Oh ja... Gib mir Tiernamen!

Ich hätte da Starnberg in Oberbayern anzubieten, nach dem seit 1962 auch der Starnberger See benannt ist. Zu Römerzeit hieß der See Verres Lacus – Ebersee. Danach hieß der See pelagus Wirmseo, danach Wirmsee, und im 19. Jahrhundert Würmsee – namensgleich mit dem einzigen Fluss, der Würm, die bei Starnberg aus dem See fließt.

Die erste Erwähnung „Starnberchs“ geht 1226 wohl auf Ritter Wernher Miles de Starnberk zurück, wobei man nicht weiß, ob der sich nach dem Ort nannte, oder der Ort nach ihm. Ich halte es mit der ersten Variante, denn Stare sind vor allem Insektenfresser, und die gibt es in der Umgebung von ruhenden Gewässern immer reichlich.
 
Ich hätte da Starnberg in Oberbayern anzubieten, nach dem seit 1962 auch der Starnberger See benannt ist. Zu Römerzeit hieß der See Verres Lacus – Ebersee.

Zur Römerzeit? Gibt es da eine römerzeitliche Quelle/Inschrift?
Das würde mich sehr wundern, denn "Verres Lacus" für "Ebersee" wäre eine sehr unlateinische Namensbildung, mir sieht es eher nach einer mittelalterlichen oder neuzeitlichen Verballhornung aus.

Die erste Erwähnung „Starnberchs“ geht 1226 wohl auf Ritter Wernher Miles de Starnberk zurück, wobei man nicht weiß, ob der sich nach dem Ort nannte, oder der Ort nach ihm. Ich halte es mit der ersten Variante
Ich auch, allerdings war Starnberg anscheinend der Name der Burg; die ursprüngliche Siedlung hieß "Achheim" bzw. "Aham".
 
Wahrscheinlich ist "Verres Lacus" auch nicht römisch. Historiker Vinzenz Pall von Pallhausen meinte in seinem Buch „Die Urgeschichte Baiern“, 1811, dass der See in alten Schriften Werromsee genannt wurde, und Verrom hieße in der alten Bojersprache so viel wie lang. Danach hieße der See langgestreckter See, was auch weitgehend der tatsächlichen Form entspricht.

Quelle: https://issuu.com/alliteraverlag/docs/978-3-86906-924-1_leseprobe_issuu
Seite 17
 
Wahrscheinlich ist "Verres Lacus" auch nicht römisch. Historiker Vinzenz Pall von Pallhausen meinte in seinem Buch „Die Urgeschichte Baiern“, 1811, dass der See in alten Schriften Werromsee genannt wurde, und Verrom hieße in der alten Bojersprache so viel wie lang. Danach hieße der See langgestreckter See, was auch weitgehend der tatsächlichen Form entspricht.

Quelle: https://issuu.com/alliteraverlag/docs/978-3-86906-924-1_leseprobe_issuu
Seite 17

Weder gibt es einen "Verres Lacus" in antiken Schriften noch gibt es ein Wörterbuch der alten Bojersprache mit einem Eintrag "Verrom". Nach den reichlich wirren Thesen des Herrn Pall von Pallhausen sollen die alten Bojer eine "keltisch-griechische Ursprache" gesprochen haben. Hier mischen sich die damals noch rudimentären Kenntnisse über die keltische Sprache und einige Ortsnamen mit keltischen Wurzeln mit einer gehörigen Portion Fantasie.
 
und Verrom hieße in der alten Bojersprache so viel wie lang.
Hier ist der Originaltext:
Garibald, erster König Bojoariens und seine Tochter Theodelinde, erste Königin in Italien, oder die Urgeschichte der Baiern

Hier geht es um eine Örtlichkeit*, die bei Arnold von St. Emmeram erwähnt wird (und mit dem Starnberger See nichts zu tun hat), diese las Pall von Pallhausen als "Verromwaida" - richtiger wäre gewesen: "Verroniwaida"
dMGH | Band
"in loco, qui dicitur Verroniwaida quod sermo Latinus exprimit Longinqua pascua, latrones incidisse"

Naheliegend wäre eine deutsche Etymologie aus ahd. ferro (mhd. verre) 'fern' (latein: longinqua) und ahd. waida 'Weide' (lat. pascua). Dann braucht man keine "keltisch-griechische Bojersprache".


