(Schneefrei) Werter Thimotheus: Die ganze Zeit wollte ich noch was zu deinem Ausgangspost schreiben, hier ist es nun endlich:
Allen drei Orden gemein ist die streng hierarchische Struktur: an der Spitze steht der Großmeister (Deutschorden: Hochmeister), daneben gibt es regionale Meister (Johanniter, Templer: Komtur; Deutschorden: Landmeister).
Also, den Titel des Komtur gibt es auch beim deutschen Orden. Der Landmeister ist zugleich Komtur, aber er ist nicht das Äquivalent des Komtur der beiden anderen Orden, sondern eine höhere Stelle in der Hierarchie.
Ganz im Anfang bestanden die Ritterorden ja nur aus einer Gruppe von Rittern unter der direkten Führung des Ordensmeisters. Da gab es noch keine andere Hierarchie. Dann, wenn der Orden größer wurde, wurden weitere Gruppen wie die Erste gebildet und in Form voneinander unabhängiger Konvente strukturiert. Beim deutschen Orden hieß ein Konvent auch Kommandantur. Die größeren Orden fassten dann eine Zahl von Konventen/Kommandanturen in Provinzen oder Prioreien zusammen. In der Heimat nannte man die Verwaltungseinheiten meist Balleien, denen ebenfalls ein Komtur vorstand und die deutlich größer waren, als die Konventsgebiete im Einsatzland. Die drei wichtigsten, von dir genannten Orden hatten im Endeffekt ein Dreifach gegliedertes Verwaltungssystem.
Die Konvente im Einsatzland dienten meist als Besatzung einer Burg und übernahmen primär militärische Aufgaben, die Konvente in anderen Gebieten waren mit der Verwaltung des Besitzes und der Sicherstellung des Nachschubs betraut. Die meisten Mitglieder waren nicht ritterliche Laienbrüder.
Die Orden haben eine eigene Priesterschaft, und so finden sich in den Orden die 3 Stände der mittelalterlichen Gesellschaft wieder als Ritterbrüder, Ordensgeistliche und dienende Brüder.
Desweiteren aber gab es bei manchen Ritterorden außerdem noch Schwesternhäuser, in denen Frauen Angehörige des Ordens waren. Diese Frauen waren dann für die Krankenpflege, das Hospizwesen usw zuständig, oder versorgten im speziellen weibliche Pilger mit Unterkunft und Hilfe jedweder Art. Die Schwesternhäuser der Ritterorden hatten meist um die 50 Mitglieder. Die Ordensgeistlichen waren in seperaten Klerikerkonventen organisiert und wurden von diesen an die anderen Konvente abgeordnet.
Der Leiter eines solchen Konventes hieß nun bei den Templern und Johannitern Präzeptor oder seltener Komtur, beim Deutschen Orden Komtur. Meist wurde er von der Ordenleitung eingesetzt und nicht von den Brüdern gewählt wie fälschlicherweise immer wieder behauptet wird. Er mußte dafür sorgen, daß die Ordensregeln duchgesetzt wurden und führte die Brüder seines Konventes im Kampf, bwz verwaltete den zugehörigen Besitz.
Bei größeren Konventen wurde der Präzeptor/Komtur von einem Ordenskapitel beraten, daß sich meist aus den ritterlichen Brüdern des Konvents zusammensetzte. Die Oberhäupter ganzer Provinzen oder Prioreien wurden ebenfalls meist von oben her bestimmt und selten gewählt. Sie hatten über ihre Provinz im Endeffekt ähnliche Aufgaben wie der Präzeptor/Komtur über sein Konvent. Der Begriff Landmeister bzw Deutschmeister (für die deutschen Gebiete im Reich) taucht nun hier, auf dieser Ebene beim Deutschen Orden auf. Er liegt also weit über dem Rang eines Komtur und der Landmeister, wie z.b. die von Livland, geboten sogar über mehrer Prioreien, in dem Fall daraus resultierend, daß der Orden der Schwertbrüder in den deutschen Ritterorden aufgenommen worden war, aber noch lange Zeit seine eigene Organisation beibehielt und so im Endeffekt eine Art Unterorden innerhalb des Ordens war. Desweiteren gab es noch den Landmeister von Preußen.
Auch der Provinzleiter wurde von einem Kapitel beraten, daß sich aus den Komturen der verschiedenen Konvente zusammensetzte.
