Troja

Zu dem, was Sissi am Anfang des Thread sagte:
Ich habe den Film mal so aus rein cineastischem Interesse betrachtet und ergo festgestellt, dass eigentlich nur Peter O'Tool bei der ganzen Sache ein richtiger Schauspieler war. Bei dem Geldaufwand ist das mal ein trauriges Fazit. Mit ein par Sätzen spielt er die mittlerweile auch in die Jahre kommende Generation (Brad Pitt ist ja auch um die 40) an die Wand. Zu schade, dass der Herr O'Tool schon so alt ist und als ewig alter Charakter, natürlich in Filmen immer eingeschränkt nur die Rollen kriegen kann. Das sind dann meistens Randfiguren, wenn nicht wie bei "Der Kaufmann von Venedig" gleich mehrere optionale Rollen für ältere Männer (Al Pacino und Jeremy Irons) vorhanden sind. Die beiden waren übrigens klasse.

"Der Mann mit der eisernen Maske" fand ich eigentlich sehr stümperhaft gemacht. Nicht nur wegen der Gemälde, die Louis XIV. im Alter von fast 70 im Hintergrund zeigen. Der Stil der Innenarchitektur etc. war schon Louis XIV, obwohl sich dieser ja erst mit ihm auf diesen Höhepunkt hin entwickelte. D.C. hat nun keine Ähnlichkeit zu Louis XIV.. Hast du, Sissi, schonmal "Die Allee des Königs" gesehen?
Wie immer musste Hollywood sich an hanebüchenen Übertreibungen ergehen, obwohl die Romanvorlage doch schon unglaublich und spannend genug ist. So war das Resultat am Ende recht langweilig sogar.
Das Beste waren ja die pensionierten Musketiere mit Steinschlossgewehr (als alt getrimmt) über dem Kamin, ich glaube bei Aramis, und dann die aktuelle Leibgarde mit Luntenschlossgewehren. Trotz ein par Stars und wohl sogar zwei der besten Schauspieler der Gegenwart, Malkovich und Irons, konnte der Film nicht mehr gerettet werden. Am besten war der Schluss mit dem Geseier des Erzählers, dass auf einmal das Volk unter dem König reich geworden wäre und der König friedlich. =)

Da schaue ich mir lieber noch die Version mit Richard Chamberlain an, die auch unter dem Untertitel laufen könnte, Helden in Pannesamt und Polyester (sah zumindest so aus). Das war nämlich wenigstens unfreiwillig komisch noch damals. Die Handlung hielt sich sogar noch einigermaßen eher an die Realität.

Und wenn ich dann herzerfrischend lachen will, schaue ich "D'Artagnans Tochter" mit Philippe Noiret und Sophie Marceau. Da schaut der König übrigens auch recht echt aus (nämlich als ein pummeliger Jugendlicher ;) ).
 
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Trotz ein par Stars und wohl sogar zwei der besten Schauspieler der Gegenwart, Malkovich und Irons, ...

Depardieu und seinen krummen Degen nicht vergessen.

Brissotin schrieb:
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Und wenn ich dann herzerfrischend lachen will, schaue ich "D'Artagnans Tochter" mit Philippe Noiret und Sophie Marceau. Da schaut der König übrigens auch recht echt aus (nämlich als ein pummeliger Jugendlicher ;) ).

Nicht nur der König sieht gut aus. Auch D'Artagnans Töchterlein weis zu beeindrucken.:w00t1:

Was mir bei Troja immer auffällt ist, dass der Streifen mit zu den besten "Historienfilmen" der letzten Zeit gezählt wird. In einigen Filmzeitschrieften wird behauptet, dass das Petersens Versuch gewessen sei die realen historischen Hintergründe um den Troya-Mythos zu ergründen.
Halten die Homer etwa führ einen Historiker?

Troja ist eigenlich nur durchschnittliche Hollywood-Unterhaltung. Von den Darstellern wissen lediglich O'Tool, Bena und Kruegers Heckansicht zu überzeugen. Sean Bean bekam auch nicht viel zu tun.
Da schau ich mir lieber "Kampf der Titanen" an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Depardieu und seinen krummen Degen nicht vergessen.

