The deeds of Tiberius and Germanicus in Germany

Klientelkönigreiche werden gewöhnlich nicht zum Reich gezählt. Das betrifft auch Verbündete mit anderen Herrschaftsformen.

Abgesehen von Nationalisten, Klein-Fritzchen und Desinfotainement-Anbietern glaubt auch keiner an einen linearen Limes samt Rückzug zur Rheinlinie. Die Friesen etwa zahlten noch lange Tribut. Das Vorfeld des Limes wurde zunächst nicht nur möglichst siedlungsfrei gehalten, sondern von der Armee genutzt. Schließlich wurden dort immer wieder Flüchtlingsgruppen angesiedelt und recht sicher nach römischen Vorstellungen eingeteilt. Diese Gruppen hatten nur eine beschränkte Autonomie. Ihre Versammlungen mussten von Rom genehmigt werden. (Im Forum zuletzt in Zusammenhang mit den Brukterern, bzw. Bructoarii erwähnt.) Zumindest in der Rückschau hat man sie in der Spätantike zum Reich gezählt. Lediglich für das Gebiet der agri decumates ist dies sicher, da sie in den Limesverlauf einbezogen wurden, wie es hier praktisch war.

Östlich dieser Zone spielte Rom das alte Teile-und-Herrsche-Spiel, was durchaus unterschiedliche Fundverteilungen bedingt. Das bedeutete auch, dass es zwischen dem Grenzvorfeld und den Verbündeten eine Zone mit unfreundlichen Beziehungen, gab, wie es einige heutige Politiker ausdrücken würde.
 
@Riothamus das bedeutet aber keine jahrhundertelange Präsenz großer römischer Militärverbände, gar fest stationierter Legionen samt "Römerstädten" in den wechselhaften Klientelverbänden östlich des Rheins. Konsequenterweise hat man auch keine römischen Thermen, Wasserleitungen, Kastelle etc in Osthessen, Thüringen etc gefunden. Und man wird auch keine solchen dort finden.
 
Das habe ich auch nie behauptet:

Ich habe ja genau gegen diese Sachen argumentiert, indem ich das tatsächlich vermutete Bild eines gestaffelten Vorfelds der Unterstellung, dass der informierte Mainstream eine saubere Trennung durch den Limes vermutet, entgegensetzte.

Ein gestaffelt kontrolliertes Vorfeld erklärt eine Menge, was eine saubere Grenze nicht erklären würde. Für viele Erscheinungen braucht es keine andere Erklärung. Und das Bild einer Zone, die leer von bestimmten Funden ist, gefolgt von einer Zone mit Funden, ist eine Bestätigung der Theorie, die älter als diese Fundkartierung ist. Eine Konzentration um Wege, die bis zu einem bestimmten Punkt wenig streut, passt auch ins Bild.

Es braucht keine Römische Exklave mitten in Germanien.

Weil sich noch vor wenigen Jahren lächerlich machte, wer nach Germanicus von Kriegszügen bis ins Landesinnere ausging, habe ich die dabei nicht geschildert, um fair zu bleiben. Aber solche, durchaus erwähnten Aktionen, erklären natürlich noch mehr Funde.
 
"Ziegelfragmente einer Hypokaustanlage (römische Fußbodenheizung: heiße Luft wird durch Kanäle im Stein- oder Ziegelboden, oder bei Thermen auch durch Tonrohre der Wände geleitet) bei Frankenwinheim zeigen, dass die Germanen zumindest die Siedlungsformen der Römer übernommen haben. Auch in Zeuzleben fand Fridolin Beßler zwei Hypokaustziegel. Auf einem Bruchstück war der Rest einer Inschrift zu erkennen, die bisher noch nicht entschlüsselt werden konnte ( CATIUS ? CATITIUS ? ). Es handelt sich hier um ein römisches Stempelzeichen."

Beide Orte sind im ehem. Barbaricum. Die vielen Fundmünzen von Frankenwinheim datieren von 68 - 222 n. Chr. Militärequipment wurde ebenfalls auf dem Gelände der germanischen Siedlung nach "römischem Vorbild" (sic!) gefunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Ziegelfragmente einer Hypokaustanlage (römische Fußbodenheizung: heiße Luft wird durch Kanäle im Stein- oder Ziegelboden, oder bei Thermen auch durch Tonrohre der Wände geleitet) bei Frankenwinheim zeigen, dass die Germanen zumindest die Siedlungsformen der Römer übernommen haben. Auch in Zeuzleben fand Fridolin Beßler zwei Hypokaustziegel. Auf einem Bruchstück war der Rest einer Inschrift zu erkennen, die bisher noch nicht entschlüsselt werden konnte ( CATIUS ? CATITIUS ? ). Es handelt sich hier um ein römisches Stempelzeichen."

