Die oben gemachte Aussage halte ich für
Geschichtsvergessen und unangebracht. Ich erlaube mir diesbezüglich an die Zerstörung von Kalisz zu Erinnern
Zerstörung von Kalisz – Wikipedia . Wenig später kam es als Antwort für diese Greueltaten an Zivilisten zur Schlacht von Grumbinnen und der Besetzung von zwei dritteln Ostpreußens. Wenn Hindenburg nicht in Tannenberg und Masuren beherzt eingegriffen hätte, dann wäre Ostpreußen in den ersten Wochen der 1. Weltkrieges gänzlich verloren gegangen. Ursache : Bestialisches Benehmen.
Selten so einen Unfug gelsen.
1. Die versuchte russische Invasion Ostpreußens hatte nicht die deutsche Besetzung von Kalisz zur Ursache, sondern sie entsprach den Kriegsplänen, die der russische Generalstab für den Fall eines Krieges mit den Zentralmächten Jahre vorher angelegt und auch in Kriegsspielen erprobt hatte. Sie war außerdem Produkt der Verhandlungen mit dem französischen Entente-Partner, der wegen des West-Schwerpunktes des deutschen Heeres auf einen entsprechenden Entlastungsangriff im Osten bestand.
2. Es hat ohne Zweifen die Zivilbevölkerung Ostpreußens in dieser Zeit sehr gelitten, es kam zu Übergriffen und auch dazu, dass Personen teils bis nach Sibirien verschleppt wurden (etwa in Kosserts Buch über die Geschichte Masurens ist das nachzulesen), man wird aber nicht davon sprechen können, dass von russischer Seite dort eine wie auch immer geartete Form einer gezielten Vernichtungspolitik betrieben worden wäre.
Was da vorgefallen ist, wird man wie auch die Zerstörungen, die von deutscher Seite in Kalisz und in Belgien angerichtet wurden und auch das, was die Russen und Österreicher sich und der Zivilbevölkerung an der galizischen Front antaten, in weiten Teilen eher mit aus dem Ruder gelaufenen Truppen erklären können, jedenfalls ist in keinem dieser Zusammehänge ein Wirken des jeweiligen Generalstabs hin auf gezielte Verwüstungen und eine entsprechende Befehlslage überliefert.
3. Die Tannenberg-Schlacht Hindenburg zuzuschreiben zeugt nicht davon besonders gut über dieses Ereignis informiert zu sein.
Hindenburg präsidierte über das Ganze, war aber eben erst aus dem Ruhestand aus Hannover abberufen worden, weil die OHL jemanden suchte, der nach der Abberufung Generals v. Prittwitz und Gaffron, der in den ersten Wochen des Krieges bis zur Schlacht von Gumbinnen die 8. Armee geführt hatte, das Kommando über die 8. Armee übernehmen konnte, ohne Ludendorff dabei zu sehr ins Handwerk zu pfuschen.
Die Architekten der Tannenbergschlacht, das waren vor allem Max Hoffmann und Ludendorff und "beherztes Eingreifen" ist angesichts des Umstands, dass die Tannenbergschlacht eigentlich aus einem laufenden Rückzug der 8. Armee von Gumbinnen, in Richtung der Weichselfestungen heraus entwickelt wurde, der das gesamte östliche Ostpreußen, bis auf eine minimale Verzögerungslinie an der Angerapp-Stellung mehr oder weniger völlig ungeschützt ließ und die russische Njemen-Armee mehr oder weniger zum weiteren Vorstoßen einlud auch leicht übertrieben.
Bevor an anderen unangebrachte Geschichtsvergessenheit vorwirft, sollte man sich überlegen ob das was man selbt schreibt so besonders angebracht ist.
Vor allem dann wenn es Vorstellungen eines gezielten Vernichtungskrieges gegen die Zivilbevölkerung beinhaltet, die als Vorwurf erhoben, so von der Forschung allerdings nicht bestätigt werden und wenn dabei völlig ungeniert Propagannda-Klisches aus dem Ersten Weltkrieg, wie die Stilisierung Hindenburgs zum "Retter Ostpreußens" völlig unkritisch wieder aufgewärmt werden.
Das wiederrum halte ich nach meiner unmaßgeblichen Meinung für geschichtsvergessen.