Schlieffen-Plan und Marneschlacht

Man darf getrost daran zweifeln, dass eine weitere Verstärkung der beiden genannten Armeen in Anbetracht des Operationsgeländes, seine taktischen und operativen Entfaltungsmöglichkeiten, der logistischen Probleme etc. etc. größere Durchschlagskraft versprochen hätte.

Größere Durchschlagskraft vielleicht nicht, aber möglicherweise eine größere Chance in sich auftuende Lücken zwischen den interalliierten Armeen hinein zu stoßen und möglicherweise eine davon tatsächlich zu zerschlagen.
Gerade die logistischen Probleme hätte das aber sicher nicht behoben, da gebe ich dir recht.
 
Und vielleicht als Ergänzungsfrage: Verhielt man sich in den Schweizer Planungen irgendwie zu einem solchen Szenario?
Die Schweiz rechnete 1914 mehr mit einem Bruch ihrer Neutralität durch Umgehungsmanöver als mit Internierung abgedrängter Truppen und bereitete sich darum vor allem auf den ersteren Fall vor, obwohl General Wille auch diesen nicht für sehr wahrscheinlich hielt. Überlegungen zu Internierungen machte er sich trotzdem:
Oder es konnten Truppenteile durch den Gegener auf unsere Grenze abgedrängt oder sogar über sie zurückgeworfen werden. ....
Angesichts der gewaltigen Menschenmassen, welche die Nachbarstaaten gegeneinander warfen, konnten wir es auch in solchen Fällen mit für unsere Verhältnisse sehr ansehnlichen Truppenkörpern zu tun bekommen. ....
Dagegen bildete sich mit der Zeit der Grundsatz aus, dass Angehörige der kriegführenden Parteien nur interniert wurden, wenn sie in unmittelbarem Zusammenhange mit kriegerischen Handlungen über die Grenze geraten waren.


Auszüge aus: Die bewaffnete Neutralität und die Entwicklung des militärischen Grenzschutzes in Wille, Ulrich: Bericht an die Bundesversammlung über den Aktivdienst 1914/18, Zürich, 1919, Seite 133ff
'Bericht an die Bundesversammlung über den Aktivdienst 1914/18' - Digitalisat | MDZ

Mit mehr als einer "ansehnlichen" Zahl Internierter rechnete er also nicht.
Etwas Übung in der Aufnahme französischer Soldaten hatte die Schweiz. 1871 gelang es ihr die sog. Bourbaki- bzw. Ost-Armee mit 87000 Mann zu internieren.

Zur Aufstellung der Schweizer Armee siehe: Lagebeurteilungen und Operationsabsichten der Armeeführung 1914-1918, Rudolf Jaun, 2018
https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/201199/1/Jaun_Lagebeurteilungen_und_Operationsabsichten.pdf

Erwähnen kann man noch die gegen 70000 kranken und verletzten Kriegsgefangenen aller Nationen, die sich als Internierte während des Krieges gemäß einem Abkommen in der Schweiz erholten. Mit dieser Zahl Internierter konnte die Schweiz noch ohne Überforderung umgehen. Ich weiß natürlich nicht, wie viele mehr es hätten sein können.
 
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