Was mir bei Troja immer auffällt ist, dass der Streifen mit zu den besten "Historienfilmen" der letzten Zeit gezählt wird. In einigen Filmzeitschrieften wird behauptet, dass das Petersens Versuch gewessen sei die realen historischen Hintergründe um den Troya-Mythos zu ergründen.
Halten die Homer etwa führ einen Historiker?
@ Joinville
Bei Depardieu bin ich mir wie viele meiner Bekannten nicht so sicher. Vergleiche mal wie er Danton und Kolumbus spielt! Irgendwie habe ich manchmal den Eindruck, Depardieu spiele nur immer sich selbst. In vielen Fällen ist er auf die komische Rolle (wie in "D. M. m. d. E. M.") festgelegt. In dem Napoleon-Vierteiler erschien er ganz unfähig für Fouché einen Charakter zu entwickeln. (Kann aber auch am Regisseur u. Drehbuch liegen.)

Bei dem Kampf um Troja ist es halt schwierig. Als Historienfilm würde ich es auch nicht bezeichnen. Man könnte es wohl am ehesten als Neuauflage der Sandalenfilme betrachten, obwohl die stilistisch dann schon wieder ganz anders angelegt waren. Filmhistorisch ist das eine gute Frage!
:grübel:
Eine leichtere Antwort hätte ich darauf, ob Homer ein Historiker war. Für Alexander (den Großen) sicherlich und auch für die meisten griechischen Zeitgenossen. Für sie war die Illias überhaupt reele Geschichte und die Figuren reele Gestalten der griechischen Geschichte. Aber auch die Einmischung von Göttern in das Geschehen löste für die Griechen der Antike ja kein Verwundern aus. Der Übergang zwischen Fiktion und Historie war für sie schwimmend und unerheblich, da sie keinen deffinierten. Oder irre ich mich?
 
Also Gérard Depardieu ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Zum einen natürlich durch die Komödien mit Pierre Richard. Aber auch durch Filme wie "Cyrano de Bergerac", "Germinal" oder "Vatel". Und "1492" ist sogar einer meiner Lieblingfilme. In "Napoleon" waren aber in der Tat alle Darsteller blass. Der Film war mehr gewollt und nicht gekonnt.

Nun wieder zu Troja und Homer.
Vom Standpunkt der alten Griechen aus gesehen mag Homer in der Tat ein Historiker gewessen sein. Allerdings ist ja der Petersen kein alter Grieche.
Ein absoluter Laie in Sachen griechische Mythologie könnte "Troja" in der Tat als einen Historienfilm ansehen, da alle mythisch-fantastischen Elemente (Götter, Amazonen) darin fehlen.
Doch allein die ganzen Figuren (Achilles, Helene, Hector u.a.) die im Film auftauchen haben wohl definitiv nie existiert. Sie selbst entspringen der Fantasie Homers. Wenn also Petersen denn Anspruch erhebt, die wahre Geschichte Trojas erzählen zu wollen, hat er ziehmlichen Blödsinn erzählt.
Ich bin zwar kein Schliemann-Experte aber hieß es nicht, dass das historische Troja eine regionale Macht am Hellespont war und in einem der Kleinkriege jener Zeit untergegangen ist?
 
Wenn also Petersen denn Anspruch erhebt, die wahre Geschichte Trojas erzählen zu wollen, hat er ziehmlichen Blödsinn erzählt.
Das erste, was ich über diesen Fim gelesen habe war, dass Petersen plant, die Illias zu verfilmen. Hätte er das am Ende immer noch, hätte er sein Ziel meilenweit verfehlt gehabt.
Ob Homer für die antiken Griechen ein Historiker war, kann man glaube ich schlecht beantworten. Sicher ist aber: Die Illias und der ganze Sagenkreis um Troja war für die Griechen reale Geschichte.
Welche Bedeutung Troja wirklich hatte, ist meines Wissens nach wie vor umstritten. Je nachdem, wen du fragst, erhälst du wohl alle Antworten von 'regionales Zentrum' oder 'unbedeutendem Nest' bis hin zur 'Handelsmetropole der Bronzezeit'.
 
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Welche Bedeutung Troja wirklich hatte, ist meines Wissens nach wie vor umstritten. Je nachdem, wen du fragst, erhälst du wohl alle Antworten von 'regionales Zentrum' oder 'unbedeutendem Nest' bis hin zur 'Handelsmetropole der Bronzezeit'.

