Standort Irminsul

Bei den Externsteinen basiert die Irminsûl-Deutung ja auf der gebeugten Palme(?), bei der Kreuzesabnahme.
Die Irminsul-Deutung dort muss nicht unbedingt am Kreuzabnahmerelief festgemacht werden. (Ich halte da eine Datierung im 11./12. JH für glaubwürdiger) Es gibt auf dem Turmfels eine Höhenkammer, deren Decke gewaltsam zerstört wurde. Ob man jetzt - rein spekulativ - annimmt der Turmfels sei ein Symbol einer Irminsul oder ob auf der Decke eine Art Säule gestanden haben könnte, sei mal dahingestellt.
 
Weitere Quellen zur Irminsûl:

Die zeitgenöss. Quellen, also Einhard etc. oder der Poeta Saxo, der beinahe wortgetreu Einhard paraphrasiert, äußern sich tatsächlich nicht weiter zur Beschaffenheit der Irmin- oder Ermensul. Jedoch heißt es in der Translatio Sancti Alexandri von 851:
Frondosis arboribus fontibusque venerationem exhibebant. Truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant, patria eum lingua Irminsul appellantes, quod latine dicitur universalis columna, quasi sustinens omnia .
Adam von Bremen übernimmt das 200 Jahre später:
Nam et frondosis arboribus fontibusque venerationem exhibebant. Truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant , patria eum lingua Irminsul appellantes, quod Latine dicitur universalis columpna, quasi sustinens omnia. Haec tulimus excerpta ex scriptis Einhardi de adventu, moribus et supersticione Saxonum, quam adhuc Sclavi et Sueones ritu paganico servare videntur.

Es ist also wohl doch nicht ganz einfach zu sagen, was sich Einhard, Widukind, Poeta Saxo und andere unter einer -sul vorstellten.
 
Daraus spricht weniger Sachlogik, als Lokalpatriotismus.

Spätestens hier bekommt deine These dann den Ruch einer Verschwörungserzählung, da muss ich mich Ravenik anschließen.[/QUOTE]

Ich möchte mich gern von einem anderen vereinfachten Blickwinkel dem Sachstand nähern.
Schade, dass du das als einen "Ruch von Verschwöhrungserzählung" verstehst.
 
Bei Wikipedia steht:
Zerstörung der Irminsul
Die Zerstörung der Irminsul auf dem wichtigsten Versammlungsplatz der Sachsen führte 772 zum offenen Aufstand gegen die Franken. Einige Forscher vermuten, dass die Irminsul ein hoher Baum oder Holzstamm war und als ein Sinnbild für die das Himmelsgewölbe tragende Weltsäule angesehen wurde. Das entspricht nicht der nordischen Weltesche Yggdrasil, welche als Weltenbaum, und nicht als Weltsäule, zu verstehen ist. Ein Grund für die Zerstörung der Irminsul könnte in einem religiösen Motiv gesehen werden, ähnlich der Fällung der Donareiche durch den Missionar Bonifatius. Nach anderer Vermutung war die Irminsul hauptsächlich das Wahrzeichen eines zentralen Thingplatzes der Sachsen. Ihre Zerstörung war demnach vor allem ein Angriff auf die nordgermanische „Verfassung“ der Sachsen, die ein Königtum wie bei den Franken nicht vorsah. In diesem Sinne käme die Zerstörung der Irminsul quasi einer Auflösung des sächsischen „Parlaments“ gleich. Anzunehmen ist eine Mischung beider, also religiöser wie politischer Motive.
 
Ich möchte mich gern von einem anderen vereinfachten Blickwinkel dem Sachstand nähern.
Schade, dass du das als einen "Ruch von Verschwörungserzählung" verstehst.
Wenn du davon ausgehst, dass
a) der Name verschwiegen wurde, damit der Ort bloß im Falle eines Wiederaufstiegs der Sachsen nicht als Zentralheiligtum re-identifiziert werden könne und
b) dass davon "christliche Historiker" im 19. Jhdt. - über 1000 Jahre später - noch wussten, das aber heute unbekannt ist,
dann weiß ich nicht, wie man das anders bezeichnen soll, denn als Verschwörungserzählung.
Denn letztlich behauptest du ja, dass es eine Verschwörung der fränkischen Annalisten gab in die "meist christliche Geschichtsschreiber" des 19. Jhdts. immer noch eingebunden waren. Und diese haben die Spuren dieser Verschwörung dann offensichtlich so gut verwischt, dass wir dafür heute blind sind.

