Varus-Sucher findet römisches Lot
Ein römisches Lot aus dem Hiddenhauser Bereich »Auf dem Hagen«: Heribert Genreith entdeckte es am vergangenen Wochenende.
Von Hartmut Horstmann
Hiddenhausen (WB). Es piept und piept. Und irgendwann der Jubelruf: Heribert Genreith hat ein Lot entdeckt. »Ein römisches Lot«, wie der Hobby-Archäologe betont. Für ihn ist diese Entdeckung ein weiterer Baustein für den Nachweis seiner spektakulären These: Dass sich auf einem 50-Hektar-Areal in Hiddenhausen vor 2000 Jahren ein Varus-Lager befunden hat.
Seit zwei Jahren forscht der 52-jährige Geophysiker aus dem Rheinland, hat vom Landschaftsverband die Lizenz zum Graben bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern. Im vergangenen Jahr stieß Heribert Genreith bei seinen Feld-Begehungen auf Goldmünzen. Als der Landschaftsverband davon erfuhr, wurden auch dessen Archäologen tätig. Insgesamt neun Münzen wurden in dem Bereich an der Grenze zu Oetinghausen im Boden entdeckt - ein ganz besonderer Fund.
Das Problem für den Römerforscher Genreith: Die Münzen stammen nicht aus der Varuszeit. Der Vorteil: Als Erstentdecker steht ihm die Hälfe des Finderlohns für alle Münzen zu. Etwa 10 000 Euro flossen so auf das Konto des Enthusiasten, der seine Untersuchungen selbst finanzieren muss.
»Das stammt daher auch aus dem Goldschatz«, sagt Heribert Genreith - und zeigt seine Neuanschaffung. Auf 28 Frequenzen gleichzeitig sendet sein moderner Metalldetektor. Zu den Zeichen auf dem Display zählt ein Münzemblem, welches bei münzähnlichen Funden reagiert. Doch noch hat der Rheinländer den verlässlichsten Nachweis nicht erbringen können: Das wären römische Münzen aus der Varuszeit.
Also zieht Genreith weiter seine Bahnen über den Acker. Weil dieser landwirtschaftlich genutzt wird, ist das jährliche Zeitfenster, das ihm zur Verfügung steht, kurz. Also Tempo! Des Forschers Neu-Gerät piept auf allen Frequenzen, als gelte es, eine Komposition mit Zwölftonmusik zur Aufführung zu bringen. Ein vermeintlich lohnenswerter Bodenfund entpuppt sich als untergepflügter Rest einer Zahnpastatube. Doch dann ist es passiert: Heribert Genreith hat sein Lot gefunden: »Es ist mit Sicherheit ein römisches«, verweist er auf vergleichbare Exponate aus Kalkriese und Porta Westfalica.
Es handle sich um Vermessungslote für das Anlegen römischer Marschlager, so der 52-Jährige. Ein Lot war Teil der Groma, eines römischen Vermessungsinstruments, das zur Absteckung rechter Winkel diente.
In germanischen Siedlungen seien derartige Lote nicht verwendet worden, fügt Genreith hinzu - und hat noch einen Trumpf im Ärmel: Weitere drei Lote sind, verstreut über einen halben Quadratkilometer, in Hiddenhausen in jüngster Zeit entdeckt worden. Zwei der Lote haben eingegossene Eisenösen zur Aufhängung an einer Schnur, die beiden anderen weisen eine Durchbohrung auf. Wie geht es weiter? Heribert Genreith fühlt sich bestätigt, dass sich in dem Bereich ein römisches Marschlager befand. Er weiß aber: »Es bleibt immer noch die Frage, aus welcher Zeit die Lote stammen.« Folglich sucht er weiter - nach Münzen aus der Varuszeit.