haben.
Italien lasse ich mal großzügig weg.
Die Bevölkerungsresourcen stehen also insgesamt etwa 1,2 zu 1,9.
Aber:
Ende 1941 waren große Teile des eher dichtbesiedelten Westens der Sowjetunion besetzt. Rechne ich die betroffenen Teilstaaten ab (Ukraine, Weißrußland, Balten, Moldau), dann fallen hier rund 57 Millionen Einwohner auf Sowjetischer Seite weg. Bleiben 133 Millionen Einwohner.
Und von diesen muß man noch abziehen, daß bis Ende 1941 die Rote Armee rund 6 Millionen Mann verlor (gegenüber 1 Millionen auf Seite der Nazis). Zieht man diese "nur" von der Bevölkerung ab (obschon es sich dabei um bereits rekrutierte Soldaten handelt) kommt man im Gesamtvergleich auf 119 Millionen Einwohner der Achse gegen 127 Millionen der Sowjetunion.
Angesichts dieser zwar recht nackten aber doch deutlichen Zahlen frage ich mich, ob die Sowejtunion wirklich derart aus den vollen schöpfen konnte - verglichen mit den Achsenmächten.
Zwar band der Westen zwar ständig Truppen, allerdings gingen hier auch bis 1944 keine verloren, betrifft das nachwachsende Potential also nicht; mit Ausnahme des Afrikakorps, für das ich Italien in der Rechnung einfach mal komplett weggelassen habe.
Ferner darf man nicht vergessen, daß Kriegsgefangene und die Industrien der besetzten Länder für das Reich arbeiteten und damit Bevölkerung im Reich selbst frei machten.
Im Detail ist das daher sicher etwas vage, aber die Größenordnung dürfte stimmen - und da gibt es jedenfalls keinen großen Unterschied.
Ähnlich frage ich mich das bei den Produktionsmitteln.
In der Schule habe ich damals gelernt, daß Rußland weitgehend ein Agrarland war, die Industrielle Revolution kam nur schleppend und örtlich begrenzt in die Gänge - meist im Westen.
Ich kann mir kaum vorstellen wie dieser Kraftakt hat gelingen können, nun auch noch mitten in der Pampa sozusagen die gesamte Kriegsindustrie hochzufahren und sie innerhalb äußerst kurzer Zeit große Mengen Güter auszuspucken - wo kam die Infrastruktur so plötzlich her?
Weiterhin gilt ja auch hier: Alleine das Reich industrietechnisch zu nennen wäre ja zu einfach, die französischen und holländischen Flugzeugwerke bauten ja auch für die deutsche Kriegsmaschinerie, sicher auch viele andere rüstungsrelevante Industrien - also bereits vorhandene Industrien. Plus das, was die slawischen Verbündeten produzierten (was Großteils ebenfalls deutsche Fabrikate waren).
Ich weiß zwar daß die deutsche Rüstungsindustrie durch viel Handarbeit relativ zu den Westalliierten sehr ineffektiv war - aber es würde mich doch überraschen wenn die Sowjetunion hier ebenfalls effektiver gearbeitet hätten.
Da meine Rechnungen und Überlegungen im Widerspruch zu dem stehen was man anhand des Kriegsverlaufs ja sehen kann, muß ich irgendwo Denkfehler drin haben, evtl. auch falsche Informationen.
Wer mir den Widerspruch auflösen und mir erklären kann wie die Resourcenverhältnisse (und warum) wirklich waren, kriegt ein herzliches Dankeschön
Gruß Alex
mich beschäftigt seit einiger Zeit eine Überlegung zum Verhältnis des rekrutierbaren "Menschenmaterials" im zweiten Weltkrieg, vor allem im Vergleich Deutsches Reich - Sowjetunion, aber auch das gleiche betreffend der Produktion.
Die allgemeine Lage wird nach dem Winter 1941 meistens so beschrieben, daß die Zeit für die Sowjetunion spielte, sowohl was die Produktion angeht (durch den Aufbau der grenzfernen Industrie), als auch durch die "viel größere Bevölkerungszahl", die mehr rekrutierbare Soldaten zu Folge habe.
