Der Überschrift dieses Threads wohnt natürlich insofern Sprengstoff inne, als dass sie geschichtsrevisionistisch klingt, aber offenbar nicht so gemeint ist. Im Prinzip ist die Feststellung ja eine andere: Nicht Pogrom - ja oder nein? Sondern dass es sich um ein inszeniertes Pogrom handelt. Inszenierung heißt aber nicht, dass es nicht alle Kriterien eine Pogroms aufwies. Und es war ja leider nicht überall so, dass die Menschen peinlich berührt von den Ausschreitungen waren sondern vielerorts tatsächlich auch mitmachten. Eine Inszenierung war es, dass man den Befehl ausgab, in Zivil zu kommen (was nicht überall eingehalten wurde), um den Eindruck der Spontanität und Ungelenktheit, des Volkszorns zu erwecken. Aber de facto war es eben auch ein Mob, der jüdische Wohnungen, Geschäfte und Synagogen zerstörte, Menschen misshandelte, ausplünderte, einige tötete und fast alle männlichen Juden nach Buchenwald, Sachsenhausen oder Dachau schickte.
@Zaphod, ich muss dir widersprechen: Staat und Partei waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu trennen. Die SA hat schon seit 1933 polizeiliche Aufgaben mitübernommen und 1938 standen die staatlichen Behörden beifuß! Schließlich hat die Polizei an den meisten Orten nicht eingegriffen sondern zugesehen (oder mitgemacht) und die Feuerwehr hat auf Befehl die Synagogen an den meisten Orten einfach niederbrennen lassen, allein darauf bedacht, "arische" Nachbarbauten zu schützen.
Die Verknüpfung von Partei und Staat bestand auf allen Ebenen.