Rationale Erklärungen, Aufzeigen von Widersprüchen etc. sind bei Xenophobie, Ethnozentrismus, Rassismus, Hass, "The other" eine verständliche Reaktion, aber gehen mE ins Leere.
Die Forschung bezeichnet den Komplex auch gern mal als "Verhaltens-Immunsystem". Das trifft gut den Kern, insbesondere die Betonung des Systemischen, der Mechanismen.
Auf den einzelnen herunter gebrochen, und durch psychologische Test untersucht, ist das "secure attachment", zugleich das Reduzieren der Gefühle eigener Verletzlichkeit (Verwundbarkeits-Reduktion), eine grundsätzliche (existentielle) menschliche Verhaltensweise. Dies erklärt ebenso Gruppenbildung wie intergroup-Konflikte, Bedrohungsängste durch Minderheiten etc. Umgekehrt sind positive Sicherheits-Erfahrungen fester Bestandteil des Arbeits-Gedächtnisses.
Die "Skalierung" ebenso wie die Ausgrenzung bzw. Xenophobie wird dabei inmer ganz pragmatisch an die jeweiligen Bedingungen adaptiert. Das ist im Einzelnen nicht rational hinterfragbar, nur die Mechanik ist immer gleich.
Oben ist das Beispiel Sri Lanka erwähnt: Untersuchungen zu Stereotypen zeigen zB, dass das angepasst-gefühlte "outnumbering" ein wesentlicher Faktor ist: Tamilen auf Sri Lanka sind outnumbered, Singhalesen in der Großregion ebenso. Diese Bedrohungsmechaniken funktionieren immer.
Die Triebfeder der Ausgrenzung, Gewalt und des Hasses gegen "the other" ist dabei (nur) die Kehrseite des Dranges zur Anlehnung an die (für die eigene Sicherheits-"Anlehnung") identifizierte Gruppe/Gesellschaft. Im Ergebnis sind die -ismen" wiederum nicht nur in eine Tüte zu packen. So hat auch Hindu-Nationalismus (schon gerade über den Zeitverlauf) viele Facetten, die Aggression gegen Minderheiten ist nur eine, wenn auch wichtige.
Mal dient also als Klebstoff (resp. "antidote", siehe unten) Religion, mal Sprache, mal Hautfarbe, oder was anderes Passendes.
Das Ganze ist natürlich in erster Linie empirisch-statistisch relevant. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und Normen setzen wieder (dünne) Leitplanken für die Eskalation.
dazu ganz nett:
Schaller, Is Secure Attachment the Antidote to Everything that Ails Us?,
Psychological Inquiry: An International Journal for the Advancement of Psychological Theory, 2007, S. 191ff.