Tiere als Nahrungsmittel

manganite schrieb:
Gestern haben wir uns gefragt, warum es eigentlich nirgendswo auf der Welt (jedenfalls viel uns so schnell keine Gegend ein) eine Kultur gibt, die das Pferd als Hauptfleischlieferanten hat. Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine, Fische, Gefluegel un ddiverse Wildtiere findet man mehr oder weniger ueberall, bei den einen eher das, bei den anderen eher das andere. Aber Pferde? Im Prinzip ist ja doch an Pferdefleisch nichts auszusetzen, jedenfalls wird es ja auch gegessen, nicht in rauen Mengen, aber immerhin. Hat das Pferd sonst einen Nachteil? Lohnt es sich vielleicht nicht, braucht es zuviel Futter im Vergleich zur Menge an Fleisch, die man bekommt, trotzdem es ja vergleichsweise gross ist? Oder ist es was praktisches? Das Pferd als Arbeitstier und Fortbewegungsmittel, das man nicht als Nahrung opfern moechte? Vermehren sich Pferde vielleicht nicht schnell genug, so dass es einfach ineffizient ist, sie zu schlachten, braucht man sie ja auch noch fuer andere Zwecke?

Ich weiss nicht, ein echter Grund fiel uns nicht ein:confused:

Pferd schmeckt nicht besonders gut - hat einen extrem scharfen Eigengeschmack.
 
Rovere schrieb:
Pferd schmeckt nicht besonders gut - hat einen extrem scharfen Eigengeschmack.

Das ist einerseits Ansichtssache, andererseits, wenn Pferd schon immer ein gaengiges Nahrungsmittel gewesen waere, waeren wir laengst daran gewoehnt. Andere Dinge haben auch einen sehr starken Eigengeschmack, wer es gewoehnt ist, nimmt es dann aber gar nicht so wahr bzw. empfindet es sogar als angenehm.
 
In der germanischen und nordeuropäischen Kultur war das Pferd ein Mythen- und Göttertier (Wotan + sein Hengst Sleipnir). Das Pferd war daher das passende Opfer, das man Wotan zu ehren schlachtete und in festlichem Rahmen verspeiste.

Entsprechend energisch wurde das Pferdeessen dann von den christlichen Missionaren bekämpft. Bonifatius, der im 8.Jh. die Deutschen zu bekehren versuchte, korrespondierte mit den Päpsten Gregor III und Zacharias unter anderem in Sachen Pferdefleischverbot, auf das beide Päpste großen Wert legten. Gregor III. schrieb an Bonifatius: "Unter anderem hast du auch erwähnt, einige äßen wilde Pferde und sogar noch mehr äßen zahme Pferde. Unter keinen Umständen, heiliger Bruder, darst du erlauben, dass dergleichen jemals geschieht. Erlege ihnen vielmehr um alles in der Welt eine angemessenen Strafe auf, durch die du mit Christi Hilfe imstande bist, es zu verhindern. Denn dieses Tun ist unrein und verabscheuungswürdig." (Die Isländer wurden nur unter dem Vorbehalt Christen, dass sie weiterhin ihre leckeren Pferde essen durften.)
In Frankreich wurde nach der Revolution das Pferdeessen propagiert, der Vorbehalt dagegen als Rest finsteren Religionszwanges angeprangert. Mit dem Revolutionsheer kam das Pferdefleisch dann auch wieder in deutsche Töpfe, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Der traditionelle rheinische Sauerbraten, der ursprünglich aus Pferdefleisch zubereitet wurde, wird heute aus Rindfleisch hergestellt.
 
ein tier haben wir hier total vergessen, das lama in südamerika. soweit mir bekannt, wurde es vor allem als lasttier und wollieferant benutzt. aber als proteinquelle, sei es milch oder fleisch, weiß das jemand?
 
Rovere schrieb:
Pferd schmeckt nicht besonders gut - hat einen extrem scharfen Eigengeschmack.

Da hat man dir vielleicht einen bereits leicht 'angewelkten' Klepper untergejubelt, ich kann da anderes behaupten, und ich bin sicher kein Freund von strengschmeckendem Fleisch (mag weder Wild noch Ziege/Hammel und dergleichen..)

..

Nochmal zum Vergleich Pferd und Kuh.. die Kuh (oder das Rind im Allgemeinen) hatte zwei wichtige Vorteile: Erstens betraegt die Traechtigkeitsdauer bei Rindern lediglich 9 Monate (manche Rassen targen sogar kuerzer), wobei diese beim Pferd 11 Monate betraegt. Zweitens ist vielleicht bekannt, dass eine Kuh nur dann Milch gibt (und das natuerlich in gewaltigeren Mengen als ein Pferd), wenn sie traechtig ist. Guter Grund also, seine Kuh rund um die Uhr traechtig zu halten, was dann natuerlich zu gewaltigen Fleischmengen fuehren kann..

Mahlzeit!

=)
 
Ich schließe mich der Meinung , das das Pferd zu wertvoll ist als nur reiner Fleischliferant zu sein. Es trägt einen, es zieht Lasten, man kann es sogar melken. Gegessen wird es erst, wenn es ausgedient hatte.
Auch in frühen Zeiten war das Pferd schon Symbol des Totenreiches bzw. Transportmittel der Götter. In Kirgistan ist es heute noch typisch das bei Beerdigungen Pferdefleisch gegessen wird.
 
parago schrieb:
Stimmt an sich. Trifft aber auch alles auf die Kuh zu, oder? ;)

ich habs zwar heute schon mehrmals gesagt, aber auch das rind war früher zu wertvoll um "nur" gegessen zu werden. eine "rindfleischkultur" entstand erst mit der entdeckung der neuen welt in nord- und südamerika, als genügend weideflächen für riesige herden verfügbar waren. die kuh und das pferd sind ja ausgewiesene nahrungsspezialisten (und schlechte futterverwerter, wenn man sich anschaut, wer noch alles von den "abfallprodukten" der beiden satt wird), auch ein grund, warum beide als fleischlieferanten lange zeit unbedeutend blieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe dem vorher gesagten nichts hinzuzufügen, möchte es nur auf den Punkt bringen:

Tauschwirtschaft mal ausgenommen: Wenn Schwein weniger Aufwand (bei gleichem Fleischertrag) verursacht, als Pferd, dann nehme ich doch das Schwein. Und wenn Ziege oder Schaf mir dazu noch Milch und Wolle liefert, dann nehme ich die Ziege oder das Schaf.

Ach ja, und habt ihr schonmal einen Pferdehirten gesehen? Ich nicht. Stelle ich mir auch schwierig vor, eine Herde galoppierender Pferde hüten zu müssen.
 
niemand hat behauptet, dass hirten zu fuss gehen müssen, auch grosse rinderherden wurden/werden von pferden aus gehütet.

aber zurück zum thema. ich kann mir gut vorstellen, dass reitervölker, wie die skythen, ungarn oder mongolen auf ihren eroberungszügen ein paar pferde extra mitnahmen, als proviant auf 4 beinen. schafe und kühe wären einfach zu langsam gewesen.
 
Pope schrieb:
Ach ja, und habt ihr schonmal einen Pferdehirten gesehen? Ich nicht. Stelle ich mir auch schwierig vor, eine Herde galoppierender Pferde hüten zu müssen.

Wo ist da der Punkt? Es gibt doch auch heute noch grosse Pferdezuchten, wo es ganze Herden von Pferden gibt. Und wieso ist es dann ein Problem, dass man dazu selber reiten muss? Das alleine wuerde ja nicht ausschliessen, dass man die anderen Pferde dann schlachtet...
 
manganite schrieb:
Wo ist da der Punkt? Es gibt doch auch heute noch grosse Pferdezuchten, wo es ganze Herden von Pferden gibt. Und wieso ist es dann ein Problem, dass man dazu selber reiten muss? Das alleine wuerde ja nicht ausschliessen, dass man die anderen Pferde dann schlachtet...

Der Punkt ist, dass immer ein berittener Erwachsener aufpassen muss. Zugegeben, die mongolischen Kinder sind da etwas früh, aber Ziegen auf die Alm oder Weide zu treiben, das schafft sogar ein sechsjähriger (sehe ich jeden Tag vor meiner Haustür).

Man muss auch sehen, wie ein neolithischer, kupfer- oder bronzezeitlicher Hof organisiert ist. Man hat nur begrenzte Arbeitsressourcen: ein oder zwei erwachsene Männer, ein oder zwei erwachsene Frauen, ein oder zwei "Omas und Opas" sowie eine Handvoll Jugendliche, Kinder und Säuglinge. Wer macht jetzt was? Wenn ich ein oder zwei Jungs zum Ziegenhüten und -melken abstellen kann, während die Männer die Schwerstarbeit erlegen können, dann ist das ein handfester Vorteil sogar.

Einen zwei Meter hohen Zaun um ein Areal zu ziehen, das 25 (30?) Pferden genügend Nahrung verschafft, halte ich für ähnlich ressourcenaufwendig. Erst durch Tauschwirtschaft, würde sich solch eine Unternehmung lohnen: wenn der Bedarf an Pferden hoch genug ist, dass der Aufwand belohnt wird.
 
Also na ja, da gibt es aber auch heute noch ein paar Bauernhoefe, die haben auch ein paar Pferde im Stall und auch nicht mehr Personal...
 