Im Zentralen Konvent, dem des Großmeisters, bzw Hochmeisters nun wurde der Orden zentral geführt, und so bestand dieses Konvent neben seinen Ritterbrüdern aus einer Reihe von höheren Beamten die den anderen übergeordnet waren. Dazu gab es das Ordenskapitel, daß sich aus dem zentralen Konvent und Abgesandten der Provinzen bzw den Provinleitern zusammensetzte. An Beamten gab es üblicherweise den:
Großpräzeptor/Großkomtur (oberste Verwaltungsebene), der Drapier/Traparius/Trapier (für die Kleidung, dann für die Logistik zuständig), der Spitler/Hospitaller (für die caritativen Aufgaben des Ordens zuständig) der Ordensmarschall/Magnus Commendatur (führte das Ritterheer, oberster Militär nach dem Groß/Hochmeister), dann der Treßler (oberste Ebene der Finanzen)
Über diesen dann an der Spitze der Ordensmeister, der bei den Johannitern den Titel Großmeister führte, bei den Templern jedoch Herrenmeister hieß und beim Deutschen Orden Hochmeister.
Die Konvente der geistlichen bzw Nonnen wählten dagegen ihre Oberhäupter selbst, unabhängig vom sonstigen Orden, unterstanden aber ebenfalls dem Ordensmeister bzw entsandten ihre Abgesandten oder Oberhäupter zu den Generalkapiteln/Hochkapiteln des Ordens, die den Hochmeister wählten bzw berieten und eingeschränkt kontrollierten. Ansonsten war der Groß/Herren/Hochmeister der absolute Herr über den Orden, zumindest der Theorie nach.
Militärisch setzt sich ein Ordensheer wie folgt zusammen: "schwere" Kavallerie (Ritterbrüder), "leichte" Kavallerie (dienende Brüder unter Waffen), Infanterie (dienende Brüder unter Waffen + Turkopolenhilfstruppe).
"schwere" Kavallerie bedeutet Panzerreiter im klassischen ritterlichen Sinn
"leichte" Kavallerie bedeutet eine nicht so starke Panzerung und Bewaffnung wie die Ritter
Infanterie spaltet sich auf in Lanzenkämpfer und Schützen (Armbrust) - letzteres übernahmen oft die Turkopolen
In der schweren Kavallerie kämpften ebenfalls Laienbrüder nicht ritterlicher Herkunft, auch ist zu beachten, daß gerade beim Deutschen Orden das System der Ministerialen als Sonderform des deutschen Rittertums die in anderen Staaten fehle ebenfalls Anwendung fand. Es fanden sich also auch dienende Brüder in der Schweren Kavallerie. ‚Der Unterschied wurde dann in der Praxis vor allem über die Zahl der Pferde ausgemacht, ein Ritter hielt sich 3 oder 4 Pferde, ein Dienender Bruder der schweren Kav nur 2 Pferde.
Desweiteren gab es lange Zeit Kämpfer, die nur temporär dem Orden angehörten und ein leicht abgewandeltes, abgeschwächtes Gelübde ablegten. Auch diese kämpften in der schweren Kav. Dagegen kämpften anfänglich nur wenige dienende Brüder in der leichten Kav, eher dienten sie dann als Infanterie.
Die Turkopoliere sind nun keine Infanterie sondern eine leichte Kavallerie. Im Verlauf der Zeit wurden dann auch Bogenschützen zur Fuß als Turkopoliere bezeichnet. Das entwickelte sich aber erst mit der Zeit. Die Turkopolen waren anfänglich Einheimische im Heiligen Land und keine Mitglieder des Ordens. Erst der Deutsche Orden bezeichnete später, im Osten dann Armbrustschützen und leichte Reiter so.
Noch darüber hinaus hatten die Ritterorden häufig auch noch weltliche Ritter als Lehensleute, die dann im Kriegsfall mit dem Orden zusammen in die Schlacht zogen, der Deutsche Orden verfügte so über ein Aufgebot ministerialer Ritter, die aber keine Ordensritter waren. Dazu kamen dann noch Ritter und Kämpfer von dem Orden unterstellten geistlichen bzw im Ordensgebiet liegenden Kirchengebieten, wobei es zwischen diesen und den Orden häufig Streit gab. Klassisch ist z.B. die Verweigerung des Bischofs Christian von Preußen, seine Ritter und Kämpfer dem deutschen Orden zu unterstellen, darüber hinaus bestanden die Ordensheere aus Söldnern und, ganz wichtig, Kreuzfahrern die sich für die Zeit des Kreuzzuges dem Ordensheer anschlossen.