Wissenschaft ist eine Methode, neues Wissen unabhängig von religiösen Schriften zu erlangen, und das gefällt allzu oft denen nicht, die ihr Bildungsmonopol und damit ihre Autorität aus der Interpretationen dieser Schriften herleiten.
Das hängt die Bedeutung von Wissenschaft für den historischen Prozess, was den Einfluss der Kirchen angeht, meines Erachtens nach deutlich zu hoch.
Das ist einer der Streitpunkte, die ich an anderer Stelle mit Dion habe.
Die Vorstellung Wissenschaft habe das Bildungsmonopol der Kirchen und damit ihre Macht gebrochen, geht nach meiner Auffassung deswegen fehl, weil die Macht der Kirchen, als die Wissenschaften anfingen sich herauszubilden bereits in die Binsen gegangen war.
Die Kirche ist nicht an Wissenschaft gescheitert, sondern an ihren eigenen inneren Widersprüchen.
Es benötigte überhaupt keine wissenschaftlichen Beweise, das verschiedene Lehren der Kirchen oder Postulate der Bibel nicht stimmen konnten, es reichte ja bereits die sich widersprechenden Teile der Bibel aus der Feder verschiedener Autoren nebeneinander zu legen um zu beweisen, dass sich daraus keine eindeutigen Lehren ableiten lassen, weil die Bibel einmal kein Werk aus einem Guss ist.
Um an diversen Postulaten und Auslegungen der Krichen erhebliche Zweifel anzumelden, musste man nicht wissen, wie die Südhalbkugel der Erde beschaffen ist und ob die Erde den Mittelpunkt des Universums bildet oder nicht, da reichte es lesen zu können und die Bibel in der jeweiligen Landessprache verfügbar zu haben.
Als das passierte, löste sich die Macht der katholischen Kirche qua Reformation in Norden Europas weitgehend auf und auch im Süden musste mit dem Trienter Konzil einiges an Zugständnissen, wie z.B. das Ende der Ablasspraxis gemacht werden (was ja nicht nur ein rein weltlicher Akt war, sondern auch bedeutete, die theologische Lehre, die das gerechtfertigt hatte, zu verwerfen).
In dem Moment hatte die katholische Kirche aber doch eingestanden zuvor Irrlehren angehangen zu haben, womit sie sich realistischer Weise Dispute über ihre sonstigen Lehren nicht mehr einfach verbitten und diese vom Tisch wischen konnte.
Und damit war Machat qua nicht anfechtbarem Bildungsmonopol beendet.
Insofern sich die Kirche längst grundsätzlicheren Debattenn über ihre Lehren nicht mehr verschließen konnte waren damit Randthemen, wie das exakte alter der Erde Probleme von untergeordneter Bedeutung.
Und mir wäre auch nicht bekannt, dass die katholische Kirche oder die lutherischen Landeskirchen aus dieser Frage jemals eine ernsthafte Auseinandersetzung gemacht hätten.
Für die war der Schöpfungsakt an und für sich das Entscheidende, nicht ob er kurz vor oder kurz nach zwölf stattgefunden hat, in Diskussionen darein, ob die Bibel mit solchen deatil richtig liegt konnte man ohnehin nicht guten Gewissens mit der Haltung einsteigen alles anderslautende vom Tisch wischen zu wollen, zumal nicht mal kar ist, ob das angegebene Alter überhhaupt wörtlich zu nehmen ist, oder einfach einen sehr langen Zeitraum andeuten sollte.
Für irgendwelche Sekten, in den USA mag das ja ein Problem sein, aber die Hauptströmungen des europäischen Christentums haben das nie zu einer Kernauseinandersetzung gemacht.
Zoologie, da hast du insofern recht, konnte ein Problem sein, wenn das in Forschung auch die Evolution des Menschen betrifft, weil das natürlich elementar an der Schöpfungserzählung rüttelt, was für die Kirchen einen Kernkonflit darstellen muss.
Die meisten Zweige der Zoologie haben sich damit aber doch nie befasst und das eigentliche Hauptbetätigungsfeld, das Beschreiben und Erforschen von Tieren, ließ lässt sich aus religiöser Sicht einfach als der Vrsuch deuten die göttliche Schöpfung in ihrem ganzen Umfang zu erfassen und bekannt zu machen.
Das konnte aus religiöser Sicht kaum etwas schlechtes sein.
Botanik und Linguistik würden wenn überhaupt nur mit der Frage des Alters der Erde über Kreuz liegen, was ein ein absolutes Randthema ist und je nachdem, ob man die Bibel hier wörtlich auslegen oder das ganze metphorisch aus Ausdruck für einen sehr langen Zeitraum betrachten möchte, gibt es da nichtmal ein Problem.
