Wie gesagt, ich habe doch ein wenig Bauchschmerzen, weil die Fundumstände unklar sind. Da aber der Fund im Museum Burg bereits der Fachwelt zur Begutachtung vorlag, ein paar Überlegungen, warum dieser Fund rein formal tatsächlich dem etruskisch/hallstattzeitlichen Formenkreis zuzuordnen wäre.
Grundsätzlich stammen die mitteleuropäischen Panzer wohl von urnenfelderzeitlichen Stücken ab.
Die Form ist glockenförmig mit geraden Abschluss zum Abdomen. Konstruktion zweischalig. Draht/Lederverbindung links oder rechts am Körper entlang, sowie in Röhren an den beiden Schultern.
Verzierung in der UK stammt aus dem üblichen Formenschatz, sprich Dreiecke, Kreisaugen, Linienmuster. Der nackte Oberkörper ist sehr stilisiert, die anatomischen Merkmale (Brust, Nabel) von eben diesen Verzierungen umgeben und optisch verstärkt.
In der anschließenden Hallstattzeit bleibt die Grundform, also zweischalig, gerader Abschluß. Die Verzierung tritt zurück, es verbleiben Dreiecksmuster entlang des Halsausschnittes und entlang der Abschlussleiste unten. Dafür tritt die Muskulatur etwas deutlicher in Erscheinung.
Der Panzer der UK und der Hallstattzeit ist für eine Reiter, da die Wölbung, die den Unterbauch bei Fußkrieger mit schützt, fehlt. Verstärkt wird dies durch die Beifunde. Alle bisherigen Hallstattpanzer (8 oder 9) finden sich in überreich ausgestatteten Männergräbern, incl. Reiterzubehör.
Sie tauchten bislang nur im Osthallstattkreis auf (Bayern, Österreich, Slowenien, Kroatien).
Das liegt wohl sicher am unterschiedlichen Grabbrauch im West- und im Osthalltstattkreis. Im Westen fehlen Schutzwaffen durchgehend.
Die Datierung ist noch nicht zwingend gelöst. Das Problem ist die zeitliche Lücke zwischen Ha B (letzte UK-Panzer, um 900 v.Chr.) und Ha D1 (um 600 v.Chr.). Ha D1 ergibt sich aus den Beifunden an Fibeln, Helmen, Gürtelblechen etc. Deshalb wird gelegentlich auch mit der Datierung HaC 2 argumentiert, die ein Mischinventar an Ha C und D beschreiben soll.
Ich persönlich halte dies jedoch nur für ein Konstrukt, dass sich nicht ausreichend begründen lässt.
Die Formale Ansprache des Panzers auf dem Foto ergibt also tatsächlich eher einen hallstattzeitlichen Kontext, der außerdem durch die Fundgegend unterstrichen wird.
Aber genau diese Diskussion zeigt erneut und eindringlich die Problematik von unprofessioneller Fundentnahme. Die Einzelstücke verlieren ihren wissenschaftlichen Wert, da keine zwingenden Beweise für die Datierung, Verwendung und Bedeutung des Stückes mehr vorliegen. Auch eine nachträgliche Publikation macht das nicht besser, da es in aller Regel an nachvollziehbarer Dokumentation der Grabung oder Fundumstände fehlt.
Schlimm ist außerdem das Verschwinden des Stückes im Kunsthandel. Damit ist es dem öffentlichen Zugriff entzogen, weitere Forschungen können in aller Regel nicht mehr vorgenommen werden.
Das ist gerade für ein Stück dieser Art sehr negativ. Es liegen bislang nur 8 sichere und ein vermutlicher Fund vor, deren Datierung, wie gesagt nicht sicher ist. Hier ist also jedes neue Stück sehr wichtig.
Ich möchte deshalb an dieser Stelle noch mal dringend bitten, sich nicht an unprofessioneller Fundbergung zu beteiligen oder eine solche Tätigkeit zu unterstützen. Es geht dabei keineswegs um irgendwelche finanziellen Interessen oder um die rechtliche Seite.
Als Geschichtsinteressierte sollte wir alle genug Verständnis und Respekt für die Wichtigkeit von Primärquellen haben.
Thomas