Was immerhin eine sehr weite Auslegung des "historischen Troja" erlaubt.
Für jeden Filmschaffenden eine ware Goldgrube.:O
 
Wenn der Begriff Historiker in der griechischen Geschichtsschreibung deffiniert wurde, dann käme man ja leicht auf den Trichter, ob Homer, solchen Kriterien entsprach. Aber das ist eine Frage für Antikenexperten nicht für mich.
Es kommt also darauf an wie man Trojas Untergang erzählt, sicherlich kann man es, wenn man sich dicht an die Vorlage hält, so erzählen, als handele es sich um griechische Historie im damaligen Sinne.
"Königreich der Himmel" finde ich zum Beispiel ganz nett, weil der Film eben kein Historienfilm sein will, so habe ich zumindest den Eindruck. Er erscheint mir eher als die Erzählung einer Legende, wo eben dunkle Wälder, der Schmied als Sohn eines Ritters (ist ja schon fast wie in den Nibelungen ;) ) und das Anfangsmoment aus dem Roman von Sir Walther Scott "Richard Löwenherz" (auf jeden Fall für mich angedeutet der Kampf des Leopardenritters) Raum und auch Berechtigung haben.
 
"Königreich der Himmel" finde ich zum Beispiel ganz nett, weil der Film eben kein Historienfilm sein will, so habe ich zumindest den Eindruck. Er erscheint mir eher als die Erzählung einer Legende, wo eben dunkle Wälder, der Schmied als Sohn eines Ritters (ist ja schon fast wie in den Nibelungen ;) ) .
Imho erhebt Kingdom of Heavens schon den Anspruch ein Historienfilm zu sein und geschichtliche Ereignisse darzustellen. Im Gegensatz zu Last Samurai, der nur ein grob historisch umfeld hat, welches sich vornehmlich in Ausstattung, aber nur wenig in der Handlung zeigt.
kurz vor der Petersenverfilmung entstand noch eine Produktion für's Fernsehen namens "Helena von troja". Wer den gesehen hat kann "Troja" erst richtig schätzen. Die Ausstattung schmeißt alles durcheinander, was irgendwann mal aus der Erde gebuddelt wurde, die Figuren verfehlen zum einen Homers Vorlagen, sind aber auch nicht in eine andere Richtung weiterentwickelt. Nur das Drehbuch hält sich (abgesehen von Helenas Vorgeschichte) etwas enger an Homer.
 
So habe ich zumindest gehofft, dass "Königreich der Himmel" kein Historienfilm sein will.
"Helena von Troja" soll irgendwie glaubwürdigere Darsteller angeblich haben, ich habe es aber noch nicht geschaut.
 
Es ist zwar hier :eek:fftopic:, weil es um "Troja" geht, aber noch einige Anmerkungen dazu... :winke:

"Königreich der Himmel" finde ich zum Beispiel ganz nett, weil der Film eben kein Historienfilm sein will, so habe ich zumindest den Eindruck

Imho erhebt Kingdom of Heavens schon den Anspruch ein Historienfilm zu sein und geschichtliche Ereignisse darzustellen.

Dieser Film erhebt tatsächlich diesen Anspruch, dem er jedoch - trotz einiger guter Ansätze - keineswegs gerecht werden kann.

... das Anfangsmoment aus dem Roman von Sir Walther Scott "Richard Löwenherz" (auf jeden Fall für mich angedeutet der Kampf des Leopardenritters)...

Korrektur: der betreffende Roman heißt "Talisman"...:fs:

OK, genug Off Topic an der Stelle; und bitte ungeachtet dessen im eigentlichen Thema weitermachen...
 
Bei 'Helena von Troja' hatte ich irgendwie das Gefühl, dass die Vorgeschichte einigermaßen passte. Und wahrscheinlich bekam man dann ein schlechtes Gewissen und verbockte den eigentlichen Krieg um Troja dann aber mal so richtig. Da passte dann eigentlich fast nichts mehr. Die Darsteller hatten die richtigen Namen. Das wars dann aber auch schon.
 
Mich störte, dass Helena erst von irgendeinem Unbekannten geklaut wird nur um danach verlost zu werden. Überdies amüsierten mit die Griechen, welche durch einen Pfeilhagel laufen und die Schilde tapfer an der Seite halten, statt sich dahinter zu verstecken. Die Gestaltung der trojanishcen Bogen hingegen verletzte meinen Sinn für Ästethik schwerwiegend.
 
Wenigstens war die Filmusik nicht schlecht. Gut, ist natürlich Geschmackssache, aber spätestens seit Abspann des Films bin ich Josh Groban Fan.

Der Mann hat eine umwerfende Stimme. Man hört halt heraus da er eine entsprechende Ausbildung genossen hat.

Könnt mal selbst hineinhören.
http://www.youtube.com/watch?v=XWqfzF4OXkc


Gruß


Philippos


P.S. Es wurde in dem Strang diskutiert wer denn für die Rolle Alexanders am besten geeignet wäre..usw, für mich war Collin Farrel vom Aussehen die totale Fehlbesetzung. Leonardo di Caprio ist auch nicht so mein Fall. Aber achtet mal nebenbei, während ihr den Song hört, auf die Physiognomie von Josh Groban. Ich persönlich kann mir vom Antlitz her keine bessere Besetzung für die Alexanderrolle vorstellen.:yes:
Leider ist der Mensch kein Schauspieler.
 
Mittlerweile habe ich Troja auch gesehen. Meine Meinung über den Film ist ein bisschen zweigeteilt. Der Anfang na ja, das Ende (speziell die letzte Stunde) finde ich schon besser.
Toll fand ich vor allem, dass Aeneas in den Film eingebaut wurde. Allerdings wurde es versäumt, das noch einmal aufzugreifen. So ist das völlig zusammenhangslos. Wer Aeneis nicht kennt, weiß überhaupt nicht, was das soll.
Meiner Meinung nach hätte man am Ende einen Blick in die Zukunft auf Aeneas und seine Nachkommen machen können. So hätte man sagen können, dass letztendlich die Trojaner die Oberhand gegen die Griechen gewonnen haben.

s.d.caes.
 
Mittlerweile habe ich Troja auch gesehen. Meine Meinung über den Film ist ein bisschen zweigeteilt...

Da geht es dir wie mir.

An dem ganzen Film hat mir eigentlich nur so die Mitte, also die Landung der Griechen und die darauffolgenden Kämpfe gefallen. Bis zum Höhepunkt, dem Zweikampf Hector vs. Achilles, den ich richtig gut fand.

Und Achilles (Pitt)? Na ja. Den hätte man auch gut zu einer Nebenfigur machen können. Er war ja nur da, kämpfte und sah gut aus. Es wäre doch nur konsequenter gewessen wenn Petersen Helena, um die es doch ging, ins Zentrum der Geschichte gerückt hätte, natürlich mit ihrem Mann Menelaos. Daraus hätte man übrigens ein gutes Beziehungsdrama stricken können bei dem Petersen sich vor allem am Ende der Ilias sich hätte orientieren können, also der Rückkehr Helenas zu Menelaos und ihre Heimkehr nach Sparta. So richtig ironisch für so ein Epos, alles für die Katz.
Auch das Paris, dieser Hosenscheißer, davon gekommen ist war lahm. Überhaupt fand ich die "Entführung der Helena" schlecht dargestellt. Vor allem Hectors Handeln nachdem ihm gewahr wurde welche Fracht der Bauch seiner Triere trug war mir irgendwie unglaubwürdig.
 
Kennt ihr den TV-Zweiteiler, der mal auf RTL lief?

Ja, leider. Der Kinofilm war zwar fast genauso neben der "offiziellen" Version, aber hatte wenigstens, wenn man das Vorwissen ausblenden konnte, Unterhaltungswert. (Gutaussehende Männer. :rofl: )Der Zweiteiler war noch mehr daneben und hatte Null Unterhaltungswert. Er war stellenweise ausgesprochen öd und die Schauspieler waren ein Graus. Ich habe mir damals heftige Sorgen um Rufus Sewell und Stellan Skarsgard gemacht, weil die es offenbar nötig hatten, bei sowas mitzuspielen. (Auch wenn ich das "komische kleine Kevin-Sorbo-Lookalike", wie ich ihn damals genannt habe, Menelaos, James Callis, in der Zwischenzeit in einer anderen Rolle zu schätzen gelernt habe.)
Ich fand es jedenfalls einfach nur schlecht.
 
Und Achilles (Pitt)? Na ja. Den hätte man auch gut zu einer Nebenfigur machen können. Er war ja nur da, kämpfte und sah gut aus. Es wäre doch nur konsequenter gewessen wenn Petersen Helena, um die es doch ging, ins Zentrum der Geschichte gerückt hätte, natürlich mit ihrem Mann Menelaos.

Daraus kann man Petersen nun wirklich keinen Strick drehen, denn in diesem Fall hat er sich tatsächlich einmal konsequent an die Ilias gehalten. Wenn er das doch nur öfters getan hätte .. :hmpf:
 
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