Nähern kannst du dich dem ganzen Sachverhalt nur intersubjektiv über die Quellen. Es ist zulässig, den Quellen einen Sachverhalt X nicht zu glauben. Das muss man natürlich sachlogisch begründen. Aber aus einem Schweigen der Quellen kann man nur sehr bedingt begrenzte Rückschlüsse ziehen.

Wir haben hier eine Reihe von Quellen, die über die Zerstörung der Irminsûl berichten. Die dem Geschehen - wegen des Zugangs zu den Informationen - nächsten Quellen dürften die Fränkischen Reichsannalen sein.
Die sagen: Karl nahm die Eresburg ein (Eresburgum castrum coepit*) und erreichte die Irminsûl (ad Ermensul usque pervenit) und zerstörte dasselbe Heiligtum (et ipsum fanum destruxit).
Das lässt sich auf zwei vverschiedene Weisen lesen: Dass die Irminsûl außerhalb Ersburgs lag, woraus die Petauer Annalen dann einen Ortsnamen machen - pervenit ad locum qui dicitur Ermensul - oder eben, dass er den höchsten oder innersten Punkt der Festung erreichte.

Daraus, dass 19 Jahre vor der Zerstörung der Irminsûl eine der beiden Iburgen belagert (und erobert?) wurde, lässt sich nicht sinnvoll der Schluss ziehen, dass Karl 19 Jahre später zu dieser Iburg zurückkehrte, nur weil sein Vater dort schon mal gewesen war. Zumal die Iburg in diesem Kontext gar nicht genannt wird.

Wie gesagt, wir haben nur den Referenzpunkt Marsberg und als Größe die Weser. Alles weitere zur Irminsûl hat sich entweder in der Eresburg oder auf dem Weg von dieser zur Weser abgespielt, ohne, dass wir wüssten, welchen Weg zur Weser Karl einschlug und wie weit auf dem Weg zwischen Marsberg und der Weser er gekommen war, als er die Irminsûl zerstörte, wenn diese nicht eh auf dem Eresberg stand. Alles darüber hinausgehende ist Phantasie.



*sie sagen in ihrem defektiven frühmittelalterlichen Latein coepit ('er begann'), aber zu lesen ist wohl entsprechend zum klassischen Latein cepit ('er nahm, eroberte').
 
Das 3D Modell ist die Grundlage für weitere Forschungen, die Ergebnisse sind spektakulär.
Ich bitte um etwas Geduld, da die Forschungsergebnisse erst im Jahr 2022 veröffentlicht werden soll.
Etwas mehr dazu, was Felix mit dem 3D-Modell vorhat, kann man seiner Website entnehmen:

Der Aufstellort kann mit größter Sicherheit nachgewiesen werden, wenn der Ort auch die Voraussetzung erfüllt um den Lauf von Sonne, Mond und Sterne zu beobachten. Mit einem solchen Astronomischen Zentrum sind die zu dieser Zeit notwendigen und üblichen Kalenderbestimmungen möglich gewesen. Also sind die Nord-Süd-Ausrichtung und ein freies Beobachtungsfeld in Richtung Osten wichtige Hinweise. Sind noch heute Aufgangsvisierpunkte von Sonne und Mond noch zu finden? Oder sind aus alten Grabungsberichten diese Punkte noch nachweisbar? Ist mit einem Winkel von ca. 51° in Richtung Norden die Beobachtung vom Polarstern möglich? Mit einem digitalen Modell ist es möglich den Ort genauer zu untersuchen und zu bewerten.

Schade, dass es zu keiner weiteren Diskussion kam. Ich halte allerdings die Prämisse schon für fragwürdig.

