zu mal meine Frage nach der "Ostpolitik" ja verissen wurde.
Deine Frage wurde nicht verrissen, sondern sie wurde schlicht nicht in der Weise spezifiziert, dass es möglich wäre sie sinnvoll zu beantworten.
Du gehst a priori davon aus, dass es so etwas wie eine "Ostpolitik des Heiligen Römischen Reiches" gegeben habe.
Die erste Frage, die der Frage, wie diese Ostpolitik konkret ausgesehen habe, hätte vorangehen müssen, hätte logischerweise lauten müssen ob es tatsächlich so etwas wie eine Ostpolitik dieses Reiches gab.
Daraus würden die folgenden Fragen resultieren:
- Was macht einen politischen Akteur aus?
- Kann man das HRR als solches überhaupt als politischen Akteur betrachten?
- Was wäre unter einer "Ostpolitik" zu verstehen?
- Wourch würde die sich (Kontinuität) von individuellen Schritten einzelner Herrscher unterscheiden?
etc.
Das alles ignorierst du.
Du stellst einfach das HRR de facto auf eine Stufe mit modernen Staatswesen und deren institutionellem Rahmen und dem diplomatisch-politischen System der Neuzeit.
Dadurch, dass du das tust umgehst du gedanklich die Frage der Kontinuität vollständig und fasst relativ willkürlich die individuellen Aktionen einzelner Herrscher zu einem durchkonzipierten Gesamtkonstrukt zusammen, dass in dieser Form nie existierte und vollständig eingebildet ist.
Anschließend befragst du das Forum zu diesem Phantasieprodukt von deiner Seite und beschwerst dich darüber, wenn man dich darauf hinweist, dass sich zu einer "Ostpolitik des HRR" in dieser Form nichts sagen lässt, ganz einfach deswegen weil es keine gab.
Letztendlich ist im Übrigen nicht einmal deine konstuierte "Ostpolitik des HRR" in sich konsistent, denn sonst dürftest du die Betrachtung ja nicht mit dem Ende der Salsichen Dynastie abbrechen lassen.
De facto gelang es verschiedenen Königen/Kaisern des HRR aus den Häusern Luxemburg und Habsburg in Personalunion die böhmische (mit Schlesien), die ungarische und die kroatische Krone zu gewinnen.
Wenn du also am Modell einer "Ostpolitik des HRR" festhalten wolltest und an der Frage, warum diese angeblich scheiterte, müsstest du dich schon einmal von vorn herein die Frage stellen ob sie denn unter diesen Umständen als gescheitert betrachtet werden kann.
Den Einwand, dass es zu den Luxemburgern und Habsburgern keine Kontinuität geben könntest du hier nicht geltend machen, denn da es die zwischen den einzelnen Schritten der Ottonischen und Salischen Herrscher auch nicht gab, würde sich damit auch dein gesamtes Konstrukt einer "Ostpolitik des HRR" in Luft auflösen.
Ich hoffe das war jetzt insoweit verständlich.
Vielleicht erstmal unter welchem Kaiser das Reich seine größte Ausweitung erfuhr bzw. die meisten tributspflichtigen Gebiete besaß?
Das sind erstmal 2 verschiedene Kategorien.
Was denn nun? Tributpflichtige Gebiete oder Ausdehnung des Reichsverbandes?
Wäre weiterhin die Frage, reden wir von der Ausübung realer Macht oder Ausdehung auf dem Papier?
Auf dem Papier waren de jure Polen und Ungarn zeitweilig tributabhängig nur wie sah das in Praxi aus?
De jure war z.B. episodisch z.B. auch Richard Löwenherz gezwungen kaiserliche Lehenshoheit über England zu akzeptieren um sich damit aus seiner Gefangenschaft auf Burg Triefels herauszukaufen.
De facto gab es dort aber keine kaiserlichen Einflussmöglichkeiten.
Was ist mit historischen Territorien, die zeitweise nur zum Teil zum Reich gehörten (Grafschaft Flandern/Reichsflandern) oder deren Zugehörigkeit zum Reich zeitweise postuliert, von anderer Seite aber bestritten wurde (Kirchenstaat bzw. Teile davon, Sizilien, Böhmen), oder die zwar de jure zum Reich gehörten, aber von einer auswertigen Macht behrerrscht wurden, was dafür sorgte, dass der König/Kaiser de facto keinen Einfluss ausüben konnte (Weite Teile der Mark Verona und der östlichen Lombarei, die seit dem 14. bis zum frühen 15. Jahrhundert unter Venezianische Kontrolle fielen und dort im Wesentlichen bis ins ausgehende 18. jahrhundert verblieben oder mit Holstein, das seit dem Mittelalter mit der dänsichen Krone verbunden war?
Wie steht es mit dem durchaus größerem Komplex der burgundischen und später spanischen Besitzungen im Reich?
Erstmal fehlt vollständig die zeitliche Eingrenzung bei der Frage nach dem mächtigten König/Kaiser und auch derjenigen, ab wann man überhaupt vom HRR sprechen kann.
Du hattest im Bezug auf Schlachten Karl d. Großen angeführt, und damit die Thematik in einen zeitlichen Bereich ausgedehnt, in dem man definitiv noch nicht vom "Heiligen Römischen Reich" sprechen kann.
Warum du nun aber vom mächtigsten König/Kaiser des HRR sprichst und in deinen Vergleichen bis zu den Karolingern zurückgehst gleichzeitig aber bei den Saliern aufhören willst, erschließt sich mir nicht.
Diese Setzung ist vollkommen willkürlich.
Wenn du andere Arten von Antwoten erwartest, bitte spezifiziere deine Frage entsprechend, benenne Kriterien, die du für die Bearbeitung als sinnvoll erachtest und lege dar, warum du das so siehst, dann kann man darüber sinnvoll diskutieren.
Die Frage: "Welcher unter den ottonischen und salischen Kaisern und Königen war der mächtigste" ist im Grunde eine Frage aus der Kategorie "wenn man einen Tiger auf eine Klapperschlange losließe, wer würde gewinnen?"
Da kann man viel drüber spekulieren aber es fehlt dann einfach an sinnvollen Kriterien.
Und wenn du das diskutieren willst ist es nicht die Aufgabe der anderen Forenmitglieder welche zu servieren, sondern da müsstest du schon eigene Modelle beisteuern.
Und zwar möglichst welche, die nicht (wie oben auseinandergesetzt) mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten.