Ich habe den Begriff "Nomaden" hier sicherlich etwas unachtsam genutzt. Natürlich war die Bevölkerung sesshaft, aber auch in sesshaften Gesellschaften kann es Teilgruppen geben, die umherziehen. Tacitus beschreibt in der Germania nicht sesshafte Kriegergruppen mit eisernen Ringen und langen Haaren. Ein Beispiel für nicht sesshafte Kriegergruppen in einer eigentlich sesshaften Gesellschaft wären z.B. die Reisläufer im Spätmittelalter und früher Neuzeit oder auch das mittelalterliche Reisekönigtum. Es wäre eine Möglichkeit, dass es im chattischen Gebiet so etwas ähnliches gegeben hat. Umherziehende Kriegerbanden, wie sie Tacitus beschrieben hat, könnten auch Tribute bei der sesshaften Bevölkerung einsammeln, etwa Pferde, Rinder, Waffe oder gleich neue Krieger zwangsrekrutrieren. Das wäre jedenfalls meine Spekulation dazu, wie die von Tacitus beschriebenen nicht sesshaften Kriegerbünde noch irgendeinen Sinn ergeben würden.
Die Cherusker bei Caesar waren noch andere als die des Arminius. Und auch "Die Chatten" dürfen nicht als statisch betrachtet werden.)
Strabon zählte Chatten und Cherusker noch zu den kleinen Stämmen. Der Aufstieg beider Stämme zu politischen und militärischen Mächten muss innerhalb weniger Jahre erfolgt sein und zwar im zeitlichen Zusammenhang mit der von den Römern forcierten Umsiedlungspolitik.
Ganz am Anfang der schriftlichen Überlieferung zu den Chatten steht eine Landzuweisung durch die Römer, vermutlich in Rheinnähe. Das heißt auch, dass die Chatten waren zuerst Verbündete der Römer waren, vielleicht hat sich der "Stamm" auch erst durch die römischen Umsiedlungspolitik gebildet. Laut Cassius Dio haben die Chatten den ihn zugewiesenen Landstrich 10 v. Chr. verlassen.
@ Sueben:
Das kommt darauf an, welche Migrationsbewegung du meinst. Ich rede hier von den oben erwähnten archäologisch nachgewiesenen kleinen und kleinsten Gruppen elbgermanischer Kultur (und Pzreworsker Kultur), die nach Westen zogen. Dazu findet sich einiges im Varusschlachtausstellungskatalog.
Die Ansiedlung wird dort als Eliten-Zuwanderung gedeutet, wobei der Nachweis einer elbgermanischen Elite eher nur in Großromstedt im Landkreis Weimar gelungen ist. Reiche Grabausstattungen mit Waffen und Luxusgegenständen fehlen in Hessen. Es geht nicht nur um die elbgeramnische Keramik, sondern vor allem auch um die Verwendung als Graburnen. Diese Bestattungsform ist der Nachweis für den Zuzug einer fremden Bevölkerungsgruppe.
Es handelt sich bei diesen Elbgermanen in Hessen nur um sehr kleine Gruppen Elbgermanen, die teils in eigenen Siedlungen lebten, teils inmitten der einheimischen Bevölkerung (Beispiel Fritzlar-Geismar).
Der Beginn der elbgermanischen Siedlung in Hessen passt gut zu Caesars Beschreibung des ostrheinischen Germaniens mit den damals dominant auftretenden Sueben, die die Ubier bedrängen.
Der Abbruch der elbgermanischen Einflüsse lässt sich gut mit der Abwanderung der Markomannen nach Böhmen erklären.