Unsere Mütter, unsere Väter

Und war es üblich, daß zwei Brüder in derselben Kompanie waren..?


Eine interessante Frage, habe ich auch nachgeschaut und gefunden, dass es zwar - allein schon wegen der verschiedenen Einzugsjahrgänge - unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich war. Da es aber auch noch eine normale Infanterieeinheit war, also die mit Abstand größte Truppengattung, und auch noch nicht die chaotische Zeit der Jahre 1943-1945, als vieles möglich war, halte ich es auch eher für unplausibel. Hier mag man aber noch zu Gute halten, dass es eine gewisse dramaturgische Rolle erfüllte, dass beide Brüder in derselben Einheit waren. Die Schlussszene mit Friedhelm fand ich übrigens, ohne tiefer zu spoilern, sehr von einer Szene aus "Steiner - das Eiserne Kreuz" inspiriert.
 
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In einem Radiokommentar von HR Info wurde die Kritik von einer anderen Seite aufgezäumt. Ich teile diese Meinung nicht, aber es ist auf jeden Fall ein interessanter Beitrag. Der Kommentator warf den Machern vor, dass sie eine veraltete Haltung bezüglich des Komplexes "Vernichtungskrieg" folgen würden und der typischen Haltung folgen würden, dass die Verbrechen nur von SS/Gestapo begangen würden. Diese Kritik trifft m.E. nicht zu, da Kriegsverbrechen der Wehrmacht in dieser ersten Folge durchaus zu sehen sind - einmal die Umsetzung des Kommisarbefehls, dann der Einsatz von Zivilisten beim Minenräumen.
 
Ich hätte sehr gerne die didaktische "Begleitforschung" zu den medialen Wirkungen in unterschiedlichen Gruppen in Deutschland konzipiert und ausgewertet.

Das würde ja den Dreiteiler in einen Hundertteiler umwandeln. Solches Begleitprogramm oder Forschung müsste eben nachher geschehen. Ich habe auch die Dokumentation danach gesehen und die war meiner Ansicht nach nicht wirklich gut.

Aufarbeitung zu Filmthemen gibt es, der Dreiteiler hier ist noch nicht dabei, dafür zum Beispiel der Film Ghetto:

Ghetto | bpb
 
Ja, er wäre möglich gewesen und auch so geführt worden. Nicht weil der Einzelne besonders dämonisch war, sondern weil die Zeiten der Krise die sozialen Beziehungen und ihre Werte entwurzelt hatte. Ein Zustand, an dem allerdings die Nationalsozialisten und Deutschnationalen kräftig mitgewirkt haben!

Siehst du, genau das glaube ich nämlich seit Browning und Welzer nicht mehr.
Das perfide war die langsame Heranführung an die Verbrechen, dass man zunächst immer nur ein kleines Rädchen in einer großen Maschine war. Man bedenke die Genese des Holocaust. Der mag von der Führung so gewünscht gewesen sein, aber möglich wurde er, weil die Grenzen schrittweise überschritten wurden. Und ich glaube, wenn den Menschen vorher klar gewesen wäre, was 1945 alles auf das Konto der Deutschen ging, dann hätten viel mehr Leute an viel früheren Stellen gesagt: "Nein, da mache ich nicht mehr mit." Sei es die Enteignung, sei es die Ghettoisierung, seien es weitere kleine Schritte auf dem Weg zum Massenmord. Aus der Erfahrung des Milgram-Experimentes wissen wir, dass es die Fuß-in-der-Tür-Taktik ist, die Menschen dazu führt Dinge zu tun, die sie innerlich ablehnen, weil sonst die vorbereitenden Taten, an denen sie beteiligt waren, ad absurdum geführt und sinnlos werden. Und hier liegt auch unser Auftrag, wenn wir das "Nie wieder..." ernst meinen: Es wäre leicht, Täter zu verurteilen, stereotype SSler und alle anderen waren halt unschuldig oder allenfalls leicht mitschuldig. Nein! Es geht darum den zukünftigen Generationen zu vermitteln, dass man rechtzeitig "Stopp!" sagt. Oder wenigstens. "Da mache ich nicht mit!" Nicht erst, wenn hunderte von Nackten vor dem Graben stehen, sondern schon, wenn es darum geht, eine bestimmte Gruppe an Menschen gesondert zu erfassen.


Problematisch fand ich, dass keine wirklichen Zeitzeugen dabei waren. Die ältesten Teilnehmer der Runde waren Dieter Thomas Heck ? Wikipedia (Jg. 1937) und Gunther Emmerlich ? Wikipedia (Jg. 1944), können also zu der Perspektive der "Twens", die im Film im Vordergrund stehen, nicht viel sagen.

Nun gut... das wird natürlich immer schwieriger. Jemand der 1940 20 war, ist heute 93 und damit schon älter als die durchschnittliche Lebenserwartung. Dann muss derjenige noch klar bei Verstand sein, medienkompatibel und bereit, vor einem Millionenpublikum zu reden.
 
Nun gut... das wird natürlich immer schwieriger. Jemand der 1940 20 war, ist heute 93 und damit schon älter als die durchschnittliche Lebenserwartung. Dann muss derjenige noch klar bei Verstand sein, medienkompatibel und bereit, vor einem Millionenpublikum zu reden.


Das ist richtig. Die Generation der Zeitzeugen verläßt uns. In meinem Familienumfeld habe ich auch keine Verwandten mehr, die vor 1930 geboren sind. Als Kind hätte ich mich noch bei meinen Großvätern, die als junge Männer schon im 1. Weltkrieg mitkämpfen mußten, informieren können (habe ich allerdings nicht gemacht). Ein Onkel zweiten Grades (Jg. 1919), der als Leutnant der Panzertruppen auch in Rußland diente, ist vor einigen Jahren gestorben. Ihn hätte ich gerne gefragt, wie er den Krieg erlebt hat.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist ein Bericht über den Autoren Wellershof (Jg. 1925) und seine Reaktion auf den Film:

„Ich bin sofort emotionalisiert angesichts dieser Szenen. Jedes Bild, das ich in diesem Film sehe, setzt sofort Bilder in meiner Erinnerung frei, viele Bilder, eines nach dem anderen.“

aus:
Dieter Wellershoff sieht fern: ?Ich war der richtige Soldat? - ?Unsere Mütter, unsere Väter? - FAZ
 
1. Siehst du, genau das glaube ich nämlich seit Browning und Welzer nicht mehr.
Das perfide war die langsame Heranführung an die Verbrechen, dass man zunächst immer nur ein kleines Rädchen in einer großen Maschine war. Man bedenke die Genese des Holocaust. Der mag von der Führung so gewünscht gewesen sein, aber möglich wurde er, weil die Grenzen schrittweise überschritten wurden.

2. Und ich glaube, wenn den Menschen vorher klar gewesen wäre, was 1945 alles auf das Konto der Deutschen ging, dann hätten viel mehr Leute an viel früheren Stellen gesagt: "Nein, da mache ich nicht mehr mit."

3. Es wäre leicht, Täter zu verurteilen, stereotype SSler und alle anderen waren halt unschuldig oder allenfalls leicht mitschuldig. Nein! Es geht darum den zukünftigen Generationen zu vermitteln, dass man rechtzeitig "Stopp!" sagt.

zu 1. Mit den militärischen Erfolgen dynamisierte sich das Vernichtungssystem. Es gab sicherlich Personen, die wie Browning es beschreibt, mehr oder minder in diese Rolle "reingerutscht" sind, andere sind aber sehr bereitwillig auf die "Rutschbahn" gestiegen, um mit dabei zu sein.

Wie beispielsweise die Gestapo-Beamten im Rahmen von "T-4", die bereits bis 41 ca. 70.000 liquidiert hatten, wurden ja auch gezielt für den Osten als "Spezialisten" angefordert und gingen gerne.

Und auch diesen Mechanismus zeigt der Film nicht angemessen. Er wird verpackt in Szenen, in denen beispielsweise der Hauptmann zu dem Leutnant sagt, "Wilhelm wir müssen die Zeit vergessen, die wir kannten" (sinngemäß). Der Hauptmann stand bereits oben auf der "Rutschbahn". Wieso war er aber oben und der Leutnant zu diesem Zeitpunkt noch unten?

zu2. Kann sein und ich hoffe rückwirkend, Du hast recht mit der Einschätzung. Ich befürchte mindestens Götz Aly würde Dir widersprechen wollen. Und in folgendem Buch wird ja auch deutlich, wie bereitwillig man sich hat verführen lassen, obwohl man die Chance hatte, eine kritische Sichtweise zu bekommen.

"Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne": Tagebücher 1939-1945 - Friedrich Kellner - Google Books

Der fausttische Pakt, Karriere gegen Mitmachen, war ja eine universelle Größe, die nicht nur für die Wehrmacht und die Aussicht auf Beförderung relevant war. Ebenso für die SS-Elite und die Bevorzugung eines technokratischen Verhaltenscodex.

Hitlers Elite: Die Wegbereiter des nationalsozialistischen Massenmords - Christian Ingrao - Google Books

zu 3. Volle Zustimmung! und das ist ja genau mein Kritikpunkt. Dieses wird m.E. nicht geleistet.

Im Interview mit Frau Hempel wird deutlich, was die Ziele sind. Die Maximierung der Quote, eine Senkung des Durchschnittsalters des ZDF-Zuschauers und eine "moderne" (State of the Art) ästhetische Inszenierung des Films.

Gemeint ist damit im wesentlich genau das, was ich mit Wember und Knilli kritisierte, dass die didaktische Wirkung von solchem Histotainment komplett an die Wand gefahren wird.

Beim Zuschauer bleibt die Erkenntnis vieler "bunter Bilder" und von sehr viel sinnloser Brutalität und Gewalt.

Interview mit Heike Hempel zu "Unsere Mütter, unsere Väter" - SPIEGEL ONLINE

Ein Film, der die Widersprüche und die Brüche, die Genese der Gewalt deutlich besser und prägnanter auf den Punkt bringt, ist der Film "Die Brücke". Gerade weil er auch eine Gruppe von jungen Menschen in das Zentrum stellt und sie ebenfalls sehr schnell in den Bereich der Grenzerfahrung von Krieg und Tod führt. Und das wesentlich überzeugender!

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Br%C3%BCcke_%281959%29
 
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Der Obersturmbannführer war vom SD, dort war der rechte Kragenspiegel schwarz.

Der SS-Mann hat die Sängerin in die Prinz-Albrecht-Str. 8 eingeladen, dort saß aber die Gestapo. Der SD saß in der Wilhelmstr. 102



Vielmehr galt hier schon vor dem Krieg, dass der Deutsche Gruß zu verwenden war.

Der Dt. Gruß wurde erst nach dem 20. Juli-Attentat für die Wehrmacht angeordnet.


Ein Wehrmachtsoffizier hätte niemals einen Angehörigen des SD mit "Herr" Obersturmbannfürer angeredet (Wilhelm). Es wurden hier immer nur die SS-Dienstgrade ohne "Herr" als Anrede verwendet.

Das ist mir auch aufgefallen.
 
Kragenspiegel

Mal 'ne Frage an die Uniformkenner:

Wie ist das mit dem Kragenspiegel des SS-Mannes: Am linken Kragenspiegel der Dienstgrad (hier 4 Sterne = Sturmbannführer), auf dem rechten die SS-Rune? Im Film war der rechte Kragenspiegel aber schwarz.

Es sah so aus, als wenn das ZDF die rechten Kragenspiegel nachträglich geschwärzt hat. Ist das noch jemandem aufgefallen?
 
Der SS-Mann hat die Sängerin in die Prinz-Albrecht-Str. 8 eingeladen, dort saß aber die Gestapo. Der SD saß in der Wilhelmstr. 102

Der Gestapo-Mann, der fälschlich in Uniform gezeigt wird, hat die Sängerin richtig in die Prinz-Albrecht-Straße eingeladen. Dort saß die im Dienst Zivil tragende Gestapo. Ein SD-Mann in Uniform hätte sich in Berlin nie um Teddy-Stauffer-Platten gekümmert. Das gehörte nicht in sein Arbeitsgebiet. Zudem ist natürlich völlig unglaubwürdig, dass auf eine telefonische Denunziation über das Abspielen von Swing-Platten hin 1941 in Berlin sofort ein Gestapo-Mann ausgerückt wäre, um nach solchen Platten zu fahnden. 1941 fanden im Alster-Pavillon in Hamburg hin und wieder Razzien statt, weil dort sogar live Swing gespielt wurde.

Der Obersturmbannführer mit dem schwarzen Kragenspiegel war der zur Einsatzgruppe gehörende SD-Führer, der das Mädchen erschossen hat und von Wilhelm mit "Herr" Obersturmbannführer angeredet wurde.


Der Dt. Gruß wurde erst nach dem 20. Juli-Attentat für die Wehrmacht angeordnet.
Als allgemeiner militärischer Gruß ist das korrekt. Ich schrieb vom militärischen Gruß ohne Kopfbedeckung. Schon im Reibert von 1938 wird darauf hingewiesen, dass in diesem Fall der Deutsche Gruß zu wählen ist. Das war auch ein Grund, warum Offiziere der Wehrmacht darauf achteten, möglichst immer die Schirmmütze zu tragen.
 
