timotheus
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Hallo Rafael,
das Hauptproblem ist, daß in der damaligen Zeit Bibelstellen oftmals nicht im Sinne der Theologie und Exegese betrachtet wurden, sondern quasi "herhalten" mußten, um eigene Ansichten, Standpunkte, Ziele etc. zu rechtfertigen.
Was meine Nachforschungen betrifft, so habe ich bisher nur die Rechtfertigung des Hughues de Payens herausgelesen, daß es ihm darum ging, eine neue Ritterschaft im Sinne einer wahren Miliz Christi zu bilden. Für ihn ging es darum, daß die Elite der abendländischen Ritterschaft für Gott im Hl. Land streitet anstatt dort nur aus Abenteuerlust, Machtgier u.ä. Dinge zu kämpfen - wie er es als Teilnehmer am 1. Kreuzzug selbst leider erleben mußte. Die Ereignisse von 1096 bis 1099/1100 müssen ihn laut den Quellen überaus schockiert haben - was mir persönlich zeigt, daß es auch durchaus Kreuzfahrer mit edleren Motiven gegeben hat, welche dies wirklich als "bewaffnete Pilgerfahrt" sahen.
Der spätere zweite Großmeister der Johanniter Raymond Du Puy war übrigens ebenso ein Ritter, welchen die Vorgänge um die Eroberung Jerusalems derart schockiert hatten, daß er sogar zunächst seine Waffen und Rüstung ablegte, um dem damals reinen Hospitalsorden bzw. der Hospitalsbruderschaft beizutreten. Erst später, nachdem er - inzwischen bereits Meister - von dieser neuen Ritterschaft erfuhr, ging er daran, seinen eigenen Orden in diesem Sinne umzuformen.
Um es aber noch einmal auf die Stelle des Briefes an die Epheser (NT) zu bringen: ich denke schon, daß die Ritterorden darauf Bezug nahmen, aber sicherlich nicht so, daß sie aus dieser Bibelstelle heraus ihre Gründung/Formierung betrieben, sondern eher, daß sie damit ebenso eine "schriftlich abgesegnete" Rechtfertigung erhielten.
Eine Hauptintention - neben der Sache mit der Elite - war anfangs wie auch später und über die ganze Zeit - der Schutz der Pilger und der Pilgerwege, und das war unabhängig davon, was in der Schrift geschrieben stand.
Hoffe, dies gibt zumindest eine erste Antwort - wenngleich einige Interpretation von meiner Seite darin enthalten ist.
Viele Grüße
Timo
Rafael schrieb:Als ich mich vor einigen Jahren mit den Ritterorden - vor allem Templer - beschäftigte, habe ich gelesen, dass die Idee des gesamten Rittertums und der Ritterorden wahrscheinlich auch auf eine Stelle in der Bibel fusste:
Epheser 6, 13-17
"Darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt.
Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeitan und als Schuhe die Bereitschaft für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen. Vor allem greift zum Schild des Glauben! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes."
Hat jemand Quellen, die besagen, dass die Ritterorden darauf bezugnahmen? Ich habe dies nur in einem Lexikon gefunden, sonst keine weiteren Hinweise...
das Hauptproblem ist, daß in der damaligen Zeit Bibelstellen oftmals nicht im Sinne der Theologie und Exegese betrachtet wurden, sondern quasi "herhalten" mußten, um eigene Ansichten, Standpunkte, Ziele etc. zu rechtfertigen.
Was meine Nachforschungen betrifft, so habe ich bisher nur die Rechtfertigung des Hughues de Payens herausgelesen, daß es ihm darum ging, eine neue Ritterschaft im Sinne einer wahren Miliz Christi zu bilden. Für ihn ging es darum, daß die Elite der abendländischen Ritterschaft für Gott im Hl. Land streitet anstatt dort nur aus Abenteuerlust, Machtgier u.ä. Dinge zu kämpfen - wie er es als Teilnehmer am 1. Kreuzzug selbst leider erleben mußte. Die Ereignisse von 1096 bis 1099/1100 müssen ihn laut den Quellen überaus schockiert haben - was mir persönlich zeigt, daß es auch durchaus Kreuzfahrer mit edleren Motiven gegeben hat, welche dies wirklich als "bewaffnete Pilgerfahrt" sahen.
Der spätere zweite Großmeister der Johanniter Raymond Du Puy war übrigens ebenso ein Ritter, welchen die Vorgänge um die Eroberung Jerusalems derart schockiert hatten, daß er sogar zunächst seine Waffen und Rüstung ablegte, um dem damals reinen Hospitalsorden bzw. der Hospitalsbruderschaft beizutreten. Erst später, nachdem er - inzwischen bereits Meister - von dieser neuen Ritterschaft erfuhr, ging er daran, seinen eigenen Orden in diesem Sinne umzuformen.
Um es aber noch einmal auf die Stelle des Briefes an die Epheser (NT) zu bringen: ich denke schon, daß die Ritterorden darauf Bezug nahmen, aber sicherlich nicht so, daß sie aus dieser Bibelstelle heraus ihre Gründung/Formierung betrieben, sondern eher, daß sie damit ebenso eine "schriftlich abgesegnete" Rechtfertigung erhielten.
Eine Hauptintention - neben der Sache mit der Elite - war anfangs wie auch später und über die ganze Zeit - der Schutz der Pilger und der Pilgerwege, und das war unabhängig davon, was in der Schrift geschrieben stand.
Hoffe, dies gibt zumindest eine erste Antwort - wenngleich einige Interpretation von meiner Seite darin enthalten ist.
Viele Grüße
Timo