Noch mal zum Köngener Meilenstein, um das extra hervorzuheben: Dieser ist an der Port principalis des dortigen Römerlagers gefunden worden. Das heißt, er ist in situ gefunden worden.
Wäre er als Spolie verwendet worden (Spolie ist der von Archäologen verwendete Begriff für bearbeitete Steine, die offensichtlich nicht im Originalgebäude wiederverwendet wurden), was bei Meilensteinen häufiger mal vorkommen kann, dann wäre er vielleicht in einem mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Kontext gefunden worden, als Säule in einer Kirche oder als Stütze einer Hausecke, um das Kurvenkratzen zu vermeiden (Säulen und Meilensteien sind meist aus härteren Gesteinsarten errichtet, und sowieso härter als das Holz oder der Flechtwerklehm der hiesigen üblichen Wohngebäude der Renaissance). Ein kontextuell passender Fundort (sprich ein Römerlager) für einen Meilenstein, der wahrscheinlich in der Prota principalis eingebaut war (dafür spricht zumindest seine unvollständige Rundung) sollte nicht ohne gute Argumente angezweifelt werden. Diese Argumente sollten primär sein und nicht sekundär (ein sekundäres Argument wäre: "ich will nicht, dass der mit Rottenburg identifizierte Ort Sumelocenna weiterhin mit Rottenburg identifiziert ist, weil ich für eine These eine andere Streckenführung auf der TP brauche").
Zumal ja auch in Köngen selbst mehrfach nachgewiesen ist, dass es sich um Grinario handelt, das laut Inschriften als ein von Rottenburg abhängiger Ort gekennzeichnet wird.
Etwa die Inschrift verschiedener Weihealtäre aus Köngen:
In h(onorem) d(omus) d(ivinae) G[e]/nium et ar(am) [3] / [3] vicanis G/rinar(ionensibus) plat<e=I>(a)e / [3] Sumeloce(nnensis?) / [3 u]ti v[ov]it [3] IIF[3] / [3 l(ocus) d(atus)] d(ecreto) d(ecurionum)
Da haben die Bewohner von Grinario einen Tempel und einen Altar errichten lassen.
I(n) h(onorem) d(omus) d(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / plat<e=I>ae de[xtrae c(ives?)] / [Su]melocen(s)es / vici Grinar(ionis) / maceriam d(e) s(uo) p(osuerunt)
Da hat jemand, wenn ich die Inschrift richtig verstehe, für den Jupitertempel des Sumelocenis untergestellten Grinario eine Mauer gebaut (gemeint wahrscheinlich die Umfassunsgmauer des Tempelgebäudes