Demgegenüber waren aus religiöser Sicht Kenntnisse über fremde Sprachen um Missionieren zu können, verbesserte landwirschaftliche Anbaumethoden, die die Versorgung verbesser konnten, Beschreibung von Pflanzen mit Eigensschaften, die sich in Heilkunde/Medizin verwenden ließen etc. doch nichts schlechtes, was man bekämpft hätte.
In Sachen Geographie sehe ich auch nicht das große Glaubwürdigkeitproblem der Kirche. Die Vorstellung wie die Südhalbkugel aussähe, berührt doch keine christlichen Kernlehren, da musste im Zuge der Reformationszeit von kirchlicher Seite ganz anderes mit wesentlich mehr Problempotential revidiert werden.
Dafür waren geographische Kenntnisse aber für die Missionsarbeit wichtig.
Mal davon abgesehen, dass man wenn man Fünfe gerade sein lässt durchaus behaupten könnte, das die krichliche Meinung (wenn auch zufällig) so weit neben den Tatsachen gar nicht lag.
"Antipoden" zu den Landmassen der Nordhalbkugel gibt es mit der Antarktis und Australien ja durchaus, nur dass letzteres nicht gänzlich sondern nur in weiten Teilen unbewohnt war, bzw. die Population dort dermaßen dünn war, dass man auch das als methaphorische Tendenz auslegen könnte.
Mit der Vorstellung riesiger Wassermassen, lag die Kriche (natürlich ebenfalls zufällig) auch nicht so ganz weit daneben, wenn man bedenkt, dass der weitaus größte Teil der Landmassen der Erde auf der Nordhalbkugel liegt.
Eigentlich alles keine wirklichen Kernkonflikte bis auf bestimmte Bereiche der Zoologie, da gebe ich dir recht, nur lässt sich eine Ablehnung gegen dieses Fach auch nur dann begründen, wenn man es als Gessamtheit betrachtet und damit die für die Kirche problematischen Teildisziplinen mit den Unproblematischen in einen Topf wirft.
Dagegen, dass sich Zoologen der Beschreibung der Tierwelt anderer Weltgegenden widtmeten, hatten die Kirchen zu keiner Zeit grundsätzlich etwas einzuwänden.
Diverse jesutische Gelehrte haben daran mitgewirkt.
Dabei wäre die Geschichte vielleicht anders verlaufen, wenn die Kirchen früher proaktiv gehandelt und sich auf eine teleologische Bibelexegese verlegt hätten, anstatt auf den Wortlaut zu beharren.
Wäre allerdings zu debattieren, wann haben sie sich für Irrweg entsschieden?
Denn die Halsstarrigkeit, mit der die Kirchen seit dem Spätmittelalter um jeden irgendwann mal verkündeten Lehrsatz kämpften, die sehe ich nicht.
Nach meiner Wahrnehmung waren die Kirchen in dieser Zeit durchaus in gewissen Maß konziliant, so lange es keine Kernlehren berührte.
Das die Kernlehren der Kirche durch die Wissenschaften derart angegriffen wurden, dass die Kirchen völlig in den reaktionären Kampfmodus schalteten, dass vollzieht sich meines Erachtens erst im 19. Jahrhundet, als sie erleben, dass ihre geselslchaftliche Bindekraft, die eigentlich alle Rückzüge der frühen Neuzeit igendwie überstanden hatte, sich aufzulösen begann und sich auch die einfachen Bevölkerungsschichten von denn kirchlichen Bindungen emanzipierten.
Das ist meines Erachtens nach aber eher Produkt der Industrialisierung und der damit verbundenen sozialen Umbrüche, auf die denn Kirchen die Antworten fehlten (und in Teilen bis heute fehlen), als von Wissenschaft oder Aufklärung.
Meines erachtens müssten wir in der Diskussion zwei Dinge unterschieden, die mir persönlich etwas zuviel durcheinander gehen.
1. Die soziale Bindekraft der Kirchen, die mehr darauf beruht haben dürfte ihre Lehren im Großen und Ganzen als vernünftig zu akzeptieren ohne aber jeden Lehrsatz als grundsätzlich wahr und unanfechtbar zu betrachten.
2. Die tatsächliche Macht der Kirche qua Deutungshoheit, die diese im Mittelalter mal inne gehabt hatte, aber spätestens in der Krisenszeit des Spätmittelalters und der rennaissance verlor.