1. Muss der astronomische Zweck bei der Errichtung der Irminsul nicht notwendig entscheidend gewesen sein.

2. Es muss für die Menschen der Zeit auch ohne 3D-Computermodell ersichtlich gewesen sein, wie ideal der Standort ist. Das war nicht unbedingt der Fall.

3. Möglicherweise gibt es im fraglichen Gebiet mehrere Standorte, auf die die astronomischen Kriterien zutreffen. Wurde das geprüft?

EDIT Punkt 2 ist wahrscheinlich Blödsinn. Wird das Modell gebraucht, um die Bewegung der Sterne im Lauf der Zeit zu kompensieren?
 
Also sind die Nord-Süd-Ausrichtung und ein freies Beobachtungsfeld in Richtung Osten wichtige Hinweise.
Genau das würde auch auf den erwähnten Turmfels der Externsteine zutreffen. Am Tag der Sommersonnenwende kann man durch ein Guckloch die Sonne aufgehen sehen. Der erste Sonnenstrahl fällt durch diese Öffnung auf eine gegenüberliegende menschengemachte Vertiefung im Fels. Ich sage nicht, dass dies ein zwingendes Kriterium zur Lokalisierung der Irminsul ist. Aber wenn man dieses Kriterium schon zugrunde legt, sollte man die Externsteine jedenfalls auch als Kandidaten miteinbeziehen.
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Keine der mir bekannten Quellen sagt, dass die Irminsûl der Himmelsbeobachtung diente. Und warum man aus der kleinen Kapelle auf den Externsteinen unbedingt ein Observatorium machen will, weiß ich auch nicht. Kirchen sind i.d.R. nach Sonnenaufgang ausgerichtet, weil das nach mittelalterlicher Vorstellung die Richtung war, in der das Paradies lag. Dass also ein Altärchen eines Kapellchens unter einem Ostfenster lag, ist kein bemerkenswerter Umstand, sondern schlicht zu erwarten. Bemerkenswert sind Fälle (die es auch gibt), wo die Ausrichtung nach Osten nicht gegeben ist.
 
Der Aufstellort kann mit größter Sicherheit nachgewiesen werden, wenn der Ort auch die Voraussetzung erfüllt um den Lauf von Sonne, Mond und Sterne zu beobachten.

Es ist dermaßen ermüdend immer und immer wieder zu lesen oder zu hören, dass unsere Vorfahren nichts weiter im Sinn hatten, als Sterne zu beobachten und Kalendertage abzuzählen. Die müssen damals sehr eindimensional gewesen sein.
 
Keine der mir bekannten Quellen sagt, dass die Irminsûl der Himmelsbeobachtung diente.
Die Quellen weisen ziemlich eindeutig auf Marsberg hin außer Frage. Marsberg ist damit für mich auch der wahrscheinlichste Standort der Irminsul - wenn es nur eine gab.
Bemerkenswert sind Fälle (die es auch gibt), wo die Ausrichtung nach Osten nicht gegeben ist.
Die Ausrichtung des Altärchen ist nicht nach Osten sondern nach Nordosten, da zur Sommersonnenwende die Sonne nicht exakt im Osten aufgeht. Der Sonnenaufgang im Osten ist so weit ich weiß nur an den Tag-und Nachtgleichen im Frühjahr und Herbst der Fall oder aber am Äquator. Daher bezweifele ich auch, dass man hinter diesem "Kapellchen" ein christliches Motiv annehmen muss.
Wenn man schon auf astronomischer Grundlage nach weiteren Standortmöglichkeiten der Irminsul sucht, die nicht in Marsberg liegen, dann sollte man auch die Externsteine nicht per se ausschließen.
 
Die Quellen weisen ziemlich eindeutig auf Marsberg hin außer Frage. Marsberg ist damit für mich auch der wahrscheinlichste Standort der Irminsul - wenn es nur eine gab.
Von ihr wird zumindest immer im Singular gesprochen. Aber das war ja nicht der Inhalt meines letzten Post. Der bezog sich mehr auf die Annahme, dass die Irminsûl ein Himmelsbeobachtungsinstrument gewesen sei. Die Quellen bieten dafür, soweit ich sehe, keinerlei Anhaltspunkt. Nur seit Teudt 1902 seine populär gewordene Irminsûl-"Theorie" publiziert hat, wird das immer wieder kolportiert.

