Schicksal von gefangenen Kreuzritter/-fahrer

Überhaupt aber sollten wir auch dahingehend mit Wertungen vorsichtig sein, da wir heutzutage andere moralische Maßstäbe haben, mit welchen wir aber andererseits das Handeln der Menschen in relativ weit zurückliegenden Jahrhunderten nicht messen können.

Man darf nicht vergessen das es Pfählungen noch bis in den zweiten Weltkrieg hinein auf dem Balkan gegeben hat.
Man darf auch nicht vergessen die "Pfählorgien" im ungarischen Bauernkrieg (Hier wurde ja kein Unterschied (Und das auf beide Seiten.) gemacht zwischen Männer, Frauen und Kinder.) von 1514 und die Sache bei Vlad Tepes.

MfG Matze67
 
Es ist auch gewissermaßen makaber, darüber nachzudenken, was nun schlimmer oder weniger schlimm als das andere sei, denn letztendlich ist das alles ein Ausdruck dessen, was menschliche Grausamkeit hervorbringen kann.
Man sollte auch daran denken, dass diese - hier korrekt als "Strafe" apostrophierten - Dinge ja Konsequenz eines Rechtsgedankens sind. Wer eine "Untat" begeht muss dafür "bestraft" werden. Das erste Problem ist, ob trans-nationale Auseinandersetzungen "anders" bewertet werden sollen. Die Argumentation warum ein "feindlicher Soldat" anders als ein nationaler Landfriedensbrecher behandelt werden sollte, ist sehr komplex und modern...

So haben wir eigentlich nur das zweite Problem, warum es so schreckliche Strafen gibt. Sadismus der Richter? Spektakel fürs Volk? Ich denke, dass die Wirkungslosigkeit der Androhung der Todesstrafe von alters her bekannt ist. Wir ziehen heute daraus andere Konsequenzen. Jedoch ist in allen alten Kulturen - und sehr feinsinnig in der hochkultivierten chinesischen - ein abgestuftes Maß der Todesstrafe üblich. Nur hochgestellte Personen erhielten die Begnadigung: "Tod durchs Schwert"
 
Man sollte auch daran denken, dass diese - hier korrekt als "Strafe" apostrophierten - Dinge ja Konsequenz eines Rechtsgedankens sind. Wer eine "Untat" begeht muss dafür "bestraft" werden. Das erste Problem ist, ob trans-nationale Auseinandersetzungen "anders" bewertet werden sollen. Die Argumentation warum ein "feindlicher Soldat" anders als ein nationaler Landfriedensbrecher behandelt werden sollte, ist sehr komplex und modern...

So haben wir eigentlich nur das zweite Problem, warum es so schreckliche Strafen gibt. Sadismus der Richter? Spektakel fürs Volk? Ich denke, dass die Wirkungslosigkeit der Androhung der Todesstrafe von alters her bekannt ist. Wir ziehen heute daraus andere Konsequenzen. Jedoch ist in allen alten Kulturen - und sehr feinsinnig in der hochkultivierten chinesischen - ein abgestuftes Maß der Todesstrafe üblich. Nur hochgestellte Personen erhielten die Begnadigung: "Tod durchs Schwert"

Ich hatte nichts Gegenteiliges behauptet.
Zudem empfehle ich folgenden älteren Thread: http://www.geschichtsforum.de/f51/strafen-im-mittelalter-3642/

Man darf nicht vergessen das es Pfählungen noch bis in den zweiten Weltkrieg hinein auf dem Balkan gegeben hat.
Man darf auch nicht vergessen die "Pfählorgien" im ungarischen Bauernkrieg (Hier wurde ja kein Unterschied (Und das auf beide Seiten.) gemacht zwischen Männer, Frauen und Kinder.) von 1514 und die Sache bei Vlad Tepes.

Daß es dies schon immer wieder gegeben hat, bestreitet hier - soweit ich es überblicke - niemand.
Dennoch müssen wir bzgl. dessen, ob und inwieweit den Menschen bewußt war, daß sie - moralisch vom Heute aus betrachtet - Unrecht begingen, dabei ganz deutlich differenzieren.
Denn den Menschen im Mittelalter und noch in der Frühen Neuzeit war dies nicht bewußt - im Gegensatz bspw. zu den Menschen im 20. Jh.!
 
Zuletzt bearbeitet:
Abgesehen davon, dass Kriegsgefangene bis weit in die Neuzeit hinein häufig versklavt oder mehr oder weniger brutal getötet wurden, dies also keine auf die Zeit der Kreuzzüge beschränkte Handlungsweise war, möchte ich die Ausgangsfrage aufgreifen und ergänzend fragen:

Wie sind denn umgekehrt die Kreuzritter, Kreuzfahrer, Templer usw. mit moslemischen Gefangenen umgegangen?