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Der 2. Teil hat mir wesentlich besser gefallen. Da die Handlung zum großen Teil im Rahmen der "Operation Zitadelle" spielte, wirkte alles verdichteter und konsistenter. Die Erzählung war immer noch recht atemlos, aber doch geduldiger. Besonders die Darsteller der beiden Brüder wussten hier durchaus zu glänzen.
Implausibilitäten gab es auch diesmal, manches geht noch als künstlerische Freiheit durch, einiges fällt doch mehr ins Gewicht.
Der wesentliche Punkt, der mir auffiel:

- die Desertion des Protagonisten Wilhelm. Nachdem er im Kampf an der Kursker Nordfront einen Zusammenbruch erleidet, findet er unweit eine verlassene Hütte, wo er lebt. Laut der Zeitlinie des Films verbringt er dort zwei Monate. Dann finden ihn deutsche Soldaten. Diese waren jedoch in Wahrheit zu diesem Zeitpunkt schon weit nach Westen abgedrängt. Auch halte ich es für unwahrscheinlich, dass der Soldat überhaupt so lange unbemerkt blieb, in einer Gegend, wo sich zu diesem Zeitpunkt zehntausende von Soldaten in einer einmonatigen Materialschlacht bekämpften.

- Ähnlich gilt dies für den mehrfach gezeigten Stützpunkt der Deutschen, der am Anfang des Films in Orel oder der Nähe liegen soll, aber im September 1943 noch besetzt ist. Die Stadt wurde im August 1943 zurückerobert. Etwas verschenkt fand ich, dass nicht der Rückzug von Truppen oder die Evakuierung des Lazaretts gezeigt wurden, was die Wende des Krieges auch visuell unterstrichen wurde.

Kleinere Punkte:
- ein 60. Infanterieregiment gab es nicht mehr; dieses hieß schon ab 1942 Panzergrenadierregiment 60 und kämpfte südlicher an der Ostfront. "Historisch" ist dagegen die kurz erwähnte 707. Division, die auch in der Tat Kriegsverbrechen gegen Juden beging.
- zwei Jugendliche sagen, dass einer der Brüder ein Panzerkampfabzeichen hat. Dies bekamen jedoch keine Infanteristen. Die Jungs können sich hier aber auch einfach geirrt haben...
- die letzten Transporte von Juden vom KZ Sachsenhausen nach Auschwitz gab es im Herbst 1942; allerdings gab es von anderen Orten in Deutschland auch noch später Transporte. Es sah ja in dem Zug so aus, als wären jüdische deutsche und polnische Häftlinge zusammen transportiert worden, hier weiß ich nicht, ob das der Praxis entsprache. Wobei ich am Anfang verpasst habe, ob die junge Polin auch jüdisch war.
 
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Das ist ein Panzervernichtsungsabzeichen. Daher auch die Frage des Jungen wie viel er denn zerstört habe.

Was ich zum Schluss nicht ganz mitbekam: Was ist aus dem Juden geworden? Die Partisanen trugen ja die Armbinde der Armia Krajowa (polnische Landesarmee = Partisanen aus deutscher Sicht) und die wollten den an die Deutschen ausliefern? Der Ton war teilweise echt leise.
 
Das ist ein Panzervernichtsungsabzeichen. Daher auch die Frage des Jungen wie viel er denn zerstört habe.

Ja, aber ich meine, es wäre wörtlich der Ausdruck "Panzerkampfabzeichen" gefallen.


Was ich zum Schluss nicht ganz mitbekam: Was ist aus dem Juden geworden? Die Partisanen trugen ja die Armbinde der Armia Krajowa (polnische Landesarmee = Partisanen aus deutscher Sicht) und die wollten den an die Deutschen ausliefern? Der Ton war teilweise echt leise.
Diese Szene habe ich auch noch nicht ganz verstanden. Der Partisanenführer hat gefragt, ob er Jude sei, doch seine polnische Begleiterin hat davon abgelenkt, so dass er als flüchtiger Deutscher durchging (und dann erst mal eingesperrt wurde).
Die Armia Kraiowa stand Juden offenbar negativ gegenüber; das steht so auch in der Wikipedia:

Die Heimatarmee (Armia Krajowa / AK) akzeptierte jüdische Freiwillige nur dann, wenn ihre Herkunft nicht offensichtlich war. Jüdische Partisanengruppen wurden nicht unterstützt, sondern zum Beispiel im Sommer 1943 sogar von AK-Einheiten angegriffen.[22]
Judenretter ? Wikipedia

Die Partisanen wollten ihn dann offenbar wieder an die Deutschen ausliefern - so hat ichs verstanden, kann mich aber auch verhört haben. Deals und Verhandlungen mit den Besatzungstruppen oder auch verfeindeten Partisanengruppen kamen im Partisanenkrieg nicht selten vor.
 
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Ja, aber ich meine, es wäre wörtlich der Ausdruck "Panzerkampfabzeichen" gefallen.

Stimmt, ich habe mir extra nochmal die Szene in der ZDF-Mediathek angesehen.
Es war aber ersichtlich das Panzervernichtungsabzeichen, das er am rechten Oberarm trug.
Die Frage der beiden Jungs war aber dennoch dumm, denn pro im Nahkampf vernichteten Panzer gab es ein Abzeichen, bei 5 ein goldenes.
 
- die Desertion des Protagonisten Wilhelm. Nachdem er im Kampf an der Kursker Nordfront einen Zusammenbruch erleidet, findet er unweit eine verlassene Hütte, wo er lebt. [...] Dann finden ihn deutsche Soldaten.

Da war ich auch etwas irritiert, vor allem, da es sich ja, wie an der Plakette zu erkennen war, um Feldjäger handelte.

Wobei ich am Anfang verpasst habe, ob die junge Polin auch jüdisch war.

Das kam auch eher gegen Ende. Sie war eine "Ostarbeiterin", die von dem Bauern, bei dem sie arbeiten musste, mehrfach vergewaltigt worden war, dann schwanger wurde. Ihre Tochter nahm die wohl unfruchtbare Bäuerin an Kindes statt an, aber - so die junge Frau - weil er einen Sohn wollte, hätten die Vergewaltigungen wieder eingesetzt. Daraufhin habe sie ihm gedroht, ein gewisses Organ abzuschneiden, woraufhin sie abgeholt worden und ins Lager gekommen sei.

Was ich zum Schluss nicht ganz mitbekam: Was ist aus dem Juden geworden? Die Partisanen trugen ja die Armbinde der Armia Krajowa (polnische Landesarmee = Partisanen aus deutscher Sicht) und die wollten den an die Deutschen ausliefern? Der Ton war teilweise echt leise.

Man hat ihn am Ende blutzerschlagen aber noch lebend mit einem Schild um den Hals (von wegen deutscher Kollaborateur) an einem Baum gefesselt gesehen (außerdem lebte er ja in der Vorschau zum dritten Teil noch ;) ).

Die Armia Kraiowa stand Juden offenbar negativ gegenüber; das steht so auch in der Wikipedia:

Die AK kann man sicherlich nicht über einen Kamm scheren. Aber man sollte nicht vergessen, dass die AK eine sehr nationalkatholische Organisation war (anders als die kommunistische Armia Ludowa) und dass es in Polen ebenfalls einen sehr starken Antisemitismus gab. Insofern muss es nicht verwundern, dass die junge Polin versuchte gegenüber dem Kommando die jüdische Herkunft ihres Begleiters zu verschleiern.
 
Impressionen zu Teil 1: (und NUR auf Teil 1 bezogen, den ich gerade gesehen habe)

Uhm...mäh...?

Die Szene die mich am meisten ansprach war die, nachdem die Kompanie die russische Fabrik stürmte und das Kalb abgeführt wurde. Nicht nur weil's praktisch war, dem Krieg ein Gesicht verlieh, sondern weil, bei aller Liebe, so streng Hochdeutsch wie im Film reden doch in erster Linie Nachrichtensprecher. Und das hört man den Schauspielern an, weswegen sie sich alle etwas hölzern anhören. Deswegen fand ich die Szene mit dem Kalb zum ersten Mal berührend, weil da jemand Dialekt sprach und in erster Linie: sich nicht so steif anhörte. Juhu, ein Mensch!

Ansonsten: Der springende Punkt an der Sache ist, daß meines Erachtens nach, der Film zuviel versucht und zu wenig erlangt. Stünde ich wirklich außen (wie ich mich gefühlt habe als ich hoffte, daß die Mediathek mich von Schottland aus zuließe) fände ich das Stück rührend und tiefsinnig. Als Deutsche, mit Vorfahren auf allen Seiten, finde ich es platt und denke mir, daß hier zuviel auf einmal versucht wurde. Das wurde schon besser gemacht. Stalingrad? Heimat? Selbst der komische Film mit Yvonne Catterfeld war da besser.

Aber das hier ist so wie der Eintopf, nachdem es in einer Woche Sauerbraten, Grünkohl, Chili con Carne und Pfannekuchen gab. Da braucht's größere Meister, damit das in einem Topf zusammenpaßt.

P.S.: Hier handelt es sich nur um meine direkten Eindrücke auf Teil 1, den ich gerade gesehen habe. Teil 2 habe ich noch nicht gesehen, vielleicht wird es besser.
 
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Mal 'ne Frage an die Uniformkenner:

Wie ist das mit dem Kragenspiegel des SS-Mannes: Am linken Kragenspiegel der Dienstgrad (hier 4 Sterne = Sturmbannführer), auf dem rechten die SS-Rune? Im Film war der rechte Kragenspiegel aber schwarz.

Ich habe bis dato nur den II. Teil gesehen.

Zu den rechten Kragenspiegeln, die waren durchaus nicht einheitlich. Da gab es viele Abweichungen und Ausnahmen z.B. ehemals Verfügungstruppe, ehemals "SS-Totenkopf-Verbände", unterschiede bei manchen Divisionen, zentrale Dienststellen, Nutzung der Uniform der Allgemeinen SS (hier wahrscheinlich, da braunes Uniformhemd) mit Dienstgradabzeichen der Waffen-SS. Aus kostümbildnerischen Sicht bedeutsamer ist die Diskrepanz zwischen Dienstgrad gemäß Schulterstück (SS-Oberstrurmbannführer) und dem im Kragenspiegel ausgewiesenen Dienstgrad "SS-Sturmbannführer", zumal meiner Erinnerung nach, er im Film auch als Obersturmbannführer angesprochen wird.

Letztlich eine Marginalie.

M. :winke:
 
...man merkt, dass er sich an den großen Vorbildern wie "Band of Brothers" orientiert.

Zweiter Teil:
Saving Private Ryan
:rechts: Der anrollende Panzer richtet sein Rohr auf die Scharfschützen im Kirchturm (SPR)/die hinter dem Wagen verschanzten Soldaten (UMUV) aus.
Im Westen nichts Neues :rechts: der sterbende Feind im Granatenkrater (IWnN)/ der sterbende Feind im Panzer (UMUV)
Der Herr der Ringe :rechts: Vater-Sohn-Verhältnis, der jüngere, vom Vater ungeliebte(re) Sohn kehrt heim, der nur Trauer für den (vermeintlich) verstorbenen älteren Sohn hat und sich wünschte, es wäre umgekehrt. Friedhelm = Boromir, Wilhelm = Faramir, Vater Winter = Denethor.
 
Zweiter Teil:
Saving Private Ryan
:rechts: Der anrollende Panzer richtet sein Rohr auf die Scharfschützen im Kirchturm (SPR)/die hinter dem Wagen verschanzten Soldaten (UMUV) aus.
Im Westen nichts Neues :rechts: der sterbende Feind im Granatenkrater (IWnN)/ der sterbende Feind im Panzer (UMUV)
...

Ja, verblüffende Ähnlichkeiten!

Ein Panzer richtet sein Rohr auf ein Ziel und Soldaten stoßen auf sterbende Feinde! Solche Ereignisse sind in den ganzen Kriegsjahren sicher gaaaanz doll selten gewesen! :scheinheilig:

Und nicht zu vergessen, in allen Filmen tragen die Soldaten Helme und Stiefel! Wenn da mal nicht abgekupfert wurde!
 
Ich fand ziemlich verwunderlich, dass der jüdische Gefangene, nach seiner Aussage schon in einem anderen KZ gefangen war, bevor er auf den Transport ging( deshalb trägt er ja auch schon Häftlingskleidung). Wieso hatte er dann noch immer seinen üppigen Haarschopf. War der Schauspieler vielleicht zu eitel sich kahl scheren zu lassen ? Ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich, dass eine menschliche Wirbelsäule den Sturz mit dem Rücken voran auf die Bahnschwellen ,bei voller Fahrt des Zuges ,ohne Brüche überstehen kann. Dieser Fluchtweg wäre vielleicht bei einem stehenen oder in Schrittgeschwindigkei fahrenden Zug möglich gewesen. Erstaunlich war auch, wie er Nadel und Faden aus einer eben von der Wäscheleine geklauten Hose zauberte um der Polin die Beinwunde zu nähen.
Bis auf diese und andere Ungereimtheiten finde ich den Film aber durchaus sehenswert.
 
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