Die Ausrichtung des Altärchen ist nicht nach Osten sondern nach Nordosten, da zur Sommersonnenwende die Sonne nicht exakt im Osten aufgeht. Der Sonnenaufgang im Osten ist so weit ich weiß nur an den Tag-und Nachtgleichen im Frühjahr und Herbst der Fall oder aber am Äquator. Daher bezweifele ich auch, dass man hinter diesem "Kapellchen" ein christliches Motiv annehmen muss.
Die wenigsten mittelalterlichen Kirchen sind exakt auf Ost ausgerichtet. Angeblich sind sie auf den Sonnenaufgang am Tag des Patroniziums ausgerichtet. Bei dem Kapellchen im Turmfels ist natürlich durch den begrenzten Raum, den der Fels für die Ausgestaltung einer Kapelle bot, die Richtung der Kapelle ebenfalls vorgegeben.

Ich habe hier mal aus der Paderborner Innenstadt den Dom, das Abdinghofkloser, dem die Externsteine gehörten und die Kapuzinerkirche genommen. Wenn du die Ost-West-Achsen der Kirchen nimmst, siehst, du, dass das keine Parallelen sind, sondern dass diese sich schneiden (würden).

paderborn Kirchen Ost-west-Achse.jpg


Zur Überprüfung noch mal Münster:

münster Kirchen Ost-west-Achse.jpg



Wenn man schon auf astronomischer Grundlage nach weiteren Standortmöglichkeiten der Irminsul sucht,
Wofür es - siehe oben - eigentlich keine sachliche Grundlage gibt.
 
1. Kapitel: Manuel Koch "Iburg im Frühmittelalter"

Koch geht zunächst mit keinem Wort auf die Iburg bei Bad Iburg ein. Sprich: Er ignoriert die Möglichkeit, dass es auch die andere Iburg gewesen sein könnte, die bis Wilhelm Kohl als Ort der Schlacht 753 identifiziert wurde, und nicht zwingend die Iburg von Bad Driburg sein muss:

Die ersten Belege, auf die hier Bezug genommen wird, entstammen dem Eintrag der Annales regni Francorum [...] zum Jahr 753. Dort heißt es, dass der fränkische König Pippin nach Sachsen gezogen und dort sein Begleiter Bischof Hildegar von Köln erschlagen worden sei. Als genauere Bezeichnung für diesen Mord wird eine Burg angegeben, die Iuberg genannt werde (castro quo dicitur Iuberg) [...] In einer kurze Zeit später entstandenen Bearbeitung der Reichsannalen, den sogenannten Einhardsannalen, wird diese Benennung allerdings gleichsam umgedreht. Im Zusammenhang mit der benannten Militärexpedition nach Sachsen wird dort ausgeführt, dass Bischof Hildegar bei einem Berg getötet worden sei, der Iuburg genannt werde (in monte, qui dicitur Iuburg).
Koch, Manuel: Die Iburg im Frühmittelalter, in: Großevollmer, Hermann: Bad Driburg. Epochen einer Stadtgeschichte. Münster 2017, S. 46.

Noch ein kleiner Kritikpunkt: Koch sprich vom Mord an Hildegar, das meint er zwar sicher nicht so, ist aber eine kleine Inpräzision. Hildegar wurde erschlagen, aber er befand sich auf einem Kriegszug, im Heer des mutmaßlichen Angreifers. Insofern ist Mord die falsche Vokabel und wird - wenn ich das richtig sehe - auch in den Reichsannalen nicht benutzt: occisus est a Saxonibus in castro quo dicitur Iuberg.
Auf S. 48 ff. geht Koch erneut auf diesen Sachverhalt ein, aber auch hier erwähnt er mit keinem Wort, dass die Bad Iburger Iburg genauso ein berechtigter Kandidat für das Schlachtgeschehen ist, wie die Bad Driburger Iburg.

