Rom versuchte Ausländer zu Römern zu machen.
Ich hatte früher schon einmal die Stelle von Mark Aurel gebracht:
"Oh, was für eine Seele ist das, die bereit ist, jeden Augenblick von dem Körper, wenn es so sein soll, sich loszulösen und entweder zu erlöschen oder zu zerstäuben oder mit ihm fortzudauern! Nur muß diese Bereitschaft von der eigenen Überzeugung herstammen, nicht aber, wie bei den Christianern, von bloßem Eigensinn;"
Ich glaube, hier passt er wieder gut. In diesem letzten großen stoischen Werk stellt der Kaiser die Kardinaltugend des Bürgers dar, die Opferbereitschaft für das Allgemeinwohl, das heißt die römische Identifikation und stellt dem eine andere, wirre, Identifikation, das Christentum, gegenüber.
Ein anderer Beweis, wie wichtig die Identifikation war, ist das Judentum. Israel war das einzige Gebiet/Volk, an dem die Romanisierung misslang, mit dramatischen Folgen. Bei dieser Identifikation stellte die Gruppe, wie z.B. die der Essener, eine genauso große Rolle, wie die kompromisslose Abgrenzung nach außen.
Das frühe Kaiserreich war eine besondere Zeit. Selbst die christlichen Autoren haben das wahrgenommen:
Eusebius schreibt:
"erst jetzt, zu Beginn des römischen Kaiserreiches, erschien allen übrigen Menschen und den Heiden des ganzen Erdkreises, da sie vorbereitet und bereits fähig waren, die Erkenntnis des Vaters anzunehmen, derselbe Lehrer der Tugenden, der Diener des Vaters in allem Guten, der erhabene und himmlische Logos Gottes, in Menschengestalt, ohne jedoch unsere körperliche Natur in etwas zu ändern." (Hist eccl I,2,23f)
Irenäus:
"Durch sie (die Römer) hat auch die Welt Friede, und furchtlos wandeln wir auf ihren Straßen und segeln, wohin wir wollen." ([FONT="]Iren AH 4,30,3)
[FONT="]und Origenes:
[FONT="]"[/FONT][/FONT][/FONT][FONT="][FONT="][FONT="]Gott bereitete die Völker auf seine Lehre vor und machte, dass sie unter die Herrschaft des einen römischen Kaisers kamen, es sollte nicht viele Königreiche geben, sonst wären ja die Völker einander fremd geblieben, und der Vollzug des Auftrages Jesu: "Gehet hin und lehret alle Völker", den er den Aposteln gab, wäre schwieriger gewesen. Es ist klar, dass die Geburt Jesu unter der Regierung des Augustus erfolgte, der die große Mehrzahl der auf Erden lebenden Menschen durch ein einziges Kaiserreich sozusagen ins gleiche gebracht hatte." (Origen Contra Cels II,30)[/FONT]
[/FONT] Es war diese Nivellierung der Unterschiede, die es vielen leichter machte, sich mit dem Christentum [FONT="]eine neue Identität zuzulegen.
[FONT="]Hierin bestand aber eine Konkurrenz zur römischen Identifikation, wie sie Mark Aurel anstreb[FONT="]te[/FONT], zumal bei[FONT="]de sehr ähnlich waren: Sie ber[FONT="]uhten weitgehend auf der Lehre der Stoa und waren kosmopolitisch ausgerichtet.[/FONT][/FONT][/FONT]
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