Wenn ich mir die Zahlen ansehe, die für diesen Zeitraum existieren, dann scheint das so einfach nicht zu sein.
Beispiel Bevölkerungsresourcen;
Die Sowjetunion hatte 1939 rund 190 Millionen Einwohner.
Das Deutsche Reich zur gleichen Zeit knapp 80 Millionen.
Die mit an der Ostfront kämpfenden Staaten Ungarn, Rumänien, Finnland und Slowakei dürften zusammen relativ geschätzt nochmal rund 40 Millionen Einwohner gehabt haben.
Italien lasse ich mal großzügig weg.
Die Bevölkerungsresourcen stehen also insgesamt etwa 1,2 zu 1,9.
Aber:
Ende 1941 waren große Teile des eher dichtbesiedelten Westens der Sowjetunion besetzt. Rechne ich die betroffenen Teilstaaten ab (Ukraine, Weißrußland, Balten, Moldau), dann fallen hier rund 57 Millionen Einwohner auf Sowjetischer Seite weg. Bleiben 133 Millionen Einwohner.
Und von diesen muß man noch abziehen, daß bis Ende 1941 die Rote Armee rund 6 Millionen Mann verlor (gegenüber 1 Millionen auf Seite der Nazis). Zieht man diese "nur" von der Bevölkerung ab (obschon es sich dabei um bereits rekrutierte Soldaten handelt) kommt man im Gesamtvergleich auf 119 Millionen Einwohner der Achse gegen 127 Millionen der Sowjetunion.
Angesichts dieser zwar recht nackten aber doch deutlichen Zahlen frage ich mich, ob die Sowejtunion wirklich derart aus den vollen schöpfen konnte - verglichen mit den Achsenmächten.
Zwar band der Westen zwar ständig Truppen, allerdings gingen hier auch bis 1944 keine verloren, betrifft das nachwachsende Potential also nicht; mit Ausnahme des Afrikakorps, für das ich Italien in der Rechnung einfach mal komplett weggelassen habe.
Ferner darf man nicht vergessen, daß Kriegsgefangene und die Industrien der besetzten Länder für das Reich arbeiteten und damit Bevölkerung im Reich selbst frei machten.
Im Detail ist das daher sicher etwas vage, aber die Größenordnung dürfte stimmen - und da gibt es jedenfalls keinen großen Unterschied.
Ähnlich frage ich mich das bei den Produktionsmitteln.
In der Schule habe ich damals gelernt, daß Rußland weitgehend ein Agrarland war, die Industrielle Revolution kam nur schleppend und örtlich begrenzt in die Gänge - meist im Westen.
Ich kann mir kaum vorstellen wie dieser Kraftakt hat gelingen können, nun auch noch mitten in der Pampa sozusagen die gesamte Kriegsindustrie hochzufahren und sie innerhalb äußerst kurzer Zeit große Mengen Güter auszuspucken - wo kam die Infrastruktur so plötzlich her?
Weiterhin gilt ja auch hier: Alleine das Reich industrietechnisch zu nennen wäre ja zu einfach, die französischen und holländischen Flugzeugwerke bauten ja auch für die deutsche Kriegsmaschinerie, sicher auch viele andere rüstungsrelevante Industrien - also bereits vorhandene Industrien. Plus das, was die slawischen Verbündeten produzierten (was Großteils ebenfalls deutsche Fabrikate waren).
Ich weiß zwar daß die deutsche Rüstungsindustrie durch viel Handarbeit relativ zu den Westalliierten sehr ineffektiv war - aber es würde mich doch überraschen wenn die Sowjetunion hier ebenfalls effektiver gearbeitet hätten.
Da meine Rechnungen und Überlegungen im Widerspruch zu dem stehen was man anhand des Kriegsverlaufs ja sehen kann, muß ich irgendwo Denkfehler drin haben, evtl. auch falsche Informationen.
Wer mir den Widerspruch auflösen und mir erklären kann wie die Resourcenverhältnisse (und warum) wirklich waren, kriegt ein herzliches Dankeschön
Gruß Alex