* Offensichtlich kein Siedlungsname, sondern ein Flurname. Das ergibt sich eigentlich schon daraus, dass hier Räuber einem einsamen Fußgänger auflauerten; darüber hinaus spricht Arbeo von Freising ausdrücklich von einer Einöde (solitudo). Arbeo schreibt den Namen Feronifaidus:
dMGH | Band | Scriptores [Geschichtsschreiber] | Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi (SS rer. Germ.) | [13]: Arbeonis episcopi Frisingensis Vitae sanctorum Haimhrammi et Corbiniani | Vita vel passio Haimhrammi episcopi et martyris Ratisbonensis

EDIT: Wiki bringt den Namen mit der Siedlung Langquaid in Verbindung, das dürfte (mal wieder) Quatsch sein. Reitzenstein bringt den nachweislich alten Namen Lancwat und die überzeugende Etymologie lanc (lang) + wat (Furt):

Lexikon bayerischer Ortsnamen
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier geht es um eine Örtlichkeit*, die bei Arnold von St. Emmeram erwähnt wird (und mit dem Starnberger See nichts zu tun hat), diese las Pall von Pallhausen als "Verromwaida" - richtiger wäre gewesen: "Verroniwaida"
Klar, der Name "Verromwaida" bzw. "Verroniwaida" für die damalige Ortschaft Langwaid hatte mit dem Starnberger See nichts zu tun, sondern diente Pall von Pallhausen lediglich als Beleg bzw. Analogie, dass der Starnberger See früher auch Langer See hieß.
 
Klar, der Name "Verromwaida" bzw. "Verroniwaida" für die damalige Ortschaft Langwaid hatte mit dem Starnberger See nichts zu tun, sondern diente Pall von Pallhausen lediglich als Beleg bzw. Analogie, dass der Starnberger See früher auch Langer See hieß.

Mir ging es darum, dass der "Beleg" an den Haaren herbeigezogen ist.

"Verroniwaida" war offensichtlich keine Ortschaft; für die Verbindung mit einem Siedlungsnamen gibt es nicht den leisesten Anhaltspunkt.

Und longinquus ist zunächst einmal das Antonym zu propinquus 'nahe' und bedeutet in erster Linie 'entfernt', 'entlegen' - und offensichtlich hat Arnold das verroni- als deutsches 'fern' (vgl. althochdeutsch ferro/ferrana) verstanden. Für eine Interpretation als 'langgestreckt' (die in anderem Kontext immerhin möglich wäre), gibt es hier auch keinen Anhaltspunkt.

Und dass hier eine dritte Sprache im Spiel sein soll, ist pure Fantasie.

Was die alte Bezeichnung für den Starnberger See betrifft, warst Du schon auf der richtigen Spur:
Danach hieß der See pelagus Wirmseo, danach Wirmsee, und im 19. Jahrhundert Würmsee – namensgleich mit dem einzigen Fluss, der Würm, die bei Starnberg aus dem See fließt.
In einem Punkt ist Pall von Pallhausen zuzustimmen: Die Würm hat wohl nichts mit dem Gewürm zu tun. In diesem Fall tippe ich (wie auch bei analogen Gewässernamen) auf einenen Zusammenhang mit 'warm':

Der österreichische Gewässername Würmla wird auf eine zu *werm- ‘warm’ gehörende Grundform urgerm. *Wermilō zurückgeführt (DGNB: 604). In Österreich begegnet auch das Hydronym Würmling (DGNB ibidem: „Deutung wie → Würmla“). S. weiter DGNB: 603f. (Würm) und vgl. den Namen Wurm (605).​
http://ul.qucosa.de/api/qucosa:31717/attachment/ATT-0/

Siehe auch:
Wurm - Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
 
Bin gerade auf Ziegenrück mit dem schönen sprechenden Wappen gestoßen:

135px-Wappen_Ziegenr%C3%BCck.png


Tatsächlich wird der Ortsname aber auf das Sorbische zurückgeführt - Czegenruck - und soll 'Flussschlinge' (an einer solchen der Saale liegt es) bedeuten.
 
SIDI-HRAZEM (Sidi Ihrizem):

Es gab in Marokko Löwen und das berberische Wort dafür ist Izem. Das Wort Ihri bedeutet : Der Absatz. So, die heutige Region ( um SIDI HRAZEM) war bekannt für Löwen ( mehr dazu bei Corippus )(CP)
 
Ich glaub SINGAPUR hatten wir noch nicht.

Bei Wikipedia findet man dazu...
Der Name entstammt dem „Sanskrit“

Singha = Löwe.
Pura = Stadt.