Erst auf Seite 50 schreibt Koch:

Ob es sich bei der hier erwähnten Iburg freilich um jene bei Bad Driburg handelt, ist umstritten und auf Grundlage des gegenwärtigen Quellenmaterials nichts zweifelsfrei zu klären. In der älteren Forschung ist die hier genannte Iburg häufig mit dem nahe Osnabrück gelegenen Ort Iburg in Verbindung gebracht worden. [hier ist ein Hinweis auf Schlüter, Iburg in der RGA, dem muss ich erst noch nachgehen, denn ich habe den Artikel vorige tage gelesen, aber offenbar anders verstanden als Koch.]​

Koch geht tatsächlich aber auch auf die Irminsûl ein:

Angesichts dieser äußerst schmalen Quellengrundlage fällt bei der Lektüre der (lokal)historischen Literatur zu diesem Thema [der frühmittelalterlichen Geschichte Bad Driburgs] auf, dass die Iburg mit einer Anzahl bedeutsamer historischer Ereignisse und Phänomene in Verbindung gebracht wird.
Jene Ansätze, das Gebiet um Iburg als Ort der sogenannten Varusschlacht [...] zu bezeichnen, darf man sicher getrost als völlig unbeweisbar und als Versuch einer Aufwertung des Ortes werten. Aber auch über diesen Aspekt hinaus erfährt man aus der Literatur zum Beispiel, dass die Iburg Bestandteil der Hauptverteidigungslinie der Sachsen gegen die Franken, der sogenannten "Weserfeste" gewesen sei [dass muss wohl ein sehr völkischer Autor geschrieben haben, Koch nennt ihn nicht, Weserfeste ist aber vom Sprachduktus doch eher den 20ern bis 40ern zuzuordnen]. Ferner, und in der öffentlichen Geschichtsrezeption besonders wirkungsmächtig und bedeutsam, habe es sich bei der Iburg um den Standort der Irminsul, dem sächsischen Zentralheiligtum gehandelt, das von Karl dem Großen zerstört wurde, was folglich in Driburg geschehen sei.
Koch, Manuel: Die Iburg im Frühmittelalter, in: Großevollmer, Hermann: Bad Driburg. Epochen einer Stadtgeschichte. Münster 2017, S. 46.

Man beachte auch den Wechsel von Indikativ und Konjunktiv.
Kritikpunkt: Es ist nicht ersichtlich, ob Koch hier die Irminsûl als sächsisches Zentralheiligtum referiert, oder ob das Teil der Paraphrasen aus der älteren Literatur ist.

Auf den S. 58 - 62 befasst sich Koch dann auch mit der Irminsûl-These. Dazu in einem späteren Beitrag mehr.

1. Kapitel: Manuel Koch "Iburg im Frühmittelalter"
Deshalb bezweifel ich nicht, dass der Standort die Iburg ist.
Karl Schoppe und Dr. Wilhelm Engelbert Giefers geben dazu in Ihren Schriften genug plausible Hinweise.

Koch, S. 50:

Die Einschätzung Schoppes jedenfalls, dass die Iburg "753 im Mittelpunkt eds Feldzuges stand" und die Sachsen "gerade dort den Franken eine empfindliche Schlappe beigebracht" hätten, lässt sich nicht belegen.
Über den archäologischen Befund FrühMA schreibt Koch, S. 51 f.:

Burgfried [...] allerdings stammt dieser, wie alle anderen steinernen Reste der Burg aus der späteren, hochmittelalterlichen Bauphase. Diese spätere Nutzung der Burg führt auch dazu, dass sich über ihre frühmittelalterliche Bebauung nichts sagen lässt.
Und über die Bedeutung der Iburg im Vergleich mit anderen Burgen, S. 53:

Eine besondere Rolle spielten dabei die Sigiburg (Hohensyberg bei Dortmund) und die Eresburg (Obermarsberg), die an strategisch bedeutsamen Einfallswegen von Westen und Süden, für die Franken in sächsischem Gebiet lagen. Eine ähnlich bedeutende Rolle kann der Iburg nicht zugesprochen werden.​
 
