Diese deine Argumentation spricht Russland und damit auch Frankreich von jeder Schuld praktisch frei, da es ja nur das "arme" Serbien verteidigt hatte. Wir sind dann wieder auf dem Stand der 60ziger; Deutschland ist der Alleinschuldige.
Dein Bedürfnis Schuldfragen zu verhandeln scheint einmal mehr überwältigend zu sein.
Wie du zu der Annahme kommst, dass meine Interpretation Frankreich und Russland von Verantwortung frei sprächen, weiß ich nicht. Dazu hatte ich mich in keiner Weise geäußert.
Denn was Russlands Absichten angeht, wäre ja noch zwischen dem zu unterscheiden, was St. Petersburg intern diskutierte und was extern für Berlin zu erkennen war.
Wenn für Berlin keine russischen Absichten erkennbar waren Österreich-Ungarn über die Frage der serbischen Souveränität hinaus irgendwie zu beeinträchtigen und es demnach nicht verpflichtet gewesen wäre Wien zu decken, bedeutet das ja durchaus nicht, dass nicht in St. Petersburg durchaus anderes diskutiert woden sein kann und möglicherweise für die Zuspitzung relevant war.
Das ist eine völlig anndere Dikussion, zu der ich mich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht geäußert habe.
Ich würde mich im Übrigen auch jederzeit zu der Einschätzung bereit finden, dass Russland mit seiner Mobilmachung jedenfalls unnötig Öl ins Feuer goss und zwar deswegen, weil Russland Friedensheer auch ohne Mobilisation für eine Machtdemonstration an der Österreichischen Grenze groß genug gewesen wäre, möglicherweise auch für eine Militäraktion gegen Österreich allein.
Insofern musste bei der Mobilisation damit gerechnet werden, dass sie Berlin, wahrscheinlich unnötig, aufstören würde, ob dieses dann zum Handeln gezwungen war und wenn ja wie, dass ist eine andere Frage.
So viel zum Thema russischer Verantwortlichkeiten.
Im Hinblick auf die Modalitäten des Dreibundvertrags frage ich dich nochmal:
Wenn es keinen Interpretationsspielmraum gab, was die Bündnispflichten angeht und Deutschland ohnedies zum Mitgehen vertraglich verpflichtet gewesen wäre, wozu dann das Theater mit der Mission Hoyos (wo du den Mann schon selbst als kronzeugen für deine Argumentation heranziehst)?
Warum meinte Wien Hoyos nach Berlin schicken zu müssen um das zu klären, wenn es ohnehin bereits klar gewesen wäre?
Den Artikel 1 des Zweibund Vertrages habe ich. schon zitiert gehabt und ich halte daran fest, das der Bündnisfall gegeben war. Warum? Ich habe dort keine Einschränkung des Bündnissfalles wie unprovoziert etc. gelesen.
Ja, du hast dort keine einschränkung gelesen, weil du denn Begriff "Angriff" als militärische Angriffsoperation auffasst.
ich habe oben eine alternative Deutung angeboten.
"Angriff" könnte durchaus auch als "Angriff" auf die Souveränität und territoriale Unverssehrtheit der Vertragspartner zu verstehen sein und im Fall dieser Interpretation, die zweifellos möglich ist, käme es nicht darauf an, ob eine militärische Operation gegen Österreich-Ungarn stattfinden würden, sondern darauf, welchen Zweck diese verfolgte.
Verfolgte sie nur den Zweck die Souveränen Rechte eines anderen gegen Wiener Anmaßungen zu Verteidigen, dass wäre schwerlich ein Angriff auf Österreichs Souveränität und Rechte gewesen.
Hätte eine solche Operation das Ziel verfolgt österreich Land abzunehmen oder sonst daueraft in die österreichischen Verhältnisse dauerhaft einzugreifen, hätte das natürlich anders ausgesehen.
Der Begriff "Angriff", ist, da im Vertrag so weit mir bekannnt nicht näher definiert ist und auch nicht näher beschrieben ist ein "Angriff" worauf (natürlich auf Östrreich, aber meint das das Österreichische Territorium oder Österreichs souverän Rechte, das steht da nicht) es sein müsste, meines Erachtens interpretierbar mit einigem Spielraum, der Deutschland zwar sicherlich nicht ermöglichte sich seiner Bündnispflichten bei einem Versuch Russland die Donaumonarchie an ihrer Substanz zu schädigen zu entziehen, sehr wohl aber die Verantwortung für von Wien selbst herbeieskalierte Verwicklungen abzulehnen und so etwas nicht zu unterstützen.