Hier ein Bild von Singapur:


upload_2019-9-17_12-40-15.png
 
Gab es Elchingen schon? Geht leider nicht auf das nette Tier zurück, sondern auf ein Adelsgeschlecht, dessen Stammvater Alicho hieß.

Auch Immekeppel im Bergischen Land hat's nicht mit den Bienen, sondern kommt von imma capella.


Als gebürtiger Mannemer muss ich protestieren: Käfertal kommt von den Kiefern, nicht von den Käfern.

Jein, Schnooge, also Schnaken sind die langbeinigen ,schlanken Blutsauger
Addendum: das Schnoogeloch, kein Ort, aber ein Park hinter dem Mannheimer Schloss. Wenigstens so im Volksmund geheißen.

Wenn wir schon Nähe Odenwald sind: Katzenbuckel, zwar keine Stadt, aber ein Berg.
 
@Eumolo, und als gebürtiger Lamberder dessen Sippschaft seit dem 30jährigen Krieg dort wohnt muss ich dich korrigieren: wer jemals im Mai dort im Käfertaler Wald war , der weiss, dass Käfertal von den dort in Massen auftretenden Käfern kommen muss und nicht von den Kiefern,
uff Pladd heesds deshalb Kewwerdal und Kewwer sind hald emol Kewwer un kää Kiefer.:p:D:D
 
Da fallen mir noch ein:

Die Pfaueninsel bei Berlin, eher ein Park denn eine Ortschaft

der Mäuseturm zu Bingen

hier ein Dorf im Ortenaukreis: Ottenheim, leider kein Heim der Ottern, sondern des Otto, so wie Mannheim das Heim des Manno und Weinheim das Heim des Wino ist und nicht das Heim des Weines.

Ebenfalls dort: Schwanau, das den Namen der ehemaligen Burg Schwanau trägt; immerhin haben sie einen Schwan im Wappen, was aber auch nichts heißt

Exten im Kreis Lippe, hat nichts mit Echsen zu tun, aber mit Elstern (aus Eekster = Elster). Davon rührt auch der Name der Externsteine her, die nicht deshalb so heißen, weil sie "extern" liegen (wie ich früher immer dachte)

Aber nun eine richtige Stadt, in der sogar Tiere leben:
Entenhausen, samt angeschlossene Gemeinden Gansbach, Quackenbrück und Erpelstedt
https://de.wikipedia.org/wiki/Entenhausen

Und zur Krönung:
uff Pladd heesds deshalb Kewwerdal und Kewwer sind hald emol Kewwer un kää Kiefer.:p:D:D
Ach, gummol do: die Kewwer misse aa wo hogge, nemlisch in de Bääm!
 
so wie Mannheim das Heim des Manno und Weinheim das Heim des Wino ist und nicht das Heim des Weines.

da wäre ich vorsichtig- diese Namensdeutungen kommen aus einer Zeit in der man jeden Ortsnamen ,der auf -heim endete mit einem mehr oder weniger plausiblen "fränkischen Vornamen verknüpfte, ob es dazu Quellen gab oder auch nicht und was auch nicht unbedingt der Realität entsprechen muss . In Woinem und Umgebung gibt es tatsächlich seit Ewigkeiten Wein ebenso wie in Weinsheim und die ganzen Friesenheim-Orte am Rhein stammen m.E. eher von den Friesen,die als Händlervolk im Frühen Mittelalter aktiv waren als vom legendären "Franken Frieso" ,der ansonsten dauernd umgezogen sein musste.
Der Mäuseturm bei Bingen kommt entgegen der Sage allerdings tatsächlich nicht von den Mäuschen die dort ein-und ausgegangen sein sollten um Bischof Hatto anzuknabbern sondern von dem allen Bajuwaren heiligen Begriff "Maut"
zu den Tiernamen fallen mir noch Mainz-Ebersheim, Eberstadt am Neckar, Hirschhorn, Ochsenhausen und Ochsenfurth ein

Zu Entenhausen: Es gibt tatsächlich in Deutschland zwei Orte namens Ente
-Frielingsdorf-Ente ist eine Ortschaft in der Gemeinde Lindlar, Oberbergischer Kreis, Nordrhein-Westfalen
-Wipperfürth-Ente ist eine Ortschaft der Stadt Wipperfürth, Oberbergischer Kreis, Nordrhein-Westfalen
Offenbar besteht im Oberbergischen eine Affinität zu Enten
 
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