Auf den S. 58 - 62 befasst sich Koch dann auch mit der Irminsûl-These. Dazu in einem späteren Beitrag mehr.
Nachdem Koch kurz über Giefers, Schoppe und Weber und deren Verortungen der Irminsûl auf der Iburg sowie deren Einfluss auf das lokale Geschichtsbewusstsein referiert hat, schreibt er:

Schauen wir nun auf die Belege für die These, dass es sich bei der Iburg um den Standort der Irminsul gehandelt habe, so spielt angesichts der spärlichen und zudem wenig spezifischen Quelleninformationen zur Lokalisierung von Giefers über Schoppe bis heute die folgende Erzählung der Reichsannalen eine wesentliche Rolle bei der Argumentation. Und zwar wird dort berichtet, dass das Heer Karls bei der Zerstörung der Irminsul über mehrere Tage an Wassermangel gelitten habe, bevor plötzlich und unerwartet eine Quelle entsprungen sei. In Anlehnung an eine schon in der älteren Literatur zu findenen Argumentation sieht auch Schoppe die einzig mögliche Erklärung für dieses Quellwunder in einer nahe der Iburg gelegenen intermettierenden Quelle, aus der nur phasenweise Wasser hervorgequollen sei. Diese identifiziert er im "Bollerwin, der nach Regenfällen auf der Höhe des Gebirges mit starker Wasserfülle hervorbricht". Abschließend fast er zusammen, dass "[e]inzig die Annahme der Irminsul auf der Iburg mit dem Bollerwein am Fuße des Berges das Quellwunder zu erklären vermag". Diese Argumentation [...] ist jedoch methodisch äußerst problematisch, da sie [...] den Quellen zu viel Vertrauen schenkt.​

Im weiteren befasst sich der Verfasser kurz und theoretisch mit der inneren Quellenkritik vor allem historiographischer Quellen, also Textquellen, die literarisch und propagandistisch gestaltet sind, das Quellwunder sei also nicht als eine historische Tatsache zu bewerten, sondern solle gewissermaßen der Zerstörung der Irminsûl besonderes Gewicht verleihen.

Für eine Bewertung des für die Standortfrage [hier fehlt bei Koch ein scheinbar] zentralen Hinweises auf das Quellwunder ist es wichtig zu wissen, dass uns Erzählungen über plötzlich hervorsprudelnde Quellen in den Texten seit der Antike und auch aus unterschiedlichen religiösen Zusammenhängen immer wieder begegnen. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um realistische Berichte über tatsächliche geologische Phänomene, sondern stattdessen um die wiederkehrende Verwendung eines sogenannten hagiographischen Topos. Das bedeutet, der Bericht bedient sich eines bekannten Bildes, welches die Funktion hat, die Nähe des jeweiligen Geschehens zu Gott zu unterstreichen. [...] Es wäre verfehlt, dies als unredliche oder "gefälschte" Geschichtsschreibung anzusehen, denn es entsprach nicht dem Anspruch frühmittelalterlicher Autoren, Geschichte in erster Linie objektiv zu dokumentieren, sondern sie insbesondere (heils)geschichtlich einzuordnen und zu interpretieren.​
 
Wer sich natürlich mit der Ablehnung Kochs der Schoppe'schen These von der Iburg als Standort der Irminsûl, weil es in Driburg ja mit dem Bollerwin eine intermettierende Quelle gibt, nicht zufrieden gibt und weiterhin meint, das Quellwunder in geologischen Realien suchen zu müssen, der sei darauf hingewiesen, dass das in der Region nicht ganz selten vorkommt.