Beide Orte sind im ehem. Barbaricum. Die vielen Fundmünzen von Frankenwinheim datieren von 68 - 222 n. Chr. Militärequipment wurde ebenfalls auf dem Gelände der germanischen Siedlung nach "römischem Vorbild" (sic!) gefunden.


Ohne archäologischen Befund sind die Deutungen "Siedlungsformen übernommen" etwas mutig.
Wir reden hier von Ziegelfragmenten und zwei Ziegeln. Ziegel sind aufgrund ihrer gleichmäßigen Form sehr praktisch, sie werden bis heute z.T. wiederverwendet, besonders dort, wo Baumaterialien teuer sind. Im Frühmittelalter war es tw. üblich zu fetten Ton mit zerriebenen Ziegelbruch zu magern. In karolingischer Zeit wurde Mörtel mit zerriebenem Ziegelbruch versehen (daher hat karolingischer Mörtel häufig eine rosane Farbe).
Ziegel oder Ziegelbruch besagen daher nichts über eine Übernahme von Siedlungsformen. Dass man nur wenige km vom Main (ca. 10) und vom Mainlimes (ca. 100) entfernt römische Waren findet, sollte uns auch nicht überraschen. Es sollte uns eher überraschen, wenn wir so nah am Limes keine römischen Funde hätten.

Man stelle sich vor, man würde überall, wo man Maria-Theresien-Thaler findet, gleich die Anwesenheit österreichischer Truppen vermuten.
(Und man vergleiche mal Maria-Theresien-Thaler mit römischen Münzen: Römische Münzen waren gewissermaßen, wenn man von Regenbogenschüsselchen absieht, in Mitteleuropa ein Alleinstellungsmerkmal der Römer, Rom hatte das Quasi-Monopol auf dieses praktische Zahlungsmittel, wohingegen, als die Maria-Theresien-Thaler aufkamen, das Münzwesen international etabliert war und keines der Länder, in denen diese 250 Jahre alte Münze z.T. bis heute als Zahlungsmittel verwendet wird, in dieser Zeit keine eigene Münzproduktion gekannt hätte. Trotzdem sind sie von Afrika bis Java verbreitet.)
 
"Ziegelfragmente einer Hypokaustanlage (römische Fußbodenheizung: heiße Luft wird durch Kanäle im Stein- oder Ziegelboden, oder bei Thermen auch durch Tonrohre der Wände geleitet) bei Frankenwinheim zeigen, dass die Germanen zumindest die Siedlungsformen der Römer übernommen haben. Auch in Zeuzleben fand Fridolin Beßler zwei Hypokaustziegel. Auf einem Bruchstück war der Rest einer Inschrift zu erkennen, die bisher noch nicht entschlüsselt werden konnte ( CATIUS ? CATITIUS ? ). Es handelt sich hier um ein römisches Stempelzeichen."

Beide Orte sind im ehem. Barbaricum. Die vielen Fundmünzen von Frankenwinheim datieren von 68 - 222 n. Chr. Militärequipment wurde ebenfalls auf dem Gelände der germanischen Siedlung nach "römischem Vorbild" (sic!) gefunden.


Das ist natürlich interessant - hier noch der Link zu dem o. g. Zitat: Ausgrabungen

Gibt es eigentlich zu den Befunden in Zeuzleben bzw. Frankenwinheim irgendeine wissenschaftliche Auswertung?
 
Wir schweifen schon wieder ab - procul filo et clade variano

@Moderatorenteam
Was an römischen Funden und Befunden im Barbaricum bekannt ist, und wie diese zu deuten sind, sollte m. E. in einem novum filum erörtert werden.

Könnte man die Beiträge ab dem nachfolgenden Beitrag in einen neuen Thread verschieben - Titelvorschlag: Funde und Befunde römischer Herkunft im Barbaricum (oder hat jemand einen besseren Titel parat?)

@DerNutzer

es gibt genügend Münzen des Germanicus-Horizont in der Germania Magna - nur nicht im Lippe-Ems- Gebiet. Diese findest du einmal von Mainz über den Taunus in Richtung Egge-Gebirge (Feldzug 15 n. Chr.?) und von Mainz über den Taunus zur Elbe-Saale-Region (16 n.Chr.?). Genau jene Münzen aus dem Brandhorizont von Köln nebst Gegenstempeln des Germanicus. Die nördlichste Route dieser Münzen verläuft von der Ems-Mündung zur unteren Elbe (15 und 16 n. Chr. ?).

Grüße aus Thüringen
 
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