Gruß

Jacobum
 
Zwar führt dies etwas von der ursprünglichen Intention des Threadstarters weg, ist aber nichtsdestotrotz interessant...

Wie sind denn umgekehrt die Kreuzritter, Kreuzfahrer, Templer usw. mit moslemischen Gefangenen umgegangen?

Soweit ich es anhand ausgewählter Beispiele beurteilen kann, läßt sich da wohl keine einheitliche Aussage treffen.
Verschiedene Grundmuster lassen sich aber erkennen...

Die Templer nahmen bspw. um 1152 den vornehmen Ägypter Nasireddin gefangen, der vor seinen politischen Gegnern entflohen war. Zunächst behandelten sie ihn seinem gehobenen Stand entsprechend sehr gut, ja ausgesprochen freundschaftlich - dies jedoch vor allem, weil Nasireddin zudem in Aussicht stellte, zum Christentum konvertieren zu wollen. Als die ägyptischen Edlen ihnen jedoch 60000 Goldstücke für die Auslieferung des Nasireddin boten, lieferten ihn die Templer dann tatsächlich seinen Feinden aus - im Übrigen wohl wissend, daß dies seinen Tod bedeutete.

Während der Belagerung von Akkon hatte um 1191 der englische König Richard I. über 2000 muslimische Gefangene gemacht. Mit Saladin vereinbarte er nun, daß für die Freilassung Lösegeld zu zahlen sei und außerdem christliche Adlige aus der Gefangenschaft des Sultans freizugeben seien. Da Saladin das Geld nicht rechtzeitig genug ganz zusammenbekam und zudem auch seine Liste der freizugebenden Christen nach Ansicht Richards unvollständig war, wurden die Verhandlungen abgebrochen und daraufhin alle Gefangenen im wahrsten Sinne des Wortes abgeschlachtet.

Grundsätzlich läßt sich vielleicht so viel sagen, daß man bei muslimischen Gefangenen - insbes. jenen höheren Standes - vornehmlich darauf abzielte, diese gegen in Gefangenschaft geratene christliche Adlige auszutauschen...
 
So sehr ich es hasse, von allen Leuten hier ausgerechnet dem von mir aufgrund seiner großartigen Beiträge sehr verehrten Timotheus zu widersprechen, ich kenne das Schicksal der Ordensritter nach Hattin etwas anders.

Nämlich daß Saladin sie zur Volksbelustigung durch seine Sufis und andere Nichtkombattanten hat "hinrichten" lassen, was dann in vielen Fällen einige Anläufe brauchte und wohl eher Gemetzel war. U.a. bei Gabrieli gelesen, "Kreuzzüge aus aus arabischer Sicht".
Was ich schon "unfein" genug finde, auch ohne Häutung. Jetzt nicht als geschockte Reaktion einer Frau unserer Zeit, sondern eben als nicht unbedeutender Kratzer im Ruf des "guten" Saladin, denn ein simples Kopf ab hätte es ja auch getan.
 
Du darfst mir doch gern widersprechen :friends:

Wie bereits weiter vorn geschrieben, schreibt Staehle ausdrücklich vom "Haut abziehen" - und weist diese Aktion übrigens durchaus auch den Sufis zu.
Auf jeden Fall aber war die Art "unfein" - gerade auch an damaligen Maßstäben gemessen...
 
Zuletzt bearbeitet:
...Zunächst eine Anmerkung dazu: Preußen/Pruzzen sind keine Slawen, sondern Balten!

Ich weiß, mir gings ja auch nur um das Verhältnis Grausamkeiten / Probaganda.
Danke für die fundierte Antwort. Aber noch ne Frage - obgleich nicht richtig zum Thema gehörend: Ich glaube gelesen zu haben das die Preusen ethnisch eine eigenständige Völkerschaft waren. Du rechnest sie den Balten zu. Verwechsle ich da was mit ihrer Sprache? :S
 
Wenn auch hier Off Topic, möchte ich dennoch darauf antworten...

... noch ne Frage - obgleich nicht richtig zum Thema gehörend: Ich glaube gelesen zu haben das die Preusen ethnisch eine eigenständige Völkerschaft waren. Du rechnest sie den Balten zu. Verwechsle ich da was mit ihrer Sprache? :S

Soweit ich es überblicke (ich selbst bin kein Fachmann und treffe deshalb von mir aus gar keine Zuordnungen, sondern gebe nur Zuordnungen von anderen wieder), erfolgt die Zuordnung auf linguistischer Basis:
Altpreußische Sprache – Wikipedia
Old Prussian - Wikipedia, the free encyclopedia
http://www.uni-klu.ac.at/eeo/Altpreuszisch.pdf



Ansonsten sollten wir aber beim eigentlichen Thema bleiben (und die Anmerkung diesbezüglich war ja wirklich marginal, zumal wir uns bzgl. Propaganda u. dgl. einig waren)... :fs:
 
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