Quickspring – Wikipedia
 
Die Quellenstelle:

Et fuit siccitas magna, ita ut aqua deficeret in supradicto loco, ubi Ermensul stabat, et dum voluit ibi duos aut tres praedictus gloriosus rex stare dies fanum ipsum perdestruendum et aquam non haberent, tunc subito divina largiente gratia media die cuncto exercitu quiescente in quodam torrente omnibus hominibus ignorantibus aquae effusae sunt largissimae, ita ut cunctus exercitus sufficienter haberet.
Übersetzung:

Und es war eine große Dürre, so dass das Wasser an obengenanntem Ort, wo die Irminsûl stand, fehlte und solange der vorhergenannte glorreiche König an dem Heiligtum selbst, um es zu zerstören, bleiben wollte, hatten sie kein Wasser, als dann plötzlich durch die großzügige Gnade Gottes mitten am Tag das ganze ruhende Heer ein Bach, den alle Menschen (vorher) nicht kannten, sich mit solch großen Wassermassen ausgoss, so, dass das ganze Heer genug haben würde.
Bin mir nicht sicher mit dem quiescente (Ablativ), ob sich das auf das cuncto exercitu (auch Ablativ, also möglich) bezieht, oder auf den torrente (Form könnte ein verderbter Ablativ sein). Außerdem fehlt mir in dem Satzteil mit dem ruhenden Heer und dem Bach z.B. eine Präposition bzw. die notwendigen Lateinkenntnisse um den Satz besser zu übersetzen. @Korbi, @Sepiola, @Ravenik, Hilfe!!
 
Burgfried [...] allerdings stammt dieser, wie alle anderen steinernen Rest der Burg aus der späteren, hochmittelalterlichen Bauphase. Diese spätere Nutzung der Burg führt auch dazu, dass sich über ihre frühmittelalterliche Bebauung nichts sagen lässt.​
Ich hatte was von einer Wallanlage in Erinnerung. Und tatsächlich spricht Der Wiki-Artikel von frühmittelalterlichen Resten. Der Artikel war nicht so toll belegt. Aber auch der LWL spricht von:

Reste dieser frühmittelalterlichen sächsischen Burg sind vor der Anlage noch als Erdwälle erhalten.
Die Iburg: Der LWL veröffentlicht Führer über die 753 erstmals urkundlich erwähnte Burg

Iburg (Bad Driburg) – Wikipedia

Außerdem habe ich das gefunden:

Die hochmittelalterliche Burg ist trotz freiliegender Mauerbefunde wesentlich schlechter erforscht als die frühmittelalterliche Befestigung, die in den Jahren 2000–2002 Gegenstand archäologischer Ausgrabungen war.

Die bereits in karolingischer Zeit angelegte, 4ha große Wallburg wird landläufig als „Sachsenmauer“ bezeichnet und ist vor allem westlich und nördlich am Hang unterhalb der mittelalterlichen Ru-ine noch gut zu erkennen. Während der Name ihre Existenz in den Sachsenkriegen Karls des Großen unterstellt, konnte ihr tatsächliches Alter in früheren Grabungen nicht ermittelt werden.


Schubert 2008 - Burg bei Aue - Horn_Theiss
 
Diese spätere Nutzung der Burg führt auch dazu, dass sich über ihre frühmittelalterliche Bebauung nichts sagen lässt.
Mea culpa, ich habe beim Abschreiben ein Innen- unterschlagen. Bei Koch, S. 52 steht tatsächlich:

Diese spätere Nutzung der Burg führt auch dazu, dass sich über ihre frühmittelalterliche Innenbebauung nichts sagen lässt.
Koch charakterisiert die Driburger Iburg als eher klein, "charakteristisch" für Wallanlagen im sächsischen Gebiet sei eine Größe von über 7 ha, in manchen Fällen bis zu 30 ha, die Iburg sei aber in der sächsischen Zeit nur 4 ha groß gewesen, damit aber immer noch in der Fläche größer, als die hochmittelalterliche Burg.
 
Bin mir nicht sicher mitdem quiescente (Ablativ), ob sich das auf das cuncto exercitu (auch Ablativ, also möglich) bezieht
Das quiescente würde ich auf das Heer beziehen; den Satzteil mit ita ut ... indikativisch übersetzen: "so dass das Heer genug hatte". Oben "ita ut aqua deficieret" ist die indikativische Übersetzung "so das das Wasser fehlte" korrekt.
Es fehlt noch duos aut tres ... dies (zwei oder drei Tage).
 
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