Gerade noch etwas gefunden:

"Die Hirtennomaden des Altai züchten das, was die Mongolen als die »fünf Arten der Tiere« bezeichnen:

Schafe,
Ziegen,
Rinder (meistens Yaks),
Pferde und
Kamele.

In Most sind

61 Prozent des Tierbestandes Schafe,
26 Prozent Ziegen,
7 Prozent Yaks und
3 Prozent Pferde und Kamele.

Diese Tiere sichern das Überleben der Nomaden. Ein Hirte erklärte uns das so: »Die Tiere sind unsere Nahrung und unser Geld. Sie geben uns Milchprodukte und Fleisch zum Essen, Dung zum Heizen unserer ger [Jurte] sowie Wolle und Häute, um Filz und Kleider herzustellen. Wir pflegen unser Vieh gut, und es gibt uns, was wir brauchen.«

Obwohl die Nomaden jede der fünf Tierarten nutzen, sind doch die Schafe für sie am wertvollsten. Zusätzlich zu Wolle und Fleisch geben sie etwas Milch und noch etwas ganz Wesentliches -- die Häute mit dem dicken Fell, die für die Winterkleidung gebraucht werden.

Yaks stellen andererseits die Hauptquelle für Milchprodukte dar. Anders als Schafe, die nur in den wenigen Sommermonaten Milch geben, produzieren Yaks fast das ganze Jahr über Milch. Schon drei oder vier milchspendende Yakkühe können eine sechsköpfige Familie mit aller notwendigen Milch, mit Butter sowie auch mit Käse versorgen. Yaks liefern ebenfalls Fleisch, Wolle und Häute für die rohledernen Seile und Pferdehalfter der Viehzüchter

Ziegen geben wie Schafe Fleisch, Milch und Häute für Kleider. Ihr Wert ist in der letzten Zeit gestiegen, da sie auch Kaschmirwolle produzieren, die auf dem internationalen Markt recht begehrt ist. Kaschmir ist eigentlich die Unterwolle der Ziegen und vergleichbar mit dem weichen Unterkleid, das wir im Sommer aus dem Fell langhaariger Hunde kämmen.

Yaks, Pferde und Kamele haben ebenfalls diese Unterwolle, aber das internationale Gesetz will den Namen Kaschmir nur auf die Unterwolle der Ziegen angewandt wissen und macht sie damit viel wertvoller.

Kamele und Pferde werden meistens für den Transport benötigt -- Kamele um den Umzug von einem Lager zum anderen zu bewältigen und Pferde zum Reiten. Vor 50 Jahren waren Kamele im Altai eine Seltenheit, Yaks waren die eigentlichen Lasttiere."

"Die mongolischen Kamele ... tragen im Oktober/November ihre volle Wolle. Die Kamelzucht wird als Schwerpunkt in den Wüsten und Wüstensteppen der Gobilandschaften betrieben, wo rund 64 Prozent des gesamten Kamelbestandes des Landes konzentriert sind. Das Kamel ersetzt hier vollwertig das Rind. Die Kamelmilch wird sowohl als Frischmilch wie auch zur Erzeugung verschiedener Milchprodukte verwendet. Desgleichen steht das Fleisch des Kamels in seiner Qualität durchaus nicht hinter dem des Rindes zurück. Das wichtigste Produkt des Kamels -- ein sehr gefragter Exportartikel -- bleibt aber die Wolle. Der Wollertrag liegt bei 5 bis 6,5 Kilo pro Tier im Jahr. Als Lasttiere tragen die mongolischen Kamele bis zu etwa sechs Zentnern (300 Kilo), bei großen Dauertransporten etwa vier Zentner (200 Kilo). ...

Nach der Tradition teilen die Mongolen die fünf Tierarten ihrer Herderhaltung in solche mit »langen Beinen« und solche mit »kurzen Beinen« ein: Pferde und Kamele gehören zu den »Langbeinigen«, denn sie weiden weit entfernt vom Jurtenlager, ohne dorthin zurückzukehren, und es sind die Männer, die sie hüten. Die »Kurzbeinigen« - Schafe, Ziegen und Rinder -- weiden näher am Lager, und es sind die Frauen, die sie hüten. Ferner unterscheiden die Mongolen »warm-mäulige« und »kalt-mäulige« Tiere: »warm« und »kalt« stehen hierbei für »nah, teuer, lieb«, bzw. »fern, fremd, feindlich«. Pferde und Schafe zählt man zu den warmmäuligen, die drei anderen zu den kaltmäuligen Tieren; sie sind darum für Opfer nicht geeignet."

http://www.domfree.de/alpaka